P. Thomas Fässler im Gang der Stiftsschule. (Bild: Rosmarie Schärer/swiss-cath.ch)

Hintergrundbericht

Bene­dik­ti­ni­sche Spi­ri­tua­li­tät ins Heute über­setzt: Das Erfolgs­re­zept der Stifts­schule Einsiedeln

Das Klos­ter Ein­sie­deln ist nicht nur der bedeu­tendste Wall­fahrts­ort der Schweiz, son­dern auch seit 1848 Trä­ger­schaft einer voll aus­ge­bau­ten, renom­mier­ten Stifts­schule. Wenn jeweils einer ihrer Absol­ven­ten sich Meri­ten in Staat und Gesell­schaft erwor­ben hatte – was nicht sel­ten der Fall war, erin­nert sei an die Bun­des­räte Phil­ipp Etter und Hans Hürli­mann – bemerk­ten die Mön­che mit berech­tig­tem Stolz: «Etiam disci­pu­lus nos­ter» – «Auch er ist einer von uns».

Selbstredend blieb auch die Stiftsschule Einsiedeln in ihrer langjährigen Geschichte nicht von Umbrüchen und Krisen verschont. Erinnert sei hier etwa an die 68er-Bewegung mit ihrer Ablehnung jeglicher, auch kirchlicher Autorität. Über Jahre erzählte Thomas Hürlimann – Sohn des genannten berühmten Vaters – mit Stolz, wie er mit 15 Jahren an der Stiftsschule einen «Club der Atheisten» mitbegründet habe. Durch eine Luke hätten sie einen Papierflieger in die Klosterkirche mit dem rebellischen Pamphlet «Religion ist der Wille zum Winterschlaf» fliegen lassen.

2001 wurde das Internat, Herzstück einer jeden Klosterschule, geschlossen. Internate seien nicht mehr zeitgemäss, meinten manche. Sie sollten sich irren. Die 2007 erfolgte Neueröffnung des Internats erwies sich alsbald als ausgesprochen erfolgreich.

Seit einigen Jahren hat nun eine Neubesinnung auf das Erbe benediktinischer Spiritualität stattgefunden. Seither verzeichnet die der humanistischen Bildung verpflichtete Stiftsschule einen verblüffenden Aufschwung. Einer der beiden Schulseelsorger, Pater Thomas Fässler, erklärte gegenüber «swiss-cath.ch» die Gründe für die neue Blüte der Stiftsschule.

P. Thomas, erzählen Sie uns kurz etwas über die jüngere Geschichte der Stiftsschule Einsiedeln.
Meines Erachtens gehört es zur DNA eines Benediktinerklosters, eine Schule zu haben. Wir haben das Gefühl, dass wir so etwas von dem, was wir täglich erleben, was zu einem gelungenen Leben beiträgt, weitergeben können. Deshalb führen wir seit unseren Anfängen diese Schule und haben bis in die 70er-Jahre auch alle Lehrer selbst gestellt. Aktuell sind unter den insgesamt gut 50 Lehrpersonen fünf Mönche.

Als die Zahl der eigenen Lehrer abnahm und diese durch externe Lehrerinnen und Lehrer ersetzt wurden, war man sich zunächst gar nicht bewusst, dass damit auch eine Veränderung im Charakter der Schule geschieht. Man dachte, die Schülerinnen und Schüler wüssten ja weiterhin, was das Kloster Einsiedeln ist, was in der Benediktsregel steht, sie wären kirchlich sozialisiert usw. Erst als die Zahl der eigenen Lehrer minim geworden war, kam die Erkenntnis: Wenn wir die Stiftsschule wirklich als Klosterschule im benediktinischen Geist weiterführen möchten, müssen wir jetzt etwas unternehmen.

Abt Urban entschied, eine Schulseelsorge einzurichten, welche die Aufgabe hat, die Schule in einer benediktinischen Prägung zu erhalten. Die Eltern sollten merken, dass an der Stiftsschule ein benediktinischer Geist herrscht und sie ihr Kind gerade auch wegen den entsprechend hier gelebten Grundhaltungen an unsere Schule schicken.

Die Stiftsschule gehörte also immer dem Kloster Einsiedeln?
Ja, die Trägerschaft war immer das Kloster Einsiedeln, nur haben wir weder das Know-how noch die personellen Ressourcen, um die Schule strategisch zu führen. Deshalb war es unsere Absicht, ein Gremium einzusetzen, das in unserem Sinn wirkt. Dies haben wir mit der Einrichtung des Schulrates umgesetzt. Dieser trägt – nach Vorgaben der Trägerschaft – die Verantwortung für die strategische Ausrichtung der Stiftsschule. Das fünfköpfige Gremium setzt sich aus vier externen Mitgliedern und mir als Vertreter des Klosters zusammen. Wir verfolgen gemeinsam das Anliegen, die Schule so in die Zukunft zu begleiten, dass wir den uns anvertrauen jungen Menschen alles Notwendige für ein gelungenes Leben mitgeben – und zwar ganzheitlich, nicht nur bezüglich Wissensvermittlung. Die Schulleitung setzt dann die Entscheidungen auf der operativen Ebene um.
Wichtig ist auch die Stärkung des benediktinischen Geistes. Dies wird durchaus wahrgenommen. Ich wurde beispielsweise von einem Verantwortlichen einer anderen Klosterschule nach unserem Vorgehen befragt, da auch sie ihre Schule wieder stärker benediktinisch prägen möchten.

Diese Neuorientierung stiess vermutlich nicht überall auf offene Ohren und Herzen.
Natürlich gab es zunächst auch Kritik. Mir wurde offen ins Gesicht gesagt, wir würden so die Stiftsschule kaputtmachen. Es brauchte viel Vertrauensarbeit. Inzwischen ist es uns – so scheint es mir – gelungen, davon zu überzeugen, dass eine benediktinische Prägung nicht in die befürchtete Enge führte, sondern im Gegenteil die Herzen weitet. Die Lehrerinnen und Lehrer merkten, dass das, was wir tun, Hand und Fuss hat. Sie sahen, dass wir niemanden vereinnahmen oder etwas aufdrängen wollen, dass wir keine Frömmler sind, sondern im gut benediktinischen Geist den Menschen etwas mitgeben möchten, wovon wir überzeugt sind. In den Klassen beginnt zum Beispiel der Schultag jeweils mit einer Morgenbesinnung. Hier sind die Lehrerinnen und Lehrer aber frei, wie sie diese gestalten möchten. Es geht einfach darum, den Schülern «mehr» mitzugeben als den blossen Schulstoff.

Die Stiftsschule hat in den letzten fünf Jahren einen Aufschwung erlebt …
Ja, wir sind heute an der maximalen Kapazitätsgrenze. Wir haben so viele Schülerinnen und Schüler wie noch nie, insgesamt 420. Letztes Jahr gab es auf 65 freie Plätze über 120 Anmeldungen. Wie bei allen Gymnasien ist auch bei uns der Anteil der Mädchen grösser als jener der Jungen. Wir führen inzwischen drei Klassen pro Jahrgang, doch grösser können und wollen wir nicht werden. Auch das Internat, das wir im Sommer 2001 für einige Jahre geschlossen hatten, ist mit 50 Internen bis fast auf den letzten Platz besetzt.
 


Das neue Konzept kommt also bei Schülern und Eltern gut an?
Wir treffen bei der Schüler- wie der Elternseite auf eine unglaubliche Offenheit. Besonders Eltern, die selbst an der Stiftsschule waren, sagen: «Wir haben damals als Schüler nie so viel über das Kloster erfahren wie unsere Kinder heute.»

Wir haben zum Beispiel für die Erstklässer (13 Jahre alt) im zweiten Semester das neue Schulfach «Klosterwelt» eingeführt. In dieser Doppelstunde erhält die Klasse während eines halben Jahres jede Woche während anderthalb Stunden einen Einblick in die Welt des Klosters. Sie bekommt etwa Einführung in den Gregorianischen Choral, erfährt, was ein Wallfahrtsort ist, lernt die Benediktsregel kennen oder besucht die Schneiderei, um zu erfahren, woher die Mönche ihren Habit haben usw. Für die älteren Schüler gibt es «Klostertage», an denen sie einen ganzen Tag mit der Gemeinschaft mitleben.

Vor zwei Jahren haben wir mit einem speziellen Angebot für die Eltern begonnen. Dabei stellen wir zweimal im Semester ausgehend von einzelnen Zitaten aus der Benediktsregel unsere Spiritualität vor. Wir beginnen mit einem gemeinsamen Essen und gehen dann in ein Referat über, gefolgt von einem Austausch. Den Anlass beschliessen wir mit der Komplet. Es nehmen regelmässig zwischen 40 und 50 Eltern teil.

Wir wollen auch die Beziehung zwischen dem Kloster und der Schule verstärken. So haben wir ein «Klassengötti-System» eingeführt: Jede Klasse hat einen Mönch als Götti. Dieser macht mit «seiner» Klasse etwas, gratuliert vielleicht zum Geburtstag, umgekehrt wird er eingeladen, wenn die Klasse etwas Spezielles hat. Ein anderes Beispiel ist der Benediktstag, den wir wieder als Festtag feiern. Dafür studiert der Schülerchor Lieder wie zum Beispiel ein vierstimmiges Magnificat ein und alle Schülerinnen und Schüler kommen in die feierliche Vesper. Es ist jetzt mehr ein Miteinander, der Brückenschlag zwischen Kloster und Schule ist wieder da.

Das klingt alles so einfach!
Ich glaube, manchmal hat man in der Kirche selbst Hemmungen, den Glauben zu vermitteln. Dabei sind viele Menschen heute so weit von der Kirche entfernt, dass sie keine Vorurteile mehr haben. Das erlebe ich zum Beispiel konkret bei den Ministranten, die alle Schülerinnen und Schüler der Stiftsschule sind. Im Sommer gehen wir jeweils für eine Woche irgendwohin. Jeden Abend halten wir einen kleinen Moment der Stille und reflektieren vor dem Hintergrund des Glaubens über das, was wir erlebt haben und beten anschliessend ein Gesätz des Rosenkranzes. Ich glaube, vor 20 Jahren hätte man sich so etwas gar nicht getraut, doch die jungen Menschen haben Freude daran. Auch habe ich sie jeden Tag zur Eucharistiefeier eingeladen. Obwohl es freiwillig war, kamen jeden Tag jeweils etwa die Hälfte der Ministranten. Oft ergeben sich nach dem Gottesdienst noch Gespräche. Die Offenheit und das Interesse sind sehr spannend. Inzwischen haben wir 43 Ministrantinnen und Ministranten, eine super Truppe!

Neben den verpflichtenden Angeboten wie Gottesdienste oder die bereits erwähnte Morgenbesinnung bietet die Schulseelsorge, das heisst P. Cyrill Bürgi und ich, eine breite Palette an zusätzlichen freiwilligen Anlässen an. Rund um den Meinradstag besteht zum Beispiel das Angebot, zusammen auf den Etzel zu gehen und dort die Eucharistie zu feiern. Danach gibt es eine währschafte Rösti mit Spiegelei. Hier nahmen letztes Mal über 40 Schülerinnen und Schüler teil.

Vorletzte Woche legten wir in einer schönen Kiste Segenssprüche zum Mitnehmen auf. Die rund 100 vorbereiteten Sprüche waren am Mittag bereits weg. Ich dachte zuerst, dass sich jemand einen üblen Scherz erlaubt und die Sprüche weggeworfen hat. Doch im Verlaufe des Tages traf ich immer wieder Schüler, die mir von ihrem Segensspruch erzählten. Also habe ich weitere 100 Segenssprüche ausgeschnitten und in die Kiste gelegt. Dieses Erleben eines natürlichen Glaubens, der überzeugt, der authentisch ist, hilft, diese Brücke zu bauen.

Welche Besonderheiten bietet die Stiftsschule betreffend Unterrichtsangebot?
Das Maturitätsanerkennungsreglement legt den Rahmen vor, innerhalb dessen die einzelnen Gymnasien ihren Unterricht gestalten und sich so ein Profil geben können.

An der Stiftsschule ist beispielsweise Latein ein für alle obligatorisches Grundlagenfach, und zwar bis zur Matura. Dabei sind wir die einzige Schule im ganzen Kanton, an der überhaupt noch Latein angeboten wird. Als eines der fünf Schwerpunktfächer bieten wir Griechisch an. Wenn wir gerade von «alten» Sprachen sprechen: Ein Mitbruder erteilt das Freifach Hebräisch. Es gibt hier eine Zusammenarbeit mit der Universität Luzern. So konnten letztes Jahr unsere Hebräisch-Schüler dort das Hebraicum ablegen. Der gleiche Mitbruder bietet auch Aramäisch an. Das sind vielleicht etwas exotische Fächer, doch – wo, wenn nicht hier an der Stiftsschule? Ebenso steht Philosophie auf dem Stundenplan sowie das bereits erwähnte Fach «Klosterwelt».

An der Stiftsschule pflegen wir auch die musische Seite: Wir haben ein eigenes Orchester, einen Schulchor und auch die bekannte Feldmusik, die jedes Jahr auf Tournee geht. Diese musische Seite war schon immer wichtig. Auch vom rein pädagogisch-didaktisch Standpunkt aus gesehen sind diese Gruppen wertvoll: Die Schülerinnen und Schüler lernen, aufeinander zu hören, sich in ein grosses Ganzes einzufügen, es entstehen zudem Kontakte über den Klassenverband hinaus.
 


Die Stiftsschule ist ein halbprivates Gymnasium, das als Tagesschule und Internat geführt wird. Wie sieht es mit der Finanzierung aus?
Wir hatten über Jahre hinweg mit der Stiftsschule ein Defizitgeschäft, weil der Kanton unsere Leistungen zu wenig abgegolten hat. Inzwischen hat sich dies zum Glück geändert.

Die vom Kanton geführten Kantonsschulen kennen nur eine vierjährige gymnasiale Ausbildung, das sogenannte Obergymnasium; deswegen werden nur die Schüler im Obergymnasium vom Kanton finanziell unterstützt. Wir hingegen sind der Meinung, dass für ein humanistisch ausgerichtetes Gymnasium vier Jahre nicht genügen. Deshalb bieten wir die ersten zwei Jahre unserer sechsjährigen Ausbildung privat an und haben entsprechend den Status eines halbprivaten Gymnasiums.

Das Schulgeld ist nicht wenig, nämlich Fr. 21 000 pro Jahr im Untergymnasium.[1] Ausserkantonale Schüler bleiben während der ganzen Ausbildung in diesem «Privatschulmodus», wobei sie für das Obergymnasium Fr. 24 000 pro Jahr bezahlen. Schülerinnen und Schüler aus dem Kanton Schwyz werden ab dem dritten Jahr (Obergymnasium) vom Kanton sowie – bereits von Beginn weg – vom Bezirk finanziell unterstützt. Wir möchten aber nicht, dass der Schulbesuch am Finanziellen scheitert. Deshalb unterstützt die Stiftung «Pro Stiftsschule Einsiedeln» nicht nur die Schule selbst, sondern gibt auch Stipendien.

Es sind aktuell mehrere jüngere Mönche im Kloster, denen wichtige Aufgaben übertragen wurden. Daran sieht man auch das Vertrauen, das in sie gesetzt wird. Von aussen erweckt das den Eindruck eines Aufbruchs innerhalb der Mönchsgemeinschaft. Täuscht dieser Eindruck?
Wir haben unter den Jüngeren sicher viele, die gute Ideen haben, die Einsatzbereitschaft zeigen und die Energie haben, das Angestrebte umzusetzen. Und es ist natürlich schön, wenn man kein Einzelkämpfer ist, sondern Mitbrüder im gleichen Alter hat, die im gleichen Geist mitanpacken. Das alles ist möglich durch die grundsätzliche Unterstützung durch Abt Urban. Er vertraut uns diese Aufgaben an, er lässt uns freie Hand in der Ausgestaltung und wenn wir Unterstützung brauchen, erhalten wir sie. Überhaupt werden wir durch die ganze Gemeinschaft getragen. Es ist schön, wenn ältere Mitbrüder sagen: Wir haben das damals anders gemacht, doch jetzt seid ihr dran und es ist eine andere Zeit. Wir erleben viel Grosszügigkeit von unseren älteren Mitbrüdern.

 

Der Blick zurück eines Internatsschülers der Stiftskirche Einsiedeln
Auch ein «Etiam discipulus noster», wenn auch jüngeren Datums als die beiden Bundesräte Etter und Hürlimann, ist Urs Dieter Schmid, Maturajahrgang 1973. Seit 1995 bis heute ist er Professor für Neurochirurgie an der Hirslanden Klinik im Park. Von 1997 bis 2023 war er Leiter Neurochirurgie am Stadtspital Triemli. Aktuell Apl. Professor für Neurochirurgie an der Ludwig-Maximilian-Universität München. Er fasst seine Erfahrungen als seinerzeitiger Internatsschüler der Stiftsschule Einsiedeln wie folgt zusammen:

«Die Stiftsschule Einsiedeln ist mir, geboren am 5. November 1953, Matura 1973, kultureller, spiritueller, zwischenmenschlicher und intellektueller Kompass. Ohne die sieben Jahre im Internat wäre ich ein anderer.

In einem liebevollen Elternhaus in einer vierköpfigen Familie bin ich in einer Zürcher Landgemeinde von wenigen 100 Einwohnern aufgewachsen. Mit dem Berufsziel Arzt zu werden, sollte ich – als Einziger in unserer zehn Kinder zählenden Klasse, als Erster des Bauerndorfes – ins Gymnasium. Ich hatte die Wahl zwischen einer der Zürcher Kantonsschulen oder dem Internat. In jener Zeit meinten unsere Eltern, dass für unsere Zukunft, neben dem Maturitätswissen, die humanistische Bildung im Vordergrund stehen sollte. Der erste Kontakt mit dem eindrucksvollen damaligen Rektor P. Ludwig und ein kurzer Einblick in die Studenten-Wohnräume dieses imposanten Barockgebäudes hatten mich überzeugt: Ich wollte in die Stiftsschule!

Nach bestandener Aufnahmeprüfung trat ich im Herbst 1966 ins Internat ein, meine mit den Tränen kämpfenden Mutter (dies sollte während meiner ganzen Stiftszeit so bleiben) an der Gymnasialpforte zurücklassend. Auch ich hatte, als Kind vom Land, am Anfang Mühe, mich in einer so grossen Institution zurechtzufinden und verdrückte in den ersten paar Wochen selbst einige Tränen. Fortan aber wurden die sieben Jahre Stiftsschule mit die glücklichsten und prägendsten meiner nunmehr 71 Lebensjahre. Man lebt und lernt im Internat unter einem Dach, die Wegzeiten zwischen Schlaftrakt («Zellensaal»), Studiersaal («Museum»), den Klassenzimmern, Musikräumen, In- und Outdoor-Sportstätten, Hobbyräumen, Stiftskirche, Speisesaal betragen kaum 3 Minuten, ins nahe Dorf, zu den Wander-, Langlauf- oder Joggingwegen und zu den Skipisten 15 Minuten.

Was uns mitgegeben wurde und den einen oder anderen für das Leben geprägt hat:
Das tiefe Verständnis unseres abendländischen Erbes in fast allen heutigen kulturellen Äusserungen.
Die Begeisterung für die klassische (eher als die moderne) Literatur, die bildende Kunst, die Debatte darüber.
Die Liebe zur Musik, beim Schreibenden speziell Gesang (Choral, moderne und alte Kirchenmusik in römischen und östlichen Traditionen) und Opern.
Das Sprachgefühl: Wer Johannes Chrysostomus oder Cicero in ansprechendes Deutsch übersetzen konnte, erwarb sich Virtuosität in Wort und Schrift.
Die Liebe zum Sport und zum Wettkampf.
Das Interesse an und der Respekt vor jeder Form von Tradition, im Speziellen unterschiedlichen Konfessionen und Religionen, die Liebe zum Kult (Gottesdienste, Feier der Feste des Kirchenjahres).
Das Durchsetzungsvermögen, aber auch die Nachsicht, Geduld, wo nötig die Frustrationstoleranz und das Stehvermögen im Zusammenleben in grosser Gruppe.
Die Freude an Struktur im Tagesablauf, im Lebenswandel, im Beachten von Ritualen.

 

Tagesablauf eines internen Schülers (Stand 2024)
06.55 Uhr Aufstehen
ab 7 Uhr: Frühstück, anschliessend Schulvorbereitung und Zimmerordnung
07.45 Uhr oder 8.35 Uhr: Unterrichtsbeginn
12.00 Uhr: Mittagessen
13.00 Uhr: Studium
13.45 Uhr: Wiederaufnahme Unterricht
16.10 Uhr: Unterrichtsende, Zvieri und Freizeit
17.30 Uhr: Studium
18.30 Uhr: Nachtessen
19.00 Uhr: Freizeitaktivitäten
20.15 Uhr: Studium
21.00 Uhr: Freizeit
22.00 Uhr Nachtruhe für die Jüngeren (23.00 Uhr für die Älteren)

 


[1] Das Internat kostet zusätzlich Fr. 14 000 pro Jahr.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.

Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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Bemerkungen :

  • user
    Urs Dieter Schmid 16.10.2024 um 15:29

    Lieber Pater Thomas



    Herzliche Gratulation den Seelsorgern der Stiftsschule und damit der Klostergemeinschaft, wie Sie das spirituelle Klosterleben den heutigen Stiftsschülern / Schülerinnen UND deren Eltern nahebringen. Wunderbar!



    Tempora mutantur nos et mutamur in illis!



    Das Gebet war vor 50 Jahren noch allgegenwärtiger und anfänglich nicht hinterfragter Teil unseres Alltags, Die Teilnahme an den Gottesdiensten war im Gymnasium Pflicht, im Lyzeum theoretisch fakultativ, nachdem wir dann als religiös mündig behandelt wurden. Jedes Absenzbegehren zB von einem der Kirchengänge musste religiös, zumindest aber philosophisch begründet werden, Atheismus und Agnostizismus waren erlaubte Argumente, „kein Bock“ dagegen intellektuell verpönt. Der Lyzeumspräfekt war gleichzeitig unser Philosophie- und Griechischprofessor, der kannte (in seiner ganzen Güte und Konzilianz) argumentativ keine Gnade.



    Unser Tagesablauf als Klosterschüler war noch näher am Klosterrhythmus als heute: Weckmusik 6:00, Morgengebet im Museum 6:20, Tischgebete vor / nach den 3-4 Mahlzeiten, Gebet vor der 1. Tageslektion je nach Schulfach Lateinisch, Griechisch, Französisch, zumeist Deutsch. Abendgebet wieder im Museum um 20:40.



    Anfangs der 70er Jahre besuchten wir 3 Messen pro Woche: dienstags die Studentenmesse mit Kirchengesängen in der Studentenkapelle, freitags / sonntags das Frühamt bzw. das Hochamt jeweils in der Klosterkirche, hier das meiste lateinisch, mit der Liturgiereform dann vermehrt deutsch.



    Als Pubertierende war uns das allerdings einerlei, wir waren einfach da, mal betend, auch träumend, besser nicht schwatzend (der Internatspräfekt stand hinter uns bewegungslos im Mittelgang), deshalb in der Stiftskirche häufig lesend im Schott, später in der Bibel, wahlweise auch im Simmel (verborgen im Bibelumschlag, JMS soll damals auf dem „Index“ gestanden haben…).



    Am kurzweiligsten erlebten wir die Choralmesse am Freitag, besonders aber das sonntägliche Hochamt als aktiv den Gottesdienst mitgestaltender Sänger im Knabenchor ab 12, ich selbst im Stiftschor und in der Choral-Schola nach dem Stimmbruch. In Erinnerung bleiben mir diese Gottesdienste als an Feierlichkeit nicht zu überbietende Sonntags-Routine. Nachher gab’s das Sonntagsessen, mit Süssmost (im Bleckkrug) statt bzw. zusätzlich zum eiskalten Quellwasser (im Tonkrug).



    Was mir persönlich davon geblieben ist: Die Liebe zur Katholischen Kirche (trotz allem), zu feierlichen Gottesdiensten, die Sangesfreude in Kirchen (wirklich) jeder Denomination, nur würdig muss es sein! Und immer, wenn unsere 4-8 köpfige Familie sich zum Essen trifft: Warten bis alle sitzen, 2 Sekunden innerliche Sammlung, dann das Tischgebet, bisweilen jenes aus unserem Speisesaal vor über 50 Jahren.,,



    Ein lieber Gruss an die Redaktion, besonders aber an Pater Thomas und seine unter Abt Urban „vorwärts stürmenden“ jungen Mitbrüder von



    Urs Dieter Schmid 66-M73