Collage der Episodenbilder des Aventskalenders «Weihnachten verboten!». (Bilder: Screenshots der Webseite SRF school)

Hintergrundbericht

Advents­ka­len­der von «SRF school»: Mons­ter, aber kein Jesus

Viele Men­schen ver­bin­den die Advents– und Weih­nachts­zeit mit posi­ti­ven Emo­tio­nen: Frie­den, Fami­lie, Gemein­schaft, Liebe. Wie Psy­cho­lo­gen her­aus­ge­fun­den haben – wel­che Über­ra­schung – füh­ren Weih­nachts­su­jets zu zusätz­li­chen Kau­f­im­pul­sen. Dies macht sich die Geschäfts­welt aller­or­ten zu nutze. Jetzt springt auch «SRF school» auf die­sen Zug auf.

Schon jetzt kommen uns in den Läden «weihnächtliche» Motive in die Quere, wenn diese auch schon seit Jahren nicht mehr unbedingt einen wirklichen Bezug zu Weihnachten haben: Rentiere, Santa Claus, Wichtel oder Schneemänner. «SRF school» will bei dieser vorweihnachtlichen Angebotsüberflutung nicht aussen vor stehen und bietet nun ein Hörspiel für die Adventszeit an. «Weihnachten verboten!», so der spannende Titel.

«Wie doof: Nikbert und Klausbert haben ausgerechnet am 24. Dezember Geburtstag. Da sie aber echte Herzöge sind, beschliessen sie ganz einfach: Weihnachten wird verboten! Stattdessen wird jetzt «Herzogsnachten» gefeiert. Auch die Freundschaft zwischen Schweinehirt Amund und Herzogstochter Ottilia ist nicht erlaubt. Das lassen sich die beiden nicht gefallen. Sie brechen zu einem gefährlichen Abenteuer auf – und retten dabei nicht nur ihre Freundschaft, sondern vielleicht auch Weihnachten.» So der Einleitungstext. Wer sich nun interessiert die Inhalte der einzelnen Episoden ansieht, entdeckt Seltsames: mystische Kreaturen, Monster, Kopflose, einen Basilisk, eine Freiheitskämpferin und Schattenfüssler.

Man könnte denken: Für die Kinder von heute muss es halt eine Geschichte mit Monstern und Ungeheuern sein. Hauptsache eine Adventsgeschichte! Lesen wir den Inhalt der letzten Episode.

«Das Chaos bricht aus, als die Bewohner:innen der Stadt, angeführt von der Piratenkapitänin Petronella von Revolt, ins Schloss eindringen und gemeinsam Weihnachten feiern. Am Ende verstecken sich die beiden Herzöge im Schweinestall, während im Schloss Weihnachten gefeiert wird. Sie sitzen und streiten, unfähig, die Freude der Feier zu teilen. Die Geschichte endet mit einem Weihnachtsgruss, der darauf hinweist, dass die Herzöge auch im nächsten Jahr noch dort sitzen werden.»

Das Advents-Hörspiel von «SRF school» kommt ohne die eigentliche Weihnachtsgeschichte aus – keine Spur von Jesus, Maria, Josef oder Engeln. Was da genau an Weihnachten gefeiert wird, bleibt ein Rätsel. Ebenso wenig wird der Grundgedanke von Weihnachten vermittelt: Frieden. Denn die beiden Herzöge werden auch im nächsten Jahr noch im Schweinestall sitzen. Da fragt man sich, was den Schülerinnen und Schülern mit dieser Geschichte vermittelt werden soll.
 


«swiss-cath.ch» hat einem ehemaligen Primarlehrer und einer Religionslehrerin den Link zu den Unterlagen zukommen lassen und nachgefragt. Christian Foppa ist ein pensionierter Primarlehrer aus dem Kanton Graubünden, Moni Abellas ist als Katechetin im Bistum St. Gallen tätig.

«SRF school» bietet einen «Adventskalender» mit dem Namen «Weihnachten verboten!» an. Wie ist Ihr erster Eindruck dieses «Adventskalenders»?
Christian Foppa: Na ja, die Geschichte hat eigentlich nichts mit Weihnachten zu tun. Man könnte sie auf irgendein Fest beziehen, zum Beispiel auf die Gründung der Stadt, die ja dann durch die narzisstischen Herzöge geteilt wurde.

Moni Abellas: Das zentrale Ereignis in der geweihten Nacht ist die Geburt von Jesus Christus. Sie ist so wichtig, dass unsere Zeitrechnung auf sie zurückgeht. Doch das Jesuskind kommt in der Geschichte gar nicht vor.

«Die Geschichte zeigt, wie die selbstsüchtige Herrschaft der Herzöge Klausbert und Nikbert ins Chaos führt. Am Ende triumphieren Gemeinschaft und Zusammenhalt über die veraltete Macht der Zwillinge.» Dies ist nicht die Botschaft von Weihnachten. Wie halten Sie von diesem Umgang mit dem Weihnachtsfest?
Christian Foppa: Dass man in der Schule Respekt, Gemeinschaft und Zusammenhalt thematisiert, ist wünschenswert, wird aber auch oft wegen des Lerndruckes (und der oft während der Berufsausbildung diesbezüglich wenig sensibilisierten Lehrpersonen) vernachlässigt. Als Lehrer würde ich mir mit den Kindern vielleicht die Geschichte anhören und 5 bis 10 Minuten darüber sprechen. Alles weitere, zum Beispiel die Zeichenaufträge, ist überflüssig und verlorene Zeit, die man auf Weihnachten hin bedeutend besser nutzen könnte.

Moni Abellas: Ich würde mir diesen «Adventskalender» nicht mit den Kindern anhören, denn ein Adventskalender sollte auf die Ankunft von Jesus einstimmen. Es gibt auch heute noch Kinder, die zu Hause die echte Weihnachtsgeschichte hören. Diese werden durch solche Geschichten verwirrt.

Christian Foppa: Ich halte eigentlich überhaupt nichts von solch aufgesetzten Geschichten zu Weihnachten. Es ist aus meiner Sicht einfach eine «Mode»-Strömung, mit der gewisse Autoren und Produzenten etwas zum Thema Weihnachten produzieren (wollen oder müssen). Vielleicht auch, um krampfhaft auf sich aufmerksam zu machen.
 


Nun könnte jemand einwenden: In einer Schulklasse sind verschiedenste Religionen und Konfessionen vertreten. Es ist doch toll, wenn sie anhand einer Geschichte, die von Magie und Monstern erzählt, lernen, dass Gemeinschaft wichtig ist.
Moni Abellas: Für Gemeinschaft und Zusammenhalt gibt es viele andere Geschichten, die man nicht unter dem Deckmantel «Adventskalender» in der Schule durchnehmen muss.

Christian Foppa: Ich habe als Lehrer mit meinen Klassen, in denen zum Teil vier bis sechs verschiedene Religionsrichtungen vertreten waren, immer offen die Adventszeit und Weihnachten erlebt. Alle haben die verschiedenen Auftritte mit Weihnachtsliedern für Patienten in Spitälern oder mit Krippenspielen in verschiedenen Kirchen genossen. Es gab auch nie Widerstand von Eltern anderer Religionsgemeinschaften – eigentlich nur Unterstützung und freudige Teilnahme! Auch so konnten die Kinder meiner Klassen die «gesegnete» Advents- und Weihnachtszeit mit ihren vielen Bräuchen und Hinweisen auf Freundschaft, Gemeinschaft und Zusammenhalt erleben – ohne aufgesetzte Märchen.

«swiss-cath.ch» hat auch Prof. Christian Cebulj, Lehrstuhl für Religionspädagogik und Katechetik an der Theologischen Fakultät, um eine Einschätzung gebeten. Seine Rückmeldung war knapp und klar: Das Projekt «lohnt nicht, weiter verfolgt zu werden, denn ich gehe davon aus, dass die Kinder und Jugendlichen, denen das Projekt als Adventskalender präsentiert wird, schlau genug sind, um zu durchschauen, dass es da nicht um Advent und Weihnachten, sondern um eine recht mittelmässige Magic-Story geht.»
 

«Adventskalender» auf «SRF school»
https://www.srf.ch/sendungen/school/ein-adventskalender-zum-hoeren-weihnachten-verboten

 

 


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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Bemerkungen :

  • user
    Claudio Tessari 19.11.2024 um 15:59
    SRF ist links grün und wir wissen, dass dies gleichzeitig antichristlich ist. Vor Jahren schon gab es an den Schulen meiner Kinder ein Advent Singen, wo man aber den Namen JESUS ebenfalls nicht verwenden wollte. Ich habe eine Unterschriften Petition gestartet und der Schule Druck gemacht: Entweder nennt man es nicht mehr Advent Singen oder man hat den Mut, JESUS Lieder zu singen. Man sang dann Jesus Lieder. Bis der Corona Wahnsinn kam, dann nutzte man das gleich, um es ganz abzuschaffen. Hauptsache man lernt den Schülern was Bajram bedeutet. Das ist die links grüne, antichristliche Schweiz im Jahr 2024. Passend zur REDWEEK.
  • user
    Meier Pirmin 19.11.2024 um 10:39
    Zwangsabonnemente von Medien, die einerseits immer weniger genutzt werden, andererseits für Andersdenkende mindestens gleich störend sind, wenn ein Schwarze "N" genannt wird oder ein Zigeuner Zigeneuer, sind heute die bedeutendste Diskriminierungserfahrung der Mehrheitsbevölkerung, vgl. auch die grassierende Sprachpolizei. Es handelt sich, was freilich wie beim offensichtlichen Rassismus legiferiert weden muss, um eine klare Menschenrechrtsverletzung, Verhöhnung innerster Empfindungen. Kommt dazu, dass die Benützung herkömmlicher Medien in vielen Bereichen zu offensichtlicher Desinformation führt. War schon bei der Angelegenheit Corona so, wiewohl in jenem Bereich auf der Gegenseite Fanatiker und Ideologen ihrerseits gewütet haben.