Pfarreiräte als Apérogruppe? (Bild: Sander Dalhuisen/Unsplash)

Kommentar

Blick auf die «Kir­che Schweiz»: Ein ernüch­tern­der Synodalitäts-​Check

Der Begriff Synodalität ist heutzutage ein Lieblingswort kirchlicher Exponenten geworden. So gehört die Synodalität für den Bischof von Basel, Felix Gmür, zur DNA der Kirche.[1] Auf der anderen Seite gibt es Bischöfe, Priester und Theologen, die glauben, der Begriff untergrabe die Autorität der Amtsträger. Persönlich gehöre ich weder zu der Gruppe, die nun alle Hoffnungen auf synodale Prozesse setzt, noch zu der Seite, die im Bestreben, Synodalität zu erreichen, eine Gefahr für die Kirche verortet. In 2000 Jahren Kirchengeschichte gab es immer eine Zusammenarbeit und einen Austausch zwischen Klerus und Laien. Es gehört gerade zum Wesen des Katholizismus – daher ist hier Bischof Felix zuzustimmen – dass es durch den Zölibat keine Priesterklasse gibt, die abgehoben vom Rest der Bevölkerung die Geschicke der Kirche bestimmt. Jeder Priester, jeder Bischof und jeder Papst wird in eine Familie von Nicht-Klerikern hineingeboren, ist in seinem Leben auf Laien angewiesen und steht daher in regem Kontakt mit der Welt. Diejenigen, welche den Zölibat so bekämpfen, sollten sich daher überlegen, welche Folgen seine Abschaffung gerade für den Wunsch hätte, eine synodale Kirche zu verwirklichen.

Man kann es als eine seit der Aufklärung grassierende abendländische Krankheit bezeichnen, dass jeder gesellschaftliche Zustand vor allem nach dem Grad der Institutionalisierung beurteilt wird. Dieses Weltbild führt dazu, dass man der Monarchie des Mittelalters und der frühen Neuzeit sowie allen gegenwärtigen Systemen, die nicht Demokratien westlichen Zuschnitts sind, eine Alleinherrschaft unterstellt, während man im eigenen politischen System eine Volksherrschaft verwirklicht sieht. Dass die Katholische Kirche durch diese Betrachtungsweise Zielscheibe der Kritik wird, ist selbstverständlich.

Das Kirchenrecht gibt dem Papst und den Bischöfen eine scheinbar uneingeschränkte Machtfülle. Die Frage, inwiefern dieser gegenwärtige Blick auf Macht ein Trugbild darstellt, soll nicht Gegenstand dieses Artikels sein. Es sollte aber reflektiert werden, ob die Katholische Kirche mit dem Zölibat, der die Herausbildung einer vererbbaren Priesterklasse verunmöglicht, sowie dem obersten Rechtsgrundsatz, welches das Heil der Seelen zum wichtigsten Ziel des kirchlichen Handelns erklärt, bessere Voraussetzungen für eine echte Volksherrschaft aufweist als viele moderne Verfassungsstaaten.

Pfarreirat als Inbegriff der Synodalität
Wenn wir uns jedoch diese auf Institutionen fixierte Sichtweise zu eigen machen, tritt ein Paradox zutage, welches in der Diskussion rund um den synodalen Prozess nicht thematisiert wird. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, sondern haben in der Ortskirche bereits eine Institution, welche die Synodalität verkörpert: Den Pfarreirat. Die Pfarreiräte wurden aufgrund der Beschlüsse des Zweiten Vatikanums gebildet, das die Beteiligung der Laien an der Sendung der Kirche fördern wollte. Der frühere Basler Bischof Anton Hänggi hat die Aufgaben dieses Gremiums wie folgt umschrieben:[2]

«Der Pfarreirat steht im Dienst der Seelsorge. Er berät und unterstützt die in der Seelsorge stehenden Priester und Laien. Er wirkt initiativ an der Erfüllung der Pfarreiaufgaben mit und ist verantwortlich für die Ausführung seiner eigenen Beschlüsse.

Während der Kirchgemeinderat (Kirchenpflege, Kirchenvorsteherschaft, Kirchenrat) für die finanziellen und administrativen Grundlagen einer zeitgemässen Pastoration besorgt ist, kommt dem Pfarreirat eine spezifisch pastorale Aufgabe zu. Bei Entscheiden, welche die Seelsorge betreffen, soll sich der Kirchgemeinderat auf die Erfahrungen und Kenntnisse des Pfarreirates stützen; der Pfarreirat wiederum soll auf die finanziellen Möglichkeiten der Kirchgemeinde Rücksicht nehmen. Gegenseitige Information und Zusammenarbeit sind daher unerlässlich.

Die Mitglieder des Pfarreirates stehen im Dienst der Meinungsbildung in der Pfarrei. Sie haben daher die Aufgabe, Anregungen und Wünsche seitens der Pfarreiangehörigen zur Sprache zu bringen. Andererseits haben sie die Pfarreiangehörigen über die Belange der Pfarrei und die Arbeit des Pfarreirates zu informieren.»

Wenn es Bischof Felix und anderen Verantwortungsträgern der Kirche ernst ist mit der Aussage, dass die Synodalität zur DNA der Kirche gehöre, dann müsste sich dies in der Förderung und Stärkung der Pfarreiräte zeigen. Als Laie, der zehn Jahre lang in einem Pfarreirat gewirkt hat, ist mir seit längerem aufgefallen, wie dieses Gremium in den Pfarreiblättern und sonstigen kirchlichen Medien immer mehr von der Bildfläche verschwindet. Für diesen Artikel habe ich für meinen Heimatskanton einen Synodalität-Check gemacht, indem ich die Webseiten aller Pfarreien bzw. Kirchenzentren auf der Suche nach einem Pfarreirat durchforstet habe. Der historisch durch den Kulturkampf geprägte Kanton Aargau scheint mir für das Bistum Basel sehr repräsentativ zu sein, da er fast einen Fünftel der Katholiken des Bistums Basel umfasst und Bischof Felix Aarau zweimal als Ort wählte, um über seine Erfahrungen mit dem Synodalen Prozess zu berichten.

Ergebnisse der Untersuchung
Die Ergebnisse der Untersuchung sind jedoch mehr als ernüchternd. In den 24 bestehenden Pastoralräumen gibt es 118 Pfarreien bzw. Kirchenzentren, von denen nur 40 einen Pfarreirat haben (teilweise haben zwei Pfarreien bzw. Kirchenzentren einen gemeinsamen Pfarreirat). Dies entspricht einer Quote von nur 34 Prozent. Betrachtet man die Pastoralräume als Ganzes, so lässt sich nur bei 7 (29 Prozent) eine wirkliche Pfarreiratskultur ausmachen, bei der die Mehrheit oder zumindest die Hälfte der Pfarreien einen Pfarreirat besitzen. Noch schlimmer steht es um die Pastoralraumräte, die pfarreiübergreifenden Pfarreiräte in den Pastoralräumen. Nur drei Pastoralräume weisen einen solchen auf, wobei nur im Pastoralraum Aare-Rhein ein Pastoralraumrat besteht, der sich nicht mehrheitlich aus Angestellten der Pfarreien rekrutiert. Die Aussage von Bischof Felix, die Synodalität gehöre zur DNA der Kirche, steht zumindest im Kanton Aargau im krassen Widerspruch zur pastoralen Realität. Auch die Personalpolitik von Bischof Felix lässt nicht den Schluss zu, dass ihm die Synodalität sehr wichtig ist. In der ehemaligen Wirkungsstätte des von Bischof Felix ernannten Weihbischofs Josef Stübi sieht es äusserst trist aus, was die Pfarreiräte anbelangt. Auf der Homepage der Kirchgemeinde Baden-Ennetbaden wird ein einziger Pfarreirat aufgeführt, derjenige von Rütihof (Stadtteil von Baden, der bis in die 60er-Jahre ein eigenes Dorf war). Ansonsten ergibt sich folgendes Fazit

Baden-Zentrum: Bis auf Weiteres sistiert
Dättwil: Aufgelöst
Ennetbaden: Aufgelöst per 31.12.2016
Mariawil (Kappelerhof): Aufgelöst per 31.12.2024
 


Die Kirchgemeinde Baden-Ennetbaden steht exemplarisch für den Niedergang der Pfarreiräte und straft damit all jene Lügen, die behaupten, die Schweizer Kirche sei heute synodaler als vor einigen Jahrzehnten. Das wäre so, wie wenn ein Politiker behaupten würde, er wolle die Legislative eines Landes stärken, aber gleichzeitig ein Parlament nach dem anderen abgeschafft wird und keine Anstrengungen unternommen werden, um die parlamentarische Kultur neu aufleben zu lassen.

Das Verschwinden der Pfarreiräte offenbart aber auch noch ein weiteres Auseinanderklaffen zwischen Ideal und Realität im Bistum Basel. Bischof Felix postulierte im «Arbeitspapier für einen Kulturwandel» in seinen fünf «Points of no return» als zweiten Punkt die Quadratur des Kreises, als er schrieb: «Durch grossräumigere, neu gedachte und organisierte Zusammenarbeit werden neue Räume für Präsenz eröffnet, und qualitative Nähe wird ermöglicht.» Macht dieser Satz schon per se keinen Sinn, wirkt er durch die pastorale Realität im Bistum Basel noch deplatzierter. Die einzige Möglichkeit, grössere Strukturen zu schaffen und gleichzeitig keinen allzu starken Verlust von seelsorgerlicher Nähe zu erleiden, bestünde im Aufbau bzw. in der Förderung lokaler Gremien, die sich ehrenamtlich für die Pfarrei einsetzen und die Stimme des Volkes repräsentieren. Gerade dies wird jedoch im Bistum Basel nicht angestrebt, da man keinen Effort zeigt, um die Pfarreiräte neu zu beleben.

Gründe für den Niedergang der Pfarreiräte
Natürlich ist der Niedergang der Pfarreiratskultur ein Prozess, der nicht nur durch die jetzige Bistumsleitung verursacht wurde, sondern vor Jahrzehnten begann. Wenn man sich auf die Suche nach Gründen macht, liegt die Versuchung nahe, ähnlich wie bei vielen anderen innerkirchlichen Fragen eine der beiden Extrempositionen einzunehmen. Eine Lesart des Bedeutungsverlusts der Pfarreiräte ist, dass der nachkonziliare Versuch, Laien in die Gestaltung des Pfarreilebens einzubinden, zum Vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Wenn sich die Kirche die Blösse gibt, von ihrer exklusiven Position als mater und magistra abzuweichen, wird sie mit einem Autoritätsverlust bestraft, der letztendlich zu einer Entleerung des Pfarreilebens führt.
Der Gegenpol behauptet hingegen, dass es die zu geringe Mitbestimmung ist, welche diese Versuche scheitern liessen. Die Teilnahme an beratenden Gremien, ohne die Möglichkeit zu haben, bei lehramtlichen Fragen mitreden zu dürfen, sei nicht attraktiv und führe zu Passivität und Distanzierung von der Kirche. Wer wie ich glaubt, dass beide Positionen falsch sind, wird andere Motive finden müssen, um die Malaise zu erklären.

1. Geschlossene Gesellschaft
Im Gespräch mit älteren Pfarreiangehörigen, die in den 70er- und 80er-Jahren in Pfarreiräten gewirkt haben, wird diese Zeit von ihnen sehr positiv dargestellt. Ähnliches hört man von Gläubigen, die Kirchenchören, katholischen Jugendorganisationen und anderen katholischen Vereinen angehört haben. Bei vielen ist aber herauszuhören, dass es mit der Zeit nicht so sehr darum ging, durch die Gremien und Vereine der Pfarrei zu dienen, sondern die eigene Gemeinschaft zu bewahren. Obwohl es dem Katholischen (Allumfassenden) wortwörtlich widerspricht, wurden der Pfarreirat und andere Gruppen zu geschlossenen Gesellschaften, in denen es trotz Migration aus dem Ausland und einer starken innerschweizerischen Bevölkerungsfluktuation verpasst wurde, neue Menschen für die Pfarreiarbeit zu gewinnen. Die Angst davor, neue Mitglieder würden die Atmosphäre innerhalb der Gremien verändern, verschloss die Augen vor den Folgen einer solchen Einigelung. Die fehlende Erneuerung und Verjüngung der Gremien führte gerade bei den Pfarreiräten zu einer fehlenden Repräsentanz der Pfarreiangehörigen, was ja ein zentrales Anliegen der Einführung dieser Institution war. Die Konsequenz war eine Entfremdung zwischen Pfarreirat und Pfarreiangehörigen und langfristig eine Demotivierung der Mitglieder der Pfarreiräte, da die von ihnen vorgeschlagenen Anlässe nicht den Bedürfnissen der Gläubigen entsprachen. Der Pfarreirat wurde so zu einer geschützten und geschlossenen Gesellschaft von alteingesessenen Gläubigen, die sich zwar für repräsentativ hielten, es in Wahrheit jedoch nicht waren.

2. Vom beratenden Gremium zur Apérogruppe
Von den 40 Pfarreiräten im Kanton Aargau bezeichnen sich 34 als solche, währenddem 6 andere Namen aufweisen. Hier werden Basisgruppe (Waltenschwil), Gruppe Kontakte (Wohlen), Netzwerkteam (Muri), Pfarreiforum (Kaiserstuhl-Fisibach), Kerngruppe (Schneisingen-Siglistorf) und Kernteam (Döttingen) verwendet, um den Pfarreirat zu umschreiben. Anscheinend gilt der Begriff Pfarreirat bereits derart anstössig und aus der Mode gekommen, dass er von einigen Pfarreien gar nicht mehr verwendet, sondern durch neue Begriffe ersetzt wird. Ein Begriff, der zwar von keiner Pfarrei gewählt wurde, jedoch dem Selbstverständnis vieler Pfarreiratsmitglieder wohl am ehesten entsprechen würde, ist «Apérogruppe». Nach intensiven und lebhaften Diskussionen, die von ehemaligen Pfarreiräten geschildert werden und in denen von Religion, Wirtschaft bis Politik alles Gegenstand von Debatten war, degenerierte der Pfarreirat ab den 90er-Jahren immer mehr zu einer Gruppe von Helfern, die Pfarreianlässe organisieren. Anstatt sich mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Pfarreiangebote zu einer Belebung des Pfarreilebens führen könnten, wurde vor allem die Arbeit für die bestehenden Anlässe verteilt. Von Rätinnen und Räten, die den Pfarrer oder Gemeindeleiter auf Augenhöhe beraten, wurden Handlagerinnen und Handlanger bei Apéros.

Beim Streifzug durch die Webseiten aller Pfarreien im Aargau wurde offensichtlich, dass es trotz Kirchenkrise immer noch viele Vereine wie Kirchenchöre, Ministrantengruppen oder Jungwacht und Blauring gibt. Obwohl die Bereitschaft, ehrenamtlich zu wirken, in der Gesellschaft und auch in der Kirche markant gesunken ist, so sind immer noch viele Leute zu einem kirchlichen Engagement bereit. Man ist aber nicht bereit, in einem Gremium zu wirken, dessen Name eine Mogelpackung ist und falsche Erwartungen weckt.

Fehlende Ehrlichkeit
Die Leserin bzw. der Leser könnte sich beim letzten Abschnitt fragen, weshalb man den Pfarreiräten nicht wieder ein klares Profil gibt, was ihre Attraktivität steigern würde. Die Beantwortung dieser Frage hängt eng zusammen mit der Erklärung, weshalb Pfarrer und Gemeindeleiter es überhaupt zuliessen, dass aus dem hehren Ziel, in den Pfarreien ein beratendes Gremium aus Laien zu bilden, vielerorts eine Apérogruppe wurde. Lokal einen mitdenkenden und mitredenden Pfarreirat zu haben bedeutet viel Arbeit. Es ist ähnlich wie bei Lehrerinnen und Lehrern, die aus Idealismus ihren Schülerinnen und Schülern Mitbestimmung gewähren wollen. Irgendwann realisiert man, dass jede Einräumung von Mitspracherechten auch die Gewährung von Wünschen zur Folge haben muss, wenn der ganze Versuch nicht zu einer Farce verkommen soll. Der Pfarreirat kann sich spezielle Pfarreianlässe wünschen, Weiterbildungsabende, Ausflüge usw., was alles einen Mehraufwand für die Seelsorger bedeutet. Gerade Laienseelsorgerinnen und Laienseelsorger, die Beruf und Familie vereinbaren wollen, haben kein Interesse daran, dass ehrenamtliche Pfarreiräte die Jahresplanung mit eigenen Ideen durchkreuzen. Um die eigenen Laientheologen nicht zu vergraulen, gibt es daher keinerlei Bestrebungen vom Bistum, die Bildung einer Pfarreiratskultur in den Pastoralräumen zu fördern. Die Synodalität, die von Bischof Felix gebetsmühlenartig für sein Bistum reklamiert wird, ist eine reine Synodalität nach oben. Laien sollen als Pressure Groups fungieren und lehramtliche Positionen kritisieren, um einen Zeitgeist zu bedienen, dem es zur Hauptsache um den Erhalt reichlich fliessender Steuereinnahmen geht. Es soll aber keine Synodalität von unten sein, bei der einfache Katholikinnen und Katholiken ihre Ansprüche an die Pfarrei geltend machen. Aufgrund dieser Unehrlichkeit sind wir heute viel weiter von einer synodalen Kirche entfernt, als dies noch vor Jahrzehnten der Fall war. Darum mein Fazit: Wenn Synodalität, dann bitte eine ehrliche.

 

Statistik der Pfarreiräte

 


[1] PEP to go.
[2] Aus einer Empfehlung aus dem Jahre 1979.


Daniel Ric


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Captcha Code Kann das Bild nicht gelesen werden? Klicken Sie hier, um zu aktualisieren

Captcha ist erforderlich!

Code stimmt nicht überein!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Bemerkungen :

  • user
    Schwyzerin 12.02.2025 um 17:27
    Wie ich beobachte, wird in den Pfarreien mit den Sakramenten gespielt. Das ist ein grosses Ägernis. Von einem Aufbau des Reich Gottes kann in diesen Ortspfarreien, Seelsorgeraum nicht die Rede sein. Denn sie wissen nicht was ein Christ ist.
  • user
    Kurt Bucher 12.02.2025 um 16:17
    Sehr geehrter Herr Ric
    Der PfarreiRAT eine lokale Verkörperung echter, im Sinn und Geist der Weltsynode geforderter, Synodalität? Von wegen! Pfarreiräte sind überholt! Denn getaufte und gefirmte Christinnen und Christen, Laiinnen und Laien, sind nicht berufen, nur zu RATEN und zu BERATEN, sondern sich aktiv zu beteiligen am Aufbau des Reiches Gottes, das Leben in einer Pfarrei aktiv mitzugestalten, indem sie mitBESTIMMEN und mitENTSCHEIDEN

    Kurt Bucher, Wallisellen
    • user
      Daniel Ric 13.02.2025 um 15:23
      Sehr geehrter Herr Bucher, ich frage mich, weshalb die Pfarreiräte überholt sein sollten. Jeder einigermassen vernünftige und demütige Pfarrer oder Gemeindeleiter wird auf den Pfarreirat hören, wenn dieser Vorschläge macht, die nicht Bereiche betreffen, die von der Weltkirche vorgegeben sind (vor allem Liturgie und Spendung der Sakramente). Papst Franziskus möchte vor allem eine Synodalität, bei dem sich Priester und Laien zuhören und mithilfe des Heiligen Geistes herausfinden, wie das pfarreiliche Leben gestaltet werden soll. Ich bin hier völlig auf der Linie des Heiligen Vaters. Ein gut funktionierender Pfarreirat könnte diesem Anspruch gerecht werden.
  • user
    Stefan Fleischer 11.02.2025 um 18:23
    Je mehr ich es mir überlege Desto deutlicher scheint mir:
    «Da riefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger zusammen und erklärten: «Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und uns dem Dienst an den Tischen widmen. Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit; ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen. Wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben.» (Apg 6,2-4)
    Zu Deutsch: Es ist nicht recht, wenn die Kirche ihre ganze Kraft für eine bessere Welt hier und jetzt einsetzen und dabei die Sorge um das ewige Heil des Menschen vernachlässigt. Ihr Auftrag ist die Verkündigung der frohen Botschaft von der Erlösung aus Sünde und Schuld durch unseren Herrn Jesus Christus. Je mehr Menschen aus diesem Glauben heraus leben und sich erlösen lassen, desto mehr wird sich auch der Zustand unserer Welt verbessern.
    «Wir aber wollen beim Gebet und beim Dienst am Wort bleiben.» muss auch für unsere heutige Kirche wieder gelten.
    • user
      Daniel Ric 12.02.2025 um 10:34
      Ich denke, diese Stelle in der Apostelgeschichte verdeutlicht gut, dass es verschiedene Aufgaben in der Kirche gibt, wobei wir eine Aufgabe nicht gegen eine andere ausspielen sollten. Leider erschöpft sich die heutige Diskussion in der Kirche von rechts bis links, von sehr konservativ bis zu sehr progressiv, auf den Bereich Liturgie, währenddem die anderen Grundvollzüge der Kirche vergessen werden. Für mich stellt dies eine Verkürzung der katholischen Lehre dar. Neben der Liturgie gibt es das Zeugnis (Verkündigung), die Diakonie und als vierten, neueren Grundvollzug auch die Gemeinschaft. Als Katholiken sollten wir den Anspruch haben, wirklich katholisch (allumfassend) zu sein und alle Grundvollzüge in unserem christlichen Leben zu berücksichtigen. Die einseitige Fixierung auf die Liturgie führt zu ihrer Unglaubwürdigkeit wie auch die einseitige Fixierung auf die anderen Grundvollzüge inhalts- und kraftlos bleiben, wenn wir keine Kraft aus den Sakramenten schöpfen.
      • user
        Stefan Fleischer 12.02.2025 um 15:28
        Natürlich gibt es verschiedene Aufgaben in unserer Kirche (und verschiedene Aufgabengträger, welche "bei ihren Leisten bleiben sollten") Entscheiden ist wohl die Frage der Prioritätensetzung. Und diese läuft, aus meiner laienhaften Sicht heraus gesehen, grundlegend falsch.
  • user
    Schwyzerin 11.02.2025 um 16:05
    Ein Priester trägt die Verantwort für die lateinische, römische Liturgie. Wenn an dieser Liturgie herum gebalstelt wird, dann ist das ein schwerer Missbrauch. Es ist ein schlimmes Ärgernis und es ist irreführend. Bringt absolut gar nichts. Der Priester muss das machen, was die katholische Kirche tut und schon immer getan hat. Mit herumbasteln an der Liturgie schädigt man die Familie und die wahre Kirche. Der Pfarreirat ist nur nützlich, wenn er die Lehre der katholischen Kirche anerkennt und danach handelt. Sonst nicht.
  • user
    Claudio Tessari 11.02.2025 um 11:25
    Ich sehe das Ganze etwas differenzierter. In Wirklichkeit gibt es immer 3 Gruppen. Jene welche die Kirche auf den Kopfstellen wollen (Progressiven), jene welche einfach den katholischen Glauben leben wollen (Konservativen) und jene welche in der Mitte stehen oder es ihnen egal ist. Beim Pfarreirat ist genau das Problem, die Kirche ist nun halt mal nicht demokratisch. Wie oft erlebt man, dass der Priester an der Liturgie herumbastelt, weil man allen gerecht werden will. Ein Pfarreirat kann sicherlich hilfreich sein, aber meisten gehen ja Leute dort rein, welche die Kirche verändern wollen. Wie viele Heilige Messen werden nach Rubriken gelesen. Wo wird die unverkürzte Katholische Lehre noch verkündet oder im Religionsunterricht gelernt? Ich denke das Hauptproblem ist der massive Glaubensabfall in der Gesellschaft wie auch in der Kirche. Gremien Räte etc. helfen nicht weiter, wir müssen zurück zur Wahrheit die Jesus Christus ist. Die Kirche erneuert sich auf den knien in der eucharistischen Anbetung. Zitat Kardinal Sarah
  • user
    Stefan Fleischer 10.02.2025 um 17:42
    Mein Eindruck von den lokalen wie der Gesamtsynode war immer wieder, dass es viel Unehrlichkeit gab, oder müsst man sagen zuviel Diplomatie, zuviel Berechnung und Machkämpfe. Synodalität wurde allzu oft mit Parlamentarismus verwechselt. Es ging weniger um das Zuhören als um das gehört zu werden. Oft steckte auch Profiliersucht hinter gewissen Auftritten. Einig war man fast beim Motto: «Es ist etwas geschehen. Es muss etwas geschehen!» Das führte zu Wunschdenken und dann weiter zu Forderungen bis hin zu Erpressungsversuchen. Statt sich zu bemühen, immer zuerst gründliche und ehrliche Analysen der Probleme und deren Ursachen und klare, allgemein gültige Definitionen der verwendeten Begriffe zu erarbeiten, landete man damit – bewusst oder unbewusst – in einer Dialektik, welche alles so formuliert, dass jedermann seine eigene Meinung darin lesen konnte, was zu «Mehrheitsbeschlüssen» führten, welche im Tiefsten Diktate einer Minderheit waren.
    Und das schlimmste, man fragte bei alledem viel zu wenig nach Gottes Willen.
    Damit wären wir bei der Hauptursache des aktuellen Zustandes, den Paradigmenwechsel von gottzentriert zu menschzentriert.