Mitglieder der Gebetsgruppe der heiligen Gianna Beretta Molla. (Bild: Kathrin Benz)

Kirche Schweiz

Eine dop­pelte Jubi­lä­ums­feier im Bis­tum Lugano

«Fami­lien auf Mis­sion für die Hoff­nung»: Unter die­sem Motto haben ges­tern Sams­tag Fami­lien und gemein­nüt­zige Ver­eine des Bis­tums Lugano gemein­sam das Hei­lige Jahr gefei­ert. Die Fami­li­en­pas­to­ral und die Mis­si­ons­kon­fe­renz der ita­lie­ni­schen Schweiz (CMSI) hat­ten zu Begeg­nun­gen gela­den, um die Akti­vi­tä­ten der ver­schie­de­nen Grup­pie­run­gen bekannt zu machen und sich zu ver­net­zen. Sie alle sind wich­tige Stüt­zen und Hoff­nungs­trä­ger für die ganze Gesellschaft.

Im dichten Programm des Heiligen Jahres hat das Bistum Lugano beschlossen, das Jubiläum der Familien und der Mission zusammenzulegen. Denn Familie heisst Mission: Als Familien sind wir berufen, den Glauben weiterzugeben und Hoffnung und Frieden zu säen. Dies haben die beiden Päpste Franziskus und Leo XIV. mehrfach betont. Aus diesem Grund haben die Familienpastoral und die Missionskonferenz der italienischen Schweiz (CMSI) einen gemeinsamen Nachmittag im Bellinzonese organisiert. 15 Vereinigungen sind der Einladung gefolgt und haben bei strahlendem Wetter ihre Aktivitäten auf dem Pausenhof der Primarschule von Sant’Antonino vorgestellt. Daneben gab es ein reiches Programm mit Clowns, Musik und Aktivitäten für die Kleinen. Auch der Apostolische Administrator Alain de Raemy liess es sich nicht nehmen, dem Anlass einen Besuch abzustatten.

Neben Organisationen, die in vielen Teilen der Welt humanitäre Hilfe leisten, machten verschiedene Gruppen mit Ständen auf ihr Engagement für Familien im Kanton aufmerksam – Familien, die ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben. Es zeigte sich, wie viele Familien anderen Menschen und anderen Familien helfen. Papst Franziskus hatte 2022 am Zehnten Weltfamilientreffen gesagt: «Jede eurer Familien hat eine Mission in der Welt zu erfüllen, ein Zeugnis zu geben. Gerade wir Getauften sind dazu berufen, eine Botschaft zu sein, die der Heilige Geist aus dem Reichtum Jesu Christi schöpft und seinem Volk schenkt.» Und Papst Leo XIV. sagte am Jubiläum der Familien am 1. Juni 2025: «In der Familie wird der Glaube zusammen mit dem Leben von Generation zu Generation weitergegeben: Er wird wie das Essen am Tisch und die Zuneigung des Herzens geteilt.»

Konkrete Hilfe für Familien
Familien sind der Grundpfeiler des Glaubens und der Gesellschaft. Aber es ist auch bei uns nicht immer einfach, eine Familie zu gründen resp. als Familie zu leben. Viele haben Angst, Kinder zu bekommen. 2024 wurden in der Schweiz gemäss Bundesamt für Statistik über zwölftausend Abtreibungen durchgeführt. «Ja zum Leben» darf aber nicht nur eine blosse Parole sein. Wer sich für Kinder oder gegen eine Abtreibung entscheidet, braucht oft konkrete Unterstützung, sowohl in Form von freundschaftlicher Begleitung als auch materiell und finanziell. Der Verein «Sì alla vita» (Ja zum Leben) betont, dass er Familien, «die den Mut aufbringen, auf uns zuzukommen», gerne unterstützt. «Wir können zum Beispiel Mittel für eine Betreuungsperson zur Verfügung stellen, wenn die Familie diese braucht», erklären die Frauen am Stand. «Oder wir schenken ihnen Kinderwagen, Kleider und andere Utensilien.» Ihnen gehe es darum, die Betroffenen zu ermutigen und sie in ihrem Familienleben zu unterstützen.
 


Verschiedene andere Organisationen setzen sich für Familien ein, die Kinder adoptieren oder ältere und kranke Menschen pflegen. Sie vernetzen und ermutigen sich und bieten Unterstützung an. Die «Famiglie Nuove» der Fokolar-Bewegung organisieren Fortbildungen für Familien und Begleitprogramme für Verlobte. Ihr besonderes Augenmerk gilt Paaren in Krisensituationen, Witwen und Witwern, getrennten und unverheirateten Paaren, und sie organisieren Konferenzen und Publikationen auch in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bildungseinrichtungen.

Heilige Gianna Beretta Molla
Unter den verschiedenen Ständen stach eine Ausstellung mit vielen Schautafeln hervor. Sie war von der Gebetsgruppe der Pfarrei Breganzona (bei Lugano) aus Italien hergeholt worden und erzählt von der heiligen Gianna Beretta Molla (1922–1962) aus Magenta bei Mailand. Der Missions-Nachmittag fiel übrigens genau auf den Geburtstag der heiligen Beretta Molla (4. Oktober).

Seit 2010 trifft sich in Breganzona bei Lugano jeden Donnerstagvormittag eine Gruppe zu einem Rosenkranz und einem Gottesdienst, um die Fürsprache der Heiligen für die täglichen Sorgen zu erbitten – in der WhatsApp-Gruppe gibt es bereits 75 Kontakte. In der «Chiesa della Trasfigurazione» in Breganzona befindet sich auch eine Reliquie der heiligen Gianna Beretta Molla. Da es seit der Gründung der Gruppe so viele «diskrete, aber unglaubliche» Gebetserhörungen gab, hat sie 2022 anlässlich des 100. Geburtstags der Heiligen ein Buch mit Zeugnisberichten herausgebracht und innert kürzester Zeit über tausend Exemplare verkauft. «Es gibt bereits wieder neue wunderbare Geschichten», erklären die Betreuerinnen des Standes, «man könnte schon ein zweites Buch füllen». Nähere Informationen zum Buch finden sich unter www.parrocchiabreganzona.ch.

Die Publikation sowie die zweisprachige Ausstellung (auf Italienisch und Englisch) über die lombardische Kinderärztin wurden von ihrer Tochter Gianna Emanuela Molla (*1961) kuratiert. Sie lebt noch immer in Magenta und ist freundschaftlich mit den Pfarreimitgliedern im Tessin verbunden. Giannas gleichnamige Mutter wurde heiliggesprochen, weil sie an Krebs erkrankte, als sie mit ihr schwanger war, und auf eine Therapie verzichtete, um das Leben ihrer Tochter zu schützen. Sie starb bald nach der Geburt. Ihr Mann Pietro kümmerte sich um die vier Kinder.

Die Ausstellung wurde nach der Veranstaltung in Sant’Antonino in die Kirche nach Breganzona verlegt und wird dort noch zwei Wochen zu sehen sein.

Am Nachmittag in Sant’Antonino hat sich einmal mehr gezeigt, wie lebendig und dicht gewoben das soziale Netz im Tessin ist, und wie viele Menschen sich aus ihrem persönlichen Glauben heraus für andere einsetzen. Die Beteiligten selbst waren erfreut, so viele andere Vereinigungen zu sehen. Gemeinsam geht es eben besser.


Kathrin Benz


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