Louis und Zélie Martin. (Bild: Fraychero, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Es gibt nicht nur Single-​Heilige

Es gibt sie, Ehe­paare, die selig– und hei­lig­ge­spro­chen wur­den, doch sind sie viel zu wenig bekannt. «swiss​-cath​.ch» stellt einige die­ser seli­gen und hei­li­gen Ehe­paare in nächs­ter Zeit näher vor.

Papst Johannes Paul II. erklärte in seinem Apostolischen Schreiben «Tertio millennio adveniente» (1994), dass bei der Aktualisierung der «Martyrologien» für die Universalkirche die Aufmerksamkeit «auf die Heiligkeit derer zu richten (sei), die auch in unserer Zeit die volle Wahrheit Christi gelebt haben. In besonderer Weise wird man sich hier um die Anerkennung der heroischen Tugenden von Männern und Frauen bemühen, die ihre Berufung in der Ehe verwirklicht haben: Da wir überzeugt sind, dass es in diesem Stand nicht an Früchten der Heiligkeit mangelt, empfinden wir das Bedürfnis, die geeigneten Wege dafür zu finden, dass diese Heiligkeit festgestellt und der Kirche als Vorbild für die anderen christlichen Eheleute vorgestellt werden kann» (Nr. 37, Hervorhebungen im Original).

Bereits die Bibel kennt heilige Paare: Abraham und Sara oder Zacharias und Elisabeth, um nur zwei zu nennen. Paulus erwähnt in seinen Briefen das vorbildliche Ehepaar Aquila und Priszilla.

Die Frühzeit des christlichen Glaubens kennt viele grosse Gestalten, aber auch unzählige Märtyrer, darunter viele Ehepaare. Das «Ökumenische Heiligenlexikon» führt für das frühe Christentum 57 Ehepaare auf– die meisten Märtyrer – dazu die «252 Gefährten von Meletius, Soldaten, Märtyrer, und deren Ehefrauen, Märtyrerinnen».

Nach der Konstantinischen Wende nahmen die Verfolgungen ab; so kennen wir aus dieser Zeit vor allem grosse Bekenner, darunter mehrere heilige Ehepaare, die Kinder hatten, die selbst auch heiliggesprochen wurden. Zwei Beispiele:

Basilius der Ältere (270–345) war der Sohn der heiligen Makrina der Älteren, seine Frau Emmelia (300–372) war die Tochter eines Märtyrers. Sie hatten neun Kinder, von denen fünf namentlich bekannt sind, darunter vier Heilige: Makrina die Jüngere (geweihte Jungfrau, herausragende geistliche Persönlichkeit), Basilius der Grosse (seine Mönchsregeln sind grundlegend für das orthodoxe Klosterleben), Gregor von Nyssa (Kirchenlehrer) und Petrus von Sebaste.

Gregor von Nazianz der Ältere (280–374) wurde von seiner Frau Nonna (280–374) zum Christentum bekehrt und war Bischof von Nazianz. Sie hatten drei Kinder, die heute als Heilige verehrt werden: Gregor von Nazianz dem Jüngeren (Kirchenlehrer), Cäsarius von Nazianz und Gorgonia.

Im Mittelalter finden sich unter den Seligen und Heiligen öfters staatliche Oberhäupter wie zum Beispiel Kaiser Heinrich II. († 1024) und Kunigunde († 1033/1039), König Stephan († 1038) und Gisela († 1060/65) von Ungarn oder Ludwig IV. und Elisabeth von Thüringen. Weniger bekannt sind der heilige Graf Elzear von Sabran († 1323) und seine Frau, die selige Delphina von Sabran († 1360). Sie zeichneten sich durch ihr vorbildliches Eheleben und ihre Wohltätigkeit gegenüber den Armen aus.

Aus der frühen Neuzeit kennen wir viele Ehepaare, die während der grausamen Christenverfolgung in Japan zu Blutzeugen wurden. Zahlreiche hatten Missionare unterstützt und bezahlten dafür mit ihrem Leben. Das «Ökumenische Heiligenlexikon» listet 33 Paare auf. Aber auch unter den Märtyrern während der Christenverfolgung in Korea finden sich mehrere Ehepaare.

In den letzten Jahrhunderten kennen wir nur wenige Selig- und Heiligsprechungen von Ehepaaren, die nicht für ihren Glauben gestorben sind. Das hat sicher auch damit zu tun, dass sie eine weniger grosse «Lobby» haben als Ordensleute.

Während der Bischofssynode «Die Rolle der christlichen Familie in der modernen Welt» im Jahr 1980 sprach sich der damalige Präfekt der «Kongregation für die Heiligsprechungen», Pietro Kardinal Palazzini), für die Eröffnung von Verfahren für Eheleute in der Ortskirche aus. Es brauche dafür aber die Unterstützung durch Freunde, Familienmitglieder und Laienbewegungen.
Papst Johannes Paul II. erklärte 1984, er wolle während seines Pontifikats ein Ehepaar zur Ehre der Altäre erheben. Dies geschah erst am 21. Oktober 2001 mit der Seligsprechung des italienischen Ehepaars Luigi (1880–1951) und Maria (1884–1965) Beltrame Quattrocchi.

Unter Papst Benedikt XVI. wurde das französische Ehepaar Louis und Zélie Martin, die Eltern der heiligen Thérèse von Lisieux, 2008 seliggesprochen. Die Heiligsprechung fand am 18. Oktober 2015 während der Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie statt.
Am 10. September 2023 wurde das polnische Ehepaar Josef und Viktoria Ulma zusammen mit ihren Kindern seliggesprochen.

Gemäss Prälat Helmut Moll, Herausgeber des «Deutschen Martyrologiums des 20. Jahrhunderts» sind im «Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse» eine ganze Reihe von Verfahren hängig, die Ehepaare betreffen, so jenes für das Ehepaar Daphrose und Cyprien Rugamba, welches während des Völkermordes 1994 in Ruanda umgebracht wurde.

Angestrebt werden auch Seligsprechungsverfahren für Frauen und Männer, deren Partner bereits selig- oder heiliggesprochen wurden, so für die Dienerin Gottes Amélie Ozanam (Ehefrau des seligen Frédéric Ozanam), die Dienerin Gottes Zita von Bourbon-Parma (Ehefrau des seligen Kaiser Karl. I von Österreich), Maria Theresia Batthyány-Strattmann (Ehefrau des seligen Laudislaus Batthyány-Strattmann) und für den Diener Gottes Pietro Molla (Ehemann der heiligen Gianna Beretta Molla).


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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  • user
    Meier Pirmin 22.10.2024 um 22:33
    Seit Jahren herrscht auf Flüeli-Ranft der Kult des Ehepaares Nikolaus und Dorothea, die selber von ihrem Ehemann immer für heilig gehalten wurde, im Sinne der Heiligkeit der Ehe, im Gegensatz zu den zeitgenössischen auch Obwaldner Landammännern und Ratsherren, die auch gemäss Testamenten über uneheliche Kinder verfügten und im Fall von Ratsherr Amschwand sogar gerichtsnotorisch häusliche Gewalt gegen ihre Ehefrauen ausübten. Falsch bleibt, dass Klaus von Flüe je seine Frau und seine Familie verlassen habe; die Pilgerschaft währte im Gegensatz zur zweijährigen Heiliglandreise von Adrian von Bubenberg bekanntlich im Gegensatz zu Klaus' auswärtigen Kriegsdiensten noch nach der Heirat nur wenige Wochen, und als einziger von rund einem Dutzend von mir recherchierten verheirateten Eremiten (wurde nach Tiridentinum abgestellt) lebte der zehnfache Familienvater stets in Rufweite seiner Frau und seiner Familie, von denen mindestens zwei Söhne nicht gerade durch Verständnis für ihren heiligmässigen Vater glänzten. Zur Thematik haben Roland Gröbli und der Theologe Huber lehrreich publiziert, wiewohl es über die Ehe zur damaligen Zeit noch mehr und Genaueres zu wissen gäbe. Es bleibt freilich dabei, dass die von Flüe an sich nie eine heilige Familie gewesen sind.