Der Ursprung des Kreuzweges liegt in Jerusalem. Den Weg, den Jesus mit dem Kreuz tatsächlich gegangen sein soll, ist die «Via dolorosa» – «Weg der Schmerzen». Christen wollten den Leidensweg Jesu nachgehen, von seiner Verurteilung im Haus des Pilatus bis zur Kreuzigung auf Golgota. Diese besondere Form der Christusnachfolge geht auf das Wort Jesu zurück: «Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach» (Mk 8,34).
Zu Beginn hielt man in Jerusalem nur an den beiden genannten Orten zum Gebet inne. Im Laufe der Zeit kamen weitere Stationen hinzu. Im 14. Jahrhundert veranstalteten die für das Heilige Land verantwortlichen Franziskaner Prozessionen auf dem Leidensweg Christi. Pilger brachten diese Andachtsform in ihre Heimatländer, wo der Leidensweg Jesu mithilfe von schlichten Kreuzen, Bildern und Plastiken nachgestellt wurde. Der erste Kreuzweg wurde durch den heiligen Álvaro de Córdoba (oder Zamora) nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land in dem von ihm gegründeten Kloster Santo Domingo de Scala Coeli in Córdoba (Spanien) errichtet.
Von zwei zu vierzehn oder mehr Stationen
Im 16. Jahrhundert veröffentlichte der ursprünglich aus Delft stammende katholische Priester Christian Kruik van Adrichem die Schrift «Jerusalem, sicut Christi tempore floruit, et suburbanorum, insigniorumque historiarum eius brevis descriptio» (1584). Darin beschreibt der Autor – der übrigens nie in Jerusalem war – einen Kreuzweg mit zwölf Stationen. Er gibt auch die Entfernungen zwischen den Stationen an, wie sie seiner Meinung nach in Jerusalem tatsächlich waren, «damit jeder Christ an beliebigem Orte, auch innerhalb seiner vier Wände, im Gang oder im Garten» den Kreuzweg Jesu nachvollziehen kann. Das Buch erschien auf Böhmisch, Deutsch, Englisch, Holländisch, Italienisch, Polnisch und Spanisch und erlangte eine grosse Verbreitung.
Diese zwölf Stationen, die sich im heutigen Kreuzweg wiederfinden, waren: 1. Verurteilung durch Pilatus; 2. Kreuzauflegung; 3. Erster Fall; 4. Begegnung mit der Mutter; 5. Hilfe Simons; 6. Veronika reicht Jesus das Schweisstuch; 7. Zweiter Fall; 8. Weinende Frauen; 9. Dritter Fall; 10. Entkleidung; 11. Kreuzannagelung; 12. Kreuzaufrichtung.
1625 kamen die Ereignisse nach dem Tod Jesu (Kreuzabnahme und Grablegung) durch den spanischen Franziskaner Antonius Daza hinzu. Im Kreuzweg fehlen aber wesentliche Ereignisse der Passion wie die Todesangst, Gefangennahme oder Geisselung.
Der heilige Leonardo da Porto Maurizio führte ein Abbild der Grabeskirche in Jerusalem als 15. Station ein. In einigen Barockkirchen in Süddeutschland bildet die Kreuzauffindung durch Kaiserin Helena die 15. Station. Aber auch die Darstellung des leeren Grabes oder der Auferstehung Christi sind in Kirchen zu finden.
Daneben waren in Böhmen, Schlesien und Polen Kreuzwege verbreitete, welche die gesamte Leidensgeschichte Jesu abbildeten und bis zu 30 Stationen umfassten. Jener von Římov (Tschechien) ist heute noch erhalten: Am Palmsonntag gedenken die Gläubigen an 25 Stationen auf einem Weg von etwa vier Kilometern dem Leiden Christi.
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