Mirjam Walser, Gründerin der Vegan Business School, weist diesen an sie gerichteten bzw. von ihr konstruierten Vorwurf empört zurück. Die schändliche Tat soll sich in einem Zürcher Restaurant ereignet haben (vgl. «nau.ch» vom 3. Oktober 2025). Veganer-Ikone Walser will sich gerade mit Gabel und Messer ein «saftiges Gemüseschnitzel mit Currysauce und Reis» einverleiben, als ihr ein Sitznachbar den Appetit jäh verdirbt. Denn dieser – seinerseits ein ebenso saftiges Steak verspeisend – reagiert auf den vorwurfsvollen Blick seiner fleischlosen Nachbarin mit dem Hinweis: «Pflanzen haben auch Gefühle!» und «Für Ihr Schnitzel mussten Pflanzen sterben.»
Ein Vorwurf, der Veganerin Walser schwer auf den Magen schlägt. Entrüstet weist sie diese infame Unterstellung zurück: «Sind Veganer etwa skrupellose Pflanzenmörder?» Und geht gleich mit einer wortreichen Suada zum Gegenangriff über: Es bestehe ein himmelweiter Unterschied zwischen Tieren, die samt und sonders über ein zentrales Nervensystem sowie ein Gehirn verfügten und demzufolge Schmerz empfinden könnten, wohingegen Pflanzen weder ein Nervensystem noch ein Gehirn noch ein Bewusstsein hätten, ergo immun gegen jegliche Art von Schmerz seien.
Fleischesser bringen noch mehr Pflanzen um als Veganer
Doch damit nicht genug: Mirjam Walser bringt ihr Geschütz präventiv schon einmal im Hinblick auf zukünftige Gefechte in Stellung: Falls der Wissenschaft tatsächlich irgendwann der Nachweis gelingen sollte, dass auch Pflanzen Schmerzen empfinden können, bliebe der moralisch höherwertige Veganer-Status unangetastet: «Denn Fleischesser bringen noch mehr Pflanzen um die Ecke als Veganer.» Walser rechnet vor: Für ein Kilo Rindfleisch werden im Schnitt 10 bis 12 Kilo Futterpflanzen wie Weizen, Mais und Soja benötigt: «Alles Pflanzen, die auch uns Menschen ernähren könnten.»
Derart moralisch auto-immunisiert kann sich Walser umso genussvoller dem Verzehr ihres saftigen Gemüseschnitzels zuwenden. Allerdings nicht, ohne ihren fleischessenden Sitznachbarn zu kulpabilisieren: «‹Hast du schon mal einen Broccoli schreien hören›, habe ich den eingangs erwähnten Tischnachbarn gefragt. Darauf hatte er keine Antwort mehr.» Gerne hätte der Schreibende ihr die fällige Antwort gegeben: «Nein, ich habe noch nie einen Broccoli schreien hören, allerdings ein Steak auch nicht.»
Anglikanische Kirche: Passender Name für das neue Oberhaupt gesucht
Szenenwechsel: Vor kurzem ist mit Sarah Mullally erstmals eine Frau zur Erzbischöfin von Canterbury und damit gleichzeitig zum geistlichen Oberhaupt der weltweit rund 85 Millionen Mitglieder zählenden anglikanischen Kirche ernannt worden. Sie folgt damit auf Justin Welby, der wegen Vertuschungsvorwürfen im Zusammenhang mit Missbrauchsopfern im November 2024 zurückgetreten ist.
Bis dato nannte sich das Oberhaupt der anglikanischen Kirche «Primas». Ergo muss für die erste Frau in diesem Amt ein neuer, passender Name gefunden werden. Ein schwieriges Unterfangen. Im Zeichen der immer mehr Bereiche beherrschenden Digitalisierung liegt es zunächst einmal nahe, die Künstliche Intelligenz (KI) zu Rate zu ziehen. Unter dem Stichwort «Begriffserklärung» heisst es da: «‹Primatin› ist die weibliche Form von ‹Primas›.» Ergänzend wird zu deren «Bedeutung in der Praxis» ausgeführt: «Eine anglikanische Primatin ist die oberste Repräsentantin ihrer anglikanischen Kirche, leitet Synoden, vertritt die Kirche international, spielt eine zentrale Rolle in theologischen und ethischen Debatten.» Davon, so KI, ist die Primatin in der Biologie zu unterscheiden. Unter dem Begriff «Primat» bzw. «Primatin» sei eine Ordnung von Säugetieren zu verstehen, «zu denen unter anderem folgende Tiere (sic) gehören:
- Menschen
- Menschenaffen (z. B. Schimpansen)
- Affen (z. B. Meerkatzen)
- Halbaffen (z. B. Lemuren)»
Kurz: Eine «Primatin», so KI, «ist einfach ein weiblicher Affe oder weiblicher Mensch aus dieser Tiergruppe».
Fazit: Zweifel an der Intelligenz der Künstlichen Intelligenz (KI) sind mehr als angebracht (Mensch als Teil einer Tiergruppe). Die Suche nach dem passenden Wort für ein weibliches Oberhaupt der anglikanischen Kirche muss angesichts des durch KI kompromittierten Begriffs «Primatin» weitergehen. Aber auch in Sachen Gemüseschnitzel hat die Sprachverwirrung groteske Formen angenommen (Stichwort «Broccoli-Mord»). Der Philosoph Friedrich Nietzsche hatte schon vor mehr als 100 Jahren die «Umwertung aller Werte» gefordert. Diese fatale Parole ist in weiten Teilen der Gesellschaft mittlerweile Tatsache geworden. Ja, man kommt nicht darum herum, darüber hinaus auch von einer «Umwertung aller Wörter» sprechen zu müssen. Die babylonische Sprachverwirrung im Alten Testament scheint da nur ein Vorgeschmack dessen zu sein, was im Zeitalter von KI alles auf uns zukommen wird. Papst Leos Warnungen sind da nur allzu berechtigt.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
"Nein, ich habe noch nie einen Broccoli schreien hören, allerdings ein Steak auch nicht.»
Vielleicht, weil ein Steak nicht aus dem Kehlkopf des Geschöpfes besteht?
Ich kenne selbst weder vegane "Ikonen", noch halte ich Veganismus für eine "perfekte Lösung". Auch auf Pflanzenfeldern sterben Tiere (halt 4x weniger), seltener wird grüner Dünger genutzt, z.B. aus Rainfarn. Die Arroganz bishin zur Aggression mancher, vegan lebender Moralapostel ist enorm ermüdend. Die Kommunikation sowohl der Befürworter als auch der Gegenwehr sind oft bewusst provokant und massiv Grenzen überschreitend.
Veganismus in sich ist derweil nicht speziell etwas links-wokes, sondern - nüchtern betrachtet - lediglich der Versuch, Gottes Schöpfung so wenig wie möglich bewusst in Mitleidenschaft zu ziehen. Z.B. nicht bewusst noch dafür zu bezahlen, dass Tiere ausgebeutet und getötet werden. Als die Krone der Schöpfung trägt der Mensch schon ab der ersten Bibelseite Verantwortung. Und Verantwortung ist keine Einladung zum Machtmissbrauch. Der Verzehr jeglichen Lebens wurde nach bei der grossen Flut erlaubt, als, logischerweise, auf verschlicktem Boden keine Nahrung mehr zu finden war. Gott waren die Tiere selbst dort wichtig genug, dass er sie aktiv im Bund einschloss.
Heute ist Tierkonsum in den allermeisten Fällen ein Auswuchs von Gier - einer Todsünde. Jesus Christus schien eine klare Meinung zu haben, als er sagte, was den Menschen von innen heraus unrein macht. Und ebenso, als er die Opfertiere bei der Tempelräumung frei liess, statt sie alle zu keulen...
Justin Welby war auch kein wahrer Bischof, da die anglikanischen Weihen ungültig sind.
(natürlich hätte er als Mann theoretisch die Weihe empfangen können, falls sie ihm mit gültiger Formel von einem gültigen Bischof gespendet worden wäre. dies wäre bei der "Erzbischöfin" natürlich nicht möglich)
Die anglikanische Kirche hat fundamentalere Probleme. Zum Beispiel, dass sie nicht katholisch ist und so aktiv zur Spaltung der Christen beiträgt. Da wundert dann auch kein weiteres Abirren...
Die Ernennung von Sarah Mullally zur Erzbischöfin von Canterbury finde ich grossartig. Dieser Entscheid zeigt exemplarisch die Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der Frauen.