Anbetung der drei Magier. Mosaik in der Rosenkranz-Basilika in Lourdes. (Bild: Hammondtravels, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Neuevangelisierung

Erschei­nung des Herrn – Von der Anbe­tung zur Verkündigung

Am 6. Januar fei­ert die Kir­che «Epi­pha­nie», das Hoch­fest Erschei­nung des Herrn. Im klei­nen Kind in Beth­le­hem offen­barte sich der all­mäch­tige Gott. Diese Offen­ba­rung ist nicht abge­schlos­sen, denn Jesus Chris­tus ist in sei­ner Kir­che gegen­wär­tig bis ans Ende der Zeiten.

«Epiphanie» leitet sich vom griechischen Wort für Erscheinung ἐπιφάνεια ab und meinte ursprünglich die Erscheinung einer Gottheit unter den Menschen. In Jesus Christus gibt sich Gott den Menschen zu erkennen. In früheren Zeiten haben Propheten von Gott erzählt, doch Jesus Christus ist mehr als ein Prophet – er ist selbst das Wort Gottes, das Fleisch angenommen hat: «Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit» (Joh 1,14). Jesus ist in seiner Person und in seinem Sein die Offenbarung Gottes selbst. Gerade der Evangelist Johannes stellt in seinem Evangelium das gesamte Wirken und Leiden Jesu als Epiphanie dar.
Mit der Menschwerdung Jesu Christi ist die Offenbarung Gottes abgeschlossen. Dabei darf die Offenbarung nicht als historische Reminiszenz missverstanden verstanden werden. «Es geht vielmehr um die endgültige Vermittlung der personalen Nähe Gottes in ihrer geschichtlichen Gestaltwerdung […] Es ist Jesus Christus, der als Person der Mittler ist, der einzige und ewige Mittler zwischen dem einen Gott und den Menschen, und darum nicht mehr überboten werden kann. […] Die Kirche bleibt immer im Gespräch mit dem gegenwärtigen Christus. Er führt sie auf dem Weg der stetigen Umsetzung der Selbstmitteilung Gottes in die Subjektivität des Glaubens.»[1]

Zuerst wurde Jesus Christus durch Engel den Hirten bekanntgemacht: «Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine grosse Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt» (Lk 2,10–12). Die Hirten brachen sofort nach Bethlehem auf, um dieses Kind zu sehen und sich von der Richtigkeit der Mitteilung des Engels zu überzeugen.

Doch nicht nur die Hirten sollten von der Menschwerdung Gottes erfahren, sondern alle Menschen. Die Menschheit wird durch die Sterndeuter (Magier, Könige) repräsentiert. Wer oder was sie wirklich waren und wie viele es waren, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass sie Heiden waren, denn sie kamen «aus dem Osten» (Mt 2,1). Gemäss späterer Überlieferung waren die drei Heiligen Könige gelehrte Männer, die einen Stern gesehen hatten, der grösser und heller als alle anderen war. Sie begnügten sich nicht damit, ihn zu beobachten, sondern brachen auf und folgten dem Stern. Sie wollten die Wahrheit über den Stern erfahren. Der Stern führte sie nach Bethlehem zum neugeborenen Kind. «Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr grosser Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm» (Mt 2,10f). Sie fielen in Anbetung auf die Knie, weil sie wussten, dass Jesus der Sohn Gottes ist.

Das Hochfest Erscheinung des Herrn ist die Offenbarung Jesu als Messias Israels, als Sohn Gottes und als Erlöser der Welt. Es fasst verschiedene Epiphanie-Traditionen zusammen: In der Westkirche lag der Schwerpunkt vor allem in der Epiphanie gegenüber den drei Heiligen Königen, während die Ostkirche die Taufe Jesu als Offenbarung des dreifaltigen Gottes betonte. Auch die Hochzeit in Kana gehört zum heutigen Festgeheimnis, denn dort wirkte Jesus sein erstes öffentliches Wunder und zeigte so seine göttliche Vollmacht. Dies wird in der Magnifikat-Antiphon der zweiten Vesper des Hochfestes deutlich:

«Drei Wunder heiligen diesen Tag: Heute führte der Stern die Weisen zum Kind in der Krippe. Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit. Heute wurde Christus im Jordan getauft, uns zum Heil. Halleluja.»

Und die Benediktus-Antiphon lenkt den Blick auf die Kirche:

«Heute wurde die Kirche dem himmlischen Bräutigam vermählt: Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren Sünden. Die Weisen eilen mit Geschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird in Wein gewandelt und erfreut die Gäste. Halleluja.»

Das Hochfest der Erscheinung des Herrn weitet unseren Blick. Schauten wir bisher auf die Krippe, so sind wir jetzt aufgerufen, die Menschwerdung Christi zu bezeugen und – wie die drei Heiligen Könige – in die Welt hinauszutragen. So wie Jesus Christus damals in Bethlehem wahrhaft gegenwärtig war, so ist er noch heute in jeder Eucharistiefeier wahrhaft gegenwärtig und will angebetet und verkündet werden. «Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt» (Joh 1,9). Es liegt an uns, dieses Licht in die Dunkelheiten der Welt hinein zu tragen.

 


[1] Gerhard Ludwig Müller, Katholische Dogmatik, 49f.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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