Sie ist zwar mit Abstand die kleinste der drei Landeskirchen. Aber, so tröstete Tagesschausprecherin Cornelia Bösch die schweizweit noch knapp 12 000 Mitglieder, im Unterschied zu den anderen beiden Landeskirchen, noch «ziemlich stabil». Eine doch recht eigenwillige Einschätzung angesichts der Tatsache, dass die Christkatholische Kirche kurz nach ihrer Gründung im Jahr 1877 noch 46 000 Seelen zählte (Historisches Lexikon der Schweiz).
Trost spendete auch der im Kanton Genf tätige christkatholische Pfarrer Jean Lanoy – vorab sich selbst. Der Tod seiner Kirche stehe nicht «unmittelbar» bevor, weil «auf jeden dritten Verlust zwei Neueintritte kommen, sei es durch Taufe, sei es durch Hochzeit.» Bei dieser Milchbüchlein-Rechnung hat Pfarrer Lanoy das gut biblische Prinzip «Hoffnung wider alle Hoffnung» aber doch arg strapaziert.
Der auf den antirömischen Affekt besonders eingeschworene Kanton Bern hatte für viel Geld zugunsten der Christkatholischen Kirche an seiner Universität eine eigene Fakultät errichtet. Infolge chronisch klammer Finanzen und schwindender Nachfrage wurde ihm aber das Unterfangen à la longue doch zu teuer. Im Jahre 2001 wurde deshalb die christkatholische Fakultät zu Grabe getragen und zum «Institut für christkatholische Theologie» innerhalb der Theologischen Fakultät der Universität Bern degradiert.
Die Christkatholische Kirche ist in acht Kantonen öffentlich-rechtlich anerkannt, gilt dort als sogenannte «Landeskirche». Es handelt sich um die Kantone Aargau, Basel-Land, Basel-Stadt, Bern, Luzern, Solothurn, St. Gallen und Zürich. Dieser mit dem Recht auf Kirchensteuereinzug verbundene Status wird gemeinhin mit der gesellschaftlichen Relevanz der solcherart privilegierten Religionsgemeinschaften begründet. Eine Begründung, die im Falle der Christkatholischen Kirche ernsthaft nicht mehr aufrechterhalten werden kann (ihre 12 000 Mitglieder machen gerade noch 0,1356 Prozent der schweizerischen Gesamtbevölkerung aus (8,85 Millionen, Stand 2023). Angesichts der medial ausgeschlachteten Missbrauchsfälle in der Römisch-katholischen Kirche wie auch der Tatsache, dass sogenannte Reformpostulate wie Frauenpriestertum und beziehungsstatus-unabhängige Zulassung zu den Weiheämtern in der Christkatholischen Kirche schon seit längerer Zeit umgesetzt werden, wäre eigentlich ein Zuwachs und nicht eine «relative Stabilität» ihrer Mitgliederzahlen zu erwarten gewesen. Eigentlich.
Dem ist allerdings nicht so. Eine unvoreingenommene Situationsanalyse gelangt vielmehr zum Schluss, dass die Prognose von Pfarrer Jean Lanoy doch auf höchst wackligen Füssen steht.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Der Anlass, wie gefilmt, war in der Tat würdevoll, so wie im Allgemeinen die Gottesdienste der Christkatholischen Kirche. Als ich seinerzeit einen solchen in der eindrücklich traditionell ausgestatteten Kirche Kaiseraugst besuchte, es war in der Zeit der Sommerferien, als nur in ganz wenigen Kirchen des Fricktals überhaupt Gottesdienste stattfanden, war indes über Organist und Kirchenpersonal sowie dem sehr würdig die Messe haltenden Zelebranten, übrigens noch dem Altar zugewandt, leider jedoch nur ein einziger Netto-Gläubiger ohne spezielle Funktionen zugegen, ein ehemaliger Kollege aus dem Bezirk Rheinfelden, einst Mitglied des AG Verfassungsrates, aus der Partei der Schweizer Demokraten, eine Formation, die ebenfalls von gewaltigem Mitgliederschwund betroffen war. Auch der eindrücklichste Brauch der Fricktaler Christkatholiken, das seit Jahrhunderten abgehaltene Pestsingen der Sebastiani-Bruderschaft, jeweils um Weihnachten und Silvester, kann nur noch dank Verstärkung aus der röm.kath Kirche und mutmasslich auch Reformierten weiter aufrechterhalten werden.