(Bild: Sam Carter/Unsplash)

Mit spitzer Feder

Die Heim­su­chung des Mar­tin W.

Der mediale Harn­drang hat den Ein­sied­ler Alt-​Abt Mar­tin Wer­len wie­der ein­mal heimgesucht.

Aktuell in Form eines Beitrages für kath.ch zum Tod von Papst Benedikt XVI. mit dem Titel «Auch über Tote darf man Negatives sagen – aber auf gute Weise». Um die darin verpackte Forderung zu legitimieren, will Werlen einen Übersetzungsfehler des lateinischen Dictums «De mortuis nihil, nisi bene» ausgemacht haben. Die ins Deutsche übertragene Redewendung «Von Toten soll man nur Gutes reden» sei damit gerade nicht gemeint, vielmehr müsste es heissen: «Von den Toten nichts ausser auf gute Weise». In der Folge belehrt Werlen seine Leserschaft, über Tote dürfe nichts Unwahres gesagt werden, man müsse ihnen «in einer wohlwollenden Weise gerecht werden». Ja, Alt-Abt Werlen geht sogar so weit, Papst Benedikt wörtlich zu zitieren («Ohne Wahrheit, ohne Verantwortung und Liebe gegenüber dem Wahren gibt es kein Gewissen und keine soziale Verantwortung»), um dann seinen Beitrag mit dem Satz abzuschliessen: «Im Umgang mit dem Tod des ehemaligen Papstes und seiner Geschichte können wir Wahrhaftigkeit lernen.»

Wer würde dieser Aussage nicht vorbehaltlos zustimmen wollen? Doch was da in solch prima vista ebenso einleuchtenden wie salbungsvoll-abgehobenen Kanzelworten daherkommt, tönt aus dem Munde von Alt-Abt Werlen wie blanker Hohn, wäre doch dieser zuallererst gehalten, Asche auf sein Haupt zu streuen, Abbitte und Busse zu tun.

Denn als es im Zusammenhang mit einem im Januar 2022 veröffentlichten Missbrauchsgutachten zum Streit darüber kam, ob an einer Ordinariatssitzung der Erzdiözese München-Freising im Januar 1980 der damalige Erzbischof Josef Ratzinger teilgenommen habe, und sich Letzterer nach über 40 Jahren (!) nicht mehr genau daran erinnern konnte – es ging dabei um die Art und Weise der Weiterbeschäftigung eines straffälligen Priesters – rastete Alt- Abt Werlen völlig aus. «Ein ehemaliger Papst, der zum Schutz der Institution und seiner Person die ganze Welt (sic) anlügt und mit der Wahrheit nur Stück um Stück herausrückt, lässt die Sprache verschlagen», plakatierte Werlen auf seiner Homepage. Doch damit nicht genug: Von «verschlagener Sprache» konnte allenfalls nur im übertragenen Sinne die Rede sein. Werlen drosch vielmehr noch zusätzlich auf Papst Benedikt ein: Für 105 Franken lud er zu einem Vier-Gang-Menu ein mit dem Lockruf: «Jetzt reicht's! Eine ‹Auskotzete›!»

Roland Noé von kath.net reagierte auf diese unfassbare Entgleisung mit der rhetorischen Frage: «Wie tief kann ein ehemaliger Abt von Einsiedeln noch sinken?» Sehr tief, wenn man den Namen Martin Werlen trägt.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Bemerkungen :

  • user
    Johanna-Jessica OFS 08.01.2023 um 21:13
    Völlig ungeachtet des ursprünglichen Inhaltes und ob meine Wenigkeit in gewissen Themen mit irgendeiner Seite auffassungsmässig übereinstimmt*: Manchmal befremdet es mich als lesende und beobachtende Person, mit welchem Umgangston wir uns als Geschwister(!) manchmal begegnen.

    Wenn ich solche Beiträge lese, gerade von Leuten, die doch im Glauben sehr gebildet wirken... Dann erinnert es mich manchmal, um es vielleicht etwas überspitzt-dramatisch zu vermitteln, doch ein wenig an die regeltreuen und klugen Pharisäer, die Jesus selbst mit Spitzfindigkeiten bedrängten, anstelle vielleicht auf den Inhalt seiner Botschaft zu achten.

    Mir tut es weh, das zu beobachten.
    Mir tut es leid für die Seite, die angegriffen wird, und auch für jene Seite, die in guter Absicht vielleicht nicht einmal Böses hegt und sich doch anders präsentiert, die sicherlich besser ist als das, was sie im Moment gerade abliefert.
    Mir tut es leid, was das für Aussenstehende, die vielleicht noch auf der Suche und auf dem Weg sind, für ein Bild von unserer Gemeinschaft zeigt.

    Heute ist der Tag, an dem der HERR sich für uns klein gemacht hat.
    Für uns alle! Juden wie Heiden, Mann und Weib, selbst für die Kinder und ganz besonders für die grössten Sünder unter uns, mit denen Jesus selbst in Kontakt stand.
    Wir sind alle getauft mit dem gleichen Geist, als Glieder eines lebendigen Leibes.

    Denken wir daran, was das Wort "katholisch" bedeutet. Und zwar nicht nur im rein theologischen Sinne!

    Vielleicht denken wir daran – ob wir nun auf swiss-cath lesen, oder manchmal auch auf kath.ch...

    * und für jene, denen es keine Ruhe lässt: Keine Sorge, ich mache mich bei allen Seiten gleichermassen unbeliebt. ;-) Sei es, weil ich als Frau nicht mit dem Gebahren der Kampfemanzenecke einher gehe und vom zeitgenössisch-politischen Hauch auf kath.ch generell oft abgeschreckt bin, oder weil ich mich auf menschlicher Ebene umgekehrt oft genug schwer tue mit Traditionalisten (und ihren sicherlich guten Absichten!), die NUR noch das Lehramt zu sehen scheinen, aber vielleicht nicht mehr dessen praktische Auslebung. Es geht mir in diesem kleinen Kommentar nicht um mich persönlich, denn meine Meinung ist nicht wichtig, denke ich. Wie wir aufeinander Acht geben – das erachte ich hingegen durchaus als wichtig. Und wenn ich dann auf den HERRN schaue, der uns durch das Vor-Leben ein eindrückliches Zeugnis und Beispiel gegeben hat...

    Wir wissen doch dank IHM eigentlich, wie es geht. Machen wir es, versuchen wir es. Jeden Moment aufs Neue.
    Miteinander.
  • user
    Martin Meier-Schnüriger 06.01.2023 um 14:11
    Als Lateinlehrer muss ich Altabt Martin Werlen, was seine Übersetzung von "De mortuis nihil nisi bene" angeht, recht geben. "bene" ist ein Adverb, besagt also, dass man über Tote nur gut reden soll. Die Aussage, man solle über Tote nur Gutes sagen, müsste im Latein "De mortuis nihil nisi bonum (oder bona)" lauten, also das Adjektiv anstelle des Adverbs beinhalten.
    Soweit das Sprachliche. Etwas ganz anderes ist allerdings, was sich Altabt Werlen gegenüber dem damals noch lebenden Papst em. Benedikt geleistet hat. Ohne näheren Faktenkenntnisse einen Menschen derart zu verunglimpfen, ist eines Christen und erst recht eines hochrangigen Geistlichen unwürdig. Zudem hat sein Beispiel Schule gemacht: Ein Landsmann und Mitbruder von ihm missbrauchte eine Sonntagspredigt dazu, über Papst em. Benedikt in ähnlich ungehobelter Art herzufallen.
    Mit dem feierlichen Requiem, das im Kloster Einsiedeln für den Verstorbenen gehalten wurde, setzte Abt Urban ein deutliches Zeichen. Mögen es sich sein Vorgänger und dessen Adlaten zu Herzen nehmen!
  • user
    Stephan Kaisser 06.01.2023 um 12:03
    In Martin Werlens Beitrag "Auch über Tote darf man Negatives sagen – aber auf gute Weise", auf den Sie verweisen, kann ich nichts Polemisches oder Geringschätzendes gegenüber Papst Benedikt entdecken. Was bewegt Sie dazu von "medialem Harndrang" zu sprechen? Ich habe den Eindruck, dass eher Sie Abt Martin "an's Bein pinkeln" wollen. Auch bei "spitzer Feder" ging mir das zu weit.
    • user
      Niklaus Herzog 07.01.2023 um 07:28
      Sehr geehrter Herr Kaisser
      Da sind wir uns völlig einig: Martins Werlen Beitrag "Auch über Tote darf man Negatives sagen - aber auf gute Weise", haftet nichts Polemisches oder Geringschätzendes über Papst Benedikt an. Aber genau hier liegt das Problem. Man kann nicht Papst Benedikt auf das Übelste beschimpfen ("Lügt die ganze Welt an"; "Aufruf zum Vier-Gang-Menu 'Auskotzete'"), um handkehrum wenige Monate später mir nichts dir nichts als ob nichts geschehen wäre über denselben Papst in wohlgesetzten Vokabeln raisonieren. Dieser Tenuwechsel von der "Sauerei der Praxis" zur "Schönheit der Theorie" ging soweit ersichtlich ohne das überfällige Mea culpa über die Bühne. Das ist in hohem Masse unaufrichtig und unglaubwürdig.
  • user
    Martin W. 05.01.2023 um 13:19
    „Was und wie andere über uns reden, sagt mehr über sie aus als über uns.“

    Ernst Ferstl
    • user
      Redaktion 06.01.2023 um 11:41

      Anmerkung der Redaktion: Bei "Martin W." handelt es sich nicht um Altabt Martin Werlen.


      @ Martin W.: Vielen Dank für den Hinweis.

  • user
    Markus Ries 05.01.2023 um 09:10
    Diese Kritik ist unangemessen polemisch. Einfach ausgeblendet ist das vorbildliche Engagement von Propst Martin Werlen, welcher die Anliegen des Papstes bei uns verständlich macht und ihnen Gehör und Geltung verschafft. P. Martin ist Herausgeber der Zeitschrift "Gemeinsam Glauben. Mit dem Papst" und verfasst für jede Nummer einen Beitrag für die Rubrik "e-mail an den Papst". Siehe: https://www.herder.de/gg/ . Mitarbeitende von swiss+cath mögen sich hier ein Bild verschaffen und am besten die Zeitschrift gleich abonnieren, es wird ihnen zu einem informierten Urteil verhelfen. Und es wird sie davor bewahren, Ordensleute, die in der Verkündigung aktiv sind, mit Häme zu überziehen und mit Dreck zu bewerfen.
    Richtig zynisch ist der Titel Ihres Beitrags. Glaubenstreue Katholikinnen und Katholiken verwenden das Substantiv "Heimsuchung" ausschließlich in Verbindung mit dem Muttergottesfest vom 2. Juli. Halten Sie es tatsächlich für vertretbar, einen solchen Begriff zusammen mit "Harndrang" für eine persönliche Abrechnung zu verwenden und damit das religiöse Empfinden anderer Menschen mit Füssen zu treten?
    • user
      Niklaus Herzog 06.01.2023 um 05:17
      Sehr geehrter Herr Professor Ries,
      Müsste Ihr Kommentar als Schulaufsatz von einem Lehrer benotet werden, erhielte er die Note 0 - weil das Thema verfehlt. Tatsächlich geht es in meinem Beitrag "die Heimsuchung des Martin W." nicht wie von Ihnen unterstellt um Martin Werlens Verhalten gegenüber dem gegenwärtigen Papst Franziskus, sondern um jenes gegenüber seinem jüngst verstorbenen Vorgänger. Und da sind die Fakten folgende: Einem 94-jährigen Mann (sein Name Benedikt XVI. tut hier nichts zur Sache, oder vielleicht doch?) wird zugemutet, sich genauestens an die Vorgänge einer Ordinariatssitzung der Erzdiözese München erinnern zu müssen, die 1980, also vor 42 Jahren, stattgefunden hat. Als übereifrige Mitarbeiter von Papst Benedikt ohne dessen Wissen fälschlicherweise vorschnell verlauten liessen, er habe an der besagten Sitzung nicht teilgenommen, traten interessierte Kreise einen beispiellosen Medien-Tsunami los. An deren Spitze mit dabei: Der Einsiedler Alt-Abt Martin Werlen. Sein wutschnaubender Rundumschlag gipfelte in einem doppelten Bannstrahl:
      1. Papst Benedikt lügt die ganze Welt an
      2. Öffentliche Einladung zur "Auskotzete"
      Sie werfen mir in einer grotesken Variante eines antiken Dictums vor ("Der Überbringer der schlechten Nachricht muss abgemurkst werden"), Ordensleute mit Dreck beworfen zu haben (warum dieser Pluralis maiestatis?). Es sei der geneigten Leserschaft das Urteil überlassen, wer hier wen mit Dreck bewirft: meine Wenigkeit den ehemaligen Einsiedler Abt Martin Werlen oder Alt-Abt Werlen den verstorbenen Papst Benedikt XVI.
      Niklaus Herzog
      • user
        Martin Meier-Schnüriger 06.01.2023 um 14:21
        Lieber Herr Herzog
        Ihr Engagement für die gute Sache ist äusserst lobenswert. Dennoch möchte ich Sie daran erinnern, dass man mit einem Tropfen Honig mehr Fliegen fängt als mit einem Fass Essig, oder, um den hl. Paulus zu zitieren, man Böses nicht mit Bösem vergelten soll. Was sich Altabt Martin Werlen geleistet hat, war unterste Schublade, zugegeben. Zeigen wir ihm, wie man es besser, christlicher machen kann!