Die Kirche im dualen System präsentierte sich als Firma. Es ging um Themen wie Pensionskasse, Rentenalter, Gleichberechtigung, Lohnentwicklung und die Sorge, wie sich in der Stadt Zürich mit den aktuellen Lohn-Tabellen noch Leute finden lassen. So weit so gut. Als ich vor sechseinhalb Jahren Mitglied der Kirchenpflege wurde, wollte ich Gott und seiner Kirche dienen. Das Zweite Vatikanische Konzil, welches bis heute nicht richtig umgesetzt wird, hebt die Berufung der Laien im Dienst der Kirche hervor. Wenn Menschen in der Kirche arbeiten, müssen sie natürlich ihren Lebensunterhalt verdienen. Wenn aber das Geld im Zentrum steht und nicht der Dienst, dann haben wir die Situation, wie sie heute im deutschsprachigen Raum vorherrscht.
Ein Teilnehmer meinte, die Kirche müsse sich endlich verändern, wir müssten die Jungen in die Kirche holen usw. Bis zu dieser Aussage hörte ich in zwei Stunden kein einziges Mal den Namen Gottes. Ich erwiderte kurz und bündig: Wenn wir auf die Weltkirche blicken, wenn wir unser Augenmerk auf die Weltjugendtage richten oder auf das Adoray Festival oder dort wo gebetet wird, stellen wir fest: Es gibt Jugendliche. Wir müssen vielleicht weniger Aktivismus betreiben und nicht meinen, wir könnten alles, sondern auch auf den Herrn vertrauen. Zitat Ende. Die einen lachten mich natürlich aus.
Aus meiner Sicht wird die Kirche in diesem System nicht mehr lange überleben. Jene Pfarreien, wo der Glaube gelebt wird, und ich meine nicht durch Veranstaltungen, sondern durch das Gebet, gibt es Gläubige allen Alters, dort herrscht auch eine andere Stimmung. Der Nationaldirektor von Missio Österreich, Pater Karl Wallner, betont immer wieder, die Laien müssen ihre Berufung in den Pfarreien leben. Der Generalvikar, der unsere Pfarrei in der Pause im Gespräch mit mir lobte, bestätigte dies. Dort wo gebetet wird, lebt die Pfarrei. Die Priester, welche durch dieses System zu Managern degradiert wurden, haben oft gar nicht die Zeit, um auch noch echt pastorale Initiativen zu ergreifen. Darum sollen wir Laien z. B. den Rosenkranz beten, Kreuzwegandachten oder Maiandachten durchführen. Wenn der Priester mitbeten kann, umso schöner, wenn er mal nicht kann, sollen wir stellvertretend für die ganze Pfarrei beten. Das ist unsere Berufung als Laien. Wir sollen die Priester unterstützen, damit sie dem «Kerngeschäft», dem Spenden der Sakramente, nachgehen können.
Die Kirche ist der Leib Christi. Wenn wir die Kirche nicht wieder als das entdecken, was sie ist, wird es keinen Aufbruch geben in unserem Land. Der verstorbene Papst Benedikt XVI. prophezeite vor knapp 70 Jahren bereits, dass die Kirche eine kleinere Herde wird, dafür eine gläubigere. Dass die Kirche schrumpft, ist auch den Firmenmanagern der Synode bewusst, dass aber jene, welche in der Kirche bleiben, die betenden Gläubigen sind, eher nicht. Denn sonst würde man einen ganz anderen Kurs fahren. Menschlich gesehen sieht es nicht rosig aus, doch wenn wir darauf vertrauen, dass die Kirche nicht eine von Menschen gemachte Firma ist, sondern die Kirche Jesu Christi, dann können wir zuversichtlich sein und auf ihn vertrauen. Er gab uns die Gewissheit: Die Pforte der Hölle werden sie nicht überwinden.
Gastkommentare spiegeln die Auffassungen ihrer Autorinnen und Autoren wider.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Unsere Pfarrer müssen nicht primär nur Sakramentsspender sein.
Sie müssen dank ihrer Ausbildung in Philosophie und Theologie den Sinn und Geist des Gebetes, der objektiven Dimension des Göttlichen und Geistigen immer wieder beleben und erhellen.
Die Krise besteht darin, dass die meisten Priester geistige Nieten und intellektuelle Faulenzer sind, die sich nach dem Abschluss der Hochschule vom geistigen Gefecht ihrer Studien wie Faulpelze verabschieden, um sich in infantile oder senile Pastoralgeschäftigkeit zu versenken. Gleichzeitig treten sie aber auf, besonders wenn sie auch Pfarreileiter sind, als Platzhirsche, die jede Kritik verabscheut und besonders alle Intellektuelle verabscheut, die die Pfarrer geistig in Schatten stellen könnten.
Wenn man sie mit scharfen Argumenten angeht oder aufmuntert, gegen irrtümliche Meinungen in der Gesellschaft mutig ankämpfen, ziehen sie sich im geborgenen Herrgottswinkel ihrer Pfarrei zurück und verweisen darauf, dass die Beschäftigung mit den Studien, fast wie wenn sie eine lästige, müssige Pflichtübung der Vergangenheit gewesen wäre, weit hinter ihnen liegt.
Nichts von den hochspannenden Diskussionen an der Front der theologisch-philosophischen Forschungswelt dringt weiter in den Pfarreien. Alles Spannende wird abgeschirmt. Pfarreien sind Orte geistiger Langweile von geistlosen Modernisten oder Traditionalisten geworden, bei denen alles, was sie handhaben infantil, senil und vor allem arrogant anmutet.
Es lebe das Feuer geistiger Auseinandersetzung und Hingabe der Geistlichen, man möge es entfachen, wo es noch Potential hat.
Beten wir beherzt dafür bei allen Heiligen!
„Seht doch eure Berufung an, ihr Brüder und Schwestern: Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle sind berufen; sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; und was unedel und verachtet ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist, damit sich kein Mensch vor Gott rühme.“
Was sollen wir tun? Ich meine dies: a) Gott vertrauen, dass die Pforten der Hölle die Kirche nie überwinden werden; b) viel beten und fasten; c) zur überlieferten Lehre der Apostel stehen, auch wenn wir diskriminiert und evtl. nicht mehr gewählt werden, d) Gott treu bleiben egal wo und wie. e) unsere Hirten zur Treue ermahnen und die Schwachen vor Wölfen im 🐑 pelz warnen.
Im übrigen haben die Laien keine Sendung, und auch keine Berufung, sie sind einfach da als Leib Christi. Das ist ihr Leben.
Die "Sendung"liegt in den Sakramentspendern, welche eben den Messias und Sein Kommen auf Erden realisieren. Die Laien sind die Empfänger.
https://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_decree_19651118_apostolicam-actuositatem_ge.html