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Neuevangelisierung

Der Rosen­kranz – der Weg zu Christus

Für viele Katho­li­kin­nen und Katho­li­ken gehört er ein­fach dazu – am Hand­ge­lenk, in der Hosen­ta­sche, am Rück­spie­gel im Auto: der Rosen­kranz. Das Rosen­kranz­ge­bet führt viele Gläu­bige zu einer ver­tief­ten Bezie­hung mit Jesus Christus.

Wie es zur Bezeichnung «Rosenkranz» kam, ist nicht endgültig geklärt. Das Wort «Rosenkranz» stammt vom lateinischen Wort «rosarium», das einen Rosengarten bezeichnet. In der christlichen Ikonografie stehen Rosengewächse vor allem für Maria (vgl. das Motiv «Madonna im Rosenhag»). Eine mittelhochdeutsche Legendensammlung verglich auch das «Ave Maria» (Gegrüsset seist du, Maria) mit einer himmlischen Rose.

Eine der vielen Legenden erzählt von einem Marienverehrer, der täglich eine Marienstatue mit einem geflochtenen Kranz aus Rosen schmückte. Als er in ein Kloster eintrat, war ihm dieser lieb gewordene Brauch nicht mehr möglich. Er wollte wieder austreten, als ein älterer Mitbruder ihm erklärte, dass sich die Muttergottes über einen Kranz von 50 «Ave Marias» bestimmt mehr freuen würde. Diese würden in ihren Händen zu Rosen, aus denen sie den schönsten Kranz flechten könne.

Entstehung des Rosenkranzgebetes
Die Ursprünge des Rosenkranzes gehen auf die Wüstenväter des 3. und 4. Jahrhunderts zurück. Diese trugen zunächst Kieselsteine in Beuteln, um wiederholte Gebete wie z. B. kurze Bibelzitate besser zählen zu können. Gemäss den alten Autoren konnten diese Gebete 100, 300 oder 700 Mal hintereinander gesprochen werden. Dem heiligen Antonius dem Grossen wird die Erfindung des «Komboskini» zugeschrieben, eines orthodoxen Rosenkranzes, der noch heute von den Mönchen auf dem Berg Athos verwendet wird.

Solche Gebetsschnüre existierten seit dem 6. Jahrhundert auch in Irland. Daraus entstand die sogenannte «Paternosterschnur», um die Rezitation der hundertfünfzig Psalmen zu zählen, die in die festen Gebetszeiten des Christentums aufgenommen wurden. Diejenigen, die nicht lesen konnten, beteten stattdessen einhundertfünfzig «Vaterunser» (lat. pater noster), was der Schnur ihren Namen gab.

Es wurden Schnüre mit 150 Knoten hergestellt, die einmal gebetet wurden, oder Schnüre mit 50 Knoten (die dreimal gezählt wurden), wodurch die Paternoster-Schnur ihre heutige Form erhielt. Das eine Ende wurde mit einem christlichen Kreuz versehen, das andere Ende mit einer Quaste. Die Verwendung der Paternosterschnüre verbreitete sich in der gesamten westlichen Christenheit. Mit der Zeit wurden die Knoten durch Perlen ersetzt.

Ab dem 11. Jahrhundert wurden vermehrt einhundertfünfzig «Ave Maria» statt der «Vaterunser» gebetet. Wie es zur heutigen Form des Rosenkranzes kam, ist nicht ganz klar. Vorformen unseres Rosenkranzes wurden bereits im 12. Jahrhundert zunächst von den Zisterziensern verbreitet, später auch von den Dominikanern. In seiner heutigen Form existiert er erst seit dem 14. Jahrhundert. Der Kartäusermönch und Mystiker Heinrich Eger von Kalkar (1328–1408) soll die Reihenfolge eingeführt haben: fünfmal zehn «Ave Maria», wobei jeder Zehnerblock mit einem «Vaterunser» begonnen und mit der Doxologie beendet wurde. Sein Mitbruder Dominikus von Preussen (um 1384–1460) soll laut Überlieferung im Advent 1409 die wichtigsten Ereignisse im Leben Jesu in 50 Sätze zusammengefasst haben, die jeweils an das «Ave Maria» anhängt wurden. Mit der Zeit bildeten sich 15 Sätze heraus, die bis heute für das Rosenkranzgebet gebräuchlich sind.

Papst Sixtus IV. empfahl in seiner Bulle «Ea quae» vom 9. Mai 1479 den täglichen Rosenkranz. 1508 wurde dem «Ave Maria» die Bitte «Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder» hinzugefügt. Am 17. September 1569 legte Papst Pius V. mit dem Breve «Consueverunt» den Text und die Form des Rosenkranzgebets für die ganze Kirche verbindlich fest.

Durch Maria zu Jesus Christus
Das Rosenkranzgebet wird manchmal als ein «Plappern» missdeutet, das gegen die Aufforderung Jesu stehe: «Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen» (Mt 6,7). Diese Ermahnung Jesu bezieht sich aber auf Bittgebete.

Bereits die Wüstenväter befolgten die Empfehlungen des heiligen Paulus: «Seid beharrlich im Gebet» (vgl. Röm 12,12) und «Betet ohne Unterlass!» (1 Thess 5,17), indem sie Gebete wiederholten und diese meditierend betrachteten. Dadurch verinnerlichten die Mönche die Gebete immer tiefer und das Gebet wurde zu einer inneren Haltung, die auch dann noch blieb, wenn der Mönch gerade nicht betete. Aus dieser Tradition entwickelte sich in der Ostkirche das «Jesusgebet»: «Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner», wie es in den „Aufrichtigen Erzählungen eines russischen Pilgers“ seinen beispielhaften Ausdruck gefunden hat.

Ein weiteres Vorurteil lautet: Ihr betet zu Maria statt zu Jesus. Wer den Rosenkranz betet, weiss, dass in seinem Zentrum Jesus Christus steht, im wahrsten Sinne des Worte: Die Mitte jedes «Ave Maria» bildet ein Festgeheimnis, bei dem es um ein Ereignis aus dem Leben Jesu geht. Der Rosenkranz führt also gerade nicht von Jesus weg, sondern zu ihm hin.

Der Rosenkranz – Hilfe in Not
Die Kirche vertraute in schwierigen Situationen immer auch auf das Rosenkranzgebet. So geht z. B. das Rosenkranzfest (7. Oktober) auf den Sieg der katholischen Seestreitmächte über die türkische Flotte in der «Seeschlacht von Lepanto» (1571) zurück. Vor der Schlacht wurde in ganz Europa der Rosenkranz gebetet; der Sieg galt als Frucht dieses Gebetssturms.

Papst Leo  XIII. empfahl den Rosenkranz z. B. als Schutz gegen Häresien, Pius XI. veröffentlichte 1937 die Enzyklika «Ingravescentibus malis» (Das Gebet des Rosenkranzes als Zuflucht der Kirche) oder Pius XII. 1951 die Enyzklika «Ingruentium malorum» (Das Rosenkranzgebet in der Not der Zeit). Paul VI. verfasste 1966 die Enzyklika «Christi matri rosarii» als «Aufruf zum Rosenkranz als Friedensgebet».

1884 führte Papst Leo XIII. den Oktober als Rosenkranzmonat ein.

Wie den Rosenkranz beten? (PDF-Dokument)


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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