Screenshot des Erklärvideos zum «PEP to go» des Bistums Basel.

Kirche Schweiz

Bis­tum Basel: Mit «PEP to go» zur Kir­che der Zukunft

Das Bis­tum Basel will sei­nen «Pas­to­ra­len Ent­wick­lungs­plan (PEP)» wei­ter­ent­wi­ckeln. Dazu wur­den eine Bro­schüre und ein «Erklär­vi­deo» unter dem Motto «PEP to go» veröffentlicht.

Das «Erklärvideo» ist als Comic gestaltet, bei dem immer wieder Bilder hineingezeichnet werden. Hauptpersonen sind ein Priester – erkennbar an einem kleinen Kreuz an einem sonst eher seltsam anmutenden Mäntelchen – und eine Frau. Ob sie symbolisch für eine Gläubige oder für eine Seelsorgerin steht, wird nicht klar. Selbstverständlich sind die Bilder möglichst gendergerecht: Es werden Menschen verschiedenen Alters mit verschiedenen Hautfarben in unterschiedlichen Kombinationen gezeigt. Es klappt aber nicht ganz. So ist auch ein fussballspielender Mann zu sehen oder eine Frau mit vielen Einkaufstüten. Was jedoch eine yogaübende Frau in diesem Video des Bistums zu suchen hat, wird bis zum Schluss nicht klar.

Eine Erzählstimme erklärt, dass «Religion und Kirchen in der Gesellschaft an Bedeutung und an Glaubwürdigkeit» verlieren, «besonders auch die Katholische Kirche». Einige Gläubige hoffen auf ein Ende der Krise, aber gemäss dem Bistum Basel «wird es nie mehr so werden wie früher». Noch mehr: «Wir stehen an einem entscheidenden Wendepunkt.» Die Stimme animiert uns, das Glas als halb voll zu sehen. Menschen wollen mitreden und mitgestalten, hören wir. Und natürlich darf auch das Zauberwort nicht fehlen: «Sie übernehmen in einer synodalen Kirche mehr Verantwortung.»

«Viele Kultur- und Sprachgemeinschaften bereichern Kirche, sie machen sie vielfältiger weiter und auch neu.» Dazu wird das Bild einer Fronleichnamsprozession gezeichnet. Was an einer Fronleichnamsprozession neu sein soll, wird nicht erklärt. Neuartig ist hier nur, dass der Priester, der die Monstranz trägt, kein liturgisches Gewand trägt, sondern sein seltsames Mäntelchen. Der Baldachin wird – vermutlich im Sinne der Gerechtigkeit – von zwei Männern in Zivil und zwei Priestern getragen, wobei die Priester selbstverständlich hinten gehen müssen.

Die Zukunft des Bistums Basel liegt darin, in «grossen Räumen zu denken». Dabei ermöglichen Netzwerke «neue Formen von Nähe mit den Menschen». Selbstverständlich müssen die Lösungen nicht überall im Bistum gleich sein. «Das Wichtigste aber ist: Wir teilen eine Hoffnung, wir haben eine Botschaft wie (sic!) Jesus aus Nazareth, der sich mit Menschen auf den Weg gemacht und uns eine gerechtere und friedvolle Welt gezeigt hat.» Welche Hoffnung und welche Botschaft das Bistum Basel zukünftig verbreiten möchte, wird nicht gesagt. Nur eines ist klar: Es ist nicht die Botschaft vom Reich Gottes. Denn es wird im Video gesagt, eine Botschaft wie Jesus von Nazareth. Doch auch wenn es sich hier um eine äusserst unglückliche Formulierung handeln sollte: Es ist nicht von Jesus Christus (Gottessohn) die Rede, sondern explizit von Jesus von Nazareth (dem irdischen Jesus). Es ist auch nicht von unserer Erlösung durch Jesus Christus die Rede, sondern davon, dass Jesus uns eine «gerechtere und friedvolle Welt gezeigt hat». Jesus von Nazareth, das Vorbild aller Sozialarbeiter, Menschenrechtler und Klimaschützer. Ja, auch der Klimaschützer, denn das Schlussbild dieses Videos zeigt die unterschiedlichsten Menschen mit einer Weltkugel im Hintergrund, die Kontinente in ein sattes Grün gefärbt.

Wohin ist das Bistum Basel unterwegs? Auch das verrät die sympathische Frauenstimme: «Zur Erfahrung, dass Brot und Fisch für alle reichen!» Damit dürfte das Bistum Basel die Kernbotschaft unseres christlichen Glaubens doch leicht verfehlt haben.
 


Damit die Botschaft dieses Videos auch wirklich ankommt, gibt das Bistum Basel gleichzeitig eine Broschüre heraus. Dankbar nimmt man zur Kenntnis, dass die darin enthaltenen Texte sich «in erster Linie als Gesprächsanregung und nicht als unhinterfragbare Grundlagendokumente oder theologisches Kompendium» verstehen würden.

Zunächst erklärt Bischof Felix Gmür in seinem Grundlagentext den im Video geforderten Kulturwandel anhand von fünf «Points of no return».

Es geht nicht weiter wie bisher
«Das traditionelle Pfarreileben, gedacht und gestaltet als eine lebendige Gemeinschaft, kommt an sein natürliches Ende», so die Aussage des Bischofs. Ob dieses Pfarreisterben wirklich «natürlich» ist, darf und muss angesichts der künstlich errichteten Pastoralräume hinterfragt werden.

Bischof Felix weiss noch mehr: «Auch die Kirche der Profis kommt an ihr Ende.» Ein interessanter Gedanke, den er jedoch nicht ausführt. Sollen nun die Profis (Priester? Seelsorger? Oder gar Bischöfe?) abgeschafft werden? Das Modell «Priester und Gemeinde» hat sich während fast zweitausend Jahren bewährt und bewährt sich in den meisten Ländern noch immer. Warum dem in der Schweiz nicht so ist, sagt uns Bischof Felix nicht. Hierzulande wurden die Gläubigen immer mehr durch Seelsorger (früher Pastoralassistenten) ersetzt. Vielleicht wäre es an der Zeit, zum bewährten Modell zurückzukehren?

Abschied nehmen von Kleinräumigkeit eröffnet Räume für Nähe
Pastorales Leben wird sich in Zukunft in grösser gedachten pastoralen Räumen ereignen, zeigt sich Bischof Felix überzeugt. «Durch grossräumigere, neu gedachte und organisierte Zusammenarbeit werden neue Räume für Präsenz eröffnet, und qualitative Nähe wird ermöglicht.» Wie grössere Strukturen mehr Nähe schaffen sollen, ist nicht nachvollziehbar – normalerweise gilt das Gegenteil. Doch Bischof Felix geht noch weiter: «Digitale Formen von Zusammenarbeit und Seelsorge werden wichtiger.» Durch mehr Digitalität zu mehr Nähe? Das klingt nach der Quadratur des Kreises. Dafür brauche es vermehrt Ressourcen. Woher er diese nehmen will, erklärt er nicht.

Wir entwickeln Kirche mit den Menschen
«Das Bistum Basel lanciert und fördert situations- und bedarfsgerechte Entwicklungen. Mit jenen Menschen, denen es ein Anliegen ist, kirchliches Leben zu gestalten, werden Prozesse gestartet. Das Bistum Basel unterstützt diese Prozesse durch Beratung und Bildung und fördert innovative Ansätze.»

Synodalität gehört zur DNA der Kirche
Im Bistum Basel soll Synodalität immer mehr zum «wesentlichen Kennzeichen unserer Kirche» werden. Synodalität führt «zu Respekt voreinander, zu geteilter Verantwortlichkeit, zur Vertiefung des Lebens in der Nachfolge Jesu Christi». Gemäss Bischof Felix Gmür führt Synodalität also zur Vertiefung des Lebens in der Nachfolge Jesu Christi. Eigentlich führt doch ein Leben in der Nachfolge Jesu Christi zu echter Nächstenliebe, die sich unter anderem in der Synodalität ausdrückt … Hier werden Ursache und Wirkung verwechselt. Immerhin wird hier (Seite 6) endlich einmal Jesus erwähnt. Er kommt in der 19-seitigen Broschüre nur vier Mal vor: zweimal «Nachfolge Jesu» und zweimal «Botschaft Jesu».

Wertschätzung der «sperrigen Vielfalt»
«Das Bistum Basel anerkennt und schätzt die postmigrantische, kulturelle und religiöse Vielfalt im Bistum.» Sicher gibt es in den Kantonen, die zum Bistum Basel gehören, eine religiöse Vielfalt, doch das Bistum Basel sollte sich eigentlich dem katholischen Glauben verpflichtet wissen …

Im zweiten Teil der Broschüre werden Ergebnisse von Untersuchungen wie «Religionstrends in der Schweiz», PEP-Evaluation, Ecoplan-Studie zu Kirchenfinanzen usw. sowie eigener Beobachtungen und nach Diskussionen in den diözesanen Räten dargestellt.

Im Bistum Basel sind weniger als 50 Prozent der Menschen noch Mitglieder einer Kirche. Die Trennung von Kirche und Staat in einigen Bistumskantonen sei nur noch eine Frage der Zeit. Dennoch habe die Kirche viele gute Möglichkeiten, Menschen im Glauben zu begleiten und zu stärken. Denn: «Sie orientiert sich im Vertrauen auf Gott an der befreienden Botschaft Jesu und der inspirierenden Kraft des Heiligen Geistes.» Und wieder eine Relativierung: Die Kirche «orientiert» sich an der befreienden Botschaft Jesu. Sich daran zu orientieren, genügt nicht, sie muss das Fundament der Kirche sein.

In den nächsten Sätzen wird daran erinnert, dass der Glaube und das Glaubenswissen schwinden. Gläubige hätten das Vertrauen in die Repräsentanten der Kirche(n) verloren. «Klerikalismus wird abgelehnt und die Zulassungsbedingungen zum Weihesakrament von vielen nicht verstanden. Weitere Gründe dafür sind die Missbrauchsfälle sowie ethische Ansprüche (Sexualmoral, Konzernverantwortungsinitiative).» Da musste aber schon vorher einiges schiefgelaufen sein, wenn Menschen aufgrund der Unterstützung der Konzernverantwortungsinitiative ihr Vertrauen in die Kirche verloren haben.

Was die zweite synodale Versammlung in Bern 2023 aus diesen Ergebnissen erarbeitet hat, steht im dritten Teil der Broschüre. Einige Streiflichter:

«Im Bistum Basel ...

... erkennen wir die Zeichen der Zeit, deuten sie in Bezug aufs Evangelium und reflektieren wissenschaftliche Erkenntnisse;

... bringen wir uns deshalb, zusammen mit unseren Schwesterkirchen, in die Gesellschaft ein;

... schliessen wir niemanden von kirchlicher Teilhabe aus und benachteiligen wir niemanden;

... wollen wir uns dafür einsetzen, dass niemand von (Weihe-)Ämtern ausgeschlossen wird;

... äussert sich unsere Glaubensüberzeugung in einer verbindlichen Glaubenspraxis;

... sprechen wir mit Freude und glaubwürdig über unseren Glauben;

... ist die Glaubensverkündigung eine unserer Prioritäten;

... steht die Berufung aller Getauften zur Nachfolge Jesu im Vordergrund, unabhängig von Herkunft, Lebensform, Geschlecht und Konfession;

... spielen wir knapper werdende finanzielle und personelle Ressourcen für innovative Ideen frei;

... streben wir synodale Strukturen an, die gemeinsamen spirituellen Erfahrungen und der gemeinsamen Suche nach dem Willen Gottes Raum geben.

Wer zwischen den Zeilen liest, realisiert, in welche Richtung die Kirche im Bistum Basel gehen soll.
 

Link zur Webseite

 


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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Bemerkungen :

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    Stefan Fleischer 02.10.2024 um 11:27
    Ceterum censeo - Unser Christsein muss wieder katholisch werden.

    Katholisch heisst allumfassend. Wenn wir heute in unsere Verkündigung hinein hören, so ist Gott oft nur Liebe, Jesus unser Bruder, und christliche Liebe gleich Nächstenliebe. Das stimmt alles. Aber das ist nicht alles, das ist nicht katholisch, nicht allumfassend.
    Gott ist nicht nur Liebe. Er ist er eine Person, beziehungsweise ein Gott in drei konkreten Personen. Zudem ist er auch Gerechtigkeit. Gott ist jener, der jedem zu seinem Recht verhilft, aber auch jeden zur Rechenschaft zieht, der Unrecht tut. Gott ist nicht nur der uns Nahe. Er ist auch der hoch über uns Erhabene. Er ist grösser und herrlicher als wir alle, als seine ganze Schöpfung. Er ist jener, dem alles Lob und jede Ehre gebührt.
    Jesus ist nicht nur unser Bruder. Er ist auch der Christus, der Gesalbte, unser Erlöser aus Sünde und Schuld. Zudem ist er unser Herr. Er ist die Wahrheit. Er ist der Erstgeborene, der den Vater uns gegenüber vertritt. Auf sein Wort sollen wir hören und es befolgen. Ihm sollen wir folgen, und wenn es auch auf Golgotha ans Kreuz führen sollte. Er ist der Garant unserer Auferstehung. Er ist der Weg zum ewigen Heil. Er will unsere Liebe «mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all unserer Kraft und all unseren Gedanken». (Lk 10,27) Und er will unsere Liebe zu unserem Nächsten, nicht um uns selbst auf die Schulter klopfen zu können, oder um von dem Menschen gesehen und gelobt zu werden. Er will diese Liebe aus Liebe zu ihm und zum Vater.
    Der Heilige Geist ist nicht einfach irgendeine höhere Macht, ein Prinzip oder war auch immer. Er ist eine reale Person, die aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, die mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird. Diese Anbetung und Verherrlichung gebühren ihm genauso wie dem Vater und dem Sohn. Zu ihm können wir die gleiche Beziehung aufbauen wie zu jenen. Er ist die Vollendung der Dreifaltigkeit Gottes.
    Es gäbe noch viel zu sagen. Unser Glaube ist von einer Grösse und Weite, die uns bei weitem übersteigt. Das macht ihn so glaubwürdig und beglückend. Es ist ein Glaube, der alltagstauglich ist, ohne in den Sumpf der Niederungen unseres Lebens zu versinken. Es ist ein Glaube, der uns emporhebt, in eine Höhe, die unsere menschliche Wirklichkeit übersteigt, und uns trotz allem in dieser Wirklichkeit leben und Gott dienen lässt. Er ist eben allumfassend, das heisst katholisch.
  • user
    Marquard Imfeld 02.10.2024 um 08:14
    Wie traurig sieht das aus. Dieses Programm ist eine Anleitung für eine neue Kirche der Deutschschweiz, wo jeder nach seinem Gusto glauben und tun darf, was er will. So wie es bei den Protestanten der Fall ist.

    Eine solch undifferenzierte Kirche, welche zudem nur einen historischen Jesus kennt, ist nicht einmal mehr eine christliche Sekte, sondern eine Sammelbewegung von was eigentlich? In einer Sekte wird der Sekten-Glaube noch klar definiert. Unsere letzten paar gläubigen Prieser sind in einer solchen Umgebung zu bedauern.

    Dieses undifferenzierte Programm ist m.E. der Startschuss für die Auflösung der letzten Reste einer einstmals blühenden katholischen Kirche. Diese "Rest-Kirche" wird noch so lange existieren, bis alles Steuergeld aufgebraucht ist. Wie traurig.
  • user
    Stefan Fleischer 01.10.2024 um 22:37
    Ein solcher PEP dürfte sich schliesslich eher als ein Grund für den Austritt als für den Eintritt in die Kirche erweisen. Interessant wäre es, wenn diesbezügliche eine "Erfolgsstatistik" geführt würde.
  • user
    T.L.D 01.10.2024 um 22:30
    Es gibt zwei Optionen:

    1. Die Apostolische Tradition weiterführen -> die Kirche schrumpft

    2. Alles verweichlichen und eine "synodale Kirche" haben -> die Kirche schrumpft immer noch

    Als Jugendlicher schreckt mich das ganze "Synodale" einfach nur ab. Die Kirche ist schliesslich keine Demokratie.
    • user
      Cyrill 02.10.2024 um 13:23
      Das Resultat Ihrer 1. Option wird ein anders sein:

      Die Apostolische Tradition weiterführen -> der Glaube wird wachsen.
      • user
        T.L.D 02.10.2024 um 17:57
        Dies hoffe ich natürlich sehr. Ich wollte mehr illustrieren, dass auch wenn man von einer schrumpfenden Kirche ausgeht, die Verweichlichung dieser den Prozess nur noch verschnellere.

        Ich kann nicht für alle Jungen sprechen, aber zum Katholizismus hingezogen hat mich die Tradition ganz besonders. (Ich konvertierte diesen Mai) Deswegen bin ich auch ein grosser Fan der Ausserordentlichen Form des Römischen Ritus. (Tridentinische Messe) Sehe in der FSSP Kirche St. Pelagiberg auch grösstenteils junge Familien anstatt alter Frauen wie in der Kathedrale St. Gallen!