Als ich am 1. Jänner vom Tod des Weihbischofs Laun hörte, war ich innerlich betroffen und sofort kamen mir viele Gedanken, Erinnerungen, kirchliche Entwicklungen und Begegnungen in den Sinn.
Mein erster Gedanke war: Weihbischof Andreas starb am 31. Dezember, der Sterbetag meines Grossvaters, der zweite Sterbetag von Papst Benedikt XVI., hat uns der Herr Weihbischof mit diesem Datum nochmals etwas Wichtiges gesagt?
Beim Tod von Papst Benedikt schrieben manche Kommentatoren: Jetzt ging etwas zu Ende, in Europa, in der Weltkirche. Beim Tod von Weihbischof Andreas Laun dachte ich mir: Jetzt geht bzw. ging etwas zu Ende, in unserer Erzdiözese, in der Kirche Österreichs, dazu aber später.
Weihbischof Andreas ist ein Fatimakind, er ist am 25. Jahrestag der sechsten Fatima-Erscheinung, also am 13. Oktober 1942, in Wien geboren. Sein Begräbnis wird am 13. Jänner in Salzburg sein.
Ich lernte den Herrn Weihbischof besser kennen, als er 1995 als Weihbischof nach Salzburg kam, als notwendiger Helfer für Erzbischof Georg Eder, der im eigenen Bereich viel Gegenwind hatte und trotzdem eine gewisse Wende bzw. einen wirklichen Aufbruch bewirkte. Ich lud den Weihbischof ein, am Vorabend meiner Primiz in Tamsweg im Juli 1995 die Predigt zu halten, was er spontan und zur Freude vieler Mitfeiernder übernahm.
Ich erinnere mich an viele Begegnungen mit dem Weihbischof. Einmal konnte ich ein Kamingespräch bei ihm zu Hause in Aigen arrangieren mit ihm, einigen Mitbrüdern und dem Journalisten Günther Nenning, der sich im Alter sehr viel mit kirchlichen Themen beschäftigte und sich selbst als treuen Fernstehenden bezeichnete. Es war am 27. Februar 1998 und erinnere mich gerne daran, wie sich eine sehr interessante Diskussion entwickelte.
Als ich Ende September dieses Jahres einen Gebetsaufruf für Weihbischof Andreas auf meinem Handy vorfand, fuhr ich am darauffolgenden Tag nach Salzburg, um ihn noch einmal zu besuchen. Er war kurz vorher von der Intensivstation weggekommen und hatte eine ganz liebe Betreuerin bei sich.
Er war so, wie ich ihn kannte, wir plauderten und scherzten ein wenig, er erzählte mir, dass er sich sehr gefreut habe, dass sein Provinzial extra von Wien nach Salzburg gefahren war, um ihn zu besuchen. Am Schluss bedankte ich mich bei ihm dafür, dass er oft wichtige, klare Positionen öffentlich vertreten hat und damit für uns Pfarrer eine grosse Stütze und Stärkung war.
Weihbischof Laun war sicher eine aussergewöhnliche Persönlichkeit und auch Bischofsgestalt. Ein besonderer Schwerpunkt seines Wirkens als Moraltheologe und Bischof waren natürlich moraltheologische Themen wie vor allem der Lebensschutz und die Familie. Damit kam er natürlich in Konflikt mit manchen Ideologen. In Salzburg wurde er Leiter des Familienreferates, das ganz im Sinne von Johannes Paul II. die Lehre der Kirche und eben auch «Humanae Vitae» fruchtbringend transportierte. Weihbischof Laun war ein Freund des Lebens und der Lebensschützer und scheute sich nicht, selbst an Lebensschutzdemos teilzunehmen und sich dafür beschimpfen, verachten und angreifen zu lassen.
Weihbischof Laun suchte die intellektuelle Auseinandersetzung und scheute sich nicht, diese auch in publizistischen Arenen zu führen. Er vertrat und verteidigte katholische Standpunkte gerade dort, wo es um heisse Eisen ging. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, zur Lehre von «Humanae Vitae» zu stehen und für die Familie einzutreten. Als er am Forschungszentrum eine Tagung über Kirche und Homosexualität mit guten Referenten organisierte, traf ihn die ganze Wucht der medialen Ablehnung.
Als Apologet erlangte Weihbischof Laun grosse Bekanntheit und Bedeutung weit über Österreichs hinaus besonders im deutschsprachigen Raum!
Weihbischof Laun zahlte einen hohen Preis für diesen Einsatz. Während ihn intellektuelle Gegner als Gegenüber geachtet haben, wurde er von Ideologen gehasst, von Mitbrüdern oft ignoriert, vom innerkirchlichen Mittelmanagement ausgegrenzt. Viele Gläubige, die sich um ein ernsthaftes Glaubensleben bemühten, haben ihr sehr geschätzt, ihn als einen Leuchtturm betrachtet und sind von ihm gestärkt worden. Dazu zählten viele idealistisch gesinnte Jugendliche.
Innerhalb der Kirche war Weihbischof Andreas oft auch sehr einsam. Er hat mir mehrmals erzählt, wie das so ist, wenn man in der Bischofskonferenz einen Standpunkt darlegt und dann geht die Diskussion weiter, als ob man nichts gesagt hätte. Weder Ablehnung noch Zustimmung, sondern Ignoranz, eine schlimmere Form der Ausgrenzung als die Ablehnung.
Nicht selten kam es auch vor, dass sich Mitbrüder oder kirchliche Organisationen öffentlich vom Weihbischof distanzierten und ihm in den Rücken fielen. Ich war selbst Zeuge davon, wie sich die Dekanenkonferenz (natürlich ohne meine Zustimmung) wegen seines Engagements gegen die Genderideologie öffentlich von ihm distanzierte.
Ein anderes Beispiel: Als Organisationen der «Katholischen Aktion» im Bundespräsidentenwahlkampf zwischen dem praktizierenden Christen Norbert Hofer und dem Agnostiker Van der Bellen für letzteren eine Präferenz zeigten (die Vorsitzende der katholischen Frauenbewegung sagte sogar, Hofer sei nicht wählbar) und sich kirchlich niemand daran zu stossen schien, reagierte Weihbischof Laun mit einem pointierten Kommentar und hielt fest, dass Van der Bellen in allen heiklen Fragen wie Lebensschutz, der Gottesfrage oder Gender auf der falschen Seite stehe. Er empfahl den erfahrenen Parlamentarier Hofer, weil das, was man von ihm höre, vernünftig und in Ordnung sei. Daraufhin gab es grosse Aufregung und die beiden Metropoliten gingen innerhalb weniger Stunden auf Distanz zu Weihbischof Laun, was indirekt wie eine Begünstigung Van der Bellens wirkte und bei dem knappen Wahlausgang wahlentscheidend gewesen sein dürfte.
Während Weihbischof Laun für seinen Einsatz für den Lebensschutz viele Angriffe auf sich nahm und die Last des Widerspruchs trug, haben bischöfliche Mitbrüder Politiker kirchlich geehrt, die für die Tötung Unschuldiger in öffentlichen Krankenanstalten Hauptverantwortung tragen und sich des Lobes vieler Medien erfreut.
Weihbischof Laun hat auch Fehler und Schwächen gehabt, die es seinen Gegnern leichter gemacht hat, ihn auszugrenzen.
Der Tod von Weihbischof Laun markiert auch irgendwie, dass kirchlich etwas zu Ende geht – die Katholizität selbst. Der Tod des letzten bischöflichen Apologetikers in unserer Heimat Österreich macht noch mehr die dramatische Entwicklung bewusst, in der wir uns befinden:
An die Stelle einer intellektuellen Auseinandersetzung kirchlicher Vertreter mit den Ideologien des Zeitgeistes, an die Stelle einer wahren Apologetik, an die Stelle eines geistigen, spirituellen Kampfes treten immer mehr oft fälschlich als synodal bezeichnete Prozesse zu Tage, Prozesse der innerkirchlichen Selbstbeschäftigung, Prozesse der Relativierung von Glaubenswahrheiten sowie Prozesse der Anpassung und der Selbstauflösung der Kirche, deren Folgen die gegenwärtige Abnahme der Glaubenssubstanz, die Zunahme der Kirchenaustritte und der dramatische Vertrauensverlust der Kirche (vorletzter Platz laut jüngst veröffentlichtem Vertrauensindex) sind. Alles, was Weihbischof Laun gesehen und wogegen er mutig aufgetreten ist, scheint sich immer hemmungsloser zu verstärken.
Weihbischof Andreas Laun war nicht ein Relikt einer vergangenen Zeit, sondern der Vorbote einer kommenden Zeit, einer nach dem Zusammenbruch kommenden Erneuerung, sagen wir es einfach: Er war ein authentischer Bote Gottes, eben katholisch.
Lieber Herr Weihbischof! Du hast für den Glauben der Katholischen Kirche gekämpft, dafür hast du vieles in Kauf genommen. Du warst vielen Gläubige ein Leuchtturm und hast vor allem die Bekenner gestärkt. Du hast dem Herrn gedient. Er möge dir seinen Lohn geben! Sei ein Fürsprecher für unsere Ortskirche in Österreich und im deutschen Sprachraum!
Dekan Dr. Ignaz Steinwender ist Pfarrer in Zell am Ziller. Er ist Autor mehrerer Beiträge über bedeutende Persönlichkeiten der Kirche Österreichs und betreibt den YouTube-Kanal «DerSteinwender» Link
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