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Mit spitzer Feder

Der deut­sche Stinkefinger

Man ist sich hier­zu­lande von dem aus dem gros­sen Kan­ton ein­ge­si­cker­ten Raphael Rauch, Redak­ti­ons­lei­ter von kath​.ch, eini­ges gewöhnt. Nun hat er kurz vor dem Abgang mit sei­nem Rund­um­schlag «Mit dem Rüffel-​Brief haben die Schwei­zer Bischöfe die katho­li­sche Fas­nacht eröff­net» eine wei­tere, beson­ders übel rie­chende Stink­bombe gezündet.

Dabei kommt Rauch mit seinem Fasnacht-Fehlgriff reichlich spät. Denn wenn etwas mit Fasnacht zu tun hat, dann die bereits vor einem Monat erfolgte Ankündigung von Rauchs zukünftigem Arbeitgeber «Sobli»-Chefredaktor Gieri Cavelti, der Rauch allen Ernstes als «grossen Gewinn für unsere Wirtschaftsberichterstattung» bezeichnete.

Was hat den unheiligen Zorn des journalistischen Wütherichs evoziert, ja provoziert? Es ist der Neujahrsbrief der Bischöfe Bonnemain, Büchel und Gmür, welche sich die Ungehörigkeit erlaubten, in Erinnerung zu rufen, dass in unserem Land die «liturgischen Formen und Regeln gemäss den Bestimmungen der Bischöfe gelten. Sie betreffen insbesondere diejenigen, welche den Feiern vorstehen. Sie alle wissen, dass nur der Priester gültig der Eucharistie vorsteht, sakramentale Versöhnung zuspricht und die Krankensalbung spendet. Gerade auch dazu wird er geweiht. Diese römisch-katholische Glaubensregel gilt es auch in unseren Bistümern uneingeschränkt zu respektieren.» Genau genommen nichts Aussergewöhnliches also. Die genannten Bischöfe sind damit lediglich ihrer Aufgabe nachgekommen, für die liturgisch korrekte Feier der Sakramente gemäss den in der ganzen Kirche geltenden Normen zu sorgen. Just die Wahrnehmung dieser ureigenen bischöflichen Hirten-Seelsorge liess den selbsternannten Glaubenswächter aus Germaniens Gauen ausrasten: Den Schweizer Bischöfen sei zu raten, die Kraft der Stille zu tanken, bevor sie «solchen Unsinn verzapfen.» Wollen sich die genannten Schweizer Bischöfe einen Rest an Selbstachtung bewahren, können sie solche nicht mehr tolerierbaren Verbalinjurien eines in ihrem Auftrag tätig sein sollenden Journalisten nicht auf sich beruhen lassen. Die am 22. Dezember 2022 veröffentlichte «Gemeinsame Erklärung zum Abschluss der Mediation» müsste ihnen die Handhabe geben, diesem Mann das consilium abeundi zu erteilen.

Rauch selbst hat zwecks «ökumenischem Support» auch noch die Oberprotestantin Rita Famos aufgeboten, um sich mangels die Öffentlichkeit interessierenden Themen aus ihrem eigenen Verein in innerkatholische Angelegenheiten einzumischen. Die seit dem Rauswurf ihres Vorgängers Gottfried Locher als Präsidentin der Evangelisch-Reformierten Kirche Schweiz amtende Rita Famos gab folgende Fehldiagnose ab: «Nirgendwo wird patriarchaler Klerikalismus sichtbarer als in der römisch-katholischen Liturgie.» Die Dame hat offensichtlich noch nie an einem orthodoxen Gottesdienst teilgenommen. Seinen Landsleuten ennet dem Rhein lässt Rauch seinerseits folgende Aufklärung zuteil werden: «Auf Zeigefinger von oben reagieren die Eidgenossen jedoch meistens allergisch.» Mag sein, mag sein. Doch viel allergischer reagieren wir Eidgenossen auf deutsche Stinkefinger!

 

Zitat korrigiert am 13. Januar 2023: «Nirgendwo wird patriarchaler Klerikalismus sichtbarer als in der römisch-katholischen Liturgie» (statt Kirche).


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

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Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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Bemerkungen :

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    don Martino 13.01.2023 um 10:16
    grazie signor Herzog.
    der Rauch hat sich nun als Rauch erwiesen. Von duftendem Weihrauch keine Spur, vielleicht ist er sogar allergisch darauf.
  • user
    Martin Meier 12.01.2023 um 11:09
    Sicher: Rauchs Abgang zum "Sonntagsblick" ist in erster Linie ein Gewinn für den katholischen Journalismus; schlimmer kann es bei kath.ch kaum kommen. Nur scheint mir das ständige Herumhacken auf seiner deutschen Herkunft nicht angebracht. Unsere Schweizer "Religionsexperten" bei Tageszeitungen und Pfarr(ei)blattredaktionen sind aus dem gleichen Muster gestrickt wie Raphael Rauch. Wir Schweizer könnten andererseits froh sein, wenn wir Journalisten wie Peter Seewald, Peter Hahne, Paul Badde, Michael Hesemann, Bernhard Müller, Gabriele Kuby oder Birgit Kelle hätten. Und nicht zuletzt: Auch Papst Benedikt XVI. stammte aus Deutschland ...
  • user
    Hansjörg 11.01.2023 um 13:19
    Wenn Herr Herzog die Protestanten als Verein bezeichnet, gehe ich davon aus, dass er alle Religionsgemeinschaften als Vereine einstuft, inklusive die Katholiken.
    • user
      Martin Meier 12.01.2023 um 11:13
      Vermutlich ist hier das Wort "Verein" ironisch gemeint. Daneben gibt es in der Tat gute Gründe, christliche Gemeinschaften, die nicht in der apostolischen Sukzession stehen, nicht als "Kirche" im eigentlichen Sinn zu bezeichnen (vgl. "Dominus Jesus" von Papst Benedikt XVI.)