Das Zweite Vatikanische Konzil hat sich stark mit dem allgemeinen oder gemeinsamen Priestertum beschäftigt. Es heisst: «So sollen alle Jünger Christi ausharren im Gebet und gemeinsam Gott loben (vgl. Apg 2,42–47) und sich als lebendige, heilige, Gott wohlgefällige Opfergabe darbringen (vgl. Röm 12,1); überall auf Erden sollen sie für Christus Zeugnis geben und allen, die es fordern, Rechenschaft ablegen von der Hoffnung auf das ewige Leben, die in ihnen ist (vgl. 1 Petr 3,15)» (Dogmatische Konstitution «Lumen gentium», 10).
Gerade in unserem Lande legen wir zu wenig Zeugnis für Christus und seine Kirche ab. Es wird über alles andere diskutiert und nachgedacht: wie man die Frauen besser integrieren kann, wie man die Lehre an die Zeit anpassen kann, wie man in der Pastoral die Sünder, die nicht umkehren möchten, begleiten soll und noch vieles mehr. Natürlich wird alles mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil begründet, ein offensichtlicher Missbrauch.
Aber wir sollen nicht die Fehler der andern suchen, sondern an unsere eigene Brust schlagen. Leben wir Laien das allgemeine Priestertum? Engagieren wir uns in unseren Pfarreien? Unterstützen wir die glaubenstreuen Hirten? Beten und opfern wir für sie? Heute ist der Gute Hirt-Sonntag, wir sollten nie vergessen, dass es ohne Priester keine Sakramente gibt.
Der heilige Padre Pio sagte: Eher könnte die Welt ohne Sonne bestehen als ohne das heilige Messopfer. Wir wissen, dass wir in einem geistigen Kampf sind. Wenn man dann hört, dass ein Priester von der Gemeinde nicht gewählt wird oder ihm zum Vorwurf gemacht wird, dass er den Katechismus zitiert oder einfach die normale katholische Lehre verkündet, frage ich mich: Wo sind dann die glaubenstreuen Katholiken?
Ich erlebe das selbst leider auch oft: Wir haben im Schnitt 100 Leute im Gottesdienst und an den Kirchgemeindeversammlungen jeweils 25 Personen. Diese 25 Personen entscheiden dann über die Pfarrei. Jene 75 Personen, die sich fernhalten, tragen aber eine gewisse Mitschuld, wenn dann glaubenstreue Priester nicht wieder gewählt werden oder Beschlüsse gefasst werden, die im Widerspruch zur katholischen Lehre stehen.
Wir leben in einer Zeit, in der glaubenstreue Katholiken Farbe bekennen müssen. In der man sich engagieren muss, in der man sich zusammenschliessen muss. Aber vor allem eine Zeit, in der man viel für unsere Hirten beten muss. Wir können unsere Meinung über den Papst, den Bischof und den Pfarrer haben, wir dürfen sie in Liebe und Brüderlichkeit sogar kritisieren, aber am besten dienen wir ihnen, wenn wir für sie beten.
In Fatima sagt uns die Muttergottes: «Betet täglich den Rosenkranz für die Bekehrung der Welt.» Die Bekehrung benötigen wir alle. Und nochmals, ohne Hirten gibt es keine Sakramente. Stützen wir unsere Hirten, sprechen wir ihnen Mut zu, und stellen wir uns hinter die wahren Hirten. Im Evangelium hören wir vom Hirten und vom bezahlten Knecht. Leider gibt es auch unter den Hirten einige, die anstatt Seelsorger Zählsorger sind – bezahlte Knechte. Beten wir gerade auch für sie, dass sie sich an ihre Berufung erinnern, an ihre Priesterweihe und an ihr Gelübde. Leben wir endlich das, was das Zweite Vatikanische Konzil wirklich wollte, und nicht, was glaubensferne Knechte daraus machten.
Gastkommentare spiegeln die Auffassungen ihrer Autorinnen und Autoren wider.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Sollte jedoch der Sinn des allgemeinen Priestertums nur derjenige sein, dass mit dessen Praxis der Laie wie auch speziell unter diesen die Frauen vor "Diskriminierung" bewahrt seien, einem modernen ideologischen Begriff, handelt es sich zweifelsfrei um ein Missverständnis, eine Verfehlung im Verständnis der Gemeinschaft.
Nach mehr als 60 Jahren Befassung mit Bruder Klaus und heiligen Frauen, auch mit den Mystikern, glaube ich nicht, dass diese sich selber weder im besonderen noch im allgemeinen Sinn als Priester gesehen haben, wiewohl unvergleichlich gestärkt durch die Betrachtung der Hostie. Dieselbe signalisierte aber das ganz andere, was sie selber nicht waren, also ihr ureigenes "Nichts". Dass man sich im Alltag, wie @Ric schreibt, "eingesetzt" hatte, zum Beispiel für Werke des Friedens, angeblich die Schweiz gerettet hatte wie Bruder Klaus, wäre eine Illusion gewesen, hätte er geglaubt, dass die Schweiz, ein vorübergehendes Gebilde, vor Gott wirklich zu retten sei.
Ihr Wort in Gottes Ohr!