Sankt Peter und Paul in Bern ist die Bischofskirche der Christkatholiken. (Bild: H.Helmlechner, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Mit spitzer Feder

Christ­ka­tho­li­sche Kir­che: Trost von der Tages­schau des Fern­se­hens SRF

Immer wie­der ein­mal ver­irrt sich ein Wer­be­spot in die Tages­schau des Schwei­zer Fern­se­hens. So erneut in der Haupt­aus­gabe vom ver­gan­ge­nen Sams­tag, dem 23. Novem­ber 2024. Die Hom­mage galt die­ses Mal der Alt­ka­tho­li­schen Kir­che, in der Schweiz Christ­ka­tho­li­sche Kir­che genannt, wel­che heuer auf ihr 150-​jähriges Beste­hen zurück­bli­cken kann. Sie hatte sich nach der Ver­kün­di­gung des Unfehl­bar­keits­dog­mas durch Papst Pius IX. im Jahre 1870 von der Römisch-​katholischen Kir­che abgespalten.

Sie ist zwar mit Abstand die kleinste der drei Landeskirchen. Aber, so tröstete Tagesschausprecherin Cornelia Bösch die schweizweit noch knapp 12 000 Mitglieder, im Unterschied zu den anderen beiden Landeskirchen, noch «ziemlich stabil». Eine doch recht eigenwillige Einschätzung angesichts der Tatsache, dass die Christkatholische Kirche kurz nach ihrer Gründung im Jahr 1877 noch 46 000 Seelen zählte (Historisches Lexikon der Schweiz).

Trost spendete auch der im Kanton Genf tätige christkatholische Pfarrer Jean Lanoy – vorab sich selbst. Der Tod seiner Kirche stehe nicht «unmittelbar» bevor, weil «auf jeden dritten Verlust zwei Neueintritte kommen, sei es durch Taufe, sei es durch Hochzeit.» Bei dieser Milchbüchlein-Rechnung hat Pfarrer Lanoy das gut biblische Prinzip «Hoffnung wider alle Hoffnung» aber doch arg strapaziert.

Der auf den antirömischen Affekt besonders eingeschworene Kanton Bern hatte für viel Geld zugunsten der Christkatholischen Kirche an seiner Universität eine eigene Fakultät errichtet. Infolge chronisch klammer Finanzen und schwindender Nachfrage wurde ihm aber das Unterfangen à la longue doch zu teuer. Im Jahre 2001 wurde deshalb die christkatholische Fakultät zu Grabe getragen und zum «Institut für christkatholische Theologie» innerhalb der Theologischen Fakultät der Universität Bern degradiert.

Die Christkatholische Kirche ist in acht Kantonen öffentlich-rechtlich anerkannt, gilt dort als sogenannte «Landeskirche». Es handelt sich um die Kantone Aargau, Basel-Land, Basel-Stadt, Bern, Luzern, Solothurn, St. Gallen und Zürich. Dieser mit dem Recht auf Kirchensteuereinzug verbundene Status wird gemeinhin mit der gesellschaftlichen Relevanz der solcherart privilegierten Religionsgemeinschaften begründet. Eine Begründung, die im Falle der Christkatholischen Kirche ernsthaft nicht mehr aufrechterhalten werden kann (ihre 12 000 Mitglieder machen gerade noch 0,1356 Prozent der schweizerischen Gesamtbevölkerung aus (8,85 Millionen, Stand 2023). Angesichts der medial ausgeschlachteten Missbrauchsfälle in der Römisch-katholischen Kirche wie auch der Tatsache, dass sogenannte Reformpostulate wie Frauenpriestertum und beziehungsstatus-unabhängige Zulassung zu den Weiheämtern in der Christkatholischen Kirche schon seit längerer Zeit umgesetzt werden, wäre eigentlich ein Zuwachs und nicht eine «relative Stabilität» ihrer Mitgliederzahlen zu erwarten gewesen. Eigentlich. 

Dem ist allerdings nicht so. Eine unvoreingenommene Situationsanalyse gelangt vielmehr zum Schluss, dass die Prognose von Pfarrer Jean Lanoy doch auf höchst wackligen Füssen steht.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

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Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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    Klaus Wloemer 27.11.2024 um 11:25
    Sehr geehrter Herr Herzog, weder im Duktus (den ich als hämisch empfinde) noch hinsichtlich einer neutralen Berichterstattung (wie kann man hier von "Werbespot" und "verirren" reden?) entspricht Ihr Text dem Niveau des Beitrags der Tagesschau des Schweizer Fernsehens über die Christkatholische Kirche. Von "Trost" war da nämlich keine Rede. Und die heutigen Zahlen der Kirchenglieder mit denen der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts in einen direkten Vergleich zu stellen, ist keine seriöse Information. Da halte ich mich lieber an die Berichterstattung des römisch-katholischen Pfarrblatts zu den Feierlichkeiten des 150-jährigen Bestehens von christkatholischer Theologie an der Universität Bern, die vom 21.-24. November mit grosser internationaler und ökumenischer Beteiligung gefeiert worden ist. Mit freundlichen Grüssen, Klaus Wloemer
  • user
    T.L.D 25.11.2024 um 07:42
    Naja, sind halt Protestanten
    • user
      Peter Feenstra 27.11.2024 um 21:06
      Wer wissen möchte, wie katholisch diese mutige kleine Landeskirche ist, wie ökumenisch vernetzt sie ist und aufrichtig, schaue sich das Video der Bischofsweihe von Frank Bangerter an: https://youtu.be/uTItR12-teI
      • user
        Meier Pirmin 01.12.2024 um 15:33

        Der Anlass, wie gefilmt, war in der Tat würdevoll, so wie im Allgemeinen die Gottesdienste der Christkatholischen Kirche. Als ich seinerzeit einen solchen in der eindrücklich traditionell ausgestatteten Kirche Kaiseraugst besuchte, es war in der Zeit der Sommerferien, als nur in ganz wenigen Kirchen des Fricktals überhaupt Gottesdienste stattfanden, war indes über Organist und Kirchenpersonal sowie dem sehr würdig die Messe haltenden Zelebranten, übrigens noch dem Altar zugewandt, leider jedoch nur ein einziger Netto-Gläubiger ohne spezielle Funktionen zugegen, ein ehemaliger Kollege aus dem Bezirk Rheinfelden, einst Mitglied des AG Verfassungsrates, aus der Partei der Schweizer Demokraten, eine Formation, die ebenfalls von gewaltigem Mitgliederschwund betroffen war. Auch der eindrücklichste Brauch der Fricktaler Christkatholiken, das seit Jahrhunderten abgehaltene Pestsingen der Sebastiani-Bruderschaft, jeweils um Weihnachten und Silvester, kann nur noch dank Verstärkung aus der röm.kath Kirche und mutmasslich auch Reformierten weiter aufrechterhalten werden.

      • user
        T.L.D 02.12.2024 um 15:00
        Tja, halt mit fake "Frauenklerus"... das passiert halt, wenn die Kommunion mit Rom fehlt.