Bild: Waldemar Brandt/unsplash

Hintergrundbericht

Den Blick zum Him­mel richten

Am 1. Novem­ber fei­ert die Kir­che das Hoch­fest Aller­hei­li­gen. Sie gedenkt dabei aller «Brü­der und Schwes­tern, die schon zur Voll­en­dung gelangt sind».

«Ich glaube an die Auferstehung der Toten», so beten wir im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Der Glaube an ein ewiges Leben ist heute bei vielen Katholikinnen und Katholiken noch vorhanden; wie dieses aber konkret aussieht, dazu gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Bei einer 2016 durchgeführten Umfrage gaben 28,8 Prozent der befragten Katholikinnen und Katholiken an, an eine Wiedergeburt der Seele in einem neuen Leben zu glauben. Nur gerade 15,3 Prozent glaubten an die Auferstehung des Körpers. Doch was besagt die Lehre der Katholischen Kirche?

Sterben und Auferstehen in Christus
Der Tod ist die Folge der Sünde (vgl. Gen 2,17; 3,3; 3,19). Doch Gott hat den Menschen nicht zum Sterben bestimmt; der Tod widerspricht den Ratschlüssen Gottes, des Schöpfers. Der Tod ist durch Christus umgewandelt worden. Obwohl Jesus vor ihm zurückschreckte, «nahm er ihn in völliger und freier Unterwerfung unter den Willen seines Vaters auf sich. Der Gehorsam Jesu hat den Fluch, der auf dem Tod lag, in Segen verwandelt (vgl. Röm 5,19–2)» (KKK 1009).
Durch die Taufe wird der Mensch mit Christus vereint und hat deshalb schon jetzt wirklich Anteil am himmlischen Leben des auferweckten Christus (vgl. Phil 3,20). Ebenso gehört er durch den Empfang der Eucharistie zum Leib Christi.

Als die Menschen nach der Brotvermehrung Jesus aufsuchten, wies er sie an, sich nicht für die Speise abzumühen, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt. «Denn das ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben hat und dass ich ihn auferwecke am Jüngsten Tag» (Joh 6,40).
Jesus gab schon in seinem irdischen Leben Zeichen für ein Leben nach dem Tod, indem er einzelne Tote auferweckte (z. B. die Tochter eines Synagogenvorstehers, einen jungen Mann in Naïn oder seinen Freund Lazarus).

Der Glaube an die Auferstehung der Toten war von Anfang an ein wesentlicher Bestandteil des christlichen Glaubens. Doch er stiess auch auf Widerstand. «Der christliche Glaube stösst in keinem Punkt auf mehr Widerspruch als in Bezug auf die Auferstehung des Fleisches» (Augustinus, Psal. 88,2,5). An ein Weiterleben der Seele konnte man noch glauben, doch wie sollte der hinfällige menschliche Leib «auferstehen»?

Jesus Christus ist nach seiner Auferstehung den Jüngern erschienen. «Seht meine Hände und meine Füsse an: Ich bin es selbst» (Lk 24,39). So werden in ihm «alle […] mit ihren eigenen Leibern auferstehen, die sie jetzt tragen» (4. K. im Lateran). Ihr Leib wird aber in «die Gestalt [eines] verherrlichten Leibes» verwandelt werden (Phil 3,21), in einen «überirdischen Leib» (1 Kor 15,44). Wie das geschehen soll, übersteigt unsere menschliche Vorstellungskraft. Die Eucharistie kann uns aber schon eine Vorahnung auf die Verklärung unseres Leibes geben.

«Wie das von der Erde stammende Brot, wenn es die Anrufung Gottes empfängt, nicht mehr gewöhnliches Brot ist, sondern die Eucharistie, die aus zwei Elementen, einem irdischen und einem himmlischen besteht, so gehören auch unsere Leiber, wenn sie die Eucharistie empfangen, nicht mehr der Verweslichkeit an, sondern haben die Hoffnung auf Auferstehung» (Irenäus, her. 4,18,5).

 

Gericht und Vollendung
Die Lehre der Kirche, die sich auf die Heilige Schrift bezieht, besagt, dass alle Menschen auferstehen werden: «Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht» (Joh 5,29). Dabei unterscheidet die Kirche das besondere Gericht und das letzte Gericht.

Das Neue Testament spricht davon, dass einem jeden unmittelbar nach dem Tod entsprechend seinen Werken und seinem Glauben vergolten wird. «Das Gleichnis vom armen Lazarus und das Wort, das Christus am Kreuz zum guten Schächer sagte, sowie weitere Texte des Neuen Testaments sprechen von einem letzten Schicksal der Seele, das für die einzelnen Menschen unterschiedlich sein kann (KKK 2021).

Die Hölle ist eine Realität, mit der aber in Bezug auf Gott nicht gedroht werden kann. Es ist der Mensch, der darüber entscheidet, ob er in die Hölle gehen will. Gott kommt uns immer mit seiner Barmherzigkeit entgegen und möchte, dass alle Menschen gerettet werden. Es liegt in der Freiheit unseres Willens, uns für oder gegen Gott und seine Liebe zu entscheiden.

Gott ist die Liebe und die Wahrheit; er lehnt die Sünde ab und sorgt für Gerechtigkeit. Daraus wird klar, dass der Mensch für seine Sünde Verantwortung übernehmen muss. Dies geschieht durch die Läuterung - aufgrund verschiedener Bibelstellen «Fegefeuer» genannt.
«Man muss glauben, dass es vor dem Gericht für gewisse leichte Sünden noch ein Reinigungsfeuer gibt, weil die ewige Wahrheit sagt, dass, wenn jemand wider den Heiligen Geist lästert, ihm ‚weder in dieser noch in der zukünftigen Welt‘ vergeben wird (Mt 12,32). Aus diesem Ausspruch geht hervor, dass einige Sünden in dieser, andere in jener Welt nachgelassen werden können» (Gregor d. Gr., dial. 4,39).

In dieser Läuterung wird der Mensch mit sich selbst konfrontiert. Er erkennt dabei seine Sünden und kann diese bereuen. Schon seit frühester Zeit hat die Kirche der Verstorbenen gedacht und für sie Fürbitten und das eucharistische Opfer dargebracht. Es ist ein gutes Werk, für die Verstorbenen im Fegefeuer zu beten oder ihnen durch Ablässe zu helfen.

Das Letzte Gericht wird bei der herrlichen Wiederkunft Christi stattfinden. Im Angesicht Christi wird die wahre Beziehung jedes Menschen zu Gott endgültig offengelegt werden (vgl. Joh 12,49). «Der Vater allein weiss den Tag und die Stunde, er allein entscheidet, wann es eintreten wird. Dann wird er durch seinen Sohn Jesus Christus sein endgültiges Wort über die ganze Geschichte sprechen. Wir werden den letzten Sinn des ganzen Schöpfungswerkes und der ganzen Heilsordnung erkennen und die wunderbaren Wege begreifen, auf denen Gottes Vorsehung alles zum letzten Ziel geführt hat. Das Letzte Gericht wird zeigen, dass die Gerechtigkeit Gottes über alle Ungerechtigkeiten, die von seinen Geschöpfen verübt wurden, siegt und dass seine Liebe stärker ist als der Tod (KKK 1040).

Wer in der Gnade Gottes stirbt und völlig geläutert ist, wird für immer mit Christus leben und ihn von Angesicht zu Angesicht schauen. «Dieses vollkommene Leben mit der allerheiligsten Dreifaltigkeit, diese Lebens- und Liebesgemeinschaft mit ihr, mit der Jungfrau Maria, den Engeln und allen Seligen wird ‘der Himmel’ genannt. Der Himmel ist das letzte Ziel und die Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte des Menschen, der Zustand höchsten, endgültigen Glücks» (KKK 1024). Da der Mensch im Himmel im Zustand des grössten Glücks ist, völlig gereinigt von jeder Schuld, in der Schau Gottes, wird er nicht zur Erde zurückkehren. Deshalb widerspricht die Lehre der Reinkarnation, in der sich der Mensch selbst erlösen muss, der Lehre der katholischen Kirche.

Wie dieser Himmel aussehen wird, übersteigt unsere Vorstellungskraft. Wir können nur in Bildern davon sprechen: Licht, Frieden, Hochzeitsmahl, Haus des Vaters, himmlisches Jerusalem oder Paradies.
Dieser Himmel kommt zu uns auf die Erde jedes Mal, wenn wir Eucharistie feiern. In der Feier der heiligen Messe versammeln wir uns mit der ganzen Kirche, mit allen Heiligen und Verstorbenen.

Allerheiligen erinnert uns an diese wunderbare Wahrheit, dass wir Menschen in Gottes Hand sind und er uns nicht im Tod lassen, sondern zu einem neuen ewigen Leben bei ihm erwecken wird.

 

Die Lehre der Kirche zur Auferstehung der Toten findet sich im Katechismus der Katholischen Kirche bei den Nummer 988 bis 1060.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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