Denkmal Bretschneiders Ohr, Tschechien. (Bild: Wikimedia)

Mit spitzer Feder

Das ver­stopfte Ohr des Bischof Bätzing

«Seid ganz Ohr»: Die­sen Rat­schlag gab Fran­zis­kus dem Kle­rus mit auf den Weg, als er die Welt­kir­che zur Teil­nahme am syn­oda­len Weg auf­for­derte. Nicht bei allen Bischö­fen scheint die­ser Rat­schlag auf frucht­ba­ren Boden gefal­len zu sein.

Nach der Kritik der Nordischen und Polnischen Bischofskonferenz äusserten auch über 70 Bischöfe und Kardinäle aus den USA und Afrika im April 2022 ihre schweren Bedenken am synodalen Weg, den die katholische Kirche in Deutschland eingeschlagen hatte: Untergrabung der kirchlichen Autorität einschliesslich jener von Papst Franziskus, der christlichen Anthropologie sowie des Vertrauens in die Heilige Schrift. So lauteten die an Bischof Georg Bätzing, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, gerichteten Hauptvorwürfe. Dieser wies die Vorwürfe umgehend zurück. Was wiederum Samuel J. Aquila, Erzbischof von Denver, auf den Plan rief, der seine Kritik erneut bekräftigte: «Warum muss sich die katholische Lehre in grundlegenden Fragen der Lehre und des moralischen Lebens ändern, weil die deutschen Bischöfe es versäumt haben, wirksam zu lehren und ehrlich zu führen.» Diese Philippika (leidenschaftliche [Straf]rede) geriet ihrerseits Bischof Bätzing in den falschen Hals. Er verbat sich solche Einmischungen aus dem Ausland und replizierte barsch, in Zukunft auf solche offenen Briefe prinzipiell nicht mehr zu reagieren.

Der partielle Hörverlust des Bischof Bätzing sollte jedoch nicht von langer Dauer sein. Bekanntlich hatte nach dem mehr als nachvollziehbaren Rückzug von Weihbischof Alain de Raemy der Basler Bischofsvikar Georges Schwickerath dessen Rolle als Schweizer Beobachter übernommen. Letzterer reagierte geradezu euphorisch auf das synodale Grundsatzpapier über die Sexualmoral, in welchem insbesondere die kirchliche Segnung homosexueller Paare eingefordert wurde: «Dieser Text hat ganz konkret in der Klausurtagung des Bischofsrates des Bistums Basel Anklang gefunden. Einen ganzen Nachmittag haben wir auch mithilfe dieser Texte miteinander diskutiert, gerungen und der Text hat uns geholfen, Klarheit zu finden». Hocherfreut über dieses Schweizer Echo nach seinem Gusto vollzog Bischof Bätzing flugs eine Kehrtwende um 180 Grad und geriet seinerseits ins Schwärmen: «Unsere Maxime war immer: Wir arbeiten nicht nur für uns. Wir arbeiten innerhalb einer Weltkirche. Und das, was wir diskutieren, regt andere an – und umgekehrt. Wir wollen ja auch Anregungen von Kirchen anderer Kulturen und Länder – und bringen diese hier ein. Das ist ja das Wunderbare im Katholizismus.» Buchstäblich als blaues Wunder dürften die ausländischen Kritiker Bätzings Sinneswandel empfunden haben.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

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Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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