Als ich mich vor Weihnachten in der Orell-Füssli-Buchhandlung an der Zürcher Bahnhofstrasse nach einem passenden Geschenk umsehe, drängelt ein Mann an mir vorbei direkt zur Verkäuferin: «Ich krieg ein Buch!». Letztere reagiert ob dieser ultimativen Forderung sichtlich verdutzt. «Mona kriegt ein Baby» heisst ein bekannter Film des holländischen Regisseurs Ben Verbong. Ab so viel «Kriegerei» will natürlich auch Zeitgeistsurfer Bischof Joseph Maria Bonnemain nicht hintanstehen. Auf die Frage vom «SonntagsBlick» am 25. Dezember 2022: «Geben Sie privat Geschenke?» antwortet der Gottesmann: «Sehr wenige. Und ich kriege auch nicht viele Geschenke.»
Ich gestehe: Gerade angesichts des realen Krieges mitten in Europa geht mir der fast inflationäre Gebrauch dieses Begriffs wider den Strich, ja sollte eigentlich zum Unwort des Jahres 2022 erklärt werden. Denn von Schicksalsschlägen, Naturkatastrophen und eben auch Kriegen sind unzählige Menschen ganz real betroffen – mit all dem damit verbundenen Leid. Da sollten wir nicht für alltägliche Verrichtungen auch noch unsere Sprache mit diesem Begriff martialisch aufladen. Wie die Sprachphilosophie erkannt hat, ist ja Sprache nicht einfach ein Medium, um unsere Gedanken und Gefühle auszudrücken. Sprache prägt vielmehr ganz wesentlich auch unser Bewusstsein, das sich wiederum auf unser Verhalten auswirkt.
Deshalb: Kehren wir wieder zu unserem vertrauten Wort «bekommen» zurück – tönt und ist doch viel friedlicher und angenehmer. Und ich bin überzeugt: Auch im nächsten Jahr wird Bischof Bonnemain zwar nicht viele, so doch wieder einige Geschenke kriegen, pardon bekommen.
Bischof Bonnemain kriegt Geschenke
«Friede den Menschen auf Erden»: So heisst es an zentraler Stelle in der biblischen Botschaft zu Weihnachten. Und ausgerechnet in dieser Zeit hat ein bis vor wenigen Jahren in der Schweiz ungebräuchliches, aus dem grossen Kanton übergeschwapptes Wort geradezu Hochkonjunktur.
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