Nach der feierlichen Trauermesse am heutigen Samstag um 10 Uhr auf dem Petersplatz, an der zahlreiche Staats- und Regierungschefs teilnehmen werden, erfolgt die Überführung des verstorbenen Papst Franziskus in die Basilika «Santa Maria Maggiore», unweit des Hauptbahnhofs «Roma Termini» gelegen. Franziskus hatte schon vor Jahren verfügt, dass er in seiner Lieblingskirche bestattet werden wolle.
Die Zeremonie der Grablegung wird vom Camerlengo Kardinal Kevin Farrell geleitet. Ausser ihm nehmen etwa 40 weitere Geistliche daran teil. Vermutlich werden auch Familienangehörige des Papstes anwesend sein.
Die Basilika ist die wichtigste der mehr als 40 Marienkirchen Roms; daher der Name «Maria Maggiore». Franziskus hat die Kirche mehr als 100 Mal besucht, unter anderem am Morgen nach seiner Wahl sowie vor und nach seinen internationalen Reisen, um vor dem dort verehrten, vermutlich spätantiken Marienbildnis «Salus Populi Romani» (Beschützerin des Römischen Volkes) zu beten.
Grablege von sieben Päpsten
In der seit der Spätantike bestehenden Marienkirche sind bereits sechs Päpste bestattet. Das Grabmal von Honorius III. (1216–1227) wurde bei Umbauarbeiten zerstört und ist nicht mehr auffindbar. Während des Neubaus des Petersdoms wurde «Santa Maria Maggiore» zur Grablege der Päpste Pius V. (1566–1572), Sixtus V. (1585–1590), Clemens VIII. (1592–1605), Paul V. (1605–1621) und Clemens IX. (1667–1669). Letzterer, ein leidenschaftlicher Autor der frühen Oper, schrieb im Übrigen noch als Papst ein Opern-Libretto: «La comica del cielo».
Eine grössere innere Verbindung dürfte der Jesuit und Papst Franziskus mit dem Franziskaner-Ordensgeneral Nikolaus IV. (1288–1292) haben, der fast auf den Tag genau 725 Jahre vor ihm den Papstthron bestieg – fühlte sich doch Franziskus dem franziskanischen Armutsideal verpflichtet.
Der Wahl von Papst Nikolaus war eine lange Sedisvakanz von fast elf Monaten vorausgegangen. Das Kardinalskollegium war damals heillos zerstritten. Als dann in der römischen Sommerhitze noch sechs Kardinäle starben und viele weitere erkrankten, verliessen die Papstwähler die Stadt. Nur einer hielt die Stellung: der Generalobere der Franziskaner. Am Ende fiel die Wahl einstimmig auf den 60-jährigen Girolamo Masci – nur: der lehnte ab. Erst als er eine Woche später erneut zum Papst bestimmt wurde, gab er nach.
Als Nikolaus IV. wurde er Kirchenoberhaupt in einer Zeit des Umbruchs: Man verbindet das ausgehende 13. und beginnende 14. Jahrhundert mit dem sogenannten Armutsstreit zwischen der römischen Kirchenleitung und den franziskanischen Spiritualen, die zum radikalen Gründungsideal der Armut des heiligen Franziskus zurückkehrten
Erfolgreich war Nikolaus IV. in der Mission: 1289 sandte er einen Ordensbruder an den mongolischen Hof. Aus dieser Gesandtschaft entstand die katholische Kirche in China; der Franziskanermissionar wurde 1307 erster Erzbischof von Peking. Auch in den Nahen Osten und auf den Balkan schickte Nikolaus IV. Missionare. Der erste Franziskaner auf dem Stuhl Petri: Auch mit seinem Interesse an China hat er in Papst Franziskus nach fast einem dreiviertel Jahrtausend einen besonderen Nachfolger gefunden.
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