Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist ein päpstlicher Orden, dem Priester und Laien, Männer und Frauen angehören. Mit der Billigung der neuen Statuten im Jahr 2020 durch Papst Franziskus wurde der Ritterorden ein «Zentralorgan der Kirche». Der Ritterorden gründet auf der mittelalterlichen Tradition des Heilig-Land-Pilgerns, wo Adlige und Patrizier am Heiligen Grab den Ritterschlag erhielten. Papst Pius IX. errichtete 1847 das Lateinische Patriarchat in Jerusalem und schuf 1868 einen hierarchisch strukturierten päpstlichen Ritterorden. Der Ordenssitz befindet sich in Rom, das Wappen zeigt das fünffache rote Jerusalemkreuz. Grossprior des Ritterordens ist der jeweilige Lateinische Patriarch von Jerusalem, aktuell ist dies Kardinal Pierbattista Pizzaballa.

Donata Krethlow-Benziger ist die erste Frau, welche die Statthalterei Schweiz und Liechtenstein leitet. (Bild: José R. Martinez)
Der Ritterorden vom Heiligen Grab im Dienst der Christen des Nahen Ostens
Am vergangenen Wochenende traf sich in Solothurn der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem, um neue Ritter und Damen in seine Reihen aufzunehmen. Der Anlass stand unter der Leitung von Statthalterin Donata Krethlow-Benziger. Sie ist die erste Frau, die in der Schweiz an der Spitze des päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab steht.
Feierlichkeiten zum 75-Jahr-Jubiläum der Statthalterei Schweiz und Liechtenstein
In der St. Ursen-Kathedrale wurden am Samstag, 31. Mai, in einer eindrücklichen Zeremonie 18 Neumitglieder durch Grossprior Bischof Charles Morerod in den «Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem» aufgenommen. Am Tag zuvor hatten die künftigen Ritter und Damen ihr Ordensversprechen in der Vigilfeier in der Jesuitenkirche abgelegt. Sie gelobten unter anderem, den katholischen Glauben weiterzutragen, ein moralisch einwandfreies Leben zu führen und die Christen im Heiligen Land zu unterstützen.
In der eigentlichen Investitur wurde nach der Herabrufung des Heiligen Geistes das Investiturdekret, unterzeichnet vom Grossmeister Fernando Kardinal Filoni, verlesen. Der Zelebrant erinnerte daran, dass dem Apostolischen Stuhl und insbesondere den römischen Päpsten seit jeher die Heiligen Stätten im Heiligen Land am Herzen liegen, «insbesondere das Heilige Grab in Jerusalem, das mit dem Tod des Herrn und seiner glorreichen Auferstehung an das Geheimnis des Lebens erinnert». Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem wurde zur Bewachung dieser heiligen Stätte und für die Betreuung der Gläubigen und der Pilger gegründet.
«Ritter oder Dame zu werden bedeutet, sein Leben dem Bekenntnis zum Glauben an Christus durch Zeugnis, Grosszügigkeit und Liebe zum Evangelium zu widmen.
Es bedeutet, Jesus Christus in den Mittelpunkt unserer Existenz und jedes persönlichen, familiären und sozialen Projekts zu stellen.
Es bedeutet, an die erlösende Kraft des Kreuzes und der Auferstehung zu glauben, um der Welt und besonders dem Land Jesu Hoffnung und Frieden zu bieten.»
Die Investitur war eingebettet in das 75-Jahr-Jubiläum der Statthalterei Schweiz und Liechtenstein. Bischof Felix Gmür zelebrierte den die Feierlichkeiten abschliessenden Sonntagsgottesdienst.
Unterstützung durch die Grabritter wichtiger denn je
Statthalterin Donata Krethlow-Benziger ist die erste Frau, die in der Schweiz an der Spitze des päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem steht. Sie entschied sich für ein Geschichtsstudium, da sie die heutige Zeit besser verstehen und aus der Geschichte lernen wollte, wie wir uns für den Frieden einsetzen können.
Die Hauptaufgabe des Ritterordens besteht darin, die Christinnen und Christen im Heiligen Land (Israel, Westjordanland, Jordanien und Zypern) sowie in Ägypten, Syrien und im Libanon zu unterstützen. Donata Krethlow-Benziger kennt die Region nur als Krisengebiet und Pulverfass, seit sie vor 25 Jahren in den Ritterorden eingetreten ist. «Es war noch nie so gefährlich wie heute, Christ zu sein. Niemals zuvor sind so viele Christinnen und Christen diskriminiert, bedroht, verfolgt oder gar getötet worden.», erklärte sie im Interview mit Silvia Rietz. Durch die Angriffe im Gaza ist der Ritterorden gefordert. «Vieles liegt in Schutt und Asche. Der Krieg hat 19 000 Kinder zu Waisen gemacht, die Bevölkerung leidet unter dem Konflikt, Hunger, fehlenden Medikamenten und medizinischen Behandlungen.» Die Statthalterei Schweiz und Liechtenstein des Ritterordens finanziert mit ihren Spenden humanitäre Hilfsprojekte, die über das Lateinische Patriarchat in Jerusalem in die Tat umgesetzt werden und Kriegsopfern und bedürftigen Menschen unabhängig ihrer Religion und Nationalität zugutekommen.
Donata Krethlow-Benziger besuchte im Frühling Pfarreien, Schulen und humanitäre Projekte. «Viele Schulen wurden geschlossen. Eine christliche Familie schickt ihr zwei Töchter in die katholische Schule und spart sich das tiefe Schulgeld buchstäblich vom Munde ab. Auch muslimischen Familien ist es wichtig, dass die Kinder in katholischen Schulen Bildung ohne Extremismus bekommen.»
Die Statthalterin ist überzeugt, dass es den Einsatz des Ritterordens im Nahen Osten mehr denn je braucht, da die Menschen in den Kriegsgebieten um das Überleben kämpfen. «Wir geben den Familien kein Geld, sondern Lebensmittel, Medikamente und Gutscheine. Dieses Jahr haben wir noch mehr Hilfsprojekte und Bildungsinitiativen finanziert. Die Kirchen im Gaza sind gegenwärtig die einzigen Stellen, die mit Wasser, Lebensmitteln und medizinischen Artikeln helfen und allen Notleidenden offenstehen», resümiert sie. Während des Konflikts haben viele arabische Christen wegen ihrer Religionszugehörigkeit die Arbeit verloren. So auch der Ernährer einer sechsköpfigen Familie, die in einer heruntergekommenen Zweizimmerwohnung lebt. «Während des Ramadan brachten ihnen die muslimischen Nachbarn ein Hühnchen und linderten so die ärgste Not. Solche Geschichten beeindrucken und bewegen mich.» Donata Krethlow-Benziger fühlt sich den Christen im Heiligen Land tief verbunden. Wie alle Mitglieder des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, die sich momentan besonders intensiv für die vom Krieg betroffenen Menschen einsetzen.
Die Statthalterei Schweiz wurde vor 75 Jahren gegründet, zählt aktuell 390 Mitglieder und wird von Statthalterin Donata Krethlow-Benziger als erster Frau geleitet. Grossprior der Sektion Schweiz und Liechtenstein ist Bischof Charles Morerod, als Prior der Deutschschweiz und Liechtenstein amtet Bischof Felix Gmür. Weitere Informationen zum Ritterorden finden sich auf der Website www.oessh.ch.
Der Artikel basiert auf Texten, die uns Frau Silvia Rietz zur Verfügung stellte.
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