Christus Pantokrator, Kathedrale Monreale auf Sizilien. (Bild: Rolf Dietrich Brecher)

Kommentar

Die Chan­cen des syn­oda­len Weges

Am Anfang stand der Wunsch von Papst Fran­zis­kus zur Neuevan­ge­li­sie­rung, d. h. die Bekeh­rung und Erret­tung von ver­lo­re­nen See­len. Wie sehr hätte sich der Him­mel dar­über gefreut, wenn wir alle gemein­sam – syn­odal – im Gebet, Fas­ten und Gespräch darum gerun­gen hät­ten, wie unser Volk wie­der zu Gott umkeh­ren kann (vgl. Lk 15,7).

Es sollte anders kommen. Nicht der Sünder soll sich ändern, sondern die Kirche. Nicht die Teilnehmer in den Gesprächsforen, sondern der «Alte», der Menschensohn, dessen Haare weiss wie Schnee sind (Offb 1,14). Inklusion heisst das neue Glaubensabsolut. Jede Orientierung ist willkommen ausser die eine: die Orientierung an Gottes Geboten und dem Zeugnis Jesu. Dies mündete letztendlich in der Abkehr vom überlieferten Glauben. Damit endete der «einzigartige Einklang zwischen den Vorstehern und den Gläubigen» (DV 10). Der synodale Weg verfiel zum Irrweg und zum spaltenden Element zwischen denen, die sich am Geist der Kirche und denen, die sich am Geist der Zeit orientieren wollen. Seither fühlen sich nur noch Letztere angesprochen, wenn es heisst: «unser synodaler Weg», «unser Verhaltenskodex», «unser katholischer Glaube».

Gelegenheit zur Vertiefung des Glaubens
Die Chancen des synodalen Wegs sind aber vielfältig. Er bietet die grosse Chance, dem Ungehorsam Glauben, der Sünde Heiligkeit, dem Glaubensabfall Hingabe und dem Hass Liebe entgegenzuhalten.

Konkret schenkt uns der Synodale Weg die Chance, Christus noch ähnlicher zu werden, indem wir denen vergeben, die uns verunglimpfen (Mt 5,44). Der Synodale Weg schenkt uns das Glück, das nur jene erfahren, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden (Mt 5,10). Ein Glück, das auch jene teilen, die ihre «Freude am Gesetz des HERRN haben und darüber nachsinnen Tag und Nacht» (Ps 1,2).

Der Synodale Weg bietet uns auch die Chance zur Selbstprüfung. Was ist unser Kampf? Sind es äusserliche Formen und menschliche Traditionen oder sind es «Recht, Barmherzigkeit und Treue» (vgl. Mt 23,23)? Der Synodale Weg spornt uns an, nach jener «Heiligung zu streben, ohne die niemand den Herrn sehen wird» (Hebr 12,14). Er fordert uns auf, dem Anschein von Frömmigkeit echte Gottesfurcht entgegenzusetzen, damit deren Kraft neu erlebt wird.

Zuletzt klärt der Synodale Weg unsere wirklichen Familienbande. Das Blut Christi ist dicker als Wasser. Unsere wahren Brüder und Schwestern sind all jene, die Gottes Willen tun (Mk 3,35). Dazu gehören auch die Brüder und Schwestern guten Willens aus dem Osten und aus der Reformation. Strecken wir die Hand der Versöhnung aus zu all denen, die an Gottes Wort festhalten: «Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen» (Joh 14,23).
 

Gastkommentare spiegeln die Auffassungen ihrer Autorinnen und Autoren wider.


Kurt Wiedmer


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Bemerkungen :

  • user
    Daniel Ric 26.02.2023 um 13:23
    Sehr schöne Gedanken. Persönlich glaube ich auch, dass der Synodale Weg viele Chancen beinhaltet. Dass sich die Menschen, die eine Veränderung der Lehre wünschen, in den deutschsprachigen Ländern am lautesten zu Wort gemeldet haben, erstaunt nicht. Der Heilige Vater macht aber darauf aufmerksam, dass es nicht um das laute Schreien, sondern um das Hören auf den Heiligen Geist geht. Es gibt sehr gute und früchtebringende Stimmen. Es gibt übrigens auch bei den Menschen, welche die kirchliche Lehre verändern wollen, sehr gute Christen darunter, die meines Erachtens einfach den Denkfehler machen, sich von einer Anpassung an den Zeitgeist mehr Zulauf für den Glauben zu erhoffen. Schlussendlich darf man niemandem den Guten Willen absprechen. Ich glaube und hoffe, dass am Schluss des Synodalen Weges die Erkenntnis bleibt, dass wir die Kirche nicht neu erfinden müssen, sondern neuen Mut fassen sollen, das Evangelium zu verbreiten. Hierfür dürfen wir nicht alles von den Priestern, Bischöfen und dem Papst erwarten, sondern als Laien auch mutig voranschreiten, genauso wie das Zweite Vatikanum dies auch lehrt. Es ist die grosse Würde der Laien, Christus in der Welt durch unsere Worte und vor allem auch Taten zu bezeugen.