Kardinal Gilberto Agustoni. (Bild: Paul Ronga, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Kirche Schweiz

Diö­ze­san­ver­fah­ren abge­schlos­sen: Tes­si­ner Kar­di­nal Gil­berto Agus­toni nimmt erste Hürde für die Seligsprechung

Der Tes­si­ner Kuri­en­kar­di­nal Gil­berto Agus­toni (1922 – 2017) rückt der Selig­spre­chung einen Schritt näher. Die Diö­ze­san­un­ter­su­chung zum Lebens­wan­del und Glau­ben des Schwei­zers wurde am 1. Juni 2025 mit einer fei­er­li­chen Zere­mo­nie in Anwe­sen­heit einer Tes­si­ner Dele­ga­tion in der Wall­fahrts­kir­che Santa Maria di Leuca (Apu­lien) abge­schlos­sen, wie der «Osser­va­tore Romano» berich­tete. Die Unter­su­chung war 2022, am 100. Geburts­jahr des Schwei­zer Kar­di­nals, ein­ge­lei­tet worden.

Gilberto Agustoni wurde am 26. Juli 1922 in Schaffhausen als Sohn eines Tessiners und einer Mutter aus der Bodenseeregion geboren. Er war das vorletzte von fünf Kindern, von denen drei Priester wurden. Im Alter von zwölf Jahren trat er in das Seminar von Lugano ein, um seine Gymnasialausbildung zu beginnen. Kurz darauf wurde sein Vater zum Direktor der Zollbehörde in Chiasso ernannt und die Familie zog ins Tessin. Gilberto Agustoni studierte in Fribourg Theologie und in Rom Kirchenrecht. Nach der Priesterweihe am 20. April 1946 in der Kathedrale von Lugano vertraute ihm Bischof Angelo Jelmini die Ausbildung junger Menschen in verschiedenen katholischen Vereinigungen an.

Bereits vier Jahre später wurde Gilberto Agustoni jedoch nach Rom in den Dienst des Heiligen Stuhls berufen, wo er den Rest seines Lebens verbrachte und hohe Ämter in verschiedenen vatikanischen Dikasterien bekleidete, angefangen beim Heiligen Offizium, wo er von den (insgesamt sieben!) aufeinanderfolgenden Päpsten stets geschätzt und konsultiert wurde. 1987 weihte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof, 1994 ernannte er ihn zum Kardinal und zum Präfekten der Apostolischen Signatur, des obersten Gerichtshofs des Vatikans.

Nach seinem Tod am 13. Januar 2017 in Rom wurden seine sterblichen Überreste in das Generalat der «Figlie di Santa Maria di Leuca» an den südlichsten Zipfel Apuliens überführt. In Leuca steht das Heiligtum der «Santa Maria de Finibus Terrae» (Ende der Ende). Dass der Tessiner dort beigesetzt wurde, hat mit einer schicksalhaften Begegnung im August 1947 zu tun.

Der junge Priester Agustoni traf damals die inzwischen seliggesprochene Mutter Elisa Martinez, Gründerin des Instituts «Figlie di Santa Maria di Leuca». Die Oberin war in die Schweiz gekommen, um im Tessin einige Werke für italienische Emigranten zu gründen. Mutter Martinez erkannte das grosse Potential des jungen Priesters und machte ihn mit dem späteren Kardinal Alfredo Ottaviani bekannt, der damals Assessor der Heiligen Kongregation des Heiligen Offiziums war und Gilberto Agustoni bald als seinen persönlichen Sekretär nach Rom berief. Gilberto Agustoni wohnte in den ganzen 67 Jahren, die er in der Ewigen Stadt lebte, nicht im Vatikan, sondern in einem Haus der «Figlie di Santa Maria di Leuca». Er wurde zu ihrem geistigen Führer und Garanten des Charismas der Schwestern.

Stets dem Tessin verbunden
Obwohl Kardinal Agustoni den Grossteil seines Lebens im Ausland verbrachte, fühlte er sich dem Tessin stets verbunden, wie alle, die ihn kannten und schätzten, bezeugen. 2022 wurde in Leuca die diözesane Untersuchung zum Lebenswandel Agustonis mit Blick auf seine Seligsprechung aufgrund heroischer Tugenden eröffnet. Das Bistum Lugano veröffentlichte einen Aufruf an die Bevölkerung, allfällige positive oder negative Gegebenheiten zu melden, die sich auf den Seligsprechungsprozess auswirken könnten.

Nun wurden die Untersuchungen also abgeschlossen, wie der Postulator, Monsignore Sabino Amedeo Lattanzio, verkündete. Die Zeremonie in Apulien wurde von Vito Angiuli, Bischof von Ugento-Santa Maria di Leuca, geleitet. Anwesend war in Vertretung von Alain de Raemy, der Delegatus ad omnia, Monsignore Nicola Zanini. Zanini verlas eine Botschaft, in der der Apostolische Administrator der Diözese Lugano dem örtlichen Bischof, dem Postulator, der Generaloberin der Schwestern von Santa Maria di Leuca, allen Ordensschwestern und den Mitgliedern des Kirchengerichts seine grosse Freude über das Ereignis und seine tiefe Dankbarkeit zum Ausdruck brachte, wie das Newsportal «catt.ch» berichtete.

Bischof de Raemy betonte die Verbindung zwischen der Kirche in Lugano und dem Leben von Gilberto Agustoni, der «in seinem langen und treuen Dienst für die Weltkirche die spirituelle, liturgische und kulturelle Prägung unseres Landes eingebracht hat». Er erinnerte auch an die wichtige Arbeit der Schwestern von Leuca, die im ganzen Tessin mit verschiedenen sozialen Diensten, besonders den sehr beliebten Kinderhorten, präsent sind.


Kathrin Benz


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  • user
    ser AD 06.06.2025 um 19:36
    Man kann sich fragen, wem diese Seligsprechungmaschinerie dienen soll. Sicher nicht dem lieben Gott.

    Jemand wird heilig durch Gottes (päpstlichen) Appell, wie Bonifatius oder Norbert. Sie wurden vom Heiligen Vater zur Mission geschickt. Hier liegt das eigentlich Übernatürliche, was die Heiligsprechung rechtfertigt.

    Ich sehe das weder bei Toni Zweifel noch bei Kardinal Agustoni. Lediglich die Gründung von Wohltätigkeit oder die lange Tätigkeit am gleichen Ort sind nicht spezifisch für einen Heiligen, wie man etwa bei Dominik Savio oder durchaus bei Carlo Acutis erkennen kann.