Um was es mir geht, ist Folgendes:
Die Kirche in unserer Gegenwart verhält sich nicht wie eine in JESUS CHRISTUS verliebte Braut.
Ich meine mit «Kirche» nicht einzelne Gläubige, auf die der Vorwurf nicht zutrifft, sondern fehlende Aspekte in der offiziellen Verkündigung der Kirche von heute auf allen Ebenen. Die Kirche will eine dialogfreudige, inklusive, lernende und in all ihren Positionen flexible und fluide, niemanden und nichts verurteilende Kirche sein, aber auf gar keinen Fall eine Kirche, die es besser weiss oder die Wahrheit kennt. «Fluidität» in allen Bereichen und Positionen ist ihr Kennzeichen. Deshalb sollen alle Festlegungen in ihr in einem ständigen Prozess und grundsätzlich revidierbar sein. Nichts ist für immer. «Prozess» ist in ihr ein anderes Wort für «Heiliger Geist». Die entsprechend propagierte «neue Offenheit» heisst «Synodalität».
Noch einmal: Auffallend ist, dass die synodale Kirche sehr wenig von JESUS CHRISTUS spricht, aber viel über alles Mögliche (Anderes): Darunter ihre eigenen Organisations- und Kommunikationsformen, ihre geistlichen Tools und ihre Strukturen, Fragen nach der eigenen Definitionsmacht im kirchlichen Betrieb. Auch hier heisst das Zauberwort «Synodalität» – in diesem Kontext ein Synonym für eine abgeflachte Hierarchie zwischen Laien und Ordinierten. Die Betonung liegt auf dem allgemeinen Priestertum der Getauften wie schon einmal aus den gleichen Gründen in der Reformationszeit.
Diese Kirche redet mit allen, was zu begrüssen ist, und will alle bedingungslos einschliessen. Sie betrachtet ganz generell und unterschiedslos alle Menschen als Kinder Gottes, unabhängig von Religion und Konfession. Sie zeigt sich ihnen gegenüber bei der Zusage des Heils bedingungslos, egal, wie sie leben oder was sie glauben.
Konkret aber führt nach Evangelium und apostolischer Tradition kein Weg zum Heil an JESUS CHRISTUS vorbei. Und das sollten wir verkünden, nicht einfach darauf vertrauen. JESUS CHRISTUS selbst kennt jedenfalls Zulassungsbedingungen für das Reich Gottes, allen voran den Glauben an IHN, den SOHN GOTTES. Von einer Gefahr für das ewige Heil in diesem Sinn spricht die Kirche heute nicht mehr, auch nicht bei Begräbnissen und im interreligiösen Kontext. Für die zurückliegenden 2000 Jahre Kirchengeschichte aber war dies die Frage aller Fragen und das Hauptaugenmerk der Verkündigung: «Das Heil aber kommt durch JESUS CHRISTUS!»
Man hofft unterschiedslos und zuversichtlich, dass der Verstorbene bzw. alle Menschen in den Frieden Gottes eingehen, egal, wie sie gelebt haben oder was geglaubt oder nicht geglaubt, geliebt oder bekämpft haben, eventuell auch mit Gewalt. Die ausdrückliche Ablehnung JESU CHRISTI erscheint als kein Problem oder als eines, das postmortal positiv entschieden wird, auch bei Menschen, die anderen Religionen anhängen. Nur Missionare wie der heilige Franz Xaver wollten noch Seelen retten und möglichst viele Menschen taufen bzw. dadurch retten.
Diese Kirche bietet vieles an. Sie ist pastoral offen. Aber sie redet nicht mehr von JESUS CHRISTUS als Antwort auf alles, als «GOTT von GOTT, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem VATER» (Glaubensbekenntnis). An dieser Stelle rumpelt es nun gewaltig im Mindset der Vertreter der Kirche der Gegenwart bzw. Zukunft. Man hört solches Bekenntnis nicht aus ihrem Mund (meine bescheidene Wahrnehmung). Bestenfalls wird es irgendwie noch geglaubt, wohl eher nicht oder mit gewaltigen Abstrichen oder Domestizierungen dieses Skandalons. Ad extra, z. B. im interreligiösen Dialog, hört man nichts davon. Dafür erfährt man sozial, psychologisch, pastoral und interreligiös leicht Verdauliches.
Es geht vor allem um «Menschsein».
JESUS CHRISTUS ist für diese Art von Christen eine von mehreren Lösungen, bestenfalls die bevorzugte Option, aber nicht die einzig gültige, unumstössliche, ausschliessliche und unabdingbare, um zu Gott, zur Wahrheit und in (dieser) Wahrheit zu sich selbst zu gelangen (Romano Guardini) oder besser ausgedrückt: Um gerettet zu werden! Ob diese Getauften und sehr häufig im kirchlichen Dienst Stehenden vom Gottsein JESU CHRISTI und von seiner Absolutheit bzw. von seiner Allgemeingültigkeit (hier meine ich nicht Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit, sondern harte Wahrheitsansprüche) wirklich tief überzeugt sind, bezweifele ich oft. Man spürt und liest wenigstens nichts davon.
Eigentlich müsste die Kirche zur Welt nur von JESUS CHRISTUS reden. Etwas anderes, Besseres, hat sie in der Tat nicht anzubieten. Davon liest man wenig in ihren jüngsten Dokumenten. Statt IHN jedem Menschenherz vorzustellen als das Leben schlechthin; als Licht, das alles in seinem Leben erleuchtet und ins Licht bringt; als Salbe, die jeden Schmerz lindert und heilt; als die Wahrheit, die alle angeht; als konkretem Gott, neben dem es keinen anderen gibt; als sichtbarem Gott, der jeden Menschen anredet und ihn um Einlass in sein Leben und in sein Herz bittet; als Erfüllung schlechthin; als einzigem Weg zum Heil; als Erlöser und Vergebung unserer Sünden – die Liste ist lang –verkündet sie «Synodalität» – für jene, um die es in ihrer Mission zu den Völkern in erster Linie geht, definitiv kein Thema.
Die Kirche der Gegenwart spielt die Karte, die alle auf dem Tisch liegenden sticht und einstreicht, nicht mehr aus. Sie wirft alle möglichen, neu geschaffenen Karten ins Spiel, um Mitspieler oder solche, die es werden möchten oder aus dem Spiel ausgestiegen sind, weil sie meinen, schlechte Karten zu besitzen, einzubeziehen. Aber sie gewinnt keine einzige Runde. Andere räumen ab. Das Christentum – und das ist JESUS CHRISTUS (Romano Guardini) – verdunstet und wird mehrheitlich nicht mehr weitergegeben, wenigstens bei uns.
Warum? Weil die Spieler in JESUS CHRISTUS weder verliebt noch im exklusiven Sinn von IHM überzeugt sind. Weil sie JESUS CHRISTUS nicht mehr für die Trumpfkarte halten, die all anderen schlägt. Interreligiös wird sie heute sowieso nicht mehr ausgespielt.
Die Spieler unterhalten sich über anderes. Hauptsache, man ist geschwisterlich beisammen und versucht, miteinander im Spiel bzw. im Dialog zu bleiben. Jeder darf sich einbringen. Die Regeln werden in der Kirche gerade neu verhandelt, um gegenüber Andersgläubigen und Andersdenkenden oder «Anderskatholischen» (eine Wortneuschöpfung von Bischof Bätzing) nicht mit Siegerallüren oder Verwerfungen aufzuwarten.
Das Spiel aber wird verloren aufgrund der beschriebenen Gründe. Es liegt an der Trumpfkarte, die nicht ausgespielt wird, aus welchen Gründen auch immer. Hauptsache, man bleibt im Spiel, allerdings zum Schaden der Beteiligten. Exklusive Regeln (bzw. Wahrheiten), die den Ausschluss von Spielenden und Mitspielenden bedeuten würden, werden von allen Seiten nicht eingehalten und als überholt angesehen. So etwas hat es bis jetzt noch nie gegeben; aber es geschieht vor unseren Augen. «Apocalypse now!» Ein Blick in den «Katechismus der Katholischen Kirche» (1992) würde allen helfen.
«Keiner kommt zum VATER ausser durch MICH!» gilt immer noch.
Gastkommentare spiegeln die Auffassungen ihrer Autorinnen und Autoren wider.
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Bemerkungen :
PAPST FRANZISKUS, FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
Ausschnitt aus: Die erste Liebe, Freitag, 30. Januar 2015
»Die erste Liebe nicht vergessen« – also »die Freude der allerersten Begegnung mit Jesus« – bedeutet, unablässig die Hoffnung zu nähren. Und diese »beiden Parameter«, Erinnerung und Hoffnung, sind die einzigen »Koordinaten«, in denen der Christ »das Heil, das immer ein Geschenk Gottes ist«, erleben kann, ohne der Versuchung der »Lauheit« zu verfallen.
Das »erste Kriterium«, so erklärte der Papst, »ist das der Erinnerung«. Im Textabschnitt sei zu lesen: »Erinnert euch an die früheren Tage: nachdem ihr das Licht Christi empfangen habt…« Das seien »die Tage der ersten Liebe«, wie die Propheten es ausdrückten: es sei »der Tag der Begegnung mit Jesus«. Denn »als wir Jesus begegnet sind« – oder präziser, als »wir es zugelassen haben, dass er uns begegnet, denn er ist es, der alles tut« –, »war das eine große Freude, ein Wunsch, große Dinge zu tun«, wie der Verfasser des Briefes erläutere. Daher sei das erste Kriterium, um das Geschenk des Heils zu bewahren, »nicht die Erinnerung zu verlieren an jene früheren Tage«, die gekennzeichnet waren »von einer gewissen Begeisterung«: vor allem »die Erinnerung an die erste Liebe nicht verlieren«. […] Der Autor des Hebräerbriefes erinnere weiter daran, dass es »diese Freude war, die euch manchen harten Leidenskampf bestehen ließ«, so dass »in den früheren Tagen alles leicht schien und man zuversichtlich voranging«. Weiter »ermahnt er uns, jene Zuversicht nicht aufzugeben – er sagt ›diesen Freimut‹ – jene Parrhesia der ersten Zeit«. Gerade die »erste Liebe« sei es, die »jenen Mut in uns hat wachsen lassen, dieses ›Trotzdem, wir gehen voran!‹, diese Begeisterung«. Daher die Aufforderung, diesen »Freimut nicht aufzugeben«. Noch mehr: »Aufgeben« sei nicht »das richtige Wort«, so Franziskus, und wies darauf hin, dass im Originaltext ein weitaus stärkerer Ausdruck zu finden sei: »Jagt den Freimut nicht weg, vergeudet ihn nicht, weist ihn nicht zurück.« Es sei genau »wie eine Ablehnung: jagt diesen Freimut nicht weg, diesen Mut, den Mut der ersten Zeit«.
»Daher ist die Erinnerung sehr wichtig, um sich an die empfangene Gnade zu erinnern«, unterstrich der Papst. Denn »wenn wir diese Begeisterung verjagen, die der Erinnerung an die erste Liebe entspringt, diese Begeisterung, die der ersten Leibe entspringt, dann taucht eine für die Christen sehr große Gefahr auf: die der Lauheit«. Und »laue Christen stehen da, bewegungslos. Ja, sie sind Christen, aber sie haben die Erinnerung an die erste Liebe verloren, sie haben die Begeisterung verloren.« Mehr noch, »laue Christen haben auch die Geduld verloren, jenes ›Ertragen‹ der alltäglichen Dinge im Geist der Liebe Jesu; jenes ›Ertragen‹ oder ›auf den Schultern tragen‹ der Schwierigkeiten«. Und der Bischof von Rom fügte hinzu: »Deshalb schweben laue Christen, die Ärmsten, in großer Gefahr.« […]
Ich werde es in diesem Leben wohl nie verstehen, wie man Theologe, Gemeindeleiter, Diakon und sogar Priester sein kann ohne zu 1000% an Gottes inspiriertes Wort, die Heilige Tradition und Jesus Christus als „den Weg die Wahrheit und das Leben“ zu glauben. Mir ist es unverständlich, wie man sich und Gott ohne apostolischen Glauben in die Augen schauen kann. Man macht ja so Gott vor allen anderen zum Lügner!