Beginnen wir – es geht nicht anders – mit Raphael Rauch. «Sexismus-Vorwürfe gegen Schweizer Bischöfe» titelte er im «Blick» vom 19. Juni 2024. (Pro memoria: Bei seinem Wechsel weg von «kath.ch» hin zum «SoBli» führte er seine Leserschaft wie folgt hinters Licht: «Ich freue mich auf eine neue Herausforderung und auf das Wirtschaftsressort des SontagsBlick! Wer die Welt verstehen will, kommt um das Thema Geld nicht herum. Ich möchte komplizierte Zahlen mit guten Geschichten erzählen und investigativ recherchieren.»)
Rauch spielt mit seiner x-ten Sex-Story auf die am vergangenen Donnerstag durchgeführte ausserordentliche Generalversammlung des Vereins «Katholisches Medienzentrum» an, bei der es um die Neubesetzung des bis dato vierköpfigen Vorstandes ging. Dieser war nach dem Rücktritt von Clemens Studer und Sarah Paciarelli funktionsunfähig geworden.
Entzündet hatte sich der jahrelange Schwelbrand im Vorstand nach der Weigerung von Medienbischof Josef Stübi bzw. der Schweizer Bischofskonferenz, die Zustimmung zur Wahl der deutschen Annalena Müller als Co-Direktorin des «Katholischen Medienzentrums» und Chefredaktorin von «kath.ch» zu erteilen.
Hatte Rauch seiner Landsfrau Müller bereits in früheren Artikeln geradezu überirdische Qualitäten angedichtet, pries er dieses Mal ihre Promotion an der US-Eliteuniversität Yale. Zudem habe sie im Bewerbungsverfahren «deutlich besser abgeschnitten als ihr Konkurrent». Gemeint war Christian Maurer, der schliesslich das Rennen machte. Doch davon kann keine Rede sein. Christian Maurer verfügt über eine beeindruckende journalistische Palmarès; so war er u. a. an verantwortlicher Stelle bei der «SonntagsZeitung», beim «Blick», beim «Tages-Anzeiger» und bei der Nachrichtenagentur sda tätig. Die schliesslich unterlegene Konkurrentin Annalena Müller kann ihm diesbezüglich nicht entfernt das Wasser reichen. Zudem sucht man in ihrem Bildungsrucksack vergebens nach theologischen und (kirchen-)juristischen Qualifikationen, welche dieses Manko zu kompensieren vermöchten.
Dass Annalena Müller als eine dem «auf Krawall gebürsteten Journalismus» (NZZ) im Sinne Rauchs verpflichtete Journalistin schliesslich den Kürzeren zog, ist aus objektiver Warte gesehen wenig überraschend, weil sachlich vertretbar. Von einem sexistisch konditionierten Bewerbungsverfahren kann jedenfalls keine Rede sein. Klar ist hingegen: Wer in einer derart von der «MeToo»-Psychose heimgesuchten Gesellschaft mit der Allzweckwaffe «Sexismus» herumfuchtelt, kann sich einer hohen Treffsicherheit sicher sein. Da braucht man/frau sich um sachlich fundierte Argumente gar nicht erst zu kümmern. Gilt ganz besonders auch für eine Ferndiagnose aus dem grossen Kanton: Die «Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands» fühlte sich bemüssigt, in völliger Ignoranz der einschlägigen Fakten in Anspielung auf diese causa mit «Verwunderung und Erschrecken eine medienpolitische Entwicklung in unserem Nachbarland Schweiz» konstatieren zu müssen.
Doch damit nicht genug. Aylin Erol vom hyperwoken Medienportal «watson» sattelte noch einen drauf. Während sich Rauch in seiner Story mit von dritter Seite erhobenen Sexismus-Vorwürfen begnügt, verkauft Aylin Erol auf «watson» diese Vorwürfe als Tatsache: «Internes Protokoll zeigt: Bischöfe gehen mit Sexismus gegen unliebsame Journalistin vor», lautet der Titel ihres Rundumschlags. In ihrem anti-katholischen Furor brennen ihr alle Sicherungen durch: «Denn trotz all der Versprechen, die die Bischöfe nach Veröffentlichung der Missbrauchsstudie 2023 machten, gilt noch immer die Devise: Schweigen, vertuschen, lügen, um bloss keine Macht einzubüssen.»
Alle Kompetenzen, die man sich nur denken kann
Klar: Auch sie hievt die gescheiterte Kandidatin Müller in überirdische Sphären: «Sie hat alle Kompetenzen, die man sich für diesen Job nur wünschen kann», bringt Aylin Erol ihren hagiographischen Absturz auf den Punkt. Wem der Realitätsbezug derart abhandenkommt, läuft schnell einmal Gefahr, sich selbst ein Bein zu stellen: «Die Historikern», gemeint ist Annalena Müller, habe das «Erbe Rauchs fortgeführt», bilanziert die «watson»-Autorin an gleicher Stelle. Nur: Zum toxischen Erbe Rauchs gehört eben auch, dass er in seiner kurzen, nur gut zwei Jahre dauernden Zeit als Redaktionsleiter von «kath.ch» vom Schweizer Presserat dreimal (!) wegen Verletzung elementarer journalistischer Sorgfaltspflichten gerügt werden musste. Ebenso gehört zu diesem Erbe, dass eine Mitarbeiterin Rauchs auf dessen Betreiben hin einen Artikel verfasste, der vom Bezirksgericht Zürich als Ehrverletzungsdelikt pönalisiert wurde.
Und nun soll den Bischöfen einen Strick gedreht werden, weil sie dieses toxische Erbe ausgeschlagen haben – grotesk! Wer kann es ihnen verdenken, dass sie lieber einem gestandenen Protestanten das Plazet erteilt haben statt einer vom Weg abgekommenen Katholikin.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Doch im Ernst noch schliesslich dies: Ein/e Nicht-Schweizer/in als Direktor/in des Medienzentrums, das ist für mich ein Unding, ganz egal wo er/sie stehen könnte.