Symbolbild. (Bild: David Travis/Unsplash)

Mit spitzer Feder

Ach­tung: «swiss​-cath​.ch» lei­det an Leseschwäche!

Der Sach­ver­halt scheint eini­ger­mas­sen klar zu sein: «Künf­tig müs­sen sich ange­hende Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger extern durch­che­cken las­sen, ob sie für diese Auf­gabe geeig­net sind und sie die­sen Dienst über­haupt antre­ten kön­nen», schrieb Isa­bel Heus­ser in der «Neuen Zür­cher Zei­tung» («Seel­sor­ger müs­sen zum exter­nen Eig­nungs­test», Aus­gabe vom 1. Okto­ber 2024).

Simon Spengler, Leiter Kommunikation der Römisch-Katholischen Körperschaft des Kantons Zürich, lieferte gleichenorts folgende Interpretationshilfe nach:
Bisher habe der Regens, also der Leiter des jeweiligen Priesterseminars, zusammen mit dem Bischof darüber befunden, ob eine Person geeignet sei für die Seelsorge. Die Öffnung geschehe bewusst: «Innerkirchliche Entscheide nach aussen zu vergeben, bedeutet aber auch, Verantwortung und Macht zu verlieren.» Dieser Schritt sei kaum allen Beteiligten leichtgefallen. «Aber jetzt stehen alle Kantonalkirchen und Bischöfe dahinter.»

Grund genug also, uns beim Bistum Chur zu erkundigen, ob Simon Spenglers Aussage, wonach inskünftig ein kirchenexternes Assessment exklusiv darüber entscheide, wer katholischer Priester werden kann, zutreffend ist.

Nein, beschied uns die Kommunikationsstelle des Bistums Chur, wir von «swiss-cath.ch» hätten den einschlägigen Text nicht richtig gelesen, bei sachlicher Analyse sei klar, dass es hierbei nicht um eine Auslagerung von Kompetenz gehe, sondern um eine nützliche Hilfe, damit die Verantwortlichen, schlussendlich der Diözesanbischof, die richtigen Entscheidungen treffen könne. Ein klarer Fall offensichtlicher Leseschwäche von «swiss-cath.ch» also.

Der Befund ist gravierend, hat doch Thomas Boutellier im Newsletter «Grüss Gott Zürich» (Ausgabe vom 4. Oktober 2024) seinerseits bei «swiss-cath.ch» eine «strittige Lesart» der Bussfeier am Vorabend der Eröffnung der Weltbischofssynode in Rom ausgemacht. Dabei hatte «swiss-cath.ch» die in diesem Rahmen erfolgten Fürbitten von sieben Kardinälen zur Sprache gebracht, so unter anderem jene von Kardinal Cristóbal López Romero, der für schuldig gewordene Altargegenstände um Vergebung bat.

Also denn, liebe Leserinnen und Leser: Beschafft euch umgehend eine Lesebrille, um die Leseschwäche von «swiss-cath.ch» unbeschadet zu überstehen.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

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Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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Bemerkungen :

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    Meier Pirmin 11.10.2024 um 17:53
    Die Geschichte ist vergleichbar mit der parlamentarischen Anfrage an einen bayerischen Minister, wahrscheinlich Gesundheit, wie viele Geschlechter es nach Meinung der Regierung gebe. Mutmasslich eine Fangfrage von seiten der rechten Opposition. Statt allenfalls mit Humor zu antworten, erklärte der Minister, dafür müsse eine Kommission eingesetzt werden und Fachleute befragt. Sicher ist, dass Franz Josef Strauss, übrigens sehr vielseitig belesen, gewiss nicht so reagiert hätte; zu schweigen davon, dass Jesus Christus, zwar nicht zu verwechseln mit einem Politiker, ganz gewiss die Fangfrage mit einer sehr geschickten und mutmasslich doch bibelkonformen Antwort jenseits von Blabla pariert hätte.
  • user
    Michael 11.10.2024 um 11:23
    @Stefan Fleischer So läuft der Hase.
    Stellen Sie Sich vor, die Psychologen und Staatsangestellten müssten einen 30jährigen Single zum Predigen zulassen, der eine jungfräuliche Mutter hat und sagt „nehmt täglich euer Kreuz auf euch.“ Der hätte keine Chance.
  • user
    Stefan Fleischer 10.10.2024 um 18:17
    Ceterum censeo
    Wenn Jean-Baptiste Marie Vianney einen solchen externen Check über sich hätte ergehen lassen müssen, wir würden heute keinen Heiligen Pfarrer von Ars verehren und ihn um seine Fürbitte beim Herrn anflehen können.
  • user
    John Henry 10.10.2024 um 17:29
    Als langjähriger Manager ärgert mich nur weniges mehr als das dauernde „outsourcen“ von eigener Verantwortung. Ich habe nur ganz wenige gute Entscheidungen von Beratern gesehen.

    Wenn ein Bischof die Vorsehung Gottes an heidnische Dritte delegiert, dann ist er am falschen Platz. Natürlich kann er das Assessment überstimmen, aber dann kann man ihm genau dies später vorwerfen, deshalb kann man sich fast nicht gegen „Expertenmeinungen“ stellen.

    Mit diesem Vorgehen werden glaubenstreue Christen praktisch ausgeschlossen. Ich gehe davon aus, dass der HERR dies nicht akzeptieren wird. Die zustimmenden Bischöfe sollten sich zeitliche und ewige Sorgen machen. 🙏📿
    • user
      Hansjörg 10.10.2024 um 21:17
      Dass Aufgaben an Dritte outsourced werden können ist noch verständliche. Aber was genau ist mit heidnisch gemeint?
      • user
        Martin Meier-Schnüriger 11.10.2024 um 12:59
        Ein junger deutscher Theologieprofessor sprach schon in den 1950er Jahren von "getauften Heiden". Er meinte damit Menschen, die sich zwar taufen lassen und sich als Christen verstehen, aber es mit der Nachfolge Christi nicht ernst meinen. Solche Menschen haben unterdessen in vielen kirchlichen und staatskirchlichen Gremien das Sagen und propagieren dort ein softes Gutmenschentum, das mit der herausfordernden Lehre Jesu Christi nicht mehr viel gemeinsam hat. Priesteramtskandidaten, die für Jesus und seine Kirche brennen, werden - so ist zu befürchten - von diesen Gremien als nicht geeignet aussortiert. Ach ja, der Name des erwähnten Theologieprofessors ist Joseph Ratzinger, nachmals Papst Benedikt XVI.
        • user
          Hansjörg 13.10.2024 um 12:42
          Gibt es denn auch ungetaufte Heiden? Falls dem so wäre, gäbe es es wohl mehr Heiden auf dieser Erde als Christen.