Im Mai 2021 verkündete Papst Franziskus die Einberufung einer Synode mit dem Titel «Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission». An dieser sollten sich alle Gläubige beteiligen dürfen. Der Fahrplan lautete wie folgt: Vom Oktober 2021 bis März 2022 finden in allen Bistümern anhand eines zentralen Fragebogens synodale Beratungen statt. Das Synodensekretariat wertet diese diözesanen Ergebnisse und Erfahrungen aus und erstellt daraus ein erstes Arbeitsdokument. In der zweiten kontinentalen Phase finden aufgrund dieses Arbeitspapiers auf kontinentaler Ebene synodale Beratungen statt. Die Resultate werden an der 16. Ordentlichen Vollversammlung der Bischofssynode im Oktober 2023 beraten.
Chance der Verlängerung nicht genutzt
Soweit der offizielle Fahrplan. Bereits am 29. Oktober 2021 hatte Franziskus die erste Phase bis zum 15. August des gleichen Jahres verlängert. Dies im Bewusstsein, dass «eine synodale Kirche eine hörende Kirche ist» und entsprechend Zeit zur Konsultation aller Gläubigen braucht.
In der Deutschschweiz wollte man hingegen nichts von einer Verlängerung wissen. Hier wurde der Fragebogen des Papstes nicht in synodalen Beratungen diskutiert – mittels einer Online-Umfrage hätten sich die Gläubigen beteiligen dürfen. Da der Fragebogen für eine solche Umfrage zu lang war, wurde er kurzerhand durch die drei Bistumsleitungen gekürzt und die möglichen Multiple-Choice-Antworten auch gleich vorgegeben (siehe dazu den Beitrag von Niklaus Herzog auf swiss-cath.ch). Selbst als sich herausstellte, dass noch nicht einmal ein Prozent(!) aller Katholikinnen und Katholiken an der Umfrage teilgenommen hatten, wollten die drei Bistumsleitungen keine Verlängerung. Die offizielle profane Begründung: Es seien bereits Anschlussveranstaltungen organisiert, die nicht verschoben werden könnten. In der Folge reichte die Schweizer Bischofskonferenz ein Dokument in Rom ein, das gerade einmal die Meinung von knapp einem Prozent der Schweizer Katholikinnen und Katholiken widerspiegelt.
Fehlende Vielfalt
Am 21. Oktober 2022 verlängerte Papst Franziskus auch die zweite kontinentale Phase des Synodalen Weges. «Die Synode ist kein Ereignis, sondern ein Prozess. In ihm ist das ganze Volk Gottes aufgerufen, gemeinsam auf das Ziel zuzugehen, das es mit der Hilfe des Heiligen Geistes als Willen Gottes für seine Kirche erkennt.» So die Begründung im offiziellen Communiqué.
Somit erhielten die Deutschschweizer Bischöfe eine zweite Gelegenheit, die Meinung der Gläubigen einzuholen. Doch wiederum geschieht nichts in dieser Beziehung. Jetzt veröffentlichte die Schweizer Bischofskonferenz die Namen der Delegierten, die Bischof Felix Gmür nach Prag begleiten werden. Es sind dies Cristina Vonzun, Tatjana Disteli und Helena Jeppesen-Spuhler.1
Cristina Vonzun ist in der Deutschschweiz eher unbekannt. Tatjana Disteli kennt man spätestens seit ihrer Wahl zur Generalsekretärin. Sie will in dieser Funktion «die Synthese aus ihrer pastoralen Berufung als Theologin und ihrem öffentlich-rechtlichen Auftrag als Verwaltungsangestellte der römisch-katholischen Kirche schaffen, um ihrem Ziel gerecht zu werden: ‘Es geht um den Dienst an der Kirche, mehr noch, um den Dienst der Kirche an der Gesellschaft’» (Pfarrblatt Horizonte vom 20. Januar 2022).
Helena Jeppesen-Spuhler ist Mitglied der «Allianz gleichwürdig katholisch». Diese schrieb in ihrer Medienmitteilung vom 2. Juni 2022: «Die brennendsten Anliegen und Schwerpunkte der Allianz Gleichwürdig Katholisch sind Teil des offiziellen Schlussberichts. Die Forderungen nach voller Teilhabe aller Getauften, einer gerechteren Inklusion von LGBTQI+ Menschen und wiederverheirateten Geschiedenen und der Überwindung des Klerikalismus werden, nach der Schlussredaktion des Berichtes, nach Rom gesandt.» In einem Interview mit dem «Kirchenblatt für römisch-katholische Pfarreien im Kanton Solothurn» (Nr. 23/2022) antwortete Helena Jeppesen auf die Frage, was sie an der synodalen Versammlung in Basel am meisten gefreut habe: «Dass die Gleichberechtigung der Frau in der Kirche als bedeutendes Anliegen nach Rom geht.»
Die ausschliesslich weibliche Zusammensetzung der Begleitpersonen von Bischof Gmür liest sich wie eine Kompensation der ausschliesslich männlichen Zusammensetzung der sogenannten «Spurgruppe», die den künftigen synodalen Weg der «Kirche Schweiz» steuert. Sie besteht aus Arnd Bünker, Daniel Kosch, Davide Pesenti und Oliver Wäckerlig.2 Diese Personalie war schwer unter Beschuss geraten: «Hoch lebe die Scheinheiligkeit», kommentierte Chantal Götz von der Gruppe «Voices of Faith» zu Recht, denn ausgerechnet Männer, die sich als bessere Feministinnen outen und lauthals Mitbestimmung und Gleichberechtigung der Frauen einfordern, schlossen Letztere von der «Spurgruppe» aus.
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