Denn noch bevor Normalsterbliche am gross angekündigten «Telefontag» (10. Dezember) auf der Nummer 044 559 55 00 Bischof Joseph Maria Bonnemain kritische Fragen stellen durften, vertraute dieser tags zuvor ausgerechnet «Blick»-Bundeshausredaktor Raphael Rauch sein Freund und Feind in schiere Fassungslosigkeit versetzendes Weihnachtsgeschenk an: «Sex ist das grösste Geschenk Gottes an uns Menschen.»
«Onlyfans»-Influencerin Lily Philips liess sich das nicht zweimal sagen und interpretierte Bonnemains Menschheitsbeglückung auf ihre Weise. Innerhalb von 24 Stunden habe sie – vermeldete wiederum wenige Tage später der «Blick» – «mit 100 Männern Sex gehabt». Auch dem emeritierten Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, kann nach der Weissagung seines Mitbruders Entwarnung signalisiert werden. Dies, nachdem er sich im Hinblick auf die zukünftige Nutzung leer stehender Kirchen besorgt darüber gezeigt hatte, dass diese Kirchen als «Sexshops» zweckentfremdet werden könnten.
Doch der Geist weht, wo er will: Ausgerechnet Roger Köppel, Verleger und Chefredaktor der «Weltwoche», hat auf seinem viel beachteten Kanal «weltwoche-daily» dem Churer Oberhirten eine «correctio fraterna», eine brüderliche Richtigstellung also, zukommen lassen: Das grösste Geschenk Gottes ist nicht der Sex, sondern das Leben!
Tatsächlich ist Bischof Bonnemains Dictum jenseits von Gut und Böse, vor allem jenseits aller Realität. Dass die Sexualität wie alles menschliche Tun und Lassen zur «gefallenen Schöpfung» gehört, mithin nicht wegzudenkender Teil des sündigen Menschengeschlechtes bildet, ist eine schlechterdings unwiderlegbare Alltagserfahrung, die einem in erschreckender Weise Schlag auf Schlag vor Augen geführt wird.
Erinnert sei an den soeben zu Ende gegangenen Jahrhundertprozess «Pelicot»: Ein Mann hatte während über 10 Jahren seine Ehefrau heimlich mit Drogen betäubt, missbraucht und fremden Männern zum Missbrauch überlassen – über 50 an der Zahl. Sie alle wurden vorgestern vom Strafgericht Avignon schuldig gesprochen und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Erinnert sei an den Pädophilen-Serientäter Miguel H., der 14 Mädchen und Frauen betäubt, sexuell missbraucht und sie dabei auch noch gefilmt hatte. Das Thurgauer Bezirksgericht Frauenfeld verurteilte ihn zur Höchststrafe von 15 Jahren inklusive Landesverweis.
Erinnert sei an das jüngst von einem Rechercheteam enttarnte Vergewaltigungs- und Pädophilennetz auf dem Messenger-Dienst Telegram, auf welchem unzählige Männer in Chatgruppen unter anderem Tipps für die effizientesten Betäubungsmethoden zwecks anschliessender Vergewaltigung austauschten.
Last, but not least: Bischof Joseph Maria Bonnemain hätte es insbesondere aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Beauftragter der Bischofskonferenz für Missbrauchsopfer besser wissen können, besser wissen müssen. Fahrlässigkeit kann er da nicht geltend machen. Soeben hat das Bistum Lugano die Ernennung eines neuen Exorzisten bekannt gegeben. Für das Bistum Chur sieht Bischof Bonnemain keinen Bedarf für einen «Exorzisten im klassischen Sinn». Zweifel sind angebracht.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Nicht einmal im Blick wurde die Aussage von Bischof Bonnemain so aus dem Zusammenhang gerissen. Liest man die ganze Antwort auf die Frage: "Warum dürfen Priester keinen Sex haben?" ist die Aussage durchaus nachvollziehbar. Und ersetzt man "das grösste Geschenk" durch "ein sehr grosses Geschenk" wird deutlich, dass es um kein Ausspielen gegenüber Enthaltsamkeit geht, ganz im Gegenteil:
"Sex ist das grösste Geschenk Gottes an uns Menschen. Es ist Ausdruck der Liebe und der Bereitschaft, sich aus Liebe einem anderen Menschen innig zu schenken. Echter Sex ist das Gegenteil von Egoismus, von Selbstgenuss. Das Erleben von Sex fordert die ganze Person, Körper und Seele, und vereinigt zwei Menschen zutiefst. Sex darf nicht auf eine mechanische, unverbindliche, kurzlebige, oberflächliche Übung reduziert werden. Die Priester verzichten auf Sex, um wiederum tiefgründig und für ganz viele Menschen ein Geschenk zu sein. Wenn man erlebt, dass dadurch andere Menschen glücklich werden, ist man auch selber glücklich."
Trotz allem freundliche Grüsse!
Die Heilsarme bietet übrigens mit 12'000 Stunden Seelsorge im Jahr Befreiungsgebete an, ähnlich Exorzismen... warum wohl?
Gottes Segen und die Freude über die Geburt des Herrn lassen wir uns mit "dummen" Aussagen nicht nehmen.
falsch gebetet. Man rufe sich das von Bischof Huonder "approbierte Gebet" für seine Nachfolge in Erinnerung, wo nicht ein Monarch gesucht war, sondern ein Vorsteher für eine Menschenmenge.
Ich hatte das seinerzeit gerügt, und die hohe Antwort war entsprechend.
Bei der "Bischofsweihe" merkte man vom Priestersein gar nichts mehr, und den Rest hat er im Verhaltenskodex entsorgt. Sprich: kein priesterliches Selbstbewusstsein.
Sie scheinen Bischof Bonnemain sehr gut zu kennen ... Im Ernst: Dr. Joseph-Maria Bonnemain war jahrelang ein geschätzter Spitalseelsorger, ein beredter Prediger und als Mitglied des Opus Dei auch eine Art Hoffnungsträger der sog. "konservativen", sprich: lehramtstreuen Katholiken. Was seine Wandlung hin zu einem eher modernistischen Kirchenbild bewirkt hat, lässt sich so auf die Schnelle wohl nicht beantworten. Eines ist klar: Ohne die Unterstützung oder doch wenigstens die stillschweigende Zustimmung durch die mächtige Zürcher Landeskirche wäre er nie Bischof geworden. Und, ja: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing." Solange wir in der Schweiz das unglückselige duale System haben, bekommen wir entweder Bischöfe, die sich den staatskirchlichen Organisationen beugen, oder solche, die das nicht tun, die aber dafür von eben diesen Organisationen in ihrem Handeln so eingeschränkt werden, dass sie mehr oder weniger nichts erreichen. Vielleicht ist Bischof Bonnemain im Grunde seines Herzens der "konservative" Priester von einst geblieben und mimt nur den Modernisten, um Schlimmeres zu vermeiden ... Aber dann hat er seine Rolle sehr gut verinnerlicht, zu gut, möchte ich sagen.
Ich kann nur hoffen, dass Du und ich niemals eines Exorzisten bedürfen. Die Lehre und die Erfahrungen unserer Kirche sind klar und das Phänomen sehr gut dokumentiert. Entsprechende seriöse Untersuchungen gibt es zur Genüge. Wenn jemand nicht glaubt, muss er sich fragen, wer ihm diese "fake-news" (um es modern zu sagen) eingeflüstert hat, und zu welchem Zweck. Es gehört zur Taktik dieses Vaters der Lüge, sich als inexistent zu verkünden. So gelingt es ihm am besten, Menschen in sein Reich zu ziehen. Und wenn man glaubt, dies nicht glauben zu können, so ist die Frage, was wäre, wenn er trotzdem existieren würde? Einen Beweis, dass es ihn nicht gibt, den gibt es nämlich nicht. (Eine Frage, die sich auch Atheisten in Bezug auf Gott stellen sollten!)
Da denke ich, dass Herr Bischof Bonnemain auf dem richtigen Weg ist, es gibt wohl nichts ausser Fantasie, das ein Exorzist austreiben könnte.
Sie wollen uns immer wieder weis machen, dass für uns Menschen des 21. Jahrhunderts ein anderer Glaube gilt als für die Menschen früherer Zeiten. Doch dem ist nicht so: Die Offenbarung Gottes gilt für alle Menschen gleich. Auf unser Beispiel übertragen: Wenn es die Mächte des Bösen als personale Wesen wirklich gibt - und Jesus lässt an ihrer Existenz keinen Zweifel! -, dann hat das Amt des Exorzisten heute noch genau so seine Berechtigung wie in früheren Zeiten.