(Bild: Randy Laybourne/Unsplash)

Kirche Schweiz

«Die Ent­schei­dung der Lan­des­kir­che för­dert eine Kirchenspaltung»

An ihrer Herbst­ver­samm­lung vom 18. Novem­ber ent­schied das Kir­chen­par­la­ment der Kan­to­nal­kir­che Thur­gau ein­stim­mig über den Bei­tritt der Lan­des­kir­che zur «Alli­anz Gleich­wür­dig Katho­lisch». Pfar­rer Beat Munt­wy­ler (Amris­wil) und Gleich­ge­sinnte rea­gie­ren mit einem offe­nen Brief.

Offener Brief an

Die Mitglieder der Synode der röm.-kath. Landeskirche Thurgau
Den Kirchenrat
Bischof Felix Gmür
 

Amriswil, 14. Dezember 2022
 

Kompetenzüberschreitung der Synode der Landeskirche Thurgau durch fragwürdige Verwendung von Steuergeldern

Sehr geehrte Damen und Herren

Grosses Erstaunen und Unverständnis hat die Mitteilung ausgelöst, dass die Synodenversammlung der römisch-katholischen Landeskirche Thurgau vom 18. November 2022 mit 71 Stimmen
einstimmig beschlossen hat, der «Allianz Gleichwürdig Katholisch» beizutreten und diese jährlich mit 10 000 Schweizer Franken zu unterstützen.

Wir können nicht glauben, dass sich alle Synodenmitglieder bewusst sind, was die Ziele dieser Allianz sind. Gleiche Würde und gleiche Rechte sind Forderungen und Schlagworte, denen man grundsätzlich nicht widersprechen kann. Schade, dass die Landeskirche eine Gruppierung unterstützt, welche die ewig gleichen Themen auf ihre Regenbogenfahne geschrieben hat. Dabei würde es sich lohnen, nach den wertvollen Perlen unseres Glaubens zu tauchen.

Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» setzt sich unter anderem für die kirchliche Anerkennung von homosexuellen Beziehungen ein und wünscht sich, dass homosexuelle Paare kirchlich getraut werden können. Dies widerspricht aber der Glaubenslehre der römisch-katholischen Kirche.1
Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» setzt sich ein für das Frauenpriestertum, obwohl diese Frage entschieden ist. Es gehört zum Glaubensgut der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche, dass nur Männer die Priesterweihe gültig empfangen können. Letztlich geht es um die Abschaffung des Weihe-Priestertums.2

Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» unterstützt und verbreitet die Genderideologie, die letztlich das Prinzip des Naturrechtes aufhebt und die «normale» Familie relativiert.

Als Privatperson darf natürlich jedes Synodenmitglied glauben und denken, was es will. Wenn es aber darum geht, kirchliche Steuergelder einzusetzen, ist es nicht zulässig, dass Institutionen unterstützt werden, welche dem Glauben der römisch-katholischen Kirche widersprechen.

Die Landes-«Kirche» ist keine Kirche im eigentlichen Sinn, sondern sie hat lediglich die Aufgabe, die römisch-katholische Kirche in weltlichen Angelegenheiten zu unterstützen. Das Glaubensgut der römisch-katholischen Kirche ist nicht demokratisch verhandelbar. Die Entscheidung der Landeskirche fördert eine Kirchenspaltung und provoziert den Kirchenaustritt von gläubigen Katholiken, die nicht mehr bereit sind, ein System zu unterstützen, welches im Namen der Demokratie und des Zeitgeistes das Glaubensgut der römisch-katholischen Kirche aushöhlt und langsam aber stetig zerstört. Im Beitrag von 10 000 Schweizer Franken an die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» sehen wir eine fragwürdige und sehr unglückliche Verwendung von kirchlichen Steuergeldern!

Mit diesem Schreiben bitten wir die Synodenmitglieder, ihre Entscheidung nochmals zu überdenken und zu revidieren und Bischof Felix bitten wir, nicht länger zu schweigen, Klarheit zu schaffen und Kompetenzen zu klären.

Dass auch die RKZ mit einem einmaligen «Startbeitrag» und die Fastenaktion der Schweizer Katholiken mit bisher 50 000 Schweizer Franken die Allianz finanziell unterstützen, ist nicht weniger befremdend.

Freundliche Grüsse

Beat Muntwyler, Pfarradministrator Amriswil
Stephanie Schildknecht, Verantwortung Katechese Amriswil
John Wirth, Pfarreiratspräsident Amriswil
Giuseppe Palmisano, Pfarreiratsmitglied Amriswil
Judith Brühlmann, Pfarreiratsmitglied Amriswil
Marie Todorovicova, Mitglied Kirchgemeinderat Amriswil
Andreas Zureich, Mitglied Kirchgemeinderat Amriswil
Kaplan Markus Degen, Pfarrei Hagenwil
Peter Buchegger, Pfarreiratsmitglied Sommeri


P.S.: Dieser Brief soll auch aufzeigen, dass die Meinungen in der Landeskirche Thurgau nicht ganz so einstimmig sind, wie in der Synode.

 

1 Aus dem Katechismus der Katholischen Kirche Nr. 2357:   «Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet (Gen 19,1-29 | Röm 1,24-27 | 1 Kor 6, 9-10 | 1 Tim 1,10), hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind. (...) Sie sind in keinem Fall zu billigen.»
2 Aus dem Katechismus der Katholischen Kirche Nr. 1577:   «Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann. (...) Darum ist es nicht möglich, Frauen zu weihen.»
  Aus dem Schreiben «Ordinatio Sacerdotalis des Hl. Papst Johannes Paul II vom 22. 5.1994: «Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung
der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken, dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.»
  2016 erklärte Papst Franziskus auf dem Rückflug seiner Schwedenreise anlässlich 500 Jahren lutherischer Reformation: «Hinsichtlich der Weihe von Frauen in der katholischen Kirche hat der heilige Johannes Paul II. das letzte klare Wort gesprochen, und das bleibt.»

 


Pfarrer Beat Muntwyler, Amriswil


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Bemerkungen :

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    Hans Peter Flückiger 23.12.2022 um 16:01
    Tragisch, tragisch - bei solchem Palaver, wie es hier durch die Synode gefördert Wird - kommt mir über Rö 1.22 in den Sinn: Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden ...
    Man sollte diesen Leuten den Austritt aus der Kirche nahelegen. Die Volkskirche, ein bitterer Irrtum.
  • user
    Erich Häring 21.12.2022 um 07:36
    Diesen Brief unterstütze ich, weil mir die entsprechenden Argumente durch den Kopf gingen, als ich in der THURGAUER ZEITUNG den Bericht über die Synodenversammlung las.
  • user
    Hansjörg 20.12.2022 um 13:38
    Viele Katholikinnen und Katholiken sind der Meinung, dass Frauen und Männer in allen Belangen gleichwertig und gleichberechtigt sein sollen. Alle diese Menschen bezahlen auch Kirchensteuern. Somit können diese Gelder sehr wohl eingesetzt werden.
    • user
      Erich Häring 21.12.2022 um 07:45
      Dieses Argument würde bedeuten, dass eine Synode völlig frei Erklärungen und Unterstützungen wahrnehmen könnte, was sie gerade möchte, also genau für das Gegenteil des hier zu recht kritisierten Vorgehens ebenso. Für den staatskirchlichen Bereich gibt es Regelungen, was mental und finanziell unterstützt wird.
  • user
    Claudio Tessari 20.12.2022 um 10:59
    Darum können wir nur beten, dass dieses unheilige duale System fällt.