(Bild: Ksenia Yakovleva/Unsplash)

Mit spitzer Feder

Des Chu­rer Bischofs Weihnachtsgeschenk

Da sage noch jemand, die Katho­li­sche Kir­che bringe immer die glei­che Mes­sage aufs Tapet, habe für die drän­gen­den Fra­gen der Gegen­wart keine neuen Ant­wor­ten parat. Die­ser «jemand» muss sich eines Bes­se­ren beleh­ren las­sen, muss gründ­lich über die Bücher!

Denn noch bevor Normalsterbliche am gross angekündigten «Telefontag» (10. Dezember) auf der Nummer 044 559 55 00 Bischof Joseph Maria Bonnemain kritische Fragen stellen durften, vertraute dieser tags zuvor ausgerechnet «Blick»-Bundeshausredaktor Raphael Rauch sein Freund und Feind in schiere Fassungslosigkeit versetzendes Weihnachtsgeschenk an: «Sex ist das grösste Geschenk Gottes an uns Menschen.»

«Onlyfans»-Influencerin Lily Philips liess sich das nicht zweimal sagen und interpretierte Bonnemains Menschheitsbeglückung auf ihre Weise. Innerhalb von 24 Stunden habe sie – vermeldete wiederum wenige Tage später der «Blick» – «mit 100 Männern Sex gehabt». Auch dem emeritierten Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, kann nach der Weissagung seines Mitbruders Entwarnung signalisiert werden. Dies, nachdem er sich im Hinblick auf die zukünftige Nutzung leer stehender Kirchen besorgt darüber gezeigt hatte, dass diese Kirchen als «Sexshops» zweckentfremdet werden könnten.

Doch der Geist weht, wo er will: Ausgerechnet Roger Köppel, Verleger und Chefredaktor der «Weltwoche», hat auf seinem viel beachteten Kanal «weltwoche-daily» dem Churer Oberhirten eine «correctio fraterna», eine brüderliche Richtigstellung also, zukommen lassen: Das grösste Geschenk Gottes ist nicht der Sex, sondern das Leben!

Tatsächlich ist Bischof Bonnemains Dictum jenseits von Gut und Böse, vor allem jenseits aller Realität. Dass die Sexualität wie alles menschliche Tun und Lassen zur «gefallenen Schöpfung» gehört, mithin nicht wegzudenkender Teil des sündigen Menschengeschlechtes bildet, ist eine schlechterdings unwiderlegbare Alltagserfahrung, die einem in erschreckender Weise Schlag auf Schlag vor Augen geführt wird.

Erinnert sei an den soeben zu Ende gegangenen Jahrhundertprozess «Pelicot»: Ein Mann hatte während über 10 Jahren seine Ehefrau heimlich mit Drogen betäubt, missbraucht und fremden Männern zum Missbrauch überlassen – über 50 an der Zahl. Sie alle wurden vorgestern vom Strafgericht Avignon schuldig gesprochen und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Erinnert sei an den Pädophilen-Serientäter Miguel H., der 14 Mädchen und Frauen betäubt, sexuell missbraucht und sie dabei auch noch gefilmt hatte. Das Thurgauer Bezirksgericht Frauenfeld verurteilte ihn zur Höchststrafe von 15 Jahren inklusive Landesverweis.

Erinnert sei an das jüngst von einem Rechercheteam enttarnte Vergewaltigungs- und Pädophilennetz auf dem Messenger-Dienst Telegram, auf welchem unzählige Männer in Chatgruppen unter anderem Tipps für die effizientesten Betäubungsmethoden zwecks anschliessender Vergewaltigung austauschten.

Last, but not least: Bischof Joseph Maria Bonnemain hätte es insbesondere aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Beauftragter der Bischofskonferenz für Missbrauchsopfer besser wissen können, besser wissen müssen. Fahrlässigkeit kann er da nicht geltend machen. Soeben hat das Bistum Lugano die Ernennung eines neuen Exorzisten bekannt gegeben. Für das Bistum Chur sieht Bischof Bonnemain keinen Bedarf für einen «Exorzisten im klassischen Sinn». Zweifel sind angebracht.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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    S. Kaisser 27.12.2024 um 16:57
    Sehr geehrter Herr Herzog, Ihre "spitze Feder" und die verunglimpfenden Kommentare gegenüber Bischof Bonnemain sind mir zu spitzig!
    Nicht einmal im Blick wurde die Aussage von Bischof Bonnemain so aus dem Zusammenhang gerissen. Liest man die ganze Antwort auf die Frage: "Warum dürfen Priester keinen Sex haben?" ist die Aussage durchaus nachvollziehbar. Und ersetzt man "das grösste Geschenk" durch "ein sehr grosses Geschenk" wird deutlich, dass es um kein Ausspielen gegenüber Enthaltsamkeit geht, ganz im Gegenteil:
    "Sex ist das grösste Geschenk Gottes an uns Menschen. Es ist Ausdruck der Liebe und der Bereitschaft, sich aus Liebe einem anderen Menschen innig zu schenken. Echter Sex ist das Gegenteil von Egoismus, von Selbstgenuss. Das Erleben von Sex fordert die ganze Person, Körper und Seele, und vereinigt zwei Menschen zutiefst. Sex darf nicht auf eine mechanische, unverbindliche, kurzlebige, oberflächliche Übung reduziert werden. Die Priester verzichten auf Sex, um wiederum tiefgründig und für ganz viele Menschen ein Geschenk zu sein. Wenn man erlebt, dass dadurch andere Menschen glücklich werden, ist man auch selber glücklich."
    Trotz allem freundliche Grüsse!
  • user
    Martin Meier-Schnüriger 23.12.2024 um 12:56
    Die Differenzierung, die Stefan Fleischer macht, ist eminent wichtig: Sex und Sexualität sind nicht dasselbe! Die Sexualität ist tatsächlich ein Geschenk Gottes, wenn auch vielleicht nicht gerade das grösste. Die Menschheit wäre vermutlich längst ausgestorben, wenn die Weitergabe des Lebens eine mühselige oder langweilige Angelegenheit wäre. Doch gleichzeitig ist dieses Geschenk auch eines mit einer enormen Sprengkraft, die ihre volle Wirkung entfaltet, wenn die Sexualität von der wahren Liebe und der Weitergabe des Lebens abgekoppelt wird und zum Sex verkommt.
  • user
    Schwyzerin 23.12.2024 um 10:27
    Beten wir für Bekehrung und insbesondere beten wir für einen zukünftigen heiligmässigen Bischof. Von der Heiligung der Priester hängt es ab, ob wir ein Heiliges Volk haben. Ich bitte Euch jeden Tag für einen heiligen Bischof zu beten. Denn für Gott ist nicht unmöglich. Darum betet.
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    Anna 22.12.2024 um 08:08
    OMG.... ich kann mir gut vorstellen, dass Stefan Fleischer in seinem 1. Kommentar recht hat. Die Aussage von Bischof Bonnemain ist natürlich mega ungeschickt... und doch verwirrt sich mich.... oder ihn?

    Die Heilsarme bietet übrigens mit 12'000 Stunden Seelsorge im Jahr Befreiungsgebete an, ähnlich Exorzismen... warum wohl?

    Gottes Segen und die Freude über die Geburt des Herrn lassen wir uns mit "dummen" Aussagen nicht nehmen.
  • user
    Michael Mengel 22.12.2024 um 00:30
    Wenn Sex das grösste Geschenk Gottes an uns Menschen ist, dann haben der heilige Johannes Evangelist, der heilige Pater Pio oder die heilige Gemma Galgani das grösste Geschenk Gottes an uns Menschen verpasst?! Die Aussage von Bischof Bonnemain beleidigt die grosse Anzahl jungfräulicher Menschen im Dienst der Kirche. Was sollen die Ordensschwestern denken? Das ist Verhöhnung! "Wer sagt, der Ehestand sei dem Stand der Jungfräulichkeit oder des Zölibats vorzuziehen, und es sei nicht besser und seliger, in der Jungfräulichkeit und dem Zölibat zu bleiben, als sich in der Ehe zu verbinden, der sei mit dem Anathema belegt (Konzil von Trient, Kanones über d. Sakrament d. Ehe, Nr. 10)." Was haben wir bloss gemacht, dass wir sojemanden als Nachfolger von Vitus Huonder bekommen haben...
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      ser AD 22.12.2024 um 19:29
      WAs falsch gemacht?

      falsch gebetet. Man rufe sich das von Bischof Huonder "approbierte Gebet" für seine Nachfolge in Erinnerung, wo nicht ein Monarch gesucht war, sondern ein Vorsteher für eine Menschenmenge.

      Ich hatte das seinerzeit gerügt, und die hohe Antwort war entsprechend.
  • user
    Angela Gualtieri 21.12.2024 um 20:03
    Seine Exzellenz, Bischof Bonnemain wollen wohl geistlicher Schutzherr für christliche Tantra werden?
  • user
    Linda Breitmeier 21.12.2024 um 18:42
    Der Herr Bonnemain hat nur das Minimum, drei Jahre, Theologie studiert. Bei dem geht es seit Jahren nur um Sex. Dem geht es nicht um Theologie. Warum ist er Priester geworden?
    • user
      ser AD 22.12.2024 um 19:26
      Das frage ich mich auch. Vielleicht aus Gehorsam. Sie brauchten einen R für ihren Stall.

      Bei der "Bischofsweihe" merkte man vom Priestersein gar nichts mehr, und den Rest hat er im Verhaltenskodex entsorgt. Sprich: kein priesterliches Selbstbewusstsein.
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      Martin Meier-Schnüriger 23.12.2024 um 13:22
      Liebe Frau Breitmeier
      Sie scheinen Bischof Bonnemain sehr gut zu kennen ... Im Ernst: Dr. Joseph-Maria Bonnemain war jahrelang ein geschätzter Spitalseelsorger, ein beredter Prediger und als Mitglied des Opus Dei auch eine Art Hoffnungsträger der sog. "konservativen", sprich: lehramtstreuen Katholiken. Was seine Wandlung hin zu einem eher modernistischen Kirchenbild bewirkt hat, lässt sich so auf die Schnelle wohl nicht beantworten. Eines ist klar: Ohne die Unterstützung oder doch wenigstens die stillschweigende Zustimmung durch die mächtige Zürcher Landeskirche wäre er nie Bischof geworden. Und, ja: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing." Solange wir in der Schweiz das unglückselige duale System haben, bekommen wir entweder Bischöfe, die sich den staatskirchlichen Organisationen beugen, oder solche, die das nicht tun, die aber dafür von eben diesen Organisationen in ihrem Handeln so eingeschränkt werden, dass sie mehr oder weniger nichts erreichen. Vielleicht ist Bischof Bonnemain im Grunde seines Herzens der "konservative" Priester von einst geblieben und mimt nur den Modernisten, um Schlimmeres zu vermeiden ... Aber dann hat er seine Rolle sehr gut verinnerlicht, zu gut, möchte ich sagen.
      • user
        Br. Paul Zahner ofm 24.12.2024 um 15:24
        Mir scheinen die Kommentare nun doch reichlich übertrieben zu sein. Es ist gut nicht einen Satz aus einem Interview zu zitieren, sondern den ganzen Text dazu zu lesen. Da geht es nicht um Sex, sondern um eine achtungsvolle Sexualität zwischen Menschen und auch um das Charisma ehelosen Lebens. Nur das Ganze dient einer Beurteilung, sonst wird alles einseitig auf Schwierigkeiten fixiert. Wichtig ist auf jeden Fall für den Bischof und das Bistum intensiv zu beten, auch um einen heiligen Bischof. Joseph Maria Bonnemain war zweifellos immer auch Seelsorger und in der Bistumsleitung tätig. Wesentlich dabei ist immer auch das Schwergewicht der Sorge für schwierige und belastete Menschen. Und dies ist für die Seelsorger sehr belastend. Dafür möchte ich dringend ums Gebet bitten, für die Belasteten, wie für die Seelsorger. Darauf muss das Bistum immer wieder achten. Aber das ist wahrlich nicht leicht. Gesegnete Weihnachten!
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    Lukas Müller 21.12.2024 um 18:00
    «Sex ist das grösste Geschenk Gottes an uns Menschen.» Was ist mit der Taufe und der Eucharistie, Herr Bischof? Was ist mit der Menschwerdung Gottes? Was ist mit dem Himmel, dem Eingang in die ewige Glückseligkeit?
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    Stefan Fleischer 21.12.2024 um 16:20
    Lieber Hansjörg
    Ich kann nur hoffen, dass Du und ich niemals eines Exorzisten bedürfen. Die Lehre und die Erfahrungen unserer Kirche sind klar und das Phänomen sehr gut dokumentiert. Entsprechende seriöse Untersuchungen gibt es zur Genüge. Wenn jemand nicht glaubt, muss er sich fragen, wer ihm diese "fake-news" (um es modern zu sagen) eingeflüstert hat, und zu welchem Zweck. Es gehört zur Taktik dieses Vaters der Lüge, sich als inexistent zu verkünden. So gelingt es ihm am besten, Menschen in sein Reich zu ziehen. Und wenn man glaubt, dies nicht glauben zu können, so ist die Frage, was wäre, wenn er trotzdem existieren würde? Einen Beweis, dass es ihn nicht gibt, den gibt es nämlich nicht. (Eine Frage, die sich auch Atheisten in Bezug auf Gott stellen sollten!)
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    Schwyzerin 21.12.2024 um 15:59
    Der Bischof ist zuständig für die Exorzisten. Es ist die Aufgabe des Bischofs einen Exorzisten in seinem Bistum einzusetzten. Dieser Aufgabe ist Bischof Bonnemain nicht nachgekommen, weshalb das Bistum Chur keinen Exorzisten mehr hat. Bischof Bonnemain ist vom Beruf ein Mediziner, also Arzt. Das ist der Grund, weshalb es keine Exorzisten im Bistum Chur mehr gibt. Bischof Bonnemain ist immer noch Arzt und nicht Bischof von Beruf. Darum müssen Betroffene einen Exorzisten in einem anderen Bistum aufsuchen. Wenn die Dienstleistungen eines Exorzisten nicht mehr angeboten werden, dann fehlt es einfach an Liebe für diese Menschen.
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      ser AD 22.12.2024 um 19:23
      DAs Bistum hat ja gemäss neuem Webdesign viele Aufgaben, offenbar ist in einer Menschenkirche ein Exorzist nicht vonnöten.
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    Hansjörg 21.12.2024 um 13:17
    Ich frage mich ernsthaft, was ein Exorzist im Jahr 2024 macht. Was sind seine Aufgaben, wie und vom wem wird er eingesetzt?
    Da denke ich, dass Herr Bischof Bonnemain auf dem richtigen Weg ist, es gibt wohl nichts ausser Fantasie, das ein Exorzist austreiben könnte.
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      Martin Meier-Schnüriger 23.12.2024 um 12:46
      Lieber Hansjörg
      Sie wollen uns immer wieder weis machen, dass für uns Menschen des 21. Jahrhunderts ein anderer Glaube gilt als für die Menschen früherer Zeiten. Doch dem ist nicht so: Die Offenbarung Gottes gilt für alle Menschen gleich. Auf unser Beispiel übertragen: Wenn es die Mächte des Bösen als personale Wesen wirklich gibt - und Jesus lässt an ihrer Existenz keinen Zweifel! -, dann hat das Amt des Exorzisten heute noch genau so seine Berechtigung wie in früheren Zeiten.
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    Stefan Fleischer 21.12.2024 um 11:00
    Nun, ich glaube nicht, dass Bischof Bonnemain das gemeint hat, was seine «Freunde» ihm unterstellen. Klar, es ist unglücklich formuliert. Er meinte damit wohl einfach, dass die menschliche Sexualität ein grosses Geschenk Gottes an uns Menschen sei. Man sollte auch nie von Sex sprechen, wenn man die Sexualität meint. Das sind zwei Paar Stiefel. Sex ist das triebhafte Handeln, wie es sich auch in der Tierwelt abspielt. Wahrhaft menschliche Sexualität ist die bewusste Annahme dieses Geschenkes Gottes zur innigeren Beziehung zwischen Mann und Frau und zur Mitwirkung am Schöpfungsplan Gottes. Sie als das grösste Geschenk Gottes an uns zu bezeichnen, greift vielleicht etwas daneben. Interessant wäre zu wissen, wie er das in seiner Muttersprache formuliert hätte. Sowohl in der Beziehung zwischen zwei Menschen, die sich dabei gegenseitig schenken, wie dann auch in der Beziehung zu Gott, dem sie die ganze Würde und Schönheit dieses Aktes verdanken, ist sie von unschätzbarem Wert. Wichtig ist auch hier, dass wir in unserem ganzen Leben, in allen grossen wie kleinen Dingen, Gott ins Zentrum stellen. Der Egozentrismus, wie er heute mehr denn je blüht, lässt uns dies oft vergessen. Dabei wäre doch der Kampf gegen diesen das Erfolg versprechendste Mittel beim Aufbau einer besseren, menschlicheren Welt.