Die Basilika Santa Maria Maggiore. (Bild: Steven Zucker/Flickr, CC BY-NC-SA 2.0)

Hintergrundbericht

Basi­lika «Santa Maria Mag­giore»: Nicht die erste Ruhe­stätte eines Papstes

Wie in sei­nem Tes­ta­ment ver­fügt, wird Papst Fran­zis­kus in der Basi­lika «Santa Maria Mag­giore» im lin­ken Sei­ten­schiff neben der Kapelle mit sei­ner Lieb­lings­ma­ri­e­ni­kone «Salus Populi Romani» beige­setzt. Er ist nicht der erste Papst, der hier seine letzte Ruhe­stätte findet.

Nach der feierlichen Trauermesse am heutigen Samstag um 10 Uhr auf dem Petersplatz, an der zahlreiche Staats- und Regierungschefs teilnehmen werden, erfolgt die Überführung des verstorbenen Papst Franziskus in die Basilika «Santa Maria Maggiore», unweit des Hauptbahnhofs «Roma Termini» gelegen. Franziskus hatte schon vor Jahren verfügt, dass er in seiner Lieblingskirche bestattet werden wolle.
Die Zeremonie der Grablegung wird vom Camerlengo Kardinal Kevin Farrell geleitet. Ausser ihm nehmen etwa 40 weitere Geistliche daran teil. Vermutlich werden auch Familienangehörige des Papstes anwesend sein.

Die Basilika ist die wichtigste der mehr als 40 Marienkirchen Roms; daher der Name «Maria Maggiore». Franziskus hat die Kirche mehr als 100 Mal besucht, unter anderem am Morgen nach seiner Wahl sowie vor und nach seinen internationalen Reisen, um vor dem dort verehrten, vermutlich spätantiken Marienbildnis «Salus Populi Romani» (Beschützerin des Römischen Volkes) zu beten.

Grablege von sieben Päpsten
In der seit der Spätantike bestehenden Marienkirche sind bereits sechs Päpste bestattet. Das Grabmal von Honorius III. (1216–1227) wurde bei Umbauarbeiten zerstört und ist nicht mehr auffindbar. Während des Neubaus des Petersdoms wurde «Santa Maria Maggiore» zur Grablege der Päpste Pius V. (1566–1572), Sixtus V. (1585–1590), Clemens VIII. (1592–1605), Paul V. (1605–1621) und Clemens IX. (1667–1669). Letzterer, ein leidenschaftlicher Autor der frühen Oper, schrieb im Übrigen noch als Papst ein Opern-Libretto: «La comica del cielo».

Eine grössere innere Verbindung dürfte der Jesuit und Papst Franziskus mit dem Franziskaner-Ordensgeneral Nikolaus IV. (1288–1292) haben, der fast auf den Tag genau 725 Jahre vor ihm den Papstthron bestieg – fühlte sich doch Franziskus dem franziskanischen Armutsideal verpflichtet.

Der Wahl von Papst Nikolaus war eine lange Sedisvakanz von fast elf Monaten vorausgegangen. Das Kardinalskollegium war damals heillos zerstritten. Als dann in der römischen Sommerhitze noch sechs Kardinäle starben und viele weitere erkrankten, verliessen die Papstwähler die Stadt. Nur einer hielt die Stellung: der Generalobere der Franziskaner. Am Ende fiel die Wahl einstimmig auf den 60-jährigen Girolamo Masci – nur: der lehnte ab. Erst als er eine Woche später erneut zum Papst bestimmt wurde, gab er nach.

Als Nikolaus IV. wurde er Kirchenoberhaupt in einer Zeit des Umbruchs: Man verbindet das ausgehende 13. und beginnende 14. Jahrhundert mit dem sogenannten Armutsstreit zwischen der römischen Kirchenleitung und den franziskanischen Spiritualen, die zum radikalen Gründungsideal der Armut des heiligen Franziskus zurückkehrten

Erfolgreich war Nikolaus IV. in der Mission: 1289 sandte er einen Ordensbruder an den mongolischen Hof. Aus dieser Gesandtschaft entstand die katholische Kirche in China; der Franziskanermissionar wurde 1307 erster Erzbischof von Peking. Auch in den Nahen Osten und auf den Balkan schickte Nikolaus IV. Missionare. Der erste Franziskaner auf dem Stuhl Petri: Auch mit seinem Interesse an China hat er in Papst Franziskus nach fast einem dreiviertel Jahrtausend einen besonderen Nachfolger gefunden.
 


Papstgräber gibt es nicht nur in Rom
Eigentlich würde man erwarten – und so war es in den vergangenen Jahrhunderten üblich – dass der Nachfolger des Petrus auch im Petersdom beigesetzt wird, nahe dem Petrusgrab. Tatsächlich haben in der Kirchengeschichte Wirren, aber auch immer wieder der Wunsch einzelner Päpste dafür gesorgt, dass es Papstgräber auch ausserhalb des Petersdoms und sogar ausserhalb Roms gibt.

Viele Papstgrabmäler, vor allem aus dem 1. Jahrtausend, sind heute nicht mehr erhalten. Andere sind zwar erhalten, aber leer; Opfer von Bränden, Tumulten, Revolutionen. Man findet Gräber in Frankreich, zum Beispiel in Avignon, wo die Päpste im 14. Jahrhundert residierten, und in Cluny, aber auch in Spanien sowie (symbolisch) sogar auf der Halbinsel Krim. Dort steht ein Denkmal im Wasser, wo der verbannte römische Bischof Clemens I. (ca. 88–97/101) unter Kaiser Trajan mit Kette und Anker um den Hals ins Meer gestossen worden sein soll.

Deutschland kann mit zwei Papstgräbern aufwarten: Benedikt V., ein gebildeter Römer, war 964 für einige wenige Wochen Papst, wurde dann aber abgesetzt und als Gefangener des Kaisers ins kalte Hamburg verschleppt. Er starb 965/66 und sein Leichnam wurde wenige Jahre danach zurück nach Rom gebracht. Sein Grab befand sich im Vorgängerbau der Hamburger Marienkirche. Ratsherr Nicolas Franzoyser liess um 1280 in Frankreich wertvolle Kacheln brennen und die Hamburger errichteten Papst Benedikt V ein leeres Grabdenkmal. 1782 wurde das Kenotaph bei einem Kirchenumbau zerschlagen und die Kachelreste in eine Grube geworfen, von denen einige 1949 wiedergefunden wurden und heute im «Museum für Hamburgische Geschichte» ausgestellt sind.

Der Bamberger Bischof Suidger wurde 1046 von König Heinrich III. als Papst Clemens II. installiert. Er behielt aber sein Bischofsamt in Bamberg. So war er Clemens von Rom und Suidger von Bamberg in Personalunion. Schon 1047 starb er, womöglich durch Gift, und wurde im Bamberger Dom beigesetzt – das einzige erhaltene Papstgrab nördlich der Alpen.

Der bislang letzte Papst, der nicht in Rom bestattet wurde, war Felix V., der letzte der Gegenpäpste, gestorben 1451 in Ripaille in Savoyen. Sein Grab in der dortigen Abtei Hautecombe wurde in der Reformation verwüstet, seine Überreste ganz nahe dem Turiner Grabtuch im dortigen Dom neu beigesetzt.

Der bislang letzte Papst, der nicht im Petersdom beigesetzt ist, war Pius IX. (1846–1878), der Papst des Unfehlbarkeitsdogmas. Sein Grab befindet sich in der Krypta der römischen Pilgerbasilika «San Lorenzo fuori le mura».
 

Mit dem Requiem am Samstag beginnen die «Novemdiales». In dieser neuntägigen Trauerzeit werden Messen für den gestorbenen Papst gefeiert. Die Messe am Sonntag um 10.30 Uhr auf dem Petersplatz leitet der vormalige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Die weiteren Feiern – mit anderen Zelebranten – finden jeweils um 17 Uhr im Petersdom statt.


KNA/Redaktion


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