Symbolbild. (NatalieMaynor/flickr, 2.0 Generic)

Mit spitzer Feder

Auf den Hund gekommen

Der am ver­gan­ge­nen Sonn­tag ver­stor­bene fran­zö­si­sche Schau­spie­ler und Frau­en­schwarm Alain Delon wollte seine letzte Reise nicht alleine antre­ten. Schon seit Jah­ren hatte er sich vom Film­busi­ness ver­ab­schie­det und sei­ner gros­sen Hunde-​Leidenschaft gefrönt. Über 50 an der Zahl sol­len es eige­nen Anga­ben zufolge gewe­sen sein.

Seinen letzten Hund, Loubo genannt, hatte er so tief in sein Herz eingeschlossen, dass ihn dieser gleich ins Jenseits begleiten sollte. Denn, so das französische Filmidol, sein geliebter Loubo solle nicht «an meinem Grab weinen und leiden». Ergo müsse sein Hund vom Tierarzt eingeschläfert werden, wenn er, Alain Delon, das Zeitliche segne. Gefragt, ob er mit dieser neuzeitlichen Art von «Witwenverbrennung light» einverstanden sei, wurde der 2014 «adoptierte» Hund Loubo nicht.

Alain Delon steht mit seinem Kult mit oft höchst zweifelhaftem Vergnügen für die auserkorenen Vierbeiner beileibe nicht allein da. Mehr als 500 000 Hunde bevölkern allein die Gefilde der Eidgenossenschaft. Gemäss dem Portal «ProntoPo» geben Herr und Frau Schweizer für ihren Hund mindestens 900 Franken pro Jahr aus. Macht nach Adam Riese die stolze Summe von 450 Millionen Franken.

Die ausserordentliche Beliebtheit der Vierbeiner und die Bereitschaft grosser Teile der Gesellschaft, dafür tief in die eigene Tasche zu greifen, ist allerdings keine Errungenschaft unserer Zeit. Schon den alten Römern war dieses «de lux-Phänomen» einer morbiden Gesellschaft vertraut. Exemplarisch für dieses «fin de siècle»-Feeling steht die Schilderung des Gastmahls des Trimalchio im Roman «Satyricon» von Titus Petronius Arbiter.

Trimalchio, ein neureicher Parvenu, will seinen Gästen mit einem ebenso geschmacklosen wie belustigenden Gastmahl zeigen, dass er es nach ganz oben geschafft hat. Am Schluss des Gelages inszeniert Trimalchio sein Begräbnis gleich selbst. Nur noch sein Hund hält ihm die Treue und trauert um das Ableben seines Herrn. In der Ausgabe des «Insel-Verlags» wird dieses Gastmahl wie folgt umschrieben: «Eine Bande von Mitessern und Schmarotzern versammelt sich um den zu irrwitzigem Reichtum gelangten, freigelassenen Sklaven Trimalchio. An seiner Tafel öffnet eine Cloaca maxima ihre Schleusen: ein vulgärlateinischer Strom von Volks- und Gossensprache, artikulierend eine Welt ohne Götter, eine Zivilisation, die alle menschlichen Verhältnisse relativiert.» Man fühlt sich fatal an einschlägige Vorkommnisse der Gegenwart erinnert.

Doch nun droht dem Vierbeiner-Kult sozusagen wie ein Blitz aus heiterem Himmel der Garaus. Nota bene aus einer Ecke, von der man es nicht a priori erwartet hätte. Urheber dieses ruchlosen Frontalangriffs sind ausgerechnet die radikalen Klimaschützer. So plant der «Verein Klimaschutz Schweiz» gemäss Philipp Gut von der «Weltwoche» ein «Moratorium für Hunde und Katzen». Die Hunde- und Katzenpopulation soll eingefroren, Import und Zucht verboten werden. Die Vierbeiner-Lobby sei gewarnt: «Klimaschutz Schweiz» hat immerhin die populäre Gletscher-Initiative zustande gebracht.

Die Schweiz ist bekannt für ihre pragmatische Politik, die Kunst des Kompromisses und Interessensausgleichs. Sie könnte darin bestehen, neben Hund und Katz auch noch den Menschen abzuschaffen.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

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Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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  • user
    Meier Pirmin 24.08.2024 um 10:14
    Offenbar ist nicht bekannt, dass sich Alain Delon, auch als Frauenheld herumgeboten, vor 6 Jahren bei Antenne 2, franz. Kultursender, als leidenschaftlichen Marienverehrer outete, die Muttergottes eigentlich als einzige Frau bekannte, mit der er lebenslang "im Gespräch" geblieben ist, Gegenstand seiner tiefsten Gedanken. Ein entsprechender Essay von mir fand leider, von wegen zu vielen Beiträgen meist geschwätziger Art über den Filmstar, keinen Platz in der im Aargau und Luzern meistverbreiteten Zeitung, ist vom Umfang her wohl auch für Ihre Seite zu umfangreich, stellt natürlich auch klar, dass Delons Marienbild keineswegs die katholische Mariendogmatik wiedergibt. Aber immerhin, die Muttergottes bedeutete ihm garantiert mehr als die Hundewelt!