Schall und Rauch © swiss-cath.ch

Mit spitzer Feder

Die fla­che Lern­kurve des Raphael Rauch

Blick-​Redaktor Raphael Rauch hat nicht nur die Schies­sor­gie der Sanija Ameti auf ein Bild der Madonna mit Jesus­kind in den öffent­li­chen Dis­kurs gehievt, son­dern schiesst auch gerne selber.

Geradezu magisch bzw. manisch fühlt sich Rauch stets von ein und derselben Zielscheibe angezogen: der katholischen Kirche – auch wenn diese Zielscheibe mittlerweile fast nur noch aus schieren Löchern besteht. «Kirche mit flacher Lernkurve» heisst das neue Set in seinem Patronengürtel. Der von Bischof Felix Gmür vor einem Jahr versprochene Kulturwandel lasse immer noch auf sich warten, bestehe mithin bloss auf dem Papier.

Ein Blick (nomen est omen) in den fundierten Beitrag meiner Redaktionskollegin Rosmarie Schärer hätte ihn problemlos eines Besseren belehren können (vgl. swiss-cath.ch «Bilanz ein Jahr nach Veröffentlichung der Missbrauchs-Pilotstudie: Einer tanzt aus der Reihe»). Darin wird detailliert aufgelistet, was innerhalb des letzten Jahres schweizweit in den einzelnen Diözesen in Sachen Prävention und Aufarbeitung von mutmasslichen Missbrauchsfällen alles in die Tat umgesetzt wurde. Erwähnt seien (nicht abschliessend) die Einsetzung kirchenunabhängiger Meldestellen, obligatorische Präventionskurse für alle kirchlichen Mitarbeitenden, Erarbeitung von Schutzkonzepten, Schaffung der bistumsübergreifenden, nationalen Dienststelle «Missbrauch im kirchlichen Kontext».

Statt endlich die abgewürgte Vergangenheitsbewältigung in der reformierten Kirche hierzulande aufs Korn zu nehmen, lamentiert Rauch lieber über die schweizerische Politik, welche der katholischen Kirche angeblich so viel durchgehen lasse, insbesondere Bundesrat Ignazio Cassis, der es versäume, für die Universität Zürich den Zugang zu den Akten im Vatikan einzufordern. Stattdessen müsse, so Rauch  in seinem typisch deutschen Titelfimmel und in Ignoranz der Kompetenzausscheidung zwischen Bund und Kantonen, sich die Zürcher «Religionsministerin» Jacqueline Fehr diese Forderung zu eigen machen und «direkt im Vatikan» intervenieren.

Ausgerechnet Jacqueline Fehr! Diese chronisch antikatholisch agierende Regierungsrätin (zeigte sich in einem Tages-Anzeiger-Interview genervt, dass die Empörung im Falle der Sanija Ameti grösser gewesen sei als über den vor Jahresfrist aufgedeckten Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche) hat sich unlängst geweigert, dem Zürcher Kantonsparlament Auskunft über die Arbeitsweise der Strafverfolgungsbehörden zu geben. Die Neue Zürcher Zeitung kritisiert in einem Kommentar vom 2. September 2024 diese Geheimniskrämerei wie folgt:
«Wenn die Justizdirektorin Fehr nun die Auskunft darüber verweigert, ob und in welchem Umfang die Staatsanwälte ihre Arbeit auch an externe Experten delegieren, so schädigt dies das Vertrauen in die Justiz. Schweigen und Aussitzen ist der falsche Weg.»

Fazit: Wieder einmal ein Schuss des Bundeshausredaktors Raphael Rauch, der gewaltig nach hinten losging.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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Bemerkungen :

  • user
    Kritiker 25.09.2024 um 18:22
    Statistiken zu Pädophilie sind oft schwierig zu erheben, da viele Fälle unentdeckt bleiben. Einige allgemeine Punkte:

    1. "Häufigkeit von Missbrauch": Schätzungen deuten darauf hin, dass etwa 10-20 % der Kinder sexuelle Gewalt erfahren, wobei die Täter oft in der näheren Umgebung der Kinder sind.

    2. "Übergriffe": Laut verschiedenen Studien begehen ein Grossteil der Täter ihre Taten im familiären (und nicht kirchlichen!) Umfeld.

    3. "Verurteilungen": Die Anzahl der verurteilten Täter variiert stark zwischen Ländern und Rechtssystemen, oft sind es jedoch nur ein Bruchteil der tatsächlichen Fälle.

    4. "Rückfallquote": Studien zeigen, dass Rückfallraten bei verurteilten Sexualstraftätern relativ hoch sind, insbesondere wenn keine geeigneten Behandlungsmaßnahmen ergriffen werden.

    Wenn Sie detailliertere Informationen oder spezifische Statistiken suchen, könnte ich Ihnen die entsprechenden Organisationen oder Forschungsarbeiten empfehlen, damit Sie sich fundiert informieren könnten.
  • user
    Patrick Reto Bieri 24.09.2024 um 11:44
    Ich weiss nicht, was Niklaus Herzog zu mokieren hat! Jedenfalls habe ich noch von keinen Verhaftungen von Pädophilen innerhalb der Kirche gehört. Offensichtlich geschieht gar nichts, ausser leeren Worten! Oder denkt er vielleicht, das "Problem" liege bloss in der Vergangenheit? Dann ist er wirklich sehr naiv!
    • user
      Martin Meier-Schnüriger 27.09.2024 um 15:04
      a) Verhaftungen sind Aufgabe der staatlichen Behörden.
      b) Es hat sich sehr viel geändert, so viel, dass nun auch unbescholtene Priester unter Generalverdacht gestellt werden, und dass die Missbrauchsbekämpfung zum Vorwand genommen wird, die katholische Kirche auf den Kopf zu stellen (Bsp. Churer Verhaltenskodex)
      c) Das "Problem" liegt tatsächlich zum grössten Teil in der Vergangenheit.