(Bild: Josh Applegate/Unsplash)

Hintergrundbericht

«Du bist mein gelieb­tes Kind»

Das Fest der «Taufe des Herrn» wird am Sonn­tag nach dem 6. Januar (Erschei­nung des Herrn) gefei­ert und bil­det den Abschluss des Weihnachtsfestkreises.

Von der Taufe Jesu durch Johannes berichten die Evangelisten Matthäus (3,13–17), Markus (1,7–11) und Lukas (3,15–16.21–22).

In jener Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir? Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen. Da gab Johannes nach. Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf. Und siehe, da öffnete sich der Himmel und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. (Mt 3,13–17)

Bei seiner Geburt wies ein Stern den Sterndeutern den Weg und liess sie im neugeborenen Kind den menschgewordenen Gott erkennen. Diese Erscheinung Gottes feiern wir an Epiphanie (6. Januar). In der Taufe wird Jesus wiederum als Gott offenbart; dieses Mal durch Gottvater selbst: «Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.»

Was wir in der Weihnachtszeit kurz hintereinander feiern, war im wirklichen Leben Jesu durch viele Jahre getrennt: Bei der Taufe war Jesus bereits ein erwachsener Mann. Er reihte sich am Jordan unter die Sünder ein, um von Johannes getauft zu werden. Er –wahrer Gott und wahrer Mensch – wird so zu einem von uns, die wir schwache, sündige Menschen sind. Wenn sich bei seiner Taufe der Himmel über Jesus öffnet, so ist das ein Vorausbild für Ostern, wenn Jesus Christus den Tod besiegt und den Himmel für die Menschen öffnet.

«Lassen wir uns mit Christus durch die Taufe begraben, um mit ihm aufzuerstehen; lassen wir uns mit ihm hinab, um mit ihm erhoben zu werden; steigen wir wieder mit ihm hinauf, um in ihm verherrlicht zu werden» (Gregor v. Nazianz, or 40,9).

Durch unsere Taufe gehören wir zu Gott, sind seine geliebte Tochter, sein geliebter Sohn und haben so Anteil an der Herrlichkeit Christi. Das Tagesgebet des heutigen Tages nimmt diesen Gedanken auf.

Allmächtiger, ewiger Gott, bei der Taufe im Jordan
kam der Heilige Geist auf unseren Herrn Jesus Christus herab
und du hast ihn als deinen geliebten Sohn geoffenbart.
Gib, dass auch wir,
die aus dem Wasser und dem Heiligen Geist wieder geboren sind,
in deinem Wohlgefallen stehen
und als deine Kinder aus der Fülle dieses Geistes leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Uns wurde bei der Taufe der Heilige Geist geschenkt – der gleiche Geist, der bei der Taufe auf Jesus herabkam und auf ihm ruhte. Der Geist, aus dem Jesus das Reich Gottes verkündete, Wunder tat, für die Menschen da war, sie ermutigte, tröstete, begleitete. Das Fest «Taufe des Herrn» erinnert uns daran, dass wir von Gott geliebt sind und durch unsere Taufe Anteil an der Herrlichkeit des Herrn erhalten haben. Es fordert uns aber auch dazu auf, wirklich als seine «Kinder aus der Fülle dieses Geistes» zu leben. Wenn wir in unserem Leben und durch unser Leben die Frohe Botschaft verkünden – Gott loben, Menschen helfen, Frieden und Hoffnung bringen –, dann wirkt Jesus Christus durch uns in dieser Welt; dann kommt Gott auch heute noch «zur Welt» – selbst wenn die Weihnachtszeit vorbei ist.
 

In der Tradition gehörten die Taufe des Herrn, die Anbetung durch die Sterndeuter und die Hochzeit in Kana zu den Festgeheimnissen der Epiphanie (Erscheinung des Herrn). Deshalb wird an vielen Orten noch heute an Epiphanie das Dreikönigswasser geweiht. 1955 erhob Pius XII. die «Taufe des Herrn» zu einem Gedenktag. Bereits 1960 erklärte Johannes XXIII. die «Taufe des Herrn» zu einem Fest.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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