Teilnehmende des Kolloquiums. (Bild: zVg)

Kirche Schweiz

1700 Jahre Kon­zil von Nicäa: Die Ein­heit in Chris­tus als Richt­schnur der kirch­li­chen Einheit

Im kom­men­den Jahr fei­ert die Kir­che das 1700. Jubi­läum des Kon­zils von Nicäa. Das erste der öku­me­ni­schen Kon­zile ist einer der wich­tigs­ten Pfei­ler des apos­to­li­schen Glau­bens. Bis heute wird das Glau­bens­be­kennt­nis von Nicäa von den meis­ten Kir­chen aner­kannt. Und mit der Ver­wer­fung der aria­ni­schen Häre­sie umschiffte die Kir­che im Jahr 325 eine der wohl gröss­ten theo­lo­gi­schen Ver­su­chun­gen der Geschichte. Es stand nicht weni­ger als die Ein­heit des Erlö­sers Jesus – als wah­rer Gott und wah­rer Mensch – auf dem Spiel.

Als Vorblick auf das Jubiläum lud am 18. November 2024 das «Institut für ökumenische Studien» und die «Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rats der Kirchen» in Fribourg zu einem Kolloquium ein. Unter dem Titel «The Council of Nicaea as an Ecumenical Guide for Christian Unity» trafen sich Teilnehmende aus Fribourg, rund 50 Studierende des Ökumenischen Institut Bossey und des Instituts für Orthodoxe Theologie in Chambésy zum Austausch. Man bemühte sich um ein tieferes Verständnis des Bekenntnisses von Jesus Christus als «eines Wesens mit dem Vater» mit Blick auf die fortlaufenden Bemühungen um sichtbare kirchliche Einheit.

Wie Leuchtfeuer markieren die grossen Konzile entscheidende Momente auf der Reise des pilgernden Gottesvolkes. Immer wieder fanden sich durch die Jahrhunderte hindurch aus der ganzen christlichen Welt Vertreter zusammen, um – nach dem Vorbild des Apostelkonzils in Jerusalem – über drängende Fragen zu beraten und verbindliche Entscheidungen zu treffen. Das Konzil von Nicäa ist das erste dieser ökumenischen Konzile. Es wird von allen Kirchen anerkannt und evoziert damit eine Zeit noch vor dem tragischen Auseinanderbrechen der Christenheit. Zugleich ist die Zusammenkunft in Nicäa, die in der grossen gemeinschaftlichen Affirmation des Nicänischen Glaubensbekenntnisses gipfelt, auch ein Moment des resoluten Neins. In ihren Eröffnungsworten erinnerte die Organisatorin Prof. Barbara Hallensleben daran, wie einleuchtend, elegant und letztlich beruhigend die arianische Position gewesen war. Nach dieser Lehre war Jesus lediglich das vornehmste Geschöpf Gottes, aber nicht wesensgleich mit ihm. All das Verwirrende und Irritierende an der Inkarnation scheint damit befriedigend erklärt zu sein. Gott bleibt Gott. Und der Mensch Jesus bleibt Mensch. All die Schwierigkeiten, wie ewiger Gott und endlicher Mensch zugleich zu denken sind, fallen damit weg. Aber letztlich fällt auch die ganze Kraft der Erlösung weg. Die rational erscheinende Lösung des Arianus ist nichts anderes als die Preisgabe des lebendigen Kerns der christlichen Heilsbotschaft – Gott ist Mensch geworden. Es benötigte ungemeine geistliche Kraft und göttliche Fügung, dass die Kirche sich damals gegen den Arianismus entschied. Denn selbst nach dem Konzil büsste der Arianismus nicht an Anziehungskraft ein und bis heute geistert dieser bequeme Irrtum in verschiedenen Gestalten durch die Welt.

Das Kolloquium fokussierte darauf, wie dieses geteilte Fundament der Christenheit die Bestrebungen zu sichtbarer Kircheneinheit leiten und anregen könnte. Dieses ökumenische Anliegen zeigte sich in den konfessionell stark gemischten Teilnehmenden und Referenten. Eine katholische (Prof. Barbara Hallensleben), eine christkatholische (Prof. Angela Berlis) und zwei orthodoxe Stimmen (Prof. Andrej Jeftic und Dr. Mihail Comãnoiu) kamen in den Beiträgen zu Wort. Eine wichtige Erkenntnis dieser Begegnung war, dass die kirchliche Einheit, wie sie sich im Konzil von Nicäa zeigte, ihre Kraft aus der Einheit in Jesus Christus bezieht. Um Blaise Pascals «Mémorial» zu paraphrasieren: Nicht der Gott der Philosophen, Gelehrten, Bürokraten und Gremien ist der Weg zur kirchlichen Einheit, die der Christenheit verkündet und von ihr gefordert ist, sondern der lebendige Gott, wie er sich in Jesus von Nazareth offenbart hat.


Silvan Beer

Silvan Beer (Jg.1992) wuchs im Emmental auf und lebt gegenwärtig in Fribourg. Er studierte Theologie und Philosophie in Bern, Fribourg und Rom und schreibt literarische und journalistische Texte.


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