Das von Caspar Moosbrugger gestaltete Oktogon-Gewölbe über der Gnadenkapelle in der Klosterkirche Einsiedeln. (Bild: © Roland Fischer, Zürich, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons).

Kirche Schweiz

Cas­par Moos­brug­ger – Lai­en­bru­der und genia­ler Architekt

Das Klos­ter Ein­sie­deln ist ein welt­be­kann­ter Wall­fahrts­ort. Die Fas­sade der Klos­ter­kir­che ist als Sujet auf aller­lei Anden­ken zu fin­den. Weni­ger bekannt ist der Archi­tekt, dem die Welt die­ses Meis­ter­werk zu ver­dan­ken hat: Bru­der Cas­par Moos­brug­ger, dem wich­tigs­ten Barock­ar­chi­tek­ten der Schweiz, des­sen Todes­tag sich am 26. August zum 300. Mal jährt.

Caspar (Andreas) Moosbrugger entstammt einer Baumeisterfamilie und kam am 15. Mai 1656 in Au (Bregenzerwald) auf die Welt. Mit 14 Jahren begann er eine dreijährige Lehre als Steinmetz und reiste vermutlich 1674, spätestens aber nach dem Dorfbrand 1680, nach Einsiedeln. Dort arbeitete er unter Johann Georg Kuen am Chorneubau des Klosters mit. In ihm kam der Wunsch auf, ins Kloster Einsiedeln einzutreten. Obwohl der damalige Fürstabt Augustin II. Reding aufgrund des stark gewachsenen Konvents einen «Einstellungsstopp» verfügt hatte, wurde bei Caspar Moosbrugger eine Ausnahme gemacht – für den geplanten Klosterneubau waren qualifizierte Baufachleute erwünscht. Am 21. November 1682 legte er die Profess als Laienbruder ab.[1]

Schon bald nach seiner Profess begann Caspar Moosbrugger, sich als Architekt zu betätigen. Er war in der Vorarlberger Bautradition beheimatet, bildete sich aber stetig weiter. Sein Interesse galt dabei der italienischen Architektur. Eine seiner ersten Bauten war die Magdalenenkapelle (Chor der Beichtkirche) im Stift. Erst 28-jährig, war er bereits ein bekannter Architekt. So erstellte er im Auftrag des Abts von Disentis Entwürfe für den geplanten Klosterneubau. Im August 1684 besprach er mit dem Abt von Weingarten einen möglichen Klosterneubau; im gleichen Jahr reiste er nach Muri, wo ebenfalls ein Klosterneubau geplant war. Ein Jahr später wurde er für den Kirchenneubau nach Fischingen gerufen. Im Dezember 1686 traf man Caspar Moosbrugger im Kloster Münsterlingen an …
 


«Seine Werkliste ist schwierig zu erstellen, da in den Aufzeichnungen zwischen Beratung, Planung und Ausführung nicht unterschieden wird. Zudem sind die Aufzeichnungen in den Einsiedler Diarien lückenhaft, da nur Reisen Moosbruggers vermerkt sind, die auf Kosten des Klosters gehen.»[2] Einig ist man sich darüber, dass ihm die Abtei Disentis sowie die Klosterkirchen Fischingen und Muri zugerechnet werden dürfen. Als Planer oder Berater wirkte er bei den Klosterneubauten Weingarten, Pfäfers, Seedorf, St. Blasien, St. Gallen und an Kirchenneubauten in Lachen und Arth mit.

Gemäss dem «Historisches Lexikon der Schweiz» HLS fussten auf seinen Plänen zudem Arbeiten an der Klosterkirche Katharinenthal (vor 1700), den Klöstern Rheinau (1702, 1719) und Kalchrain (1702, 1705), dem Kloster Engelberg (1704), der Kartause Ittingen (1703) sowie der St. Ursenkirche Solothurn (1711). Caspar Moosbrugger führte die Kirchenverlängerung im Frauenkloster Sarnen (1687) sowie Bauten am Kloster Fahr (1689-1701) und an der Meinradskapelle Etzel (1698) durch.[3]

Als sein Meisterwerk gilt aber der Neubau von Kloster und Kirche Einsiedeln (1702–1723). Ein erstes Projekt für den Kirchenneubau lehnte das Kapitel 1691 ab, da es den Konventneubau als dringlicher ansah. Erst 1703 beauftragte Fürstabt Maurus von Roll Caspar Moosbrugger mit der Planung des Klosterneubaus. Dieser wurde unter seiner Leitung von 1704 bis 1717 erstellt; als Baumeister wirkte sein leiblicher Bruder Johann. Bei der komplexeren Planung der Klosterkirche waren italienische Ratgeber beteiligt. Am 20. Juli 1721 begannen mit einer feierlichen Zeremonie die Bauarbeiten an der barocken Klosterkirche. Das Oktogon über der Gnadenkapelle und die Kirchenfassade waren 1723 vollendet und gelten als die Meisterleistungen von Caspar Moosbrugger. Die von ihm geplante Tambourkuppel nach dem Vorbild des Klosters Weingarten wurde 1723 vom Kapitel abgelehnt. Die Einweihung der Stiftskirche 1735 erlebte Bruder Caspar Moosbrugger nicht mehr. Er starb am 26. August 1723 im Alter von 67 Jahren.
 


[1] Im Professbuch steht «Kaspar» Moosbrugger. Er selbst verwendete den Vornamen «Caspar
[2] www.sueddeutscher-barock.ch/In-Meister/h-r/Moosbrugger_Caspar.html
[3] Für die vollständige Liste siehe «Historisches Lexikon der Schweiz» HLS, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/019887/2009-01-20/


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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  • user
    Carus Butler 27.08.2023 um 16:15
    Ein wunderbarer Bericht, vielen Dank an die Autorin
  • user
    Gabriela Ulrich 25.08.2023 um 17:53

    Guter Bericht über Caspar Moosbrugger - Laienbruder und genialer Architekt von Rosemarie Schärer. Die wunderschönen Kirchen und Klöster wurden aber nicht nur zum Andenken geschaffen, sondern in erster Linie zu Ehre Gottes. Wenn aber in den wunderschönen Kirchen und Klöstern bald keine heilige Messe gefeiert werden, schwindet der Glaube unter der Bevölkerung vollkommen. Das Gottesvolk lebt nun einmal von der Eucharistie. Darum ist den Priestern die Kirchen und Klöstern zu übergeben.