Dabei kommt Rauch mit seinem Fasnacht-Fehlgriff reichlich spät. Denn wenn etwas mit Fasnacht zu tun hat, dann die bereits vor einem Monat erfolgte Ankündigung von Rauchs zukünftigem Arbeitgeber «Sobli»-Chefredaktor Gieri Cavelti, der Rauch allen Ernstes als «grossen Gewinn für unsere Wirtschaftsberichterstattung» bezeichnete.
Was hat den unheiligen Zorn des journalistischen Wütherichs evoziert, ja provoziert? Es ist der Neujahrsbrief der Bischöfe Bonnemain, Büchel und Gmür, welche sich die Ungehörigkeit erlaubten, in Erinnerung zu rufen, dass in unserem Land die «liturgischen Formen und Regeln gemäss den Bestimmungen der Bischöfe gelten. Sie betreffen insbesondere diejenigen, welche den Feiern vorstehen. Sie alle wissen, dass nur der Priester gültig der Eucharistie vorsteht, sakramentale Versöhnung zuspricht und die Krankensalbung spendet. Gerade auch dazu wird er geweiht. Diese römisch-katholische Glaubensregel gilt es auch in unseren Bistümern uneingeschränkt zu respektieren.» Genau genommen nichts Aussergewöhnliches also. Die genannten Bischöfe sind damit lediglich ihrer Aufgabe nachgekommen, für die liturgisch korrekte Feier der Sakramente gemäss den in der ganzen Kirche geltenden Normen zu sorgen. Just die Wahrnehmung dieser ureigenen bischöflichen Hirten-Seelsorge liess den selbsternannten Glaubenswächter aus Germaniens Gauen ausrasten: Den Schweizer Bischöfen sei zu raten, die Kraft der Stille zu tanken, bevor sie «solchen Unsinn verzapfen.» Wollen sich die genannten Schweizer Bischöfe einen Rest an Selbstachtung bewahren, können sie solche nicht mehr tolerierbaren Verbalinjurien eines in ihrem Auftrag tätig sein sollenden Journalisten nicht auf sich beruhen lassen. Die am 22. Dezember 2022 veröffentlichte «Gemeinsame Erklärung zum Abschluss der Mediation» müsste ihnen die Handhabe geben, diesem Mann das consilium abeundi zu erteilen.
Rauch selbst hat zwecks «ökumenischem Support» auch noch die Oberprotestantin Rita Famos aufgeboten, um sich mangels die Öffentlichkeit interessierenden Themen aus ihrem eigenen Verein in innerkatholische Angelegenheiten einzumischen. Die seit dem Rauswurf ihres Vorgängers Gottfried Locher als Präsidentin der Evangelisch-Reformierten Kirche Schweiz amtende Rita Famos gab folgende Fehldiagnose ab: «Nirgendwo wird patriarchaler Klerikalismus sichtbarer als in der römisch-katholischen Liturgie.» Die Dame hat offensichtlich noch nie an einem orthodoxen Gottesdienst teilgenommen. Seinen Landsleuten ennet dem Rhein lässt Rauch seinerseits folgende Aufklärung zuteil werden: «Auf Zeigefinger von oben reagieren die Eidgenossen jedoch meistens allergisch.» Mag sein, mag sein. Doch viel allergischer reagieren wir Eidgenossen auf deutsche Stinkefinger!
Zitat korrigiert am 13. Januar 2023: «Nirgendwo wird patriarchaler Klerikalismus sichtbarer als in der römisch-katholischen Liturgie» (statt Kirche).
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
der Rauch hat sich nun als Rauch erwiesen. Von duftendem Weihrauch keine Spur, vielleicht ist er sogar allergisch darauf.