Der Gute Hirt, Mausoleum der Galla Placidia, Ravenna. (Bild: Tommaso Trombetta, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Kommentar

Das all­ge­meine Pries­ter­tum leben

Das Zweite Vatikanische Konzil hat sich stark mit dem allgemeinen oder gemeinsamen Priestertum beschäftigt. Es heisst: «So sollen alle Jünger Christi ausharren im Gebet und gemeinsam Gott loben (vgl. Apg 2,42–47) und sich als lebendige, heilige, Gott wohlgefällige Opfergabe darbringen (vgl. Röm 12,1); überall auf Erden sollen sie für Christus Zeugnis geben und allen, die es fordern, Rechenschaft ablegen von der Hoffnung auf das ewige Leben, die in ihnen ist (vgl. 1 Petr 3,15)» (Dogmatische Konstitution «Lumen gentium», 10).

Gerade in unserem Lande legen wir zu wenig Zeugnis für Christus und seine Kirche ab. Es wird über alles andere diskutiert und nachgedacht: wie man die Frauen besser integrieren kann, wie man die Lehre an die Zeit anpassen kann, wie man in der Pastoral die Sünder, die nicht umkehren möchten, begleiten soll und noch vieles mehr. Natürlich wird alles mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil begründet, ein offensichtlicher Missbrauch.

Aber wir sollen nicht die Fehler der andern suchen, sondern an unsere eigene Brust schlagen. Leben wir Laien das allgemeine Priestertum? Engagieren wir uns in unseren Pfarreien? Unterstützen wir die glaubenstreuen Hirten? Beten und opfern wir für sie? Heute ist der Gute Hirt-Sonntag, wir sollten nie vergessen, dass es ohne Priester keine Sakramente gibt.
Der heilige Padre Pio sagte: Eher könnte die Welt ohne Sonne bestehen als ohne das heilige Messopfer. Wir wissen, dass wir in einem geistigen Kampf sind. Wenn man dann hört, dass ein Priester von der Gemeinde nicht gewählt wird oder ihm zum Vorwurf gemacht wird, dass er den Katechismus zitiert oder einfach die normale katholische Lehre verkündet, frage ich mich: Wo sind dann die glaubenstreuen Katholiken?

Ich erlebe das selbst leider auch oft: Wir haben im Schnitt 100 Leute im Gottesdienst und an den Kirchgemeindeversammlungen jeweils 25 Personen. Diese 25 Personen entscheiden dann über die Pfarrei. Jene 75 Personen, die sich fernhalten, tragen aber eine gewisse Mitschuld, wenn dann glaubenstreue Priester nicht wieder gewählt werden oder Beschlüsse gefasst werden, die im Widerspruch zur katholischen Lehre stehen.

Wir leben in einer Zeit, in der glaubenstreue Katholiken Farbe bekennen müssen. In der man sich engagieren muss, in der man sich zusammenschliessen muss. Aber vor allem eine Zeit, in der man viel für unsere Hirten beten muss. Wir können unsere Meinung über den Papst, den Bischof und den Pfarrer haben, wir dürfen sie in Liebe und Brüderlichkeit sogar kritisieren, aber am besten dienen wir ihnen, wenn wir für sie beten.

In Fatima sagt uns die Muttergottes: «Betet täglich den Rosenkranz für die Bekehrung der Welt.» Die Bekehrung benötigen wir alle. Und nochmals, ohne Hirten gibt es keine Sakramente. Stützen wir unsere Hirten, sprechen wir ihnen Mut zu, und stellen wir uns hinter die wahren Hirten. Im Evangelium hören wir vom Hirten und vom bezahlten Knecht. Leider gibt es auch unter den Hirten einige, die anstatt Seelsorger Zählsorger sind – bezahlte Knechte. Beten wir gerade auch für sie, dass sie sich an ihre Berufung erinnern, an ihre Priesterweihe und an ihr Gelübde. Leben wir endlich das, was das Zweite Vatikanische Konzil wirklich wollte, und nicht, was glaubensferne Knechte daraus machten.
 

Gastkommentare spiegeln die Auffassungen ihrer Autorinnen und Autoren wider.

 


Claudio Tessari


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    Meier Pirmin 23.04.2024 um 09:58
    Das allgemeine Priestertum ist ein zweifellos tiefsinniger Gedanke, auf den das 2. Vatikanische Konzil stärker aufmerksam gemacht hat als möglicherweise jede frühere Kirchenversammlung. So vermittelten es mir zum Beispiel meine benediktinischen Religionslehrer P. Augustin Holbein und P. Leo Ettlin kurz vor der Matura noch mit dem Studium von Originaltexten. Sehr stark wird dieser Gedanke trotz "interner " Gegensätze auch in der reformatorischen Jahrhundertdebatte zwischen Luther und Zwingli um das Abendmahl zumindest sinngemäss hervorgehoben, wobei aber die Pointe dieser Debatte darin liegt, dass es nur einen Hohepriester gibt, und der ist Jesus Christus, einerseits in der Passion als Mensch und andererseits in der Präexistenz, Existenz und Post-Existenz als Bestandteil des innergöttlichen Dialogs der Heiligen Dreifaltigkeit. In der abendländischen Mystik wird die Teilhabe des gläubigen Menschen an derselben "Unio" genannt, welchem Endziel der Erlösung durch Jesus Christus die Wege "Askese" einschliesslich Fasten und sich Freimachen von den Ansprüchen der "Welt" sowie die vertiefende "Meditation" vorausgehen, die Betrachtung. Dass die Messe ein mystisches Geschehen ist, scheint wohl die Pointe des schwierigen philosophischen Begriffs "Transsubstantiation" zu sein, welches Dogma jedoch leer bleibt, wenn der Mensch sich nicht selber verwandelt.

    Sollte jedoch der Sinn des allgemeinen Priestertums nur derjenige sein, dass mit dessen Praxis der Laie wie auch speziell unter diesen die Frauen vor "Diskriminierung" bewahrt seien, einem modernen ideologischen Begriff, handelt es sich zweifelsfrei um ein Missverständnis, eine Verfehlung im Verständnis der Gemeinschaft.

    Nach mehr als 60 Jahren Befassung mit Bruder Klaus und heiligen Frauen, auch mit den Mystikern, glaube ich nicht, dass diese sich selber weder im besonderen noch im allgemeinen Sinn als Priester gesehen haben, wiewohl unvergleichlich gestärkt durch die Betrachtung der Hostie. Dieselbe signalisierte aber das ganz andere, was sie selber nicht waren, also ihr ureigenes "Nichts". Dass man sich im Alltag, wie @Ric schreibt, "eingesetzt" hatte, zum Beispiel für Werke des Friedens, angeblich die Schweiz gerettet hatte wie Bruder Klaus, wäre eine Illusion gewesen, hätte er geglaubt, dass die Schweiz, ein vorübergehendes Gebilde, vor Gott wirklich zu retten sei.
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    Daniel Ric 22.04.2024 um 13:16
    Sehr schöner und wichtiger Artikel! Tatsächlich ist es so, dass viele lehramtstreue Katholiken sich nicht engagieren und dann überrascht sind, wenn Priester unter Druck gesetzt werden, die einfach einen authentischen Glauben verkünden. Es genügt nicht, nur "Konsumkatholik" zu sein. Das Zweite Vatikanum fordert die Gläubigen auf, sich aktiv einzubringen. Natürlich kann dieser Einsatz verschiedenartig aussehen. Wichtig wäre es jedoch, wie Herr Tessari völlig richtig schreibt, dass sich glaubenstreue Katholiken vernetzen und gemeinsam zugunsten der Kirche agieren. Noch ein Gedanke: Wir reden viel von der Schönheit der Heiligen Messe oder der Frage, was liturgisch erlaubt ist und was nicht. Natürlich ist es wichtig, liturgischen Missbrauch zu bekämpfen. Es gibt aber auch noch einen anderen Missbrauch der Liturgie, wie ich finde, der nicht durch selbstgebastelte Texte, unwürdiges Benehmen am Altar oder falsche Liedauswahl, etc. entsteht, sondern durch die innere Einstellung der an der Messe teilnehmenden Gläubigen. In der Messe gedenken wir, dass Jesus sich für uns aufgeopfert hat. Wenn ein Laie das allgemeine Priestertum nicht lebt und sich im Alltag nicht für seinen Nächsten oder die Kirche einsetzt, frage ich mich, wie er wirklich die Tiefe und Schönheit dieses Mysteriums, welches wir in der Heiligen Eucharistie erleben, erfahren kann. Wenn wir uns fragen, weshalb in unserer Kirche Schweiz der authentische Glaube so einen schweren Stand hat und so viele schlechte Dinge geschehen, dann müssen wir uns eingestehen, dass das Böse immer vor allem ein Mangel am Guten ist. Nicht diejenigen, welche die Kirche aktiv zerstören, sind das wahre Problem (denn die gab es immer schon), sondern die passiven Gläubigen, die zwar vielleicht die richtige Einstellung zur Kirche haben, jedoch nicht den Mut und die Kraft, sich einzusetzen.
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    Xaver Baumberger 22.04.2024 um 11:03
    Danke für diesen Aufruf. Beten wir für alle, dass wir alle Jesus Christus und seine Wahrheit ins Zentrum unseres Lebens und Handelns stellen.
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    Haueter Urs 22.04.2024 um 08:44
    Hallo Gotteskämpfer, hast Du gut gemacht, der Heiland und die Mama freuen sich über Dich wie Immer.
  • user
    Michael Dahinden 22.04.2024 um 03:12
    @Claudio Tessari
    Ihr Wort in Gottes Ohr!
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    Claudio Tessari 21.04.2024 um 19:26
    Kleine Klarstellung. Personen dürfen und sollen wir weder verurteilen noch kritisieren sondern ihr falsches handeln. War zu wenig genau.
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      Stefan Fleischer 21.04.2024 um 20:25
      Richtig. Wir sollen uns immer bemühen zu unterscheiden zwischen dem Tatbestand, dem Täter und der Schuld.