In seiner wöchentlichen Kolumne auf dem Internetportal «Exaudi» teilte Kardinal Arizmendi mit, dass das «Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung» am 8. November 2024 die «lang erwartete Anerkennung einiger liturgischer Anpassungen für die Feier der Heiligen Messe in den ethnischen Gruppen der Tseltal, Tsotsil, Ch'ol, Tojolabal und Zoque der Diözese San Cristóbal de Las Casas» erteilt hat. Diese Riten seien eine Form der Verkörperung des Glaubens in den für diese Kulturen sehr spezifischen Ausdrucksformen. «Wir erfinden sie nicht selbst, sondern wir übernehmen das, was sie leben und was mit dem römischen Ritus übereinstimmt.»
Konkret werden bei der Gabenbereitung, beim Gebet der Gläubigen und bei der Danksagung nach der Kommunion rituelle Tänze zugelassen. Es handle sich dabei nicht um Folklore, sondern um einfache, monotone und kontemplative Bewegungen der ganzen Gemeinde, die von traditioneller Musik begleitet werden und «dasselbe ausdrücken wie der römische Ritus, nur in einer anderen kulturellen Form».
Interessant ist die zweite Neuerung, die Kardinal Arizmendi anführt. «Es wurde beschlossen, dass eine, zwei oder drei Frauen anstelle des Priesters den Dienst des Weihrauchs in der Messe ausüben. Nachdem der Priester den Weihrauch aufgetragen und gesegnet hat, inzensieren sie den Altar, die Bilder, die Evangelien, die Ministranten und die Gemeinde.» Die Frauen benutzen dazu nicht das übliche Weihrauchfass, sondern ein kulturspezifisches Weihrauchgefäss. «Das ist keine feministische Forderung, sondern etwas Traditionelles in diesen ursprünglichen Völkern; es sind in der Regel die Frauen, die in den traditionellen Gebeten inzensieren.»
Damit wird sozusagen durch die Hintertür ein neuer liturgischer Dienst eingeführt, der ausschliesslich Frauen vorbehalten ist.
Und auch bei der dritten erwähnten Neuerung geht es indirekt darum, dass Laien Aufgaben des Priesters übernehmen:
«Es wurde auch gebilligt, dass ein Laie, in einigen Regionen Vorsteher oder Vorsteherin genannt, der eine Person von anerkannter moralischer Bedeutung ist, bestimmte Teile des Gemeinschaftsgebets leitet, entweder zu Beginn der Messe, um die Gemeinde in die Feier einzuführen, die Anliegen zu nennen und um Vergebung zu bitten, oder im Gebet der Gläubigen, nachdem der Priester die erste Einladung ausgesprochen hat und mit dem Schlussgebet schliesst, oder nach der Kommunion als Danksagung, die der Priester mit dem Nachkommuniongebet abschliesst.» Kardinal Arizmendi betont, dass damit nicht der Priester seines Dienstes als Vorsitzender der Versammlung beraubt werden soll, «denn er ist es, der die Feier leitet und diese Momente autorisiert». Die Begründung für diese Neuerung: «Dieser Laie betet nicht nur für sich selbst, sondern fördert und leitet das Gebet aller. Dies ist eine weitere Möglichkeit, die Gemeinde einzubeziehen; nicht der Inhalt des römischen Ritus wird verändert, sondern sein kultureller Ausdruck.»
Heidnische Einflüsse und Reformagenda
Die bekannte deutsch-amerikanische Historikerin und Publizistin Maike Hickson hat sich mit der Maya-Liturgie, die an mehreren Orten in der Diözese San Cristóbal bereits durch den Bischof erlaubt wurde, vertieft auseinandergesetzt. In ihrem Beitrag[1] weist sie darauf hin, dass die rituellen Tänze in der Maya-Kultur als Mittel zur Kommunikation mit den verschiedenen Göttern und Geistern angesehen werden.
In der Diözese San Cristóbal wurden Hunderte indigene ständige Diakone geweiht. Bei ihrer Weihe werden die Ehefrauen einbezogen. Maike Hickson zitiert aus einem Aufsatz von Kardinal Arizmendi: Die Ehefrau «bleibt während der gesamten Zeremonie an seiner [des Diakons] Seite», «sie legt sogar ihre Hand an die ihres Mannes, wenn er das Gehorsamsversprechen abgibt. Bei der Niederwerfung des Diakons bleibt sie kniend an seiner Seite». Die Ehefrau «empfängt zusammen mit ihrem Mann das Evangelienbuch. Sie hilft als ausserordentliche Kommunionspenderin. Und bei den gewöhnlichen Feiern ist die Frau diejenige, die den Altar, die Evangelien, die Bilder, die Ministranten und die anderen Personen beweihräuchert.»
Die Ehefrau eines Diakons hat eine liturgische Rolle. So schreibt Kardinal Arizmendi: «Bei der Ankunft am Altar wird dieser vom Zelebranten und, falls vorhanden, von den Diakonen und seiner Frau geküsst».
Der nächste Ritus bereits in Vorbereitung
Kardinal Arizmendi schliesst seine Kolumne mit dem Wunsch: «Möge diese Zustimmung den Prozess der Förderung ähnlicher Anpassungen in anderen indigenen Gruppen fördern. In diesem Sinne hoffen wir, dass Bischöfe und Pastoralreferenten daran interessiert sein werden, vielen katholischen Ausdrucksformen unserer ursprünglichen Gruppen einen liturgischen Wert zu verleihen und sie nicht als blosse Folklore oder Relikte vergangener Zeiten zu betrachten, noch sie als Synkretismus und Heidentum zu verachten oder zu verurteilen.»
Diese von Kardinal Arizmendi gleich mehrfach vorgetragenen Beteuerungen evozieren das Bild verbaler Weihrauchschwaden, mit denen der Blick auf die tatsächlich synkretistischen Schlagseiten des Maya-Messritus vernebelt werden soll. Aufschlussreich ist auch die eingangs zitierte Aussage «Wir erfinden sie [die spezifischen kulturellen Ausdrucksformen der Maya-Kultur] nicht selbst, sondern wir übernehmen das, was sie leben und was mit dem römischen Ritus übereinstimmt.» Doch exakt dieser nachkonziliare römische Ritus entsprang nicht der liturgischen Praxis des Kirchenvolkes, sondern wurde am Bürotisch erfunden.
Und schon ist der nächste Ritus in Planung. Der Vatikan erwägt, noch in diesem Jahr eine dreijährige Testphase für den «amazonischen Ritus» zu starten. Der «Amazonas-Ritus» ist ein Produkt der höchst umstrittenen Amazonassynode von 2019. Zu den vielen Forderungen dieser Synode gehören die Einführung von Priesterinnen und die Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt.[2]
Approbierte Texte des Maya-Ritus: https://www.aciprensa.com/pdf/liturgia-indige1.pdf
[1] Der Beitrag erschien zuerst auf «LifeSiteNews», später auf Deutsch auf «katholisches.info» https://katholisches.info/2023/03/20/der-von-papst-franziskus-gefoerderte-neue-ritus-der-maya-messe-ist-voll-von-heidnischem-goetzendienst-und-heidnischen-symbolen/
[2] Dazu https://acnmex.com/la-teologia-pagana-base-del-rito-maya-que-se-impone-en-mexico/
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Ich möchte jedoch die Kritik, die Herr Ammann angebracht hat, noch radikalisieren, indem ich die Argumente von Frau Hickson nicht nur als unfair, sondern auch als an Häresie grenzend bezeichne, da hier ein unkatholisches Menschenbild propagiert wird. Als Katholiken glauben wir daran, dass Gott die Welt gut erschaffen hat und auch der Sündenfall die Welt nicht total verdorben hat. Man darf daher nicht einen zu starken Gegensatz zwischen Profanem und Sakralem ziehen, da auch das von Menschen Geschaffene gut ist. Wie Herr Ammann richtig schreibt, ist jede Liturgie ein Produkt des menschlichen Geistes, was auch nicht schlimm ist, da Gott den Menschen befähigt, Schönes und Wahres zu erschaffen. Natürlich lauert in diesem Wirken des Menschen immer die Gefahr, dass sein Schaffen nicht mehr Gott und den Mitmenschen dient, sondern nur sich selbst. Wenn Frau Hickson aus einem kulturellen Überlegenheitsgefühl die Kultur der Mayas als heidnisch bezeichnet, sollte sie sich fragen, ob in unserer westlichen Kultur und der Art und Weise, wie wir den Glauben praktizieren, nicht auch sehr viele Elemente vorhanden sind, die gar nicht wirklich christlich sind, sondern heidnisch. Jeder Christ, unabhängig von seiner Kultur, ist immer wieder aufgefordert, sich kritisch zu hinterfragen, inwiefern er wirklich den christlichen Glauben praktiziert oder einem goldenen Kalb folgt.
Nicht jede Übernahme anderer kultureller Formen ist gleich abwertend als synkretistisch zu qualifizieren. Jeder Messritus ist Ausdruck einer bestimmten Kultur und Zeit. Bisher ist noch kein Messbuch vom Himmel gefallen - noch nicht einmal jenes von 1962. Der römische Ritus hat sich historisch eindeutig beim römischen Kaiserzeremoniell und späteren fränkischen Gepflogenheiten bedient. Ist auch kein Problem - solange die Gesten christlich gedeutet und verstanden werden und das Sakrament angemessenen gefeiert wird. Zudem ist die aktuelle Uniformität des Messritus historisch die Ausnahme. Früher waren sogar in Europa sehr unterschiedliche liturgische Gepflogenheiten üblich.
Der Vorwurf an die Liturgiereform ist billig und falsch. Noch jedes Messbuch wurde letztendlich irgendwo von Experten zusammengestellt. Jede Liturgiereform (und es gab mehrere ) brachte mehr oder weniger grosse und abrupte Veränderungen - nicht zuletzt die Tridentinische. Das aktuelle Messbuch ist ebenfalls Ergebnis eines Prozesses und ist in allen Teilen gerechtfertigt. Das zeigt schon rein die weitgehende Rezeption in der Weltkirche, die nur bei einer verschwindend kleinen Minderheit nicht oder nur teilweise stattfand. Man besuche die "alte Messe", wenn man dies wünscht, aber lasse die nostalgische Verbitterung bitte weg.
Hier liegt der Hund begraben!
In unserer heutigen Zeit, wo Gott immer mehr zur Seite geschoben und der Mensch zum Zentrum aller Dinge gemacht wird, dürfte es schwer fallen, was auch immer aus heidnischen und/oder gottlosen Kulturen so in die Liturgie einzubauen, dass diese sich nicht schliesslich als giftig für den wahren Glauben und eine gesunde Gottesbeziehung erweisen werden.
Eventuell können die Dogmatiker in Rom vom globalen Süden noch etwas lernen.
Sicherlich ist nicht immer alles besser gewesen was die Kirche gebracht hat. Zelebration zum Volk, Handkommunion und noch andere Dinge sollte man schnellstens korrigieren, aber wir müssen keine Angst haben, dass jetzt die Kirche gefallen ist.