Papst Paul VI. führte während des Zweiten Vatikanischen Konzils den Weltgebetstag um geistliche Berufe ein. In seiner Radioansprache vom 11. April 1964 sagte er: «Das Problem der ausreichenden Zahl von Priestern geht alle Gläubigen unmittelbar an: Nicht nur weil davon die religiöse Zukunft der christlichen Gesellschaft abhängt, sondern auch weil dieses Problem der präzise und unerbittliche Indikator für die Vitalität des Glaubens und der Liebe der einzelnen Pfarrgemeinden und Diözesen sowie Zeugnis für die sittliche Gesundheit der christlichen Familien ist. Wo Priester- und Ordensberufungen in grosser Zahl erblühen, dort lebt man grossherzig nach dem Evangelium.»
Auch wenn die Sprache in unseren Ohren veraltet klingen mag – der Inhalt ist es nicht.
Durch die Taufe sind alle Gläubige priesterlich. Sie «üben ihr Priestertum als Getaufte dadurch aus, dass sich jeder gemäss seiner eigenen Berufung, an der Sendung Christi, des Priesters, Propheten und Königs, beteiligt» (KKK 1546). Der Priester (Amtspriestertum) steht dabei im Dienst dieses gemeinsamen Priestertums; er soll den Gläubigen helfen, ihre Taufgnade zu entfalten. So ist das Amtspriestertum «eines der Mittel, durch die Christus seine Kirche unablässig aufbaut und leitet» (KKK 1547).
Beim Letzten Abendmahl hat Jesus Christus das Sakrament der Eucharistie eingesetzt und gefordert: «Tut dies zu meinem Gedächtnis» (Lk 22,19). Dieser Auftrag war konkret an die Apostel gerichtet und wurde von ihnen getreu übernommen und später weitergegeben («apostolische Sukzession»). Indem wir in der Eucharistie Christus selbst empfangen, ist sie «Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens» (Lumen Gentium 11).
Die Sendung des Priesters zum Aufbau der Kirche ist unersetzlich.
Jesus selbst hat Menschen in seine vorbehaltlose Nachfolge berufen. Schon früh gab es Christinnen und Christen, die die Lebensform Jesu nachahmten und arm, ehelos und ganz dem Willen Gottes gehorsam lebten. Unter dem Wirken des Heiligen Geistes entwickelte sich das geweihte Leben im Lauf der Geschichte weiter und es entstanden neue Formen. Heute kennen wir kontemplative und aktive Klöster, religiöse Gemeinschaften, Säkularinstitute, gottgeweihte Jungfrauen, geweihte Witwen sowie Eremitinnen und Eremiten. Sie alle sind Abbilder Jesu Christi: Die Personen des geweihten Lebens, die sich ganz der Kontemplation widmen, verweisen auf Jesus, der auf dem Berg oder in der Einsamkeit betete. Die geweihten Frauen und Männer in sogenannten aktiven Orden zeigen Jesus Christus, der das Reich Gottes verkündigte oder Kranke heilte. Die Mitglieder von Säkularinstituten leben in der Welt und von der Welt ausgehend und durchdringen sie wie ein Sauerteig mit dem Geist des Evangeliums (vgl. Vita consecrata 32).
Gleichzeitig weist das geweihte Leben mit seinem Leben auf das kommende Reich Gottes hin. «Das geweihte Leben kündigt die künftige Zeit an und nimmt sie gewissermassen vorweg, wenn jenes Himmelreich, das schon jetzt im Keim und im Geheimnis gegenwärtig ist, zur Vollendung gelangt ist, und die Kinder der Auferstehung nicht mehr heiraten, sondern sein werden wie die Engel Gottes» (Vita consecrata 32).
So hält das geweihte Leben die Botschaft des Evangeliums lebendig und weist gleichzeitig auf die künftige Welt hin. Damit spornen sie sich gegenseitig, aber auch alle Gläubigen zur Heiligkeit an, die Jesus Christus von uns fordert: «Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist» (Mt 5,48).
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Bemerkungen :
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