Neuevangelisierung

Gaudete-​Sonntag – eine Atem­pause im Advent

«Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch ein­mal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe»(Phil 4,4.5) Mit die­sen Wor­ten eröff­net der Pries­ter an die­sem Sonn­tag die Hei­lige Messe. Auf Latein beginnt der Bibel­vers mit «Gau­dete in Domino sem­per»; von hier hat der «Gaudete-​Sonntag» sei­nen Namen.

Der dritte Sonntag im Advent liegt genau in der Mitte der Adventszeit. Er bietet mit seinen Texten ein kurzes Durchatmen und eine Neuorientierung.
Am ersten Adventssonntag erzählen die liturgischen Texte von der Wiederkunft Christi am letzten Tag, am zweiten Adventssonntag stehen das Warten und die Ankunft Christi im Zentrum. An beiden Sonntagen werden wir – von Johannes dem Täufer zum Teil mit drastischen Worten – zur Umkehr aufgerufen. Doch am dritten Adventssonntag geht es um die Freude, jene Freude, auf die der Advent uns vorbereitet: die Geburt Jesu, die Menschwerdung Gottes. So ist der Gaudete-Sonntag wie eine Vorwegnahme der Weihnachtsfreude.

Diese Freude zeigt sich auch in der liturgischen Farbe: Ist sie im Advent (früher als Busszeit begangen) Violett, so wird diese zu einem Rosa aufgehellt, ohne jedoch schon in das Weiss überzugehen – diese Farbe ist dem Fest der Geburt Christi vorbehalten.

Das Wort «Freude» begleitet uns durch die Heiligen Messe und lässt uns in den Jubel einstimmen. Nach dem bereits erwähnten Eröffnungsvers, der uns auf die Quelle der Freude hinweist («Denn der Herr ist nahe»), entfaltet das Tagesgebet diesen Gedanken:

Allmächtiger Gott, sieh gütig auf dein Volk,
das mit gläubigem Verlangen das Fest der Geburt Christi erwartet.
Mache unser Herz bereit für das Geschenk der Erlösung,
damit Weihnachten für uns alle ein Tag der Freude und der Zuversicht werde.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Die Erste Lesung aus dem Buch Zefánja (Zef 3,14–17) ruft uns zu: «Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!» und wir übernehmen diese Aufforderung im Kehrvers des Antwortpsalms «Freut euch und jubelt; in eurer Mitte ist der Herr». Die Zweite Lesung ist aus dem Brief an die Gemeinde in Philippi, aus dem die Worte des Eröffnungsverses genommen sind. Sie fordert uns auf: «Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren» (vgl. Phil 4,4–7).

Im Evangelium fragen die Menschen Johannes den Täufer, was sie tun können, um sich auf die Ankunft des Messias vorzubereiten.

«Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen» (vgl. Lk 3,10–18)

Wir Christen kennen ein dreifaches Kommen Jesu Christi: Seine Menschwerdung und seine Wiederkunft in Herrlichkeit. Bis er endgültig wiederkommt, ist der «immerzu Kommende», dem wir die Tür unseres Herzens öffnen sollen (vgl. Offb 3,20). Der Kommunionvers der Heiligen Messe vom Gaudete-Sonntag bringt das schön zum Ausdruck: «Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Er selbst wird kommen und euch erretten.»

Die Freude auf die Geburt Jesu Christi an Weihnachten und gleichzeitig über sein Kommen in Herrlichkeit, dessen Stunde wir aber nicht kennen, soll den ganzen Advent prägen. Der Gaudete-Sonntag bringt diesen Gedanken aber in besonderer Weise zum Ausdruck. Er ist eine kleine Pause im geschäftigen Advent, die uns hilft, uns wieder neu zu besinnen, worauf wir uns vorbereiten: auf die Geburt Jesu, der von Gott kommend Mensch geworden ist, um uns zu retten.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin.


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