Kloster Maria Hilf, Gubel. (Bild: Paebi, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Interview

Besuch in einem Kloster

Inter­view mit Schwes­ter Maria Eli­sa­beth vom Klos­ter Maria Hilf, Gubel ZG, über die eucha­ris­ti­sche Anbetung.

Dieser Beitrag von Benjamin Aepli erschien zuerst in «AVEMARIA»
 

22. August 2023, Fest Maria Königin: Auf der Suche nach einem Kloster, das sich die eucharistische Anbetung zur Hauptaufgabe gemacht hat, fahre ich mit dem Zug und Bus frühmorgens Richtung Gubel/Menzingen im Kanton Zug. Von der Busstation aus ist es noch ein Fussmarsch von einer Stunde den Hügel hinauf, auf dessen Spitze sich auf gut 900 Metern über dem Meeresspiegel – wunderbar in die schöne Natur des Zugerlands eingebettet – das Kloster Maria Hilf befindet. Die Lage des Klosters, mitten im Grünen mit Blick auf den Zugersee, ist sehr einladend und beschaulich – passend für ein kontemplatives Kloster. Hier oben bin ich mit der Oberin Schwester Maria Elisabeth verabredet. Sie empfängt mich herzlich im Besuchszimmer und führt mich nach dem Gespräch sogar noch durch das Kloster in den hinteren Teil der Kirche, wo die Schwestern jeweils Anbetung halten. Frau Mutter, wie die Oberin genannt wird, ist im Alter von 37 Jahren hier eingetreten und mittlerweile schon vierzig Jahre ihrer Berufung treu geblieben, wobei sie zwischendurch eine Zeit lang im Kloster in Zug diente.

Schwester Maria Elisabeth, wir befinden uns hier in einem Kloster, welches sich die ewige Anbetung zur Hauptaufgabe gemacht hat. Seit wann wird hier oben Jesus, gegenwärtig in der Monstranz, angebetet?
Schwester Maria Elisabeth: Das Kloster wurde 1846 bei der Wallfahrtskirche Maria Hilf, etwa 300 Jahre nach der Schlacht auf dem Gubel von 1531, gegründet. 1849 war der Bau einzugsbereit und 1851 legten die ersten drei Schwestern die Profess ab. Das Kloster widmete sich von Beginn an der ewigen Anbetung.

Ich habe einmal die Aussage gehört, dass die Anbetung entweder die existenziellste Sache der Welt sei oder die unnützeste. Was würden Sie dazu sagen?
Ich bin überzeugt, dass die Anbetung der Welt grossen Segen bringt. Unsere Lebensform der vollständigen Hingabe an Gott in einem abgeschiedenen Kloster ist für die Menschen von heute kaum mehr vorstellbar. Wir erfahren jedoch immer wieder, wie segensreich dieses Gebet für unsere Mitmenschen ist. Aber auch bei uns gilt «ora et labora» – Gebet und Arbeit ergänzen sich, wobei die Arbeit auch zum Gebet wird.

Was bedeutet Ihnen persönlich die Anbetung und warum haben Sie sich damals für einen Orden entschieden, der sich der Anbetung widmet?
Ich habe schon immer gerne gebetet, als junge Frau besonders den Rosenkranz. Ich hatte eine grosse Sehnsucht nach Gott, und die Welt kam mir leer vor. Die Anbetung bedeutet mir alles, wobei sich mein Gebetsleben über die Jahre verändert hat, es ist einfacher geworden.

Welche Erfahrungen der Kraft der eucharistischen Anbetung haben Sie in Ihrem Kloster sammeln können, vielleicht auch durch Gläubige, welche regelmässig hier beten, oder durch Gebetserhörungen?
Gerne teile ich eine persönliche Erfahrung, welche ich noch vor dem Eintritt hier oben hatte. Ich war probehalber hier, als ich eines Nachts bei der Anbetung auf dem Altar alles sah, was mich daran hinderte, hier einzutreten: meine schöne Wohnung, meinen Beruf mit einem guten Einkommen, wertvolle Freundschaften, meine ganzen Freiheiten. Da kam eine Art Sturm, der alles vom Altar weggefegt hat. Seitdem war ich bereit für den Eintritt ins Kloster. Es gibt viele Menschen, die uns um das Gebet in ihren Anliegen bitten und Erhörung erfahren.
 


Leider fehlen Ihrem Kloster die Berufungen. Was könnte junge Frauen von heute bewegen, bei Ihnen einzutreten?
Es muss zuerst wieder christliche Familien geben. Ohne dieses Fundament ist es sehr schwierig, einem solchen Ordensideal zu folgen. Wir beten für Berufungen, und wir hatten eine Interessentin in jüngerer Vergangenheit. Aber es bräuchte hier einen richtigen Neubeginn mit mindestens drei gleichzeitigen Eintritten.

Wieso ist heute die Anbetung scheinbar in Vergessenheit geraten?
Leider fehlen heute oft der nötige Glaube und die generelle religiöse Praxis, welche die Grundlagen für die Anbetung sind.

Ihr Kloster ist gleichzeitig ein Marienwallfahrtsort – Maria Hilf. In welcher Beziehung steht Maria zur eucharistischen Anbetung? Ist sie da ein Vorbild?
Ja, für mich ist sie ein Vorbild. Sie ist eigentlich der erste Tempel Jesu, eine lebendige Monstranz, und auch die Erste, die Jesus angebetet hat. Wir haben hier eine besondere Beziehung zu ihr.

In den USA gibt es derzeit ein mehrjähriges Programm der Kirche zur Belebung der eucharistischen Frömmigkeit (National Eucharistic Revival). Was könnte hierzulande den Glauben an die Eucharistie und die eucharistische Andacht fördern?
Man könnte in den Gemeinden wieder mit Anbetungsstunden beginnen. Wenn es Priester gibt, in denen das Feuer für Jesus brennt, wirkt das anziehend. Die Rolle der Priester ist hierbei entscheidend.

Welchen Rat geben Sie Menschen, welche noch keine Erfahrung mit der eucharistischen Anbetung haben, diese Gebetspraxis jedoch gerne ausprobieren würden?
Kommen Sie gerne einmal zu uns auf den Gubel, um Jesus in der Stille in der Monstranz zu begegnen. Wer sich regelmässig seiner Gegenwart aussetzt, wird merken, wie Jesus ihn verändert. Es lohnt sich!
 

Liebe Schwester Maria Elisabeth, vielen Dank für das Gespräch! Wir danken Ihnen für Ihren wertvollen Dienst für das geistliche Allgemeinwohl! Gerne empfehlen wir uns Ihrem Gebet und wünschen Ihnen weiterhin Gottes Segen – und vor allem viele neue Eintritte!
 

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    Martin Meier-Schnüriger 24.11.2024 um 07:01
    Die eucharistische Anbetung ist tatsächlich nur scheinbar in Vergessenheit geraten, in Tat und Wahrheit erfreut sie sich - nicht nur in den USA - einer wachsenden Beliebtheit. Die jüngere Priestergeneration praktiziert sie wieder vermehrt, und dort, wo sie angeboten wird, finden sich auch zahlreiche Gläubige ein.
    • user
      Meier Pirmin 24.11.2024 um 10:34
      Die eucharistische Anbetung als "Ewige Anbetung" kann zum Beispiel wie in einem Frauenkloster unweit Kaltbrunn SG dort weitergeführt werden, so meine Erfahrung allerdings bereits vor 20 Jahren, wo sich auch Laien zur Verfügung stellen, zumal auch nachmittags und nachts. Diese wäre auf jeden Fall eine bedeutende Perspektive. Vergleichbares wurde im Mittalter zum Beispiel bereits auch schon im Milieu des Strassburger Bankiers Rulman Merswin von den sog. Gottesfreunden praktiziert, zum Beispiel von einem, der von seiner Frau keine Freigabe für eine Eremitenexistenz erhielt.
  • user
    Stefan Fleischer 23.11.2024 um 19:24
    In unserer Zeitung war heute ein Artikel über die Einsamkeit der alten Menschen von heute. Könnte man hier nicht zwei Fliegen auf einen Schlag treffen, indem sich Gruppen älterer Menschen bilden, die sich regelmässig zur Eucharistischen Anbetung und/oder zur Feier des Heiligen Messopferst teffen und anschliessend noch für eine Kaffee etc. zusammen bleiben, selbstverständlich ohne irgendwelche Verpflichtungen? Ich glaube, so könnten ganz unverbindliche, schöne Beziehungen bilden, gegenseitig Hilfsbereitschaft wecken, oder ganz einfach «Gesprächspartner» finden, mit welche man über mehr reden könnten als über das Wetter, die schreckliche Welt und unsere Beschwerden. Und dass das auch unseren Pfarreien sehr gut täte, davon bin ich überzeugt.