Das Gnadenbild des Barmherzigen Jesus, das heute offiziell im Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit in Krakau-Łagiewniki verehrt wird, wurde vom polnischen Künstler Adolf Hyła (1897–1965) geschaffen. Im Jahr 1943 malte er das Bild als Votivgabe für die Bewahrung seiner Familie während des Zweiten Weltkriegs. Es basiert auf den Visionen von Sr. Faustyna, die sie in ihrem Tagebuch beschreibt, das bis heute eine Schlüsselrolle in der Verbreitung und Verehrung der Göttlichen Barmherzigkeit spielt. Da Sr. Faustyna selbst nicht in der Lage war, das Bild zu malen (vgl. Tagebuch Nr. 313), hinterliess sie ein mit Worten beschriebenes «Bild».
Die Barmherzigkeit Gottes: Christi Offenbarung und die Sakramente
In den Visionen von Sr. Faustyna offenbart sich Christus mit einem von ihr präzise beschriebenen äusseren Erscheinungsbild, das zur bildlichen Grundlage der Verehrung der Göttlichen Barmherzigkeit wurde. Sr. Faustyna beschreibt eine Szene, in der sie Jesus Christus in einem weissen Gewand erblickte: «Eine Hand war zum Segnen erhoben, die andere berührte das Gewand auf der Brust. Von der Öffnung des Gewandes an der Brust gingen zwei grosse Strahlen aus, ein roter und ein blasser» (Tagebuch Nr. 47). Die Bedeutung dieser Strahlen erklärte Christus selbst: «Der blasse Strahl bedeutet Wasser, das die Seelen rechtfertigt, der rote Strahl bedeutet Blut, welches das Leben der Seelen ist […] Diese zwei Strahlen drangen aus den Tiefen Meiner Barmherzigkeit, damals, als Mein sterbendes Herz am Kreuz mit der Lanze geöffnet wurde» (Tagebuch Nr. 299; vgl. Joh 19,34).
Diese Vision bildete die Grundlage für das Gnadenbild des Barmherzigen Jesus und fasst das Ostergeheimnis bildtheologisch prägnant zusammen: Blut und Wasser, die aus Jesu Seite fliessen, sind ein kraftvolles Zeichen der Heiligung und der Erlösung. Die Heiligen Schrift unterstreicht diese Bedeutung, indem sie sagt: «Denn das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde» (1 Joh 1,7).
In dieser berühmt gewordenen Vision von Sr. Faustyna, die durch ihre Einfachheit und tiefgründige Bedeutung gleichermassen berührt, erkennen Gläubige die Erinnerung an die unermessliche Barmherzigkeit Gottes in Jesus Christus, die sie besonders durch die Sakramente der Taufe, Beichte und Eucharistie empfangen. In diesem Kontext steht auch das Fest der Göttlichen Barmherzigkeit, das am Weissen Sonntag gefeiert wird, dem traditionellen Erstkommunionfest (vgl. dazu Offb 7,9). Christus offenbart Sr. Faustyna: «Dieses Fest kommt aus dem Inneren Meiner Barmherzigkeit und ist in den Tiefen Meines Erbarmens bestätigt. Jeder gläubigen und Meiner Barmherzigkeit vertrauende Seele, wird Barmherzigkeit zuteil» (Tagebuch Nr. 420).
Besonders hervorzuheben ist das Sakrament der Versöhnung, das zentrale Sakrament der göttlichen Barmherzigkeit. In seiner Offenbarung betont Jesus die Bedeutung dieses Sakraments: «Wenn du zur Beichte kommst, wisse, dass Ich selbst im Beichtstuhl auf dich warte. Ich verhülle Mich nur mit dem Priester, aber in der Seele wirke Ich Selbst. Hier begegnet das Elend der Seele dem Gott der Barmherzigkeit. Sage den Seelen, dass sie aus dieser Quelle der Barmherzigkeit nur mit dem Gefäss des Vertrauens schöpfen können. Wenn ihr Vertrauen gross ist, ist meine Freigebigkeit grenzenlos» (Tagebuch Nr. 1602).
All diese Visionen unterstreichen die unerschöpfliche Quelle der Barmherzigkeit, die durch die Sakramente zugänglich wird, und die Einladung an alle Gläubigen, sich vertrauensvoll und mit einem offenen Herzen der göttlichen Barmherzigkeit zu nähern: «Sind eure Sünden wie Scharlach, weiss wie Schnee werden sie. Sind sie rot wie Purpur, wie Wolle werden sie» (Jes 1,18). Das Tagebuch der heiligen Sr. Faustyna betont die sakramentale Bedeutung der Heilung, Reinigung und Versöhnung, besonders im Zusammenhang mit der göttlichen Barmherzigkeit.
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