Die Priesterweihe von Agil Raju fand im syro-malankarischen Ritus statt, in dem Ritus also, in dem er auch getauft worden war. Die Syro-malankarische Kirche ist im Süden Indiens verbreitet; seit 2010 resp. 2016 gibt es auch die Eparchie St. Mary Queen of Peace für die USA und Kanada.[1] Da der Heimatbischof von Agil Raju nicht kommen konnte, wurde er durch Thomas Mar Eusebius, Bischof der Eparchie Parassala, geweiht.
Die Liturgie der Syro-malankarischen Kirche ist voller Symbolik. Dabei spielen zum Beispiel die Farben eine Rolle, aber auch Handlungen, die das Gesagte unterstreichen und verdeutlichen. Die Priesterweihe wurde den Verhältnissen in der Schweiz leicht angepasst, dauerte aber immer noch fast drei Stunden.
Eucharistie als Urquell geistlichen Lebens
Nach dem Einzug begann die heilige Messe direkt mit der Gabenbereitung, da die Eucharistie der Urquell des geistlichen Lebens und somit auch der Priesterweihe ist. Bischof Thomas Mar Eusebius bat um das Gebet der Gläubigen, damit er «würdig befunden werde, das heilige und lebendige Opfer für die ganze Kirche darzubringen». Es folgten ein Lobpreis Gottes durch das Volk und Heiligrufe. Ungewohnt für uns war der starke Einbezug des Volkes, das immer wieder durch Amen- respektive Kyrie-Rufe das Gesagte bekräftigte oder im Wechsel mit dem Zelebranten Gebete sprach. Auffallend war, dass mehrere Priester ein schwarzes liturgisches Gewand trugen. «Diese Priester haben nicht konzelebriert», erklärte Agil Raju später. «Sie haben während der Messe mir gedient, deshalb durften sie kein weisses Gewand tragen.»
Die Lesung war aus dem Zweiten Korintherbrief (2 Kor 12,1–10). Darin schreibt Paulus von seiner Schwachheit und einem Stachel im Fleisch. «Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet.» «Meine Gnade genügt dir», wählte Agil Raju dann auch als Spruch auf seinem Gedenkbildchen.
In seiner Homilie betonte Bischof Bonnemain, dass das Leben des Priesters ein eucharistisches Leben ist, eine Proexistenz, ein Leben für die vielen, wie das Leben Jesu. Die Weihe im syro-malankarischen Ritus «zeigt uns, wie weltumspannend unsere Kirche ist. […] Die Kirche kennt keine Ausländer. Alles ist für uns Heimat und wir alle sind Heimat für alle.»
Nach verschiedenen Gebeten folgten das Glaubensbekenntnis, Friedensgebet, Sanctus und der Einsetzungsbericht, zu dem das Volk stand, sowie Anamnese und Epiklese.
Erst jetzt wurden die Fürbitten vorgetragen. Die Fürbitten für den Papst und Bischöfe – hier erweitert für Priester, Diakone, Ordensleute und die ganze Kirche – die Notleidenden und Regierenden kennen wir auch im römisch-katholischen Ritus. Danach wurden Maria, der heilige Thomas, die Apostel, Propheten, Evangelisten, Märtyrer und Bekenner angerufen, damit ihre Gebete ein Bollwerk für uns sein mögen. Auch die Väter, «die den einen unbefleckten, wahren und apostolischen Glauben bewahrt und überliefert haben», wurden um ihr Gebet angefleht. Die letzte Fürbitte galt wie bei uns den Verstorbenen.
Nach der Brotbrechung betete die Gemeinde das Vaterunser. In der «Erhebung der heiligen Mysterien» wurde die Heilige Dreifaltigkeit angerufen. Die Verehrung der Dreifaltigkeit durchzog die ganze Liturgie: Immer wieder erfolgte die Anrufung von Vater, Sohn und Heiligem Geist, immer wieder bekreuzigten sich die Gläubigen.
Kommentare und Antworten
Sei der Erste, der kommentiert