(Bild: Benne Ochs/Kindermissionswerk)

Hintergrundbericht

6. Januar – Hoch­fest Erschei­nung des Herrn

Das Hoch­fest «Erschei­nung des Herrn» wird auch als Epi­pha­nie bezeich­net – abge­lei­tet vom alt­grie­chi­schen Wort für Erschei­nung ἐπιφάνεια (epi­phá­neïa). Unter Epi­pha­nie ver­steht man eine unver­mu­tete Erschei­nung oder Selbstof­fen­ba­rung einer Gott­heit unter den Men­schen. Dies ist durch die Geburt Jesu Christi – wah­rer Gott und wah­rer Mensch – geschehen.

Das Hochfest lenkt unseren Blick von der Krippe zum Stern und dann in die ganze Welt hinaus. Diese Bewegung machen auch die Lesungen des heutigen Tages. Die Lesung aus dem Buch Jesaja (Jes 60,1–6) verkündet dem Volk Israel, dass die Dunkelheit endlich vorbei sein wird: «Es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir.» Diese Prophezeiung hat sich durch die Geburt Jesu Christi erfüllt. Dieses Licht – der Messias – ist aber nicht nur für das Volk Israel gekommen, sondern für alle Menschen: «Nationen wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz […] Aus Saba kommen sie alle, Gold und Weihrauch bringen sie und verkünden die Ruhmestaten des Herrn.»

Das Evangelium (Mt 2,1–12) spricht nicht von Königen, sondern von «Sterndeutern» (griech. magoi), also Magier. Doch ob nun Könige, Sterndeuter oder Magier: Wichtig ist, dass es in jedem Fall Heiden waren. Diesen Gedanken hören wir in der zweiten Lesung: «[…] dass nämlich die Heiden Miterben sind, zu demselben Leib gehören und mit teilhaben an der Verheissung in Christus Jesus durch das Evangelium» (Eph 3,6).

Diese Sterndeuter haben einen Stern am Himmel entdeckt, der für die Geburt eines neuen Königs stand. Sofort machten sie sich auf den Weg, um diesem neuen Herrscher zu huldigen.

«Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr grosser Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.»

Die Gaben weisen bereits auf das Schicksal des Kindes hin: Gold für Christus, den König, Weihrauch für den wahren Gott und Myrrhe für sein Begräbnis.

Ging man zunächst noch von zwölf Sterndeutern aus, wurde die Zahl später auf drei festgelegt, analog der drei Geschenke (Gold, Weihrauch, Myrrhe). Diese drei Sterndeuter symbolisieren die drei Lebensalter (Jüngling, Mann und Greis) und die damals bekannten drei Kontinente (Afrika, Asien und Europa) – also die ganze Menschheit. Dahinter steht der Gedanke, dass Christus für die ganze Welt gekommen ist, für alle Menschen, egal welcher Herkunft, welchen Alters, welchen sozialen Standes.

Die drei Sterndeuter oder Könige gelten als die ersten Missionare, da sie die Frohe Botschaft in die ganze Welt hinausgetragen haben. Hier liegt auch der Ursprung für den Brauch der «Sternsinger», die von Tür zu Tür ziehen, um den Menschen die Frohbotschaft zu bringen und gleichzeitig Spenden für bedürftige Kinder zu sammeln. Sie schreiben mit Kreide einen Segensspruch auf den Türbalken: 20 * C + M + B + 23. Dabei stehen die Zahlen für das entsprechende Jahr. CMB kann als Abkürzung der Namen der drei Könige (Caspar, Melchor, Balthasar) gedeutet werden oder auch für «Christus mansionem benedicat» (Christus segne dieses Haus). Der Stern steht für den Stern von Bethlehem und somit für die Geburt Jesu. Die drei Kreuze für die Dreifaltigkeit (Vater, Sohn und Heiliger Geist).

Das Fest von Epiphanie holt die Welt (Sterndeuter) durch den Stern zur Krippe, zum wahren Licht. Gleichzeitig wird durch die Sterndeuter das Licht in die ganze Welt hinausgetragen.

Brauchtum
Ein seit dem Mittelalter bekannte Brauch ist der Dreikönigskuchen, ein Hefegebäck in Form einer Krone: In einen Kuchen wurde eine Bohne gesteckt. Wer diese fand, durfte für einen Tag König sein. Dieser fast vergessene Brauch wurde in der Schweiz in den 1950er-Jahren durch den Brotforscher Max Währen wiederbelebt. Heute wird anstelle einer Bohne ein Kunststoffkönig verwendet. Die Rezepturen wie auch der versteckte Gegenstand (z. B. auch eine Mandel oder eine Münze) sind regional unterschiedlich. Der Dreikönigskuchen ist unter anderem auch in Deutschland, Frankreich, Luxemburg, England, Spanien, Mexiko und New Orleans verbreitet.

An Epiphanie wurde früher auch der Taufe im Jordan und der Hochzeit in Kana gedacht. Darauf verweist die Benediktus-Antiphon des Festtages: «Heute wurde die Kirche dem himmlischen Bräutigam vermählt: Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren Sünden. Die Weisen eilen mit Geschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird in Wein gewandelt und erfreut die Gäste. Halleluja.»
Der Dreikönigstag war deshalb traditionell ein Tauftag. Noch heute wird an vielen Orten das sogenannte «Dreikönigswasser» geweiht.

Ein weiterer Brauch ist die Haus- oder Wohnungssegnung am 6. Januar. Wenn keine Sternsinger vorbeikommen resp. diese keine Haussegnung vornehmen, kann diese Segnung in der Familie gefeiert werden. Der Ablauf einer solchen Haussegnung ist im aktuellen «Katholischen Gesangbuch» bei der Nummer 373 zu finden.
 

Der 6. Januar ist in den Kantonen Schwyz, Tessin und Uri sowie in einigen Gemeinden im Kanton Graubünden ein gesetzlicher Feiertag; in Deutschland in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen-Anhalt.
In Andorra, Finnland, Griechenland, Island, Italien, Kroatien, Liechtenstein, Österreich, Polen, San Marino, Schweden, der Slowakei und in Spanien ist der 6. Januar ein staatlicher Feiertag.

 


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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