Symbolbild. (Bild: Tara Winstead/Pexels)

Kommentar

Erken­nen, was das Wich­tigste ist

Daniel Ric wirft in sei­nem Gast­kom­men­tar einen kri­ti­schen Blick auf die aktu­elle kirch­li­che Szene in der Deutsch­schweiz. Er ruft zu einer Neuevan­ge­li­sie­rung auf, wel­che die Feier der Eucha­ris­tie in den Mit­tel­punkt stellt.

Ein befreundeter Priester hat kürzlich in einer Predigt die Frage aufgeworfen, was das Wichtigste im Leben sei. Und er gab gleich selbst die Antwort: «Das Wichtigste ist, zu wissen, was das Wichtigste ist.»

Diese scheinbare Tautologie bringt zum Ausdruck, dass ein Mensch, dem ein oberstes Ziel fehlt, in eine Orientierungslosigkeit verfällt, die ihm jeden Sinn und jede Motivation raubt. Lehrer beispielsweise wissen, wie schwierig es ist, Jugendliche, die keine Berufs- oder Lebensziele (diese können vom Erwerb eines schönen Autos bis hin zur Gründung einer Familie reichen) haben, zum Lernen zu bewegen. Obwohl wir selbstverständlich nicht alle obersten Ziele als gleichwertig betrachten können, so ist es tatsächlich wahr, dass die Absenz eines zu erreichenden Ideals für den Menschen den schlimmsten Zustand darstellt. Auch wenn uns von der Werbeindustrie bis hin zu esoterisch angehauchten Lebensratgebern suggeriert wird, der Mensch könne sich jeden Tag neu erfinden, so gibt die Existenz eines obersten Ziels die notwendige Stabilität, um auch unseren Alltag gelassener zu meistern. Die Verbissenheit und Schnelligkeit, mit der Menschen heutzutage oft auf banale und nebensächliche Petitessen reagieren, zeugt von einer fehlenden Prioritätensetzung, so letztere überhaupt existiert. Wenn sich ein Mensch das materielle Ziel setzt, Geld für einen Hauskauf anzusparen, eine sportliche Höchstleistung wie den Marathon zu meistern oder dem Wunsch nacheifert, möglichst viel Wissen in einem bestimmten Fachbereich zu erwerben, so wird er sich nicht so schnell über eine Zugverspätung, den lauwarmen Kaffee im Restaurant oder die Macken seiner Mitmenschen aufregen. Umso erhabener und höher das Ziel, desto grossherziger geht der oder die Zielsetzende durchs Leben.

Fehlender Mut, die richtigen Prioritäten zu setzen
Wenn wir nun den Blick auf die Institution werfen, die den Wunsch haben sollte, die Menschen zum höchsten Gut – dem ewigen Glück in der Anschauung Gottes – zu geleiten, so müssten wir erwarten, dass gerade hier Geduld, Gelassenheit und Grossherzigkeit gefordert sind. Jeder, der mit der Situation in der Deutschschweizer Kirche vertraut ist, weiss jedoch, dass es sich oft leider genau umgekehrt verhält. In den Kirchgemeinden und Pfarreien stehen meist die Befindlichkeiten und Eitelkeiten der Angestellten im Zentrum des Geschehens und nicht das Wohl der Gläubigen. Verbissen wird um Stellenprozente, um Befugnisse, Funktionsbezeichnungen und Löhne gekämpft. Dazu gesellt sich noch eine unbeschreibliche Kleinlichkeit und Kleinkariertheit in der Organisation von ganz einfachen Dingen wie Apéros, Kirchenchoreinsätzen oder anderen Pfarreianlässen. Damit sich bloss niemand übergangen fühlt, müssen unzählige Sitzungen für Abläufe organisiert werden, die eigentlich Sache des gesunden Menschenverstandes wären. Sicherlich ist dieser Hang zu überflüssigen Besprechungen und Sitzungen nicht nur eine rein kirchliche, sondern eine gesamtgesellschaftliche Dekadenzerscheinung. Es scheint jedoch, dass die hiesige Kirche am stärksten davon betroffen ist.

Die Apathie, die in den Pfarreien, Kirchgemeinden, Kantonalkirchen bis hin zu den Bistumsleitungen anzutreffen ist, erinnert unweigerlich an die «Arbeitslosen von Marienthal». Die von Marie Jahoda, Paul Felix Lazarsfeld und Hans Zeisel im Jahre 1933 durchgeführte Studie in einer Arbeitersiedlung in der Nähe von Wien zeigte auf, welche Auswirkungen eine langandauernde Arbeitslosigkeit auf den Menschen hat. Ein langsameres Schritttempo, der Verlust jeglichen Zeitgefühls bis hin zu einer geringeren kulturellen Aktivität (obwohl mehr Zeit zur Verfügung stünde durch die Arbeitslosigkeit) waren die sichtbaren Symptome der fehlenden Struktur, die durch die Erwerbslosigkeit entstand. Die Situation, welche die Soziologen in den 30er-Jahren in Marienthal vorfanden, spiegelt sich fast 1 zu 1 in den meisten Deutschschweizer Pfarreien wider. Obwohl die Seelsorger und andere kirchliche Mitarbeitenden genügend Zeit hätten, das Pfarreileben durch verschiedene Angebote zu bereichern, verharren sie oft in einer wie gelähmt wirkenden Passivität. Selbstverständlich gilt dies nicht für alle kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insbesondere gibt es viele Priester, die tagein, tagaus selbstlos und gewissenhaft ihren Dienst als Seelsorger erfüllen, nicht selten bis an den Rand der Erschöpfung. Vielfach sind es Priester, die in Treue zur kirchlichen Lehre und Überlieferung ihrer Berufung nachgehen, dabei zum Verdruss progressiver Kreise gerade bei Jugendlichen auf Anklang stossen – und genau deshalb ausgegrenzt oder gar mit dem Entzug der Missio canonica «belohnt» werden.

Warnung vor Illusionen
Allerdings gilt es, in diesem Zusammenhang auf zwei falsche Vorstellungen hinzuweisen, die sich in konservativen Kreisen hartnäckig halten: Einerseits die Meinung, dass viele Pfarreien zwar nicht lehramtstreue Anlässe durchführen, jedoch vielerlei andere nützliche Dinge. Wer jedoch die Tätigkeiten einer Pfarrei quantifiziert, kommt schnell zur Erkenntnis, dass die meisten Ortskirchen in eine regelrechte Starre geraten sind, die nur noch versucht, den Status quo zu verwalten. Als Beispiel einer solchen Verwaltung des kirchlichen Lebens sind die Pastoralräume zu nennen, die in den letzten Jahren im Bistum Basel wie Pilze aus dem Boden schossen. Sie dienen nur noch dazu, eine Scheinwirklichkeit aufrechtzuerhalten, die von der Unfähigkeit der Verantwortungsträger ablenken soll, dem Niedergang der Kirche entgegenzuwirken.
Ein zweites dominierendes Narrativ ist die religionsökonomische Auffassung, wonach der momentane Schlendrian einzig und allein durch die reichlich fliessenden Kirchensteuern entstehe. Fielen diese weg und wäre die Kirche wie in vielen anderen Ländern der Welt auf Spenden angewiesen, würden sich die Anstrengungen massiv erhöhen, die Menschen für den Glauben zu gewinnen. Auch wenn ich in der gegenwärtigen Situation ebenfalls ein Befürworter der Abschaffung des dualen Systems bin, so ist es falsch zu glauben, dass sich plötzlich alles zum Besseren verändern würde, wenn die Kirche keine Steuergelder mehr hätte. Geld bleibt immer ein extrinsischer Motivator, dessen Existenz zwar die unerfreuliche Nebenerscheinung mit sich bringt, dass viele Menschen von und nicht für die Kirche leben, dessen Wegfall jedoch nicht automatisch authentischere Laien und bessere Priester hervorbringt. Die romantisierende Vorstellung, Armut schaffe automatisch bessere Christen, verkennt, dass die Seligpreisungen Jesu für diejenigen, die arm vor Gott sind, sich nicht ausschliesslich auf das Materielle beziehen. Auch eine materiell arme Ortskirche, die Gott und seinen Geboten nicht die erste Stelle einräumt, wird diesem Aufruf Jesu nicht gerecht.

Möchte man die spirituelle Auszehrung, die unsere hiesigen Pfarreien seit Jahren heimsucht, lösen, muss man meines Erachtens wieder ein klares Ziel und einen klaren Auftrag fassen, welche die Richtung für alle anderen Handlungen der kirchlichen Akteure vorgeben. Das oberste Ziel kann dabei nur dasjenige sein, das stets die oberste Priorität in der Kirche hatte: Das ewige Heil der Seelen. Es genügt nicht, wenn heutige Seelsorger nur über weltliche Dinge reden, ohne dabei eschatologische Fragen zu berücksichtigen. Wenn ökologische und soziale Themen Hauptgegenstand von Predigten sind, ohne dabei eine Brücke zu schlagen zur Frage, was Sinn und Zweck der menschlichen Existenz ist, dann wird die kirchliche Verkündigung obsolet.
 


Persönlich habe ich grosse Zweifel, dass es den jetzigen kirchlichen Verantwortungsträgern in der Deutschschweizer Kirche gelingt, diesen Spagat zwischen weltlichen und geistigen Themen zu schaffen. Der Personalbestand ist erstens zu stark ausgedünnt und zweitens oft zu weit entfernt vom Alltag der kirchlichen Basis, um die Fähigkeit zu besitzen, aus der Tiefe der katholischen Theologie heraus Antworten zu liefern für die drängenden Fragen unserer Zeit. Wenn konservative Katholiken sich über die Anbiederung an den Zeitgeist aufregen, die von vielen Schweizer Theologen, Priestern und Bischöfen betrieben wird, so muss darin vor allem eine grosse Hilflosigkeit und Überforderung erblickt werden. Wie sollen kirchliche Akteure, die selten in Kontakt kommen mit jungen Familien, normalen Angestellten und am Rande der Gesellschaft stehenden Personen, die Frohe Botschaft so auslegen, dass diese für Menschen, die kirchlich nicht sozialisiert sind, attraktiv wirkt? Es ist menschlich nachvollziehbar, dass man den mühsamen Weg, der im Verlassen der Komfortzone besteht, vermeidet und stattdessen einfach das repetiert, was in den Medien zu gewissen Themen propagiert wird. Da die Auflagen vieler Tageszeitungen jedoch stärker zurückgehen als die Mitgliederzahlen der katholischen und reformierten Kirche, stellt dieser Verzicht auf eigenes Denken ein «Race to the bottom» dar, das sich Kirche und Presse liefern.

Mittelpunkt des kirchlichen Lebens: die Feier der Eucharistie
In dieser Situation wäre es notwendig, einen Neuanfang zu wagen, der den Mut beinhaltet, die eigene Schwäche zu erkennen und dazu zu stehen. Es ist keine Schande, dass die kirchlichen Repräsentanten momentan sichtlich überfordert sind, Sinnvolles zur gesellschaftlichen Diskussion beizutragen. Um die nötige Neuevangelisierung einzuleiten, muss die hiesige Kirche neben dem Ziel, die Menschen zum ewigen Heil zu führen, auch einen konkreten Auftrag formulieren. Wie bei einem Schüler, der durch schulische Enttäuschungen total demotiviert ist, muss dieser Auftrag so konkret wie möglich sein, damit keine Energie und Motivation verloren gehen, weil man sich zu viele Gedanken machen muss, was die nächsten Schritte sind, um dem Auftrag gerecht zu werden. Dieser klare Auftrag, der aus 11 Jüngern mehr als eine Milliarde Gläubige machte, wurde uns von Jesus Christus gegeben: Die Feier der Eucharistie. Die leeren Worthülsen, mit denen unzählige Broschüren, Homepages und Verlautbarungen von Pfarrblättern und Kirchgemeinde-Bulletins vollgestopft werden und bei denen schwammige Botschaften und Wünsche als Leitlinien der Seelsorgearbeit deklariert werden, sollten der Aussage des Zweiten Vatikanums weichen, das die Eucharistie als Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens bezeichnet hat. Alle Anstrengungen einer Pfarrei sollten darauf ausgerichtet sein, den Gläubigen die Feier der Eucharistie zu ermöglichen. Dies nicht nur am Wochenende, sondern auch möglichst häufig während der Woche. Hinzu kommt, dass man in der Katechese auch den Kindern und Jugendlichen aufzeigen sollte, weshalb die Feier der Heiligen Messe für Katholiken eine solch grosse Bedeutung hat. Mir ist klar, dass viele Leserinnen und Leser diesen Vorschlag zur Neuevangelisierung als naiven Wunsch betrachten könnten, in eine verklärte Vergangenheit zurückkehren zu wollen, in der die Feier der Heiligen Messe alle Glaubenszweifel, welche die Moderne dem heutigen Menschen aufbürdet, verschwinden lässt. Ohne diese Nostalgie zu teilen, gibt es jedoch eine sehr berechtigte Hoffnung, die Lösung der gegenwärtigen Krise in einer Rückbesinnung auf die Eucharistie zu suchen und zu finden. Man kann nicht die Augen vor der Tatsache verschliessen, dass es einen negativen Zusammenhang gibt zwischen der Häufigkeit von Heiligen Messen und Kirchenaustrittsraten. Dass beispielsweise viele Kantonalkirchen im Bistum Basel zu den Spitzenreitern bei den Kirchenaustritten gehören und gleichzeitig die untersten Ränge belegen, was die angebotene Anzahl Eucharistiefeiern pro Gläubige anbelangt, ist ein statistischer Fakt. Wenn eine Organisation ihren Mitgliedern nicht mehr die Gewissheit vermittelt, einen zentralen Auftrag zu haben, schwindet die Bereitschaft, dieser Institution anzugehören. Weshalb sollte jemand eine Kirche ernst nehmen, der es selbst nicht ernst damit ist, den Auftrag ihres Gründers zu erfüllen? Ähnlich verhält es sich mit den Angestellten. Alle Lohnreglemente, Pflichtenhefte und Mitarbeitergespräche können nicht einen klaren Auftrag ersetzen, nach dem sich alle – vom Bischof bis zum Sakristan – auszurichten haben. Die ganze Diskussion rund um die Frage, inwiefern man die Hierarchie in der Kirche flacher machen könne, würde schnell obsolet, wenn allen klar wäre, dass die kirchliche Organisation keinen Selbstzweck darstellt, sondern dazu dient, den Gläubigen durch die Feier der Heiligen Messe und die Spendung aller anderen Sakramente zu dienen. Wenn jeder wieder weiss, was das Wichtigste im kirchlichen Leben ist, wird die gegenwärtige Apathie sich langsam in eine Leidenschaft für die Verbreitung der Frohen Botschaft verwandeln, um so die Menschen, die momentan noch Christus fern sind, gewinnen zu können.


Daniel Ric


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Bemerkungen :

  • user
    Martin Meier-Schnüriger 10.08.2024 um 13:17
    Ist es nicht ein wenig verharmlosend, das Verhalten unserer kirchlichen Hierarchie mit Hilflosigkeit oder Unkenntnis der heutigen modernen Gesellschaft zu erklären? Im "besseren" Fall ist es Menschenfurcht, die unsere Bischöfe lenkt, im schlimmeren Fall gar aktive Mittäterschaft beim Umbau der Kirche zu einer rein weltlichen NGO. Denn dort, wo kein nennenswerter Widerstand zu erwarten ist, können dieselben Bischöfe sehr wohl Klartext sprechen und durchgreifen. Das erfahren nicht zuletzt Priester, die ihren Auftrag der Glaubensverkündigung ernst nehmen. Sie werden innerhalb ihrer Diözese auf unbedeutende Nebenposten oder gar ins Ausland abgeschoben - und das bei angeblich gravierendem Priestermangel!
  • user
    Meier Pirmin 07.08.2024 um 09:38
    Ich bin mutmasslich der einzige noch lebende Schweizer Katholik, der schon vor 50 Jahren für die Abschaffung des dualen Systems Kirche - Staat kämpfte, mit verbindlichen Papieren und Anträgen, die im AG Verfassungsrat zur Abstimmung gelangten und ernst genommen wurden. U.a. wusste ich, dass das System kompliziert ist und dass die Abschaffung, will man flächendeckend schädliche Nebenfolgen vermeiden, eine lange Uebergangsfrist erfordert, ev. bis 50 Jahre, und auch vor Ort z.B. Beibehaltung funktionierender Strukturen, so wie übrigens die Abschaffung der fremden Kriegsdienste 1848 noch für Jahrzehnte alte Verträge ausnahm, weswegen verschiedene Länder vom Verbot noch ausgenommen waren. Auch stand ich immer für die Kantonalität der Regelung Kirche - Staat ein, Neuenburg ist nun mal nicht dasselbe wie Wallis, und Kulturräume wie Beromünster, Einsiedeln, St. Gallen, incl. Stiftsbibliothek können nicht mit dem Mähdrescher reformiert werden.

    Wütenden Widerstand erfuhr ich im übrigen von reformierten Pfarrern aus der Sozialdemokratischen Fraktion für den Antrag, im Kanton flächendeckend eine würdige zivile Abdankung zu garantieren, sie merkten, was auch Kurt Marti immerhin kritisierte, dass die kirchliche Abdankung eine der besten Garantien zum Erhalt der Systemkirche darstellte. Wie auch immer, das Verhältnis zum Tod bestimmt noch stärker als die Eucharistie, deren Geheimnisse vielfach auch von noch kirchentreuen Katholiken so wenig mehr verstanden werden wie die Mariendogmen, bestimmt theoretisch und praktisch unser Verhältnis zur Religion, überdies, und hier sind Gläubige nach wie vor kompetent, der Grundwert des Heiligen, wie von Papst Johannes Paul II. in seiner Habilitationsschrift über Max Scheler dargetan. Wer an einer heiligen Stätte eine Kerze anzündet, im Gedenken an einen lieben Menschen oder gar an seinen Feind, der weiss noch einigermassen, was Religion ist ohne weitere Erklärung. Netto kommt es, wie Tolstoi es besonders gut wusste, aber auf das Vaterunser an, dessen bisher wohl beste Übersetzung in die deutsche Sprache vom Appenzeller Professor Stefan Sonderegger geleistet wurde, die Appenzeller Version, die endlich auch die Problematik der Bitte betreffend Versuchung einer befriedigenden Lösung zugeführt hat, schon Jahrzehnte bevor Papst Franziskus als sein vielleicht grösstes Verdienst auf diese Verlegenheit der Übersetzer aufmerksam gemacht hat. Meines Erachtens helfen die Gedanken von Herrn Ric betr. die Eucharistie nicht weiter, sofern der Zusammenhang mit dem Fasten und der Beichte nicht wieder hergestellt wird. Im Schweizer Protestantismus war die Vorbereitung auf den Empfang des Abendmahls eine Bedingung für den würdigen Empfang desselben: relativ stark betonten sie die geistige Seite der Kommunion, wovon wir durchaus unsere Lehren ziehen könnten. Wer zum Beispiel nie fastet, Steuern hinterzogen hat, ohne aufrichtige Reue die Ehe gebrochen, jemanden den gerechten Lohn vorenthalten, das misslungene Attentat auf Trump bedauert, jemanden ungerecht als Nazi beschimpft, sich bei hasserfüllten Gedanken über Fremde oder politische Gegner ertappt, Pornos geschaut, die Abtreibung gutgeheissen, oder sonst sich als Sünder vorkommt, kann immer noch wie Bruder Klaus in Form einer Betrachtung sich der geistigen Kommunion annähern.
  • user
    Stefan Fleischer 07.08.2024 um 08:42
    Und eines dürfen wir bei alledem nicht vergessen: Eine der Hauptursachen der heutigen Situation ist jener Paradigmenwerchsel von gottzentriert zu menschzentriert, welchr sich immer mehr ausbreitet. Wenn wir in die heutige Verkündigung in all ihren Formen hineinhören, so stelle wir fest, dass Gott meist eine untergeordnete Rolle spielt, dass das irdische Heil und Wohlbefinden des Menschen der Hauptauftrag der Kirche zu sein scheint. Dabei ist es doch so, dass je mehr die Menschen ihr Leben auf Gott und seinen Willen ausrichten, je mehr die absolute Gerechtigkeit Gottes im Leben des Einzelnen eine Rolle spielt, (selbstverständlich ohne deswegen seine Barmherzigkeit zu vergessen) je mehr das ewige Heil die erste Sorge der Seelsorge ist, desto besser, friedlicher, gerechter wird es auf dieser Welt zu und hergehen.