Ausstellung im Pfarreizentrum in Fällanden. Pfarrer Benjamin Schmid im Gespräch mit einer Besucherin. (Bilder: Rosmarie Schärer/swiss-cath.ch)

Kirche Schweiz

Der Eucha­ris­tie auf der Spur

Eine Aus­stel­lung der beson­de­ren Art fin­det im Novem­ber im Pfar­rei­zen­trum in Fäl­lan­den statt: «Geheim­nis des Glau­bens: Wenn Brot zu Fleisch wird». Die Aus­stel­lung ist inspi­riert vom seli­gen Carlo Acu­tis (1991 – 2006) und öff­net den Besu­che­rin­nen und Besu­chern das Tor zum Ver­ständ­nis der Hei­lige Messe.

Bei der Eröffnung der Ausstellung am 2. November besuchten rund 50 Personen den Vortrag und nahmen an der anschliessenden Führung teil – sehr zur Freude von Pfarrer Benjamin Schmid und Seelsorgerin Jasmine Guderzo, welche die Ausstellung konzipiert hatte.

«Am 2. November 2023 war die Mutter des seligen Carlo Acutis hier in Fällanden und schenkte uns eine Reliquie», erzählt Pfarrer Schmid. Die Reliquie befindet sich jetzt in der Seitenkapelle der Kirche. «Mir war es ein Anliegen, dass wir ein Jahr später wieder etwas dazu machen. Im Gespräch hat sich unsere Seelsorgerin Jasmine Guderzo bereit erklärt, eine Ausstellung zum Thema Eucharistie zu gestalten.» Das Thema entspricht der Botschaft von Carlo Acutis, der am 12. Oktober 2006 mit erst 15 Jahren verstarb und dessen Heiligsprechung im Sommer angekündigt wurde. «Seit seiner Erstkommunion im Alter von sieben Jahren ging er jeden Tag in die Heilige Messe, um die Eucharistie zu empfangen», weiss Pfarrer Schmid zu berichten. Mit elf Jahren erstellte Carlo Acutis eine Webseite mit allen überlieferten eucharistischen Wundern aus allen Kontinenten.

Die Ausstellung beginnt im Eingangsbereich der Kirche. Dort stehen zwei Plakate sowie ein grosser Bildschirm. Die eigentliche Ausstellung befindet sich im Untergeschoss – Pfeile weisen den Weg. Bevor man den Raum betritt, wird man aufgefordert, sich im WLAN anzumelden. Dies hat ebenfalls mit dem seligen Carlo Acutis zu tun, war es für ihn doch wichtig, die neuen Medien für die Evangelisierung zu nutzen. So heisst es also: Handy bereithalten.

Zunächst zeigt eine Weltkarte alle Orte, an denen eucharistische Wunder geschahen. Über das letzte eucharistische Wunder in Tixtla (Mexiko) und das berühmte Wunder von Lanciano gibt es zusätzliche Informationen, ebenso über das einzige eucharistische Wunder in der Schweiz.

Am Mittwoch, 23. Mai 1447 stahl Anna Vögtli aus der Pfarrkirche von Ettiswil LU eine konsekrierte Hostie. Doch als die Frau nach dem Diebstahl am Friedhof vorbeiging, konnte sie die Hostie nicht mehr tragen, so schwer war sie geworden. Daraufhin warf sie diese in einen Brennnesselstrauch. Eine Hirtin kam an diesem Ort vorbei und die Tiere wollten einfach nicht weitergehen. Schliesslich entdeckte die Hirtin die siebenfach geteilte Hostie. Die Oblatenstücke hatten eine rosenähnliche Blume gebildet, welche in einem überirdischen Licht leuchtete. Der herbeigerufene Pfarrer las sechs Stücke auf, doch das siebte bohrte sich tief in die Erde. Dieses Geschehen wurde so interpretiert, dass an dieser Stelle eine Kapelle gebaute werden sollte. Seitdem werden die sechs Teile des Allerheiligsten Sakraments in der Kirche verehrt und gelten als wundertätig.
 


Die Heilige Messe entdecken
Die Ausstellung wendet sich nun der «Eucharistie als Quelle und Höhepunkt» zu. Anhand des Messablaufs können sich die Besucherinnen und Besucher mit dem Geheimnis der Eucharistie vertraut machen. Dazu gibt es immer wieder Fragen. Manche sind für regelmässige Kirchenbesucher einfach zu beantworten, für andere muss man dann doch anhand des QR-Codes die Antwort lesen. Es gibt zur Ausstellung auch ein Quiz. Wissen Sie zum Beispiel, wann die Eucharistiefeier beginnt? Ab wann das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis allgemein in der Messe gesprochen wird? Oder auf die Vision welcher Person das dreifache «Heilig» zurückgeht?
Die Autorin, selbst Theologin mit Schwerpunkt Dogmatik und Liturgie, musste sich bei drei Fragen helfen lassen. So gelang es ihr, am Ende der Ausstellung die Schatztruhe zu öffnen und einen kleinen Preis zu gewinnen.

Neben den Fragen gibt es auch liturgische Gegenstände und Bücher zum Bestaunen. «Es ist weniger eine Ausstellung zum Anfassen», erklärt Pfarrer Benjamin Schmid. «Ich erhoffe mir, dass die Ausstellung für Menschen, die Interesse an der Eucharistie haben, zu einem Ort wird, an dem sie sich Zeit nehmen können, um sich ins Thema zu vertiefen.
Besonders gefreut hat Pfarrer Schmid und Seelsorgerin Jasmine Guderzo, dass die Ausstellung auch vom Synodalrat des Kantons Zürich finanziell unterstützt wurde.

Ein Besuch der Ausstellung empfiehlt sich für Einzelpersonen, die sich mit der Eucharistie(feier) auseinandersetzen möchten, mit und ohne Vorkenntnisse, aber auch für Schulklassen oder Firmgruppen.
 

Die Ausstellung im Pfarreizentrum (Sunnetalstrasse 4, 8117 Fällanden) ist noch bis Ende November geöffnet.
Mittwoch von 14 Uhr bis 17 Uhr
Donnerstag bis Sonntag von 15 Uhr bis 18 Uhr
Für eine Besichtigung ausserhalb dieser Zeiten wenden Sie sich bitte an Pfarrer Benjamin Schmid benjamin.schmid@kath-dfs.ch


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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    Meier Pirmin 12.11.2024 um 11:29
    Als Religionslehrer fragte mich mal ein reformiertes Mädchen: "Glauben die Katholiken, dass die Hostie 'Fleisch' sei?". Ich konnte es mit dem äusserst tiefsinnigen Philosophen Ignaz Paul Vital Troxler aus Beromünster widerlegen, der in seinem Hauptwerk "Blicke in das Wesen des Menschen" (1812) den Unterschied zwischen "Leib" und "Fleisch" erklärte, so wie den Unterschied zwischen "Haar" und "Frisur". Das Haar ist, was die Coiffeurlehrtochter nach getaner Arbeit am Boden aufwischt, die "Frisur" aber, wie der Leib, die Darstellung der Person in der Erscheinung. "Fleisch" ist etwas Materielles, ein Konsumgegenstand, von mir als Metzgerssohn durchaus als etwas Wertvolles respektiert, "Leib" aber stets etwas Beseeltes, nie nur Materielles, so wie übrigens die sog. "leibliche Vermischung" bei der Zeugung eines Menschen ethisch nie nur, wenigstens als Vollzug der Ehe, ein materieller Vorgang ist, sondern eine Vereinigung, insofern auch mehr als wenn man nur Zucker in den Kaffee reinmischt. Natürlich ist die Hostie kein Fleisch, und der Titel der gut gemeinten Ausstellung philosophisch nicht gerade Spitze.

    Was die Geschichte der Anna Vögtli von Ettiswil im LU Hinterland betrifft, handelt es sich hier freilich um das Corpus Delicti eines peinlichen Hexenprozesses, womit sich Luzerner Autoren wie Bruder-Klaus-Biograph Heinrich von Gundelfingen bis zu modernen Theaterautoren wie Steinmann schon auseinandergesetzt haben, am besten wohl der verstorbene Beromünsterer Alt-Rektor Josef Bütler, auch Übersetzter der Akten zu Jeanne d'Arc. Diese Geschichte ist leider kein Ruhmesblatt aus den Annalen der innerschweizerischen Spiritualität, wiewohl Ettiswil deswegen über Jahrhunderte ein Wallfahrtsort der Eucharistie geworden ist. Eher schon würde aus dieser Region heute die Geschichte der stigmatisierten Anna Bühlmann aus Egolzwil interessieren, Zeitgenossin der heiligen Marguerite Bays, die von 1821 bis ca. 1868 lebte, über die ich aber bisher fast nichts in Erfahrung bringen konnte. Vielleicht weiss Frau Schärer oder sonst jemand aus dem Leserkreis dieser Seite etwas Näheres über diese Frau, die auch im Kanton Luzern weitgehend vergessen scheint.
    • user
      Martin Meier-Schnüriger 12.11.2024 um 13:08
      Nun gibt es halt neben Ettiswil noch viele andere, weit bekanntere eucharistische Wunder, etwa jenes von Lanciano (8. Jahrhundert) oder Bolsena (1236). Besonders interessant ist natürlich das eucharistische Wunder, das sich in neuster Zeit (2013) in Liegnitz (Polen) ereignete und natürlich gründlich und wissenschaftlich untersucht wurde. Bei all diesen Wundern verwandelte sich die konsekrierte Hostie tatsächlich in Fleisch, und zwar, wie die medizinischen Untersuchungen ergaben, um Herzmuskelfleisch eines Menschen in der Agonie.
      Von Ignaz Paul Vital Troxler muss man wissen, dass er als Vertreter des Josephinismus, einer Variante des Modernismus aus dem 18. Jahrhundert, jeglichen übernatürlichen Phänomenen ablehnend gegenüber stand. Ihn als Kronzeugen gegen das eucharistische Wunder von Ettiswil anzurufen, taugt daher nicht unbedingt.