Kathedrale «Unsere Liebe Frau von Arabien» in Awali. (Bild: Saji Thomas, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

«Das Hei­lige Jahr der ara­bi­schen Mär­ty­rer ist ein Jahr der Gnade für die Chris­ten der ara­bi­schen Halbinsel»

Vom 24. Okto­ber 2023 bis zum 23. Okto­ber 2024 fei­ern das Apos­to­li­sche Vika­riat Nörd­li­ches Ara­bien (Bah­rain, Katar, Kuwait und Saudi-​Arabien) und das Apos­to­li­sche Vika­riat Süd­li­ches Ara­bien (Ver­ei­nigte Ara­bi­sche Emi­rate, Jemen und Oman) gemein­sam eine Zeit des Geden­kens an die Märtyrer.

«Wir betrachten dieses Jahr als ein Jahr der Gnade für das gesamte Vikariat und für alle christlichen Gemeinschaften am Arabischen Golf. Wir feiern im Glauben das Gedenken an unsere christlichen Vorfahren, die ihr Leben für Christus gegeben haben und ihm bis zum Ende treu geblieben sind», so Bischof Aldo Berardi, Apostolischer Vikar im Nördlichen Arabien, gegenüber «Fides», zum bevorstehenden Beginn des Heiligen Jahres anlässlich des 1500-jährigen Jubiläums der Märtyrer von Arabien (523-2023).

Am 24. Oktober 2023 feiert die katholische Kirche auf der arabischen Halbinsel den Gedenktag des Martyriums des Heiligen Arethas und seiner Gefährten mit der Eröffnung des Heiligen Jahres in allen Pfarreien. Bischof Berardi vom Orden der allerheiligsten Dreifaltigkeit (Trinitarier, OSsT) betont diesbezüglich, dass das Heilige Jahr eine günstige Gelegenheit bietet, das Gedenken an die Märtyrer der Arabischen Halbinsel wiederzuentdecken und Trost in ihren Geschichten des Glaubens und der Nähe zu Christus im Martyrium zu finden. «Wir sehen unsere Kontinuität mit den christlichen Gemeinschaften und Klöstern, die in dieser Region entstanden sind. Die archäologischen Funde bestätigen uns dies. Dieses Jubiläumsjahr ist eine Gelegenheit, unseren missionarischen Geist zu erneuern und unseren Glauben zu vertiefen. Wir müssen unsererseits Christus und das Evangelium bezeugen, indem wir ein heiliges und konsequentes Leben führen. In den Pfarreien und Gebetsgruppen aller geistlichen Richtungen und Ethnien gibt es ein allgemeines Bestreben, sich auf den Geist des Heiligen Jahres einzulassen. Sogar die Kinder im Katechismusunterricht lassen sich von dieser allgemeinen Begeisterung anstecken», berichtet der Apostolische Vikar.
 


Der heilige Arethas und seine Gefährten werden in allen katholischen und orthodoxen Kirchen verehrt. Historische Quellen berichten, dass sie arabische Christen aus der antiken christlichen Stadt Nadschran im südlichen Arabien (im heutigen Saudi-Arabien) waren, die im Jahr 523 n. Chr. das Martyrium erlitten. Arethas, dessen arabischer Name Al-Harith bin Ka'b war, wurde 427 n. Chr. geboren und war bis zu seinem Märtyrertod im ehrwürdigen Alter von fünfundneunzig Jahren Präfekt der überwiegend christlichen Stadt.

Im 6. Jahrhundert begann Dunaan, der König der Homeriten (im heutigen Jemen), mit einer systematischen Verfolgung der Christen in Südarabien. Er liess Kirchen niederbrennen, zwang die Menschen zur Konversion und liess diejenigen töten, die sich weigerten, ihrem christlichen Glauben abzuschwören. Nach der Einnahme von Nadschran befahl Dunaan, Priester, Diakone, Nonnen und Laien bei lebendigem Leibe zu verbrennen, und schickte dann Männer, Frauen und Kinder demselben grausamen Schicksal entgegen. Der heilige Arethas wurde zusammen mit etwa hundert seiner Gefährten geköpft. Es wird angenommen, dass bei dieser Verfolgung mehr als 4000 Christinnen und Christen den Märtyrertod erlitten.

«Wir haben christliche Vorgänger in diesen Ländern, die uns ein Beispiel geben», sagt Bischof Berardi und unterstreicht die Bedeutung des Jubiläums des Heiligen Arethas. «Jetzt ist es an uns, Zeugen des Auferstandenen in der heutigen Zeit zu sein. Inspiriert von den arabischen Märtyrern sind die Christen der arabischen Halbinsel heute aufgerufen, ‹Märtyrer im Alltag› zu sein, die in den kleinen Dingen des Alltags ein lebendiges Zeugnis für Christus und seine Botschaft ablegen.»

«Unser Leben ist eine Pilgerreise», erinnert Bischof Berardi. «Unsere Pilgerreise ist oft nicht einfach wegen der Schwierigkeiten des Lebens, der Umwelt und der Gesellschaft, in der wir leben. Aber es ist immer möglich, Jesus und dem Evangelium zu folgen, wenn wir unsere Liebe zum Vater zum Ausdruck bringen und wenn wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen. Wenn dies geschieht, wird unsere Pilgerreise zum Segen. Und das Heilige Jahr bietet uns die Gelegenheit, unsere Berufung als Katholische Kirche in dieser Region besser zu verstehen.»
 


Eine heilige Reliquie des heiligen Arethas, ein Geschenk von Bartholomäus I., dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, wird voraussichtlich im November 2023 in Bahrain eintreffen.
Der Überlieferung nach wurden die Reliquien des heiligen Arethas und seiner Brüder im Martyrium aus Nadschran in einem prächtigen würfelförmigen Schrein aufbewahrt, der in der Spätantike zu einem beliebten Wallfahrtsort für arabische Christen wurde. Der Schrein wurde im 7. Jahrhundert zerstört, als die Christen aus dem südlichen Arabien vertrieben wurden. Es wird angenommen, dass viele der Reliquien in verschiedene Klöster und Kirchen in Syrien und im Irak gebracht wurden. Die Reliquie des heiligen Arethas gelangte schliesslich auf den Berg Athos in Griechenland. Die Rückkehr seiner Reliquie auf die arabische Halbinsel nach fast vierzehn Jahrhunderten wird daher als ausserordentlicher Segen für die heutigen christlichen Gemeinschaften am Golf betrachtet.

Anlässlich des Heiligen Jahres werden in der Kathedrale von Kuwait und der Kathedrale von Bahrain die Heiligen Pforten geöffnet. Darüber hinaus hat Papst Franziskus auf Bitten der beiden Apostolischen Vikare der Golfregion am 29. August 2023 das Dekret über die Eröffnung des Jubiläums des Heiligen Arethas und seiner Gefährten auf der Arabischen Halbinsel erlassen, das am 24. Oktober 2023 beginnt und am 23. Oktober 2024 endet. Das Dekret gewährt jenen Gläubigen einen vollkommenen Ablass, die zu irgendeinem Zeitpunkt eine Pilgerreise zur Kathedrale «Unserer Lieben Frau von Arabien» in Awali (Bahrain), zur Kathedrale «St. Joseph» in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) oder zur Pfarrei des heiligen Arethas unternehmen.

Die Apostolische Pönitentiarie hat ein entsprechendes Dekret erlassen, das Bischof Aldo Berardi die Befugnis erteilt, «allen anwesenden Gläubigen, die tiefe Reue zeigen und von der Liebe bewegt sind», nach der Feier der Heiligen Messe an einem geeigneten Tag des Heiligen Jahres den «Apostolischen Segen mit vollkommenem Ablass» durch den Papst zu erteilen.
 

Um das Bewusstsein für die Märtyrer von Arabien im lokalen Kontext zu schärfen und die Verehrung für sie in den Gemeinden der beiden Vikariate zu fördern, wurde das erstmals 2020 in englischer Sprache erschienene Buch «Die unvergessenen Märtyrer von Arabien» in mehrere Sprachen übersetzt und veröffentlicht.

Im Apostolischen Vikariat nördliches Arabien leben rund 2,5 Millionen katholische Gläubige, meist ausländische Arbeitskräfte aus verschiedenen Nationen und Kulturen.


Fides/Redaktion


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