Während der feierlichen Andacht am Nachmittag. (Bild: zVg)

Kirche Schweiz

Bru­der Mein­rad Eugs­ter: Ein Weg­wei­ser zu Gott

Am Sams­tag, 14. Juni 2025, konn­ten die Ein­sied­ler Bene­dik­ti­ner zahl­rei­che Gäste und Gläu­bige in ihrem Klos­ter begrüs­sen. Anlass war der 100. Todes­tag des Ehr­wür­di­gen Die­ners Got­tes Bru­der Mein­rad Eugs­ter, der am 14. Juni 1925 heim­ge­gan­gen ist.

Höhepunkt des abwechslungsreichen Programms zu Ehren ihres von vielen Menschen verehrten Mitbruders war das Pontifikalamt mit Festpredigt von Abt Urban, das erfreulich viele Gläubige mitgefeiert haben. Dabei erklang die von P. Oswald Jaeggi komponierte «Bruder-Meinrad-Messe».

In seiner Predigt setzte Abt Urban den vielen im Internet kursierenden Fake-Bildern das Leben von Bruder Meinrad entgegen: «Warum wurde vor 100 Jahren der Ruf der Menschen laut, Bruder Meinrad Eugster sei ein Heiliger und müsse als solcher verehrt werden können?», fragte Abt Urban in seiner Predigt und gab gleich selbst die Antwort: «Weil er als echt wahrgenommen wurde.» Heute würde wohl niemand wer wissen, wer die Äbte waren, unter denen Bruder Meinrad lebte, «aber wir erinnern uns an einen Bruder, der anderen Menschen zuhören, sie trösten konnte, der echt war und damit transparent für andere auf Gott hin». Bruder Meinrad wäre gerne Priester geworden, doch das war nicht möglich. Er wurde darüber nicht verbittert, sondern versöhnte sich mit seiner Berufung, was ihn gerade zu einem «echten» Menschen machte. So mahnte Abt Urban abschliessend: «Lasst uns von Gott versöhnen und unsere Berufung, wo auch immer wir im Leben stehen, mit Liebe leben. Das ist der Weg christlicher Heiligkeit.»

Auch die nachmittägliche Andacht, die von P. Philipp Steiner gestaltet wurde, erfreute sich guter Resonanz. Dabei erläuterte er anhand des mit grünem Stoff gepolsterten Stuhles, in dem Bruder Meinrad vor hundert Jahren verschied, das Doppel-Thema «Hoffnung und Vollendung». «Wenn wir uns heute, genau 100 Jahre nach dem Tod von Bruder Meinrad, zu einer Gedenkfeier versammeln, dann tun wir es deshalb, weil für Bruder Meinrad der Tod nicht das Ende, sondern die Vollendung seines Lebens war», so Pater Philipp in seiner Predigt. Gerade seine letzten Lebensjahre litt Bruder Meinrad öfter unter den abnehmenden Körperkräften, dem Gefühl, nicht mehr nützlich zu sein und manchmal auch unter der Angst, aufgrund seiner Unvollkommenheiten nicht Anteil am ewigen Heil zu haben. «Doch immer kam ihm Gottes bedingungslose Treue und Barmherzigkeit zu Hilfe, immer siegte seine Hoffnung auf Gott, dessen Kraft in der menschlichen Schwachheit zur Vollendung kommt.» Diese Hoffnung war eine Grundhaltung von Bruder Meinrad, die ihn sein ganzes Leben lang begleitete und es ihm möglich machte, Schwierigkeiten, Widerwärtigkeiten und Leiden mit Ruhe und in Ergebung an den Willen Gottes zu ertragen. Sein ganzes Leben war auf den Himmel ausgerichtet. «Dies ist eine Perspektive, die uns heutigen Menschen etwas abhandengekommen ist. Hier ruft uns Bruder Meinrad mit den Worten des Apostels Paulus auf, uns neu auf dieses letzte Ziel unserer Berufung auszurichten: ‹Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus›».
Im zweiten Teil der Feier begaben sich der Zelebrant zusammen mit dem Vizepostulator Bruder Alexander Schlachter, Frater Meinrad Hötzel, Frater Benno Maria Bonder und den Mitfeiernden an das Grab von Bruder Meinrad Eugster für eine kurze Gebetszeit.

Die beiden Vorführungen des Dokumentarfilms im Vortragssaal der Alten Mühle und die den ganzen Tag offene Ausstellung am Hof boten weitere Gelegenheiten, Bruder Meinrad (neu) zu entdecken.

Besonders erfreulich war, dass neben Postulator Mons. Dr. Hans-Peter Fischer auch acht Mönche aus den Klöstern Disentis, Mariastein, St. Otmarsberg, Beuron und Wettingen-Mehrerau eigens zur Feier des Bruder-Meinrad-Tags nach Einsiedeln gereist sind. Die Einladung der Brüder aus den Benediktiner- und Zisterzienserklöstern war Abt Urban ein grosses Anliegen, denn gerade diese Gruppe von Mönchen ohne Priesterweihe wirkt in Treue und Hingabe an oft wenig prestigeträchtigen Orten und ist doch elementar wichtig für den «Organismus Kloster». In Bruder Meinrad haben diese Gottesmänner ein Vorbild, das ihnen den Weg weist zu einem erfüllten und überzeugenden Leben in der Nachfolge Jesu. Aber auch alle Gläubigen können sich von Bruder Meinrad in ihrer Berufung bestärken lassen. Dies hat dessen 100. Todestag am Samstag, 14. Juni 2025, eindrücklich gezeigt.


P. Philipp Steiner OSB

Redaktion


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Bemerkungen :

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    Joseph Laurentin 16.06.2025 um 19:29
    Mit aufrichtigem Respekt vor der ehrwürdigen Gestalt Bruder Meinrads und der frommen Verehrung zu seinem 100. Todestag sei eine schlichte, aber entscheidende Frage erlaubt: Hätte Bruder Meinrad Freude an den heutigen Priestern von Einsiedeln? Wer die Geschichte dieses Klosters kennt, weiss um seinen einst überragenden geistlichen Glanz. Heute jedoch wirkt vieles – trotz würdiger Fassade – verweltlicht. Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanums, die Teilnahme an ökumenischen Anlässen und das Fehlen einer klar übernatürlichen Ausrichtung sind Ausdruck einer tiefen Krise des klösterlichen Geistes. Die Glaubensverkündigung weicht zunehmend einer Subjektivierung des Religiösen, in der persönliche „Echtheit“ wichtiger scheint als das Festhalten an der überlieferten Wahrheit.
    Besonders bezeichnend war das letztjährige Welttheater – eine aufwändige Inszenierung ohne Gott im Zentrum, dafür mit viel Show und wenig Sinn. Was einst als geistliches Spiel der Umkehr gedacht war, wurde zum Spiegel einer Gesellschaft ohne ewigen Massstab.
    Bruder Meinrad war ein Mann des Gebets, der Busse und der Stille. Möge seine Fürsprache helfen, das geistliche Fundament von Einsiedeln wieder zu erneuern – im Licht der überlieferten katholischen Lehre.
    • user
      Nicole14 17.06.2025 um 07:24
      Ich finde diese Pauschalisierung bedenklich. Sicher gibt es an jedem Ort solche und andere Menschen, so ist Altabt Werlen kein Aushängeschild für das Kloster Einsiedeln. Doch es gibt viele gute Initiativen im Kloster. So begleiten sie Katechumenen oder haben in der Stiftsschule den «benediktinischen Geist» wiederbelebt. Auch der Klostermarkt, über den auf diesem Portal gerade berichtet wird, geht auf eine Initiative eines Benediktiners aus Einsiedeln zurück.
      Es ist ermüdend, immer wieder lesen zu müssen, dass der sogenannte neue Ordo ein Zeichen für den Glaubensabfall sei. Der sogenannte alte Ordo wurde auch einmal «erfunden», genau wie zig andere Riten, z. B. den Ambrosianischen Ritus. Ebenso ist es bedenklich, die Teilnahme an ökumensichen Anlässen negativ zu bewerten. Jesus will, dass alle eins sind. Dies erreichen wir nicht durch Distanz, sondern nur durch den Dialog.
      • user
        Anton 17.06.2025 um 10:49
        Vielen Dank für diesen Kommentar. Wer auch nur ein wenig um die alten Zeiten weiss, dem ist bewusst, dass es immer die und die anderen gab. Ein Nachbar erzählte mir, wie sie wetteten, wer bei der schnelleren Hl. Messe ministrierte.
        Was sicher ein Problem war oder ist: Die Änderung des Ritus verunsicherte etliche Gläubigen und auch Priester. Nicht wenige dachten: "Ja, wenn das geändert werden kann, dann kann ich doch gleich auch noch mehr ändern.
        Dass dem nicht so ist, haben die letzten Päpste zur Genüge bekräftigt.
      • user
        Martin Meier-Schnüriger 21.06.2025 um 15:11
        Liebe Nicole14, für Ihre Antwort an Joseph Laurentin danke ich Ihnen bestens und schliesse mich ihr an. Wer meint, alles Übel habe mit dem 2. Vatikanischen Konzil und der Liturgiereform begonnen, verkennt die Tatsache, dass wahre Christusnachfolge noch nie ein Massenphänomen war. Wie sonst konnte ein junger Theologe aus Deutschland bereits Ende der 1950-er Jahre von "getauften Heiden" sprechen, von Menschen, die sich zwar als Christen verstanden, aber ihre Taufgnade verkümmern liessen? Übrigens hat derselbe Theologe viele Jahre später, als Papst, die Begriffe "ordentliche", bzw. "ausserordentliche Form des einen römischen Ritus" geprägt und damit zu verstehen gegeben, dass beide Formen des einen Ritus gleichberechtigt und gleichwertig nebeneinander existieren dürfen.
        Noch ein Wort zum Kloster Einsiedeln: Die meisten Patres des dortigen Konvents feiern die hl. Messe in Würde und gemäss den Rubriken des Messbuches. Täglich wird der Empfang des Busssakramentes angeboten, in der Unterkirche hat man Gelegenheit, stille Anbetung vor dem eucharistischen Heiland zu halten. Herr Laurentin wird in der Schweiz wenig Orte finden, die dem katholischen Glaubensgut mehr verpflichtet sind.
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    Stefan Fleischer 16.06.2025 um 09:16
    Solche Vorbilder der wahren Selbstverwirklichung, der Verwirklichung des Willen Gottes mit mir, fehlten heute sehr. Oder bemerken wir sie vielleicht einfach nicht in unserer modernen Welt, in welcher nur noch zählt, was gross scheint und sich laut bemerkbar macht, wo nur noch geschrien und gefordert, den täglichen Pflichten aber möglichst ausgewichen wird? Wir brauchen wieder mehr «Alltagsheilige». Ein solcher kann jeder werden, wenn er bereit ist zu dienen, Gott zuerst und aus dieser Haltung heraus seinen Nächsten. Er muss sich nur bewusst bleiben: «Euer Lohn wird gross sein im Himmel» nicht unbedingt auf Erden.
    • user
      Stefan Fleischer 17.06.2025 um 05:47
      Lieber Herr Joseph Laurentin
      Was Sie hier schreiben, trifft ins Schwarze, und zwar nicht nur für das Kloster Einsiedeln, sondern für (fast) unsere ganze Kirche, soweit ich sie beurteilen kann. Gott ist zur Kulisse geworden, bestenfalls zu einem Statisten, im riesigen, chaotischen Welttheater, wo sich jeder als Regisseur (und Interpret des Schöpferwillens) aufspielt, in einem Kampf jeder gegen alle und alle gegen jeden. Und das unter der Flagge von Gemeinschaft, Brüderlichkeit und Frieden. Wo bleiben die Propheten, welche uns bei Tag und Nacht zurufen: «Kehrt um zu ihm, Israels Söhne, / zu ihm, von dem ihr euch so weit entfernt habt!» ? (Jes 31,6)