Auf dem Papier ist die Eritreisch-Katholische Kirche die jüngste der 23 katholischen Teilkirchen. 2015 wurde sie von Papst Franziskus als Metropolitankirche eigenen Rechtes eingesetzt und damit von der Äthiopisch-Katholischen Kirche abgetrennt. Doch ihre Geschichte reicht weit in die Vergangenheit zurück.
Bereits im 4. Jahrhundert hatte das mächtige Königreich von Aksum, das sich über das heutige Eritrea und weite Teile von Äthiopien, Sudan und Jemen ausdehnte, das Christentum angenommen. Es war damit das erste christliche subsaharische Königreich in der Geschichte. Nach dem Konzil von Chalcedon 451 trennte sich die Aksumitische Kirche von der Römischen und unterhielt fortan starke Beziehungen zu der koptischen Kirche Ägyptens. Durch die Ausbreitung des Islams in Arabien und Nordafrika und die daraus resultierende Isolation des christlichen Königreiches intensivierte sich diese Nähe zu den Kopten noch. Das Königreich von Aksum ging im 10. Jahrhundert unter, doch das Christentum blieb in Äthiopien weiterhin bestehen.
Begegnungen mit Rom
Lateinische Einflüsse kamen im 16. Jahrhundert durch die Portugiesen wieder in das Gebiet. Der äthiopische König bat den Papst und die Portugiesen um Hilfe gegen das militärisch bedrängende Sultanat Adal. Als die Portugiesen die Muslime besiegt hatten, kamen Jesuiten in das Land, unter deren Einfluss der König Susenyos (1607–1632) katholisch wurde und den Katholizismus zur Staatsreligion erklärte. Er zog sogar die Kirchenunion mit Rom in Erwägung. Doch schon sein Nachfolger vertrat wieder eine romfeindliche Politik. Die Jesuiten, einschliesslich des durch den Papst eingesetzten Patriarchen, wurden des Landes verwiesen. Das Land kehrte zum orthodoxen Christentum koptischer Prägung zurück.
Als Eritrea im 19. Jahrhundert zur italienischen Kolonie wurde, lebten die Unionsbestrebungen wieder auf. Es strömten viele italienische Katholiken in das Land, was lateinische Einflüsse begünstigte. Durch die Missionstätigkeit des heiligen Justinus de Jacobis (1800–1860) konnten viele für den katholischen Glauben gewonnen werden, wobei jedoch Wert darauf gelegt wurde, ihre Traditionen und Bräuche zu respektieren. Nach dem Jahrzehnte dauernden Unabhängigkeitskrieg wurde Eritrea 1993 zum unabhängigen Staat ausgerufen. Infolge dieser und nachfolgenden Entwicklungen wurde am 19. Januar 2015 die länderübergreifende Kirchenprovinz Addis Abeba von Papst Franziskus geteilt. Die Kirchenprovinz Eritrea bildet die neu gegründete Eritreisch-Katholische Kirche.
Aber bis heute fühlen sich die äthiopischen und eritreischen Katholiken und Orthodoxen in Glauben und Liturgie verwandt. Über die Landes- und Konfessionsgrenzen hinweg sind sie geeint im Ge`ez Ritus.
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Peter Bachmann