Die Witwenweihe ist ein Segensritus, den es bereits im frühen Christentum gegeben hat und von dem bereits in den Pastoralbriefen die Rede ist. Die Witwe legt das Versprechen ab, zölibatär zu leben, eine feste, persönliche und lebendige Gottesbeziehung zu leben, wie auch das Stundengebet der Kirche zu beten und karitativ in der Welt zu wirken. Auf diesem Weg will die Witwe dem Ruf Jesu Christi folgen.
Während sich der Brauch der Witwenweihe in den Ostkirchen erhalten hat, geriet er im Westen in Vergessenheit. Die heute gültigen liturgischen Bücher sehen die Witwenweihe nicht vor. Doch 1984 approbierte der Heilige Stuhl auf Bitten des Pariser Kardinals Jean-Marie Lustiger einen «Ritus der Segnung von Witwen». Inzwischen gibt es geweihte Witwen, in Deutschland, Italien, Österreich, Polen und auch in der Schweiz.
In der Trauer von Gott getragen
Isabella Rütti-Buonfrate hatte 1999 geheiratet. Nach nur 13 Ehejahren starb ihr Ehemann an Krebs. Trotz der Trauer über seinen frühen Tod zerbrach Isabella nicht, so Weihbischof Martin Gächter in seiner Predigt, sondern fühlte sich intensiv von Gott getragen und spürte grosse innere Ruhe, Zuversicht und Frieden im Herzen. Sie ging der Frage nach, was Gott mit ihr vorhat. Sie öffnete ihr Herz für den Plan Gottes und für die Anliegen der Menschen um sie herum und hat sich so zu diesem Schritt der Lebenshingabe an Jesus entschieden.
Im Interview mit «swiss-cath.ch» erzählt Isabelle Rütti-Buonfrate von ihrem Weg, der sie zur Witwenweihe führte.
Die Witwenweihe ist in unserer Gegend wenig bekannt. Wie haben Sie von der Existenz dieser Lebensform erfahren?
Zum ersten Mal habe ich 2018 im Newsletter von VaticanNews davon gelesen. Papst Franziskus hatte geweihte Witwen zur Audienz nach Rom eingeladen. Dieser Bericht hat mich sehr angesprochen, und ich suchte dann im Internet Informationen darüber.
Sie waren verheiratet und haben dies als Ihre Berufung erkannt. Durch den frühen Tod Ihres Mannes wurde Ihr «Lebensplan» geändert. Wie ging es Ihnen damit?
Ja, ich hatte bereits früh den Wunsch, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Aufgrund meiner christlichen Erziehung war mir der Glaube vertraut. Meine Eltern halfen mir, an einen Gott als meinen liebenden, himmlischen Vater zu glauben. So habe ich meinen Herzenswunsch im Gebet an Gott gerichtet. Dabei war mir auch wichtig, mein Eheversprechen vor Gott zu geben. Mein zukünftiger Mann war damit einverstanden, und das hat mich gefreut. So durften wir eine innige, wunderbare und von Gott gesegnete Ehe leben. Ganz im Vertrauen, dass Gott weiss, was er tut.
Als mein Mann krank wurde, vertraute ich darauf, dass Gott weiterhin da ist, und ich kann heute sagen, dass ich SEIN Dasein und SEIN Mitgehen in dieser schweren Situation ganz besonders tief erfahren habe.
Wie oft habe ich im Vaterunser «DEIN Wille geschehe» gebetet? Auch unter Tränen – und so habe ich die Kraft bekommen, in diesem Moment ganz bewusst zu unserem Schicksal Ja zu sagen und den Willen Gottes anzunehmen, verbunden mit der Bitte, dass ER mir weiterhin Kraft schenken möge. Und ich durfte viele Momente der Gnaden erleben. In meinem Leid habe ich auf Gott gebaut und wurde von IHM mit Trost, Zuversicht und innerem Frieden beschenkt.
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