Christa Meves. (YouTube/«Kirche in Not»)

Weltkirche

Christa Meves wird 100 Jahre alt – Wür­di­gung einer uner­schro­cke­nen Kämp­fe­rin für Kin­der und Jugendliche

Am Diens­tag, 4. März 2025, kann die bekannte Psy­cho­the­ra­peu­tin und Auto­rin Christa Meves ihren 100. Geburts­tag fei­ern. Sie beschäf­tigte sich in zahl­rei­chen Büchern, Arti­keln und Vor­trä­gen mit der see­li­schen Gesund­heit von Kin­dern und Jugend­li­chen. Schon früh warnte sie uner­schro­cken vor fami­li­en­feind­li­chen Ent­wick­lun­gen in der Gesellschaft.

Sie könnte auch Cassandra heissen – in der griechischen Mythologie der Name der Tochter des trojanischen Königs Priamus. Diese war vom Gott Apollon verflucht worden, sodass niemand ihren Weissagungen glaube wollte. Auch den prophetischen Warnrufen von  Christa Meves erging es ähnlich, wobei es ihr bestimmt lieber gewesen wäre, sie hätte nicht Recht behalten.

Christa Meves wurde am 4. März 1925 in Neumünster (Schleswig-Holstein) geboren. Sie studierte Philosophie, Geografie, Pädagogik und Psychologie und schloss eine Zusatzausbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin ab.

Früh erkannte Christa Meves die Fehlentwicklungen, die den Revolten der 68-Jahre folgten. Gott wurde verdrängt, der Mensch stellte sich an die Stelle des Schöpfers, die Werte des christlichen Abendlandes wurden verdrängt. In ihrer beruflichen Tätigkeit als Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin stellte sie die negativen Folgen fest, welche die Abschaffung einer gesunden Autorität und die Zersetzung familiärer Strukturen mit sich brachten. Also ebenso gefährlich erkannte Christa Meves die Entkoppelung von Sexualität und Moral. «Man propagierte die Ideologie: Sexualität brauchst du von der Wiege bis zur Bahre, das ist dein Lebenselixier, das ist so nötig wie das Trinken von Wasser.» Es war diese Ideologie, die unter anderem der Sozialpädagoge Helmut Kentler propagierte und von der Gesellschaft noch so gerne aufgegriffen wurde. Seine Thesen haben Einzug in die «Standards der ganzheitlichen Sexualaufklärung in Europa» der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehalten und prägen bis heute den Sexualkundeunterricht gewisser Fachstellen («swiss-cath.ch berichtete).

Christa Meves machte es zu ihrer Aufgabe, die Menschen über diese ungute Entwicklung aufzuklären und Gegensteuer zu geben. Bereits Anfang der 70er-Jahre sagte sie voraus, dass am Ende des 20. Jahrhunderts seelische Erkrankungen, Süchte, Kriminalität und sexueller Missbrauch stark zunehmen werden. Bei vielen Menschen stiess sie auf Beachtung und Zustimmung, aber ebenso auf massiven Widerstand und Ablehnung, so wurden z. B. Veranstaltungen mit ihr gestört.

Wichtigkeit der Mutter-Kind-Beziehung
Schon Ende der 60er-Jahre wies sie auf die Wichtigkeit der der Mutter-Kind-Beziehung in den ersten drei Lebensjahren hin. Die fehlende Nähe führt zu Problemen in der Leistungs- und Bindungsfähigkeit; daraus entstehen die verschiedensten Verhaltensprobleme, die die Lebensführung grundsätzlich erschweren. «Es wird als hilfloses Menschenkind geboren und braucht die sichere Zuwendung vor allem der Mutter, um gesund und stark aufzuwachsen. Sonst entstehen später oft Depressionen, deren epidemischen Anstieg ich schon früh vorausgesagt habe und die heute zur Volkskrankheit Nr. 1 geworden sind.»[1] Das Kind erkenne beim Gestilltwerden die Mutter als jene Person, die es während seiner ersten neun Monate ernährt und behütet hat. «Dieses Erkennen ist das, was ein Kind am tiefsten zufrieden macht. Hier entsteht das Grundgefühl des Zufriedenseins, des Beschützt- und Geborgenseins. Das muss als erstes Lebensgefühl in dieses kleine Gehirn hinein, das sich nun entfalten soll.»

Entsprechend warnt sie davor, Kinder zu früh in Tageskrippen zu geben. «Den Säugling in Krippen zu betreuen, sollte deshalb nur dem äussersten Notfall vorbehalten bleiben; denn eine Fremdbetreuung durch mehrere Personen im Schichtdienst irritiert das Kind und mindert seine spätere Soziabilität. Eine umfängliche Langzeituntersuchung in den USA hat sogar apodiktisch festgestellt: Diese Form des Umgangs mit dem Säugling schadet ihm je früher sie einsetzt, je länger sie dauert und je kontinuierlicher sie gehandhabt wird.»
Christa Meves warnt auch davor, dass Zeitgeist in Medien und Politik auf «Gleichmacherei» ausgerichtet sind. Nicht mehr das einzelne Kind, die einzelne Mutter oder der einzelne Vater ist im Blick – obwohl doch jeder Mensch von Gott als einmaliges Wesen erschaffen wurde.

Sie ruft Eltern dazu auf, die geschlechtliche Identität ihrer Kinder zu stärken, indem sich Väter mit ihren Söhnen und Mütter mit ihren Töchtern beschäftigen. «Denn nur so lässt sich dem internationalen Plan entgegenwirken, durch eine Verunsicherung eindeutiger geschlechtlicher Identität des Kindes die Pervertierung der Gesellschaft voranzutreiben.»

Mit diesen Ansichten machte sie sich selbstverständlich unbeliebt, doch sie sieht ihren Einsatz für Kinder und Familien als Auftrag Gottes, dem sie bis zum letzten Atemzug treu bleiben will. In mehr als 3000 Vorträgen und über 120 Büchern setzte sie sich für eine humanere Gesellschaft ein. Auch die sozialen Medien nutzt sie für ihre Aufgabe: Auf ihrer Homepage veröffentlicht sie monatlich «Meves aktuell».

Durch Papst Johannes Paul II. zum katholischen Glauben gefunden
Christa Meves wuchs als Protestantin auf und konvertierte 1987 zum katholischen Glauben. Der Übertritt hatte viel mit Papst Johannes Paul II. zu tun. Dieser sprach von einer «Kultur des Todes», veröffentlichte die Enzyklika «Redemptoris mater» und «Familiaris consortio».

«Ich las und las mit roten Ohren, und mir sprangen Reifen der Sorge von der Seele: Dieser Papst wagte die Wahrheit! Und das fiel mitten hinein in meine publizistische Einsamkeit und in mein doch nur so schwaches warnendes Zirpen.»[2] Papst Johannes Paul II. beeindruckte sie auch durch sein Auftreten als «echte christliche Autorität», in seiner «Unverrückbarkeit des Bekenntnisses zur Wahrheit in souveräner Gelassenheit».

In der Katholischen Kirche entdeckte sie die lebensspende Kraft des Sakraments der Eucharistie und Maria. 2020 erklärte Christa Meves im Interview mit «Der Tagespost»: «Bis heute hat mich in den folgenden 33 Jahren die Gottesmutter Maria tröstend begleitet und zu umfriedeter Gelassenheit geführt.»

Christa Meves war von 1946 bis 2003 mit dem Augenarzt Harald Meves verheiratet. Sie lebt im niedersächsischen Uelzen, hat zwei Töchter, sechs Enkel und sechs Urenkel.

Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz erster Klasse, den Preis für Wissenschaftliche Publizistik, die Goldmedaille des Herder-Verlags, den Deutschen Schulbuchpreis, den Preis der Stiftung «Ja zum Leben» sowie von Papst Benedikt den Gregoriusorden zweiter Klasse.

 


[1] https://de.catholicnewsagency.com/news/5833/glaubig-war-ich-immer-ein-gesprach-mit-christa-meves-zum-95-geburtstag

[2] «Von der Freude, katholisch zu sein», «Rheinischer Merkur» vom 14. August 2008.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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Bemerkungen :

  • user
    Aloysius, Helmstedt 04.03.2025 um 14:40
    Gottes und Mariens Segen!
  • user
    Eduard Krupp 04.03.2025 um 13:13
    ❤️🍀 wunsch der Jubilarin, alles liebe und gute weiterhin auf dem weiteren Lebensweg Spirit + Gottes guten Segen 💫🙏💐🥂