Darstellung des Herrn von Don Silvestro dei Gherarducci im Graduale von Santa Maria degli Angeli, um 1370. Fitzwilliam Museum in Cambridge. (Public domain via Wikimedia Commons)

Neuevangelisierung

Chris­tus, dem wah­ren Licht, entgegengehen

Am 2. Februar, dem 40. Tag nach Weih­nach­ten, fei­ert die Kir­che das Fest «Dar­stel­lung des Herrn». Auch wenn es nicht inner­halb des Weih­nachts­fest­krei­ses liegt, so ver­weist es doch auf die Geburt Jesu, auf das Kom­men des Messias.

Das Fest «Darstellung des Herrn» hat in seiner Geschichte verschiedene Deutungen erlebt, davon zeugen die überlieferten Namen: «Maria Lichtmess», «Maria Reinigung» oder in der Ostkirche «Begegnung des Herrn».

Das Fest bezieht sich auf die Erzählung im zweiten Kapitel des Lukasevangeliums (Lk 2,22–40). Die ersten Verse erzählen davon, wie Maria und Josef in den Tempel gehen, um zwei jüdische Vorschriften zu befolgen.

«Als sich für sie [Maria] die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.»

Nach Lev 12,2–4 galt die Frau nach der Geburt eines Knaben während 40 Tage als unrein. Nach dieser Zeit musste sie ein Reinigungsopfer übergeben; für ärmere Menschen waren dies zwei Turteltauben oder andere Tauben.
Die zweite Vorschrift geht auf den Auszug aus Ägypten zurück: In der Nacht des Pascha erklärte Gott jeden Erstgeborenen zu seinem Eigentum, das ausgelöst werden muss (Ex 13,2). Der Evangelist Lukas berichtet von der Darstellung Jesu im Tempel, aber nicht von seiner Auslösung.

Im Tempel begegnet die junge Familie zwei Personen: Simeon und Hanna.

Simeon wird als gerechter und frommer Mann beschrieben. Ihm war vom Heiligen Geist offenbart worden, er werde nicht sterben, bevor er den Messias gesehen hat. Er wird nun vom Geist in den Tempel geführt, wo er in Jesus den Christus erkennt, und er preist Gott. Dieser Lobpreis erklingt in der Kirche bis heute täglich im Stundengebet, in der Komplet (Nachtgebet):

«Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.»

Simeon segnet sie und spricht zu Maria: «Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.»

Auch die 84-jährige Hanna, eine Prophetin, die Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten diente, erkannte in dem Kind den erwarteten Messias. Sie «pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten».

Das Fest wurde schon früh in der Kirche gefeiert. Bereits die Pilgerin Egeria schilderte im 4. Jahrhundert in ihrem Reisebericht aus dem Heiligen Land, dass das Fest in Jerusalem mit einer Prozession und einer Eucharistiefeier begangen wurde. Im Laufe der Zeit verschob sich der Fokus von Jesus (Darstellung des Herrn) auf Maria (Maria Reinigung resp. Maria Lichtmess). Mit der Liturgiereform der 1960er-Jahre gilt es wieder als Herrnfest. Seit 1997 wird das Fest auch als Tag des geweihten Lebens begangen.

Schon im 5. Jahrhundert wurde das Fest mit einer Lichterprozession verbunden. Die Menschen wollten Christus, dem Licht, entgegengehen. Das Lichtthema durchzieht die Liturgie des Tages. Sie beginnt mit der Kerzenweihe, bei der alle Kerzen geweiht werden, die im Laufe des Jahres in der Kirche gebraucht werden.

Der Priester segnet die Kerzen und spricht:

«Gott, du Quell und Ursprung allen Lichtes,
du hast am heutigen Tag dem greisen Simeon Christus geoffenbart
als das Licht zur Erleuchtung der Heiden.
Segne † die Kerzen
die wir in unseren Händen tragen
und zu deinem Lob entzünden.
Führe uns auf dem Weg des Glaubens und der Liebe
zu jenem Licht, das nie erlöschen wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.»

Auch die Präfation nimmt das Lichtthema wieder auf.

«In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken. Denn heute hat die jungfräuliche Mutter deinen ewigen Sohn zum Tempel getragen; Simeon, vom Geist erleuchtet, preist ihn als Ruhm deines Volkes Israel, als Licht zur Erleuchtung der Heiden. Darum gehen auch wir dem Erlöser freudig entgegen und singen mit den Engeln und Heiligen das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig …»

Wenn wir im Schlussgebet bitten: «Lass uns Christus entgegengehen und in ihm das ewige Leben finden», ist das kein Abschluss, sondern ein Aufbrechen. Ein Aufbrechen zu Christus, dem wahren Licht. Nur er kann die Finsternis, die wir so oft erleben, erhellen, nur in ihm ist das Heil zu finden, das Gott allen Völkern bereitet hat.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der Erste, der kommentiert