Für den Fortgang des Seligsprechungsprozesses von Bruder Meinrad ist in erster Linie der Priester Dr. Hans-Peter Fischer als sogenannter Postulator zuständig (er wird von Vize-Postulator Bruder Alexander Schlachter assistiert). Der in Freiburg im Breisgau geborene Dr. Hans-Peter Fischer hat im Verlauf seines langjährigen kirchlichen Dienstes als Priester wichtige Ämter ausgeübt. So war er während vieler Jahre Rektor des Campo Santo Teutonico und des dazugehörenden Priesterkollegs. Am 20. Juli 2017 ernannte ihn Papst Franziskus zum Richter der Sacra Rota Romana, dem vor allem mit Ehenichtigkeitsverfahren befassten Gericht des Vatikans. «swiss-cath.ch» hat ihn zum aktuellen Stand des Seligsprechungsverfahrens von Bruder Meinrad Eugster befragt und ihn um seine Einschätzung dieser aussergewöhnlichen Persönlichkeit ersucht.
Wie ist der aktuelle Stand des Seligsprechungsprozesses?
Die für die Seligsprechung von Bruder Meinrad notwendige Prüfung des Tugendgrades wurde schon 35 Jahre nach seinem Tode erfolgreich bestanden. Deshalb hat Papst Johannes XXIII. durch Dekret vom 28. Mai 1960 Bruder Meinrad als «verehrungswürdig» anerkannt. Seither «ruht» das Verfahren zu seiner Seligsprechung. Im Fachjargon des vatikanischen «Dikasteriums für die Selig-und Heiligsprechungsprozesse» spricht man daher von einer «schlafenden» oder besser gesagt «ruhenden» Causa, auch wenn wir überzeugt sein dürfen, dass bis heute unzählige Menschen auf die Fürsprache des «Ehrwürdigen Diener Gottes» sicherlich besondere «Gnaden» erhalten haben. Aber noch ist kein «Wunder» auf seine Fürsprache geschehen, das letztlich für eine Seligsprechung notwendig ist. Die Kirche verlangt für die offizielle Anerkennung der Selig-bzw. Heiligkeit eines Christen als göttliche Bestätigung ein «Wunder», das die Naturgesetze übertrifft. Im Unterschied dazu wird eine «Gnade» als eine göttliche Hilfe verstanden, die für das Gelingen der menschlichen Aktivitäten erlangt wird. Diese Hilfe drückt sich jedoch nicht als eine Umwälzung der Naturgesetze aus, sondern als eine Ergänzung innerhalb der Natur selbst, eine besondere Hilfe, die Gott gewährt, indem er die natürlichen Möglichkeiten intensiviert. Der aktuelle Vizepostulator Bruder Alexander Schlachter OSB vom Kloster Einsiedeln erfährt durch mündliche und schriftliche Berichte nicht selten von solchen «Gnadenerweisen», die auf die Fürsprache des «Diener Gottes Bruder Meinrad» geschehen.
Bruder Meinrad lebte ein unauffälliges Leben als Laienbruder. Was macht seine «Heiligkeit» aus?
Als Bruder Meinrad am 14. Juni 1925 starb, waren nicht nur seine Mitbürger in der Einsiedler Benediktinergemeinschaft, sondern unzählige Menschen überzeugt, dass ein Heiliger zu Grabe getragen wird. Tatsächlich war sein Leben vordergründig unspektakulär. Er hat um sich selbst kein grosses Gedöns gemacht und sich wenig wichtig genommen. Er war kein Mann grosser Worte. Vielmehr war er «Täter» des Wortes, ganz im Sinne der biblischen Weisung aus dem Jakobusbrief: «Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen.» Für ihn zählte nicht das Grosse, was man vorzeigen und womit man angeben kann. Vielmehr waren es die vielen kleinen Dinge zwischendrin, die er voller Liebe und Hingabe und Barmherzigkeit tat, weil er hierin Jesus nachzufolgen suchte. In dieser einfachen Art und Weise war Bruder Meinrad ganz nahe am Herzen Gottes. Sein Leben hat Gottes Herrlichkeit widergespiegelt. Das macht seine Heiligkeit aus.
Es sind einige Schriften von Bruder Meinrad erhalten. Um welche Art von Texten handelt es sich?
Bei den vorhandenen Schriften handelt es sich um 40 Briefe, die im Hinblick auf den 100. Todestag von Bruder Meinrad veröffentlicht werden und uns dessen Persönlichkeit sehr lebendig vor Augen führen.
In welcher Beziehung kann Bruder Meinrad den Menschen von heute ein Vorbild sein?
Das Christentum in Europa steckt in einer Krise. Die Zeit der sogenannten «Volkskirche», wo die Mitgliedschaft in der Kirche zur Normalität zählte, ist vorbei. Glaube und Kirche haben längst den Rückzug ins Private angetreten. Umso wichtiger erscheint es mir da, von Biographien zu wissen, die ihren Glauben ohne grosses Aufheben im normalen Alltag, hier sogar als Mönch im Kloster, lebten. Bruder Meinrad hat das Nächstenliebe-Gebot in seinen Verhaltensweisen im Alltag und im religiösen Vollzug nicht nur glaubhaft realisiert, sondern auch die mit der Taufe als Grundhaltungen empfangenen göttlichen Tugenden – Glaube, Hoffnung und Liebe – in seiner Beziehung zu Gott und den Mitmenschen vorbildlich gelebt.
Was beeindruckt Sie persönlich an der Person des Bruder Meinrad?
Bei Bruder Meinrad stand nie das «Ich» im Mittelpunkt. Indem er sein Herz immer dem Heiligen Geist öffnete, belebte er in seinem «Ego» die göttlichen Tugenden. Sein Wunschziel, gut zu handeln und Gutes zu tun, versuchte er auf dem täglichen Weg der Heiligung des Alltags zu erreichen. Mich beeindruckt zudem seine liebenswürdige und so sympathische Ausstrahlung, das uns das Fotoportrait über seinem Grab in der Klosterkirche von Einsiedeln vermittelt.
Für das Gedenkjahr zum 100. Todestag von Bruder Meinrad Eugster ist eine Ausstellung am «Hof», dem Gästebereich des Klosters Einsiedeln, geplant. Dabei wird nicht nur das Leben von Bruder Meinrad vorgestellt, sondern es werden auch Gegenstände gezeigt, welche mit ihm und seinen Tätigkeiten im Kloster Einsiedeln in Verbindung stehen.
Die Ausstellung wird am 14. Januar 2025 eröffnet und dauert bis und mit 14. Dezember 2025. Der Eintritt ist gratis, eine Spende in den Kollektentopf zur Förderung der Seligsprechung von Bruder Meinrad ist willkommen.
Zum Jubiläumsjahr entsteht ein Dokumentarfilm (30 Minuten) und ein Kurzfilm (7 Minuten) zum Leben und zur Botschaft von Bruder Meinrad Eugster. Dieser sollte auf Neujahr 2025 fertiggestellt sein.
Im Rahmen des Gedenkjahres zum 100. Todestag ist die Publikation der Gesamtausgabe der Schriften von Bruder Meinrad geplant sowie eine «Novene mit Bruder Meinrad».
«Heiliger Gott, ich danke dir, dass im Leben deines Dieners Bruder Meinrad Eugster ein Abglanz deiner Heiligkeit aufleuchtet.
In seinem verborgenen Leben als Mönch in der Benediktinerabtei Maria Einsiedeln strahlen Vertrauen, Demut, Hingabe, Treue, Geduld, Dankbarkeit, Einfachheit, Beständigkeit und Zufriedenheit auf.
Dadurch wird er auch für mich zum Vorbild für meinen eigenen Weg der Heiligkeit in der Nachfolge deines Sohnes Jesus Christus.
Gib, dass wir Bruder Meinrad bald als Seligen verehren können und gewähre mir die Gnade, um die ich dich auf seine Fürsprache vertrauensvoll bitte. Amen.»
Eine Novene sowie Rosenkranzgebete mit Bruder Meinrad finden sich hier
Webseite zu Bruder Meinrad mit allen Informationen.
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